International - Sprachen lernen

Fragen, Probleme und Austausch über kulturbezogene Probleme, Aus- und Einwanderung (Migration) und bikulturelle Partnerschaften
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sandrin
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Beitrag So., 10.11.2013, 11:55

Ja, aber einige schreiben hier ja, dass sie fünf Sprachen sprechen. Die haben doch auch nebenher noch was zu tun, denke ich mal...

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Tristezza
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Beitrag So., 10.11.2013, 11:57

Ich denke, die sind, wie Luxbordie, schon mit zwei, drei Sprachen groß geworden. Das sind natürlich ganz andere Voraussetzungen.


leberblümchen
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Beitrag So., 10.11.2013, 12:00

Sandrin, das meine ich ja. Wenn du das als Zeitfaktor betrachtest, dann geht das Affektive doch unter, oder? Du kannst die technischen Dinge ja immer unterwegs anpacken: in der Bahn, auf dem Klo, im Wartezimmer, im Supermarkt - du kannst deine Verben pausenlos runterrattern oder dir im Supermarkt überlegen, was 'fettarm' in 'deiner' Sprache heißt usw. Und alles andere, das kommt, wenn du es aufnehmen kannst.

Ist das nicht dieselbe Diskussion wie die Frage, ob man Zeit für eine Beziehung hat? Wenn ich jemanden liebe, dann HAB ich Zeit. Vielleicht nicht unbegrenzt, aber der Tag eines jeden Menschen hat 24 Stunden.

Oder du stellst halt fest: Ich hab zwar grundsätzliches Interesse an Sprachen, aber ich hab so viel Stress, dass ich sie nicht lernen kann. Punkt. Dann machst du halt das, wofür die Zeit reicht.

Ich verstehe also das Problem nicht so ganz...

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sandrin
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Beitrag So., 10.11.2013, 12:03

Ja, das mag sein. Ich fühle mich da immer total unbegabt, weil ich das nicht schaffe, obwohl man mir auch immer ein gewisses Talent nachgesagt hat und ich Sprachen so liebe.

@ Leberblümchen: Nein, das glaube ich nicht. Du kannst noch so sehr eine Vorliebe für etwas haben, du hast auch nur 24 Stunden zur Verfügung. Sicherlich stimmt es, dass man im Alltag viel einbauen kann (z. B. höre ich immer Hörbücher in der Fremdsprache während des Autofahrens, dennoch brauche ich die Zeit auch, um meine Unterrichtsplanung nochmal in Gedanken durchzugehen, verstehst du?). Da stößt man trotzdem an seine Grenzen. Genauso beim Einkaufen. Ich kann nicht an zehn Sachen gleichzeitig denken. Natürlich kann ich in Gedanken übersetzen. Wenn ich aber gleichzeitig schon überlege, wie ich das mit der Vorbereitung und Korrektur noch alles unterkriege, dann wird's schwierig. Aber deshalb habe ich trotzdem weit mehr als ein grundsätzliches Interesse an Sprachen.

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leberblümchen
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Beitrag So., 10.11.2013, 12:10

Ich denke, es gibt bestimmt auch Leute, die noch stärker sprachbegabt sind und die z.B. nie lernen müssen. Und dann natürlich die, die in Ländern wohnen, in denen mehrere Amtssprachen das Leben begleiten. Und die, die bilingual aufwachsen oder die längere Zeit im Ausland gelebt haben.

Wenn das alles nicht auf dich zutrifft, dann musst du deine Grenzen akzeptieren und das, wofür die Zeit reicht, halt mit Liebe tun.

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sandrin
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Beitrag So., 10.11.2013, 12:24

Das stimmt schon. Wie gesagt, ich glaube halt auch, dass die Definitionsgrundlagen von "eine Sprache können" schon unterschiedlich sein können.


ziegenkind
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Beitrag So., 10.11.2013, 13:11

mein mann kann nicht leben, ohne sprachen zu lernen. er braucht das wie das atmen. er hat aufgehört zu zählen, wie viele er kann. oft ist er interviewt und befragt worden, wie geht das, wie machen sie das. seine antwort: es gibt kein anderes geheimnis außer disziplin und lernen. und in der tat: wenn andere zur entspannung den tatort gucken, dann liest er grammatiken und schreibt vokabellisten. ihn entspannt das. aber tun muss er das auch.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.


pandas
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Beitrag So., 10.11.2013, 13:59

sandrin hat geschrieben:Ja, aber einige schreiben hier ja, dass sie fünf Sprachen sprechen. Die haben doch auch nebenher noch was zu tun, denke ich mal...
Ich tippe, da spielen durchaus auch die tatsächlichen Anwendungsmöglichkeiten eine wichtige Rolle für die Motivation und Umsetzung. Oder ob es gar beruflich ohnehin integriert ist. Zum Beispiel bekommen viele Berufsgruppen, die international tätig sind bzw. im Ausland eingesetzt werden, dazu in der Arbeitszeit Sprachkurse, teilweise stundenweise, teilweise kompakt ( 1 - 2 Monate Vollzeit vor dem jeweiligen Einsatz). Auch gibt es Berufsgruppen, wo im Studium vermittelt wird, wie Sprachen an sich gutmöglichst erlernt werden können, Sprachstruktur etc. und damit meine ich jetzt nicht, dass romanische und/oder angelsächsische Sprachen Ähnlichkeiten aufweisen, sondern wie sich in anderen Kulturkreisen Sprachen darstellen und in Bezug stehen.

Und dann trägt das viele Reisen dieser Berufsgruppen ein weiters dazu bei, recht viele Sprachen gut zu beherrschen, wobei meist ja zusätzlich Übersetzer hinzugezogen werden ...

... insofern, liegt es auf der Hand, dass es bei Menschen, die eine (bzw. mehrere) Sprache als Hobby lernen wollen, nicht so schnell vorangeht.

Ich lerne auch gerne Sprachen, nach der Schulzeit war hier aber stets die größte Motivation der beabsichtigte Einsatz.
Und dann gelang es auch. Natürlich finde es zusätzlich auch toll, hier in Deutschland im Alltag bei kleinen Dingen dann viele Dinge in anderssprachigen Zusammenhängen zu verstehen (wie z.B. bei der "Nebensache" Filmfestivals etc.).

Übrigens, man sollte nicht davon ausgehen, dass in Ländern, wo mehrere Sprachen Amtssprachen sind, jede Person jede dieser "offiziellen" Amtssprachen wie die Muttersprache oder auch einfach gut beherrscht. Erstens, ist das nicht so einfach, wie man denkt, mit der multilingualen Erziehung. Das klappt hierzulande auch nicht immer so gut. Es ist ja noch nicht so lange eingeführt, dass man wirklich davon ausgehen kann, dass es bereits Erwachsene gibt, die bereits im Kindergarten bilingual erzogen worden sind. Aber in der Schule etc. gibt es betroffene Kinder. Und da zeigt sich, dass es nicht so ist, dass diese Sprachen zumeist dann so perfekt beherrscht werden, wie es bei einer hauptsächlich monolingualen Kita der Fall mit der dort vermittelten Sprache der Fall ist. Mitunter bestehen dann nämlich Defizite in allen dem Kleinkind vermittelten Sprachen ...
... wer sich mal an einer Europaschule aufhält, wird feststellen, dass keinesfalls alle Kinder dort in beiden Sprachen sicher sind.
Der größte Vorteil von Europaschulen liegt bei Kindern, die mit ihren Eltern aus einem anderen Land neu zuziehen. Diese können dann unter Beibehaltung ihrer Muttersprache die neue Sprache peu a peu erlernen, was an einer einsprachigen Schule nicht der Fall wäre.

Ausserdem, in Südafrika zum Beispiel, welches heute ca. 8 Amtssprachen hat, galt es vor der Befreiung mitunter auch als Akt des Widerstandes, die Sprachen der Kolonisatoren nicht zu erlernen, wobei das umstritten war, denn es wurde auch eingesehen, dass diese Sprachen zur Verständigung und gerade zur Durchsetzung gegen die Kolonisatoren benötigt werden.

Auch in den osteuropäischen Ländern ist es so, dass die neue Generation seltener russisch spricht. (Für die Bevölkerung war ohnehin immer die jeweilige Muttersprache die erste Sprache, nicht das Russische). Heute lernt man als zweite Sprache meist lieber Englisch.
Natürlich ist das ein Problem für dort lebende Russen, die nicht die Landessprachen erlernt haben und dies nun gegebenfalls nachholen müssen. (Welche von der Sprachstruktur sehr komplex sind.)

Ist es nicht so, dass es in der Schweiz verschieden sprachige Landesteile gibt? Somit nicht jeder Schweizer alle drei Sprachen von Kindesbeinen an spricht?
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard


pandas
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Beitrag So., 10.11.2013, 14:14

sandrin hat geschrieben:Eben weil ich als Sprachenlehrerin sehr viel darüber weiß, ist es mir ein Rätsel, wie man die Zeit finden soll, genau das, was du schreibst, für vier bis fünf Sprachen gleichzeitig zu machen.

Eben dann, wenn man es direkt eingebunden in den Beruf betreibt ...
... auch kann ich mir vorstellen, dass wenn man ein Jahr lang in einem anderen Land arbeitet, dort - bei entsprechenden Lernvermögen etc. - zwei Sprachen gleichzeitig perfektioniert, wie z.b. Französisch und Swahili. Wenn man dort beide Sprachen täglich braucht, vom Arbeitgeber/Auftraggeber entsprechend unterstützt wird etc. Das mag dann den Umfang von 40 Stdn übersprengen, aber das gibt es ja auch in anderen Branchen. Glücklich sind eben die, die aus ihren Entspannungsinteressen einen gutbezahlten Beruf machen können.

Eher im Freizeitbereich wird das kaum jemand realisieren können, insbesondere neben anderen anspruchsvollen Berufstätigkeiten. Sondern eher hintereinander, ein Jahr (urlaubsgebunden) nach Japan fahren, vorher und dort etwas Japanisch lernen, das nächste Jahr nach Schweden, vorher und dort etwas Schwedisch lernen.
Zuletzt geändert von pandas am So., 10.11.2013, 14:40, insgesamt 3-mal geändert.
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ballpoint
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Beitrag So., 10.11.2013, 14:37

sandrin hat geschrieben:Ja, aber einige schreiben hier ja, dass sie fünf Sprachen sprechen. Die haben doch auch nebenher noch was zu tun, denke ich mal...
Manchen darunter hat es aber keinerlei Mühe gekostet. Bei mir um die Ecke wohnt eine Familie: er Ösi, Wissenschaftler, sie Brasilianerin. Seine Arbeitssprache ist Englisch, da ist viel Sozialverkehr. Draußen lernen die Kinder Holländisch. Sie wurden von der Mutter mit Portugiesisch erzogen, der Vater hat abends Grimm vorgelesen. Das sind vier Sprachen die den Kindern quasi angeweht kommen. Und die sie perfekt beherrschen, ohne Mühe oder gar Interesse. Ähnlich ist er mir gewissermaßen auch ergangen.

Also, da kann man schon privilegiert sein was das anbelangt. Das Umgekehrte gibt es auch: frankophone Belgier mit zehn Jahren Holländischunterricht die verbissen tun als ob sie nix verstahn.
caute


pandas
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Beitrag So., 10.11.2013, 14:43

ballpoint hat geschrieben:Und die sie perfekt beherrschen, ohne Mühe oder gar Interesse.

Ab wann beherrscht ein Kind eine Sprache perfekt?
Woran machst Du als Nachbar das fest? Und dass sich das ins Erwachsenenalter so "mühelos" kontinuieren wird?
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ziegenkind
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Beitrag So., 10.11.2013, 14:52

ich reise, lebe und arbeite viel in regionen, wo menschen ganz selbstverständlich drei sprachen sprechen. das ist möglich, wenn das ganz selbstverständlich praktiziert wird. in einem fall, habe ich die drei sprachen mühsam gelernt und kann deshalb beurteilen: doch, das geht fließend und spielerisch und sogar nuanciert. ob die dann alle komplizierte philosophische traktate in all den sprachen schreiben können - und wollen - ist sicher noch mal eine andere frage. aber das muss ja auch nicht, oder?.

in dem zusammenhang finde ich immer noch schockierend, wie wenig deutsche türkisch lernen, wie wenig angebote es an staatlichen schulen gibt usw. verpasste chancen ohne ende.
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ballpoint
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Beitrag So., 10.11.2013, 15:02

pandas hat geschrieben:Woran machst Du als Nachbar das fest?

Da ich sie besser kenne als irgendein Nachbar. Einige Male jährlich grillen wir zusammen, der Mann und ich haben ein gemeinsames Interesse. Und meine Tochter stellt es als babysitter ebenso fest. Ich kenne beide Kinder seit der Geburt. Und Perfektion, tja, bedeutet bei einer Sechsjährigen was anderes als bei Erwachsenen. Dass sie es mühelos kontinuieren werden habe ich nicht behauptet. Ich denke das will gepflegt sein. Meine Töchter sprechen die Sprache ihres Kindergartens (Pt.) nicht mehr, obwohl sie es global verstehen. Es interessiert sie auch nicht.
caute


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Beitrag So., 10.11.2013, 15:13

Gesegnet ist man auch wenn man in einem Land aufwächst das zu klein ist für Nachsynchronisierung von Fernsehserien. Bei uns wär das unbezahlbar. Und somit hört man als dänisches oder holländisches Kind die halbe Zeit Englisch im tv. Das hilft enorm.
caute

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Tristezza
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Beitrag So., 10.11.2013, 15:14

ziegenkind hat geschrieben: in dem zusammenhang finde ich immer noch schockierend, wie wenig deutsche türkisch lernen, wie wenig angebote es an staatlichen schulen gibt usw. verpasste chancen ohne ende.
Wozu sollte ich Türkisch lernen? Ich war noch nie in der Türkei und habe auch nicht vor, so bald dorthin zu reisen. Ich finde es eher schade, dass viele Türken und andere Ausländer in Deutschland so schlecht Deutsch können. Was ich wiederum faszinierend finde, ist der nahtlose Übergang vom Deutschen ins Türkische und umgekehrt bei vielen Türken der "dritten Generation". War gestern bei einem türkischen Friseur und habe einem Gespräch gelauscht, bei dem immer wieder von einer Sprache in die andere gewechselt wurde. Würde mich mal interessieren, wovon abhängt, wann man das eine und wann das andere spricht.

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