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Mi., 14.12.2011, 00:22
Also die Beschreibung mit dem Profiler war klasse! Es trifft auch das wie es mir geht. Ich habe so vieles schon behirnt. So vieles reflektiert. Aber es fehlt dieser eine verdammte Punkt, oder Faden, Spur, wie auch immer man es nennen mag. Erinnert mich an meine Schulzeit in Rechnungswesen. Unsere Lehrerin meinte, die Buchungssätze müsse man auswendig lernen, da gäbe es keine gesetzmäßigkeit, oder Logik dahinter. Und damit kam ich absolut nicht klar. Ich dachte, da muss es was geben, das begründet sich ja alles auf etwas das sich entwickelt hat... offenbar hatte sie selber es nicht begriffen. Fünf Jahre saß ich im Unterricht, hörte alles mit, aber konnte es nicht verknüpfen, nicht anwenden, da es mir zu wenig war, einfach die Schritte auswendig runterzuschreiben. Kurz vor der Matura setzte ich mich mit einer Bekannten zusammen, die in diesem Bereich bewandert war. Sie erklärte mir in wenigen Worten das Prinzip, und auf einmal ergab alles was ich in fünf Jahren gehört hatte einen Sinn. Ich musste gar nicht mehr "lernen" in dem Sinne, es war logisch - und die Matura in dem Fach in Klacks (nach fünf Jahren Fünfer-Kandidat).
Ähnlich ist das mit dieser Psyche. Schon vor der Therapie war ich sehr reflektiert, durch die Therapie und ständiger Eigenrecherche (lese ja auch immer wieder Bücher dazu) kamen Erkenntnisse um Erkenntnisse. Und ich merke eben bei all dem: Ich bin so nah dran, oft nur ein Haar breit... aber nie ganz. Und ich weiß, in dem Moment, wo mir "dieser Punkt" klar wird, ergibt alles einen Sinn, hat all die Erkenntnis, all das Erlernte... die Chance auf Anwendung.
Die Sache mit dem Kind in mir war auch so eine, auf dem Weg. Vor allem wo ich nun meine Nichten und Neffen erlebe, da spüre ich es ganz tief. Ich sehe sie an, sage mir: in diesem Alter war ich, als dies oder jenes passierte... wie grausam... was wenn es ihnen passieren würde... und in dem Moment gelingt mir auch, mich selber... anzunehmen, das Kind in mir zu beschützen. Ja, auch Ärger zu empfinden, weil es nicht fair war, nicht okay, wie es war. Absolut nicht, und ich hätte besseres verdient. Das so sagen zu können, so fühlen zu können, tut gut. Mich nicht mit falscher Scham und vorgeschobenem Märtyrertzm bedecken, von wegen, dass andere es schimmer hätten, ich es ja überlebt habe, es nicht so schlimm sei und all der idiotische Kram. Sicher passiert jedem ungerechtes, unfaires. Aber genau deswegen ist es auch ungerecht und unfair, gemein, eine Tragödie... eben WEIL es nicht richtig ist, WEIL etwas ANDERES ok wäre. Und sich darüber ärgern, darüber wütend sein, und für sich einzufordern, im Gefühl: Nein, was passierte habe ich NICHT verdient, ich habe definitiv BESSERES verdient, wie wohl jedes Kind der Erde... das darf sein. Und es tut gut.
Aktuell stelle ich mich dem AMS, um das herum auch all diese Urängste wüten. Und in diesem Sturm innezuhalten und zu wissen, mir zu sagen, ihm, dem Kind, mir, wird nichts geschehen, denn ich beschütze es, mich, sorge dafür, für mich... ist ein wesentlicher Schritt Richtung Heilung.
Ich denke, das Wissen, rational, ist schon lange da, die Anwendung ist noch ungeübt, oft vergesse ich es, weil Hass schneller da ist, ursächlicher, und dei Emotion schneller, reflexartiger wütet, als ich mich darauf besinnen kann, was ich weiß. Da vergesse ich es oft, manchmal erinnere ich mich, die Emotionen sind aber schon zu eigenmächtig... oder ich habe viel Arbeit, ständig das Chaos wegzuschaufeln, um Platz, Raum für die Erkenntnisse zu machen. Aktuell ist es genau so. In mir brodelt die Angst, die Panik wie ich sie immer vor solchen Terminen habe, und ich schaufele sie beständig weg, lege die Erkenntnisse frei, mein Wissen. Ich denke, vieles davon ist Training. Mit jedem Termin den ich schaffe, zu parieren, und nicht in Selbsthass zu flüchten. Montags lief es schon mal ganz ok. Morgen werden wir sehen. Kann ich mich selber stehen, ohne mich zu bekämpfen, zu blockieren?
In meiner AMS Akte ist durchaus vermerkt, dass ich Burnout/Depressionen habe/hatte. Das könnte morgen ein Thema werden. Wir werden sehen wie ich das meistere.
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
»Wir sind lieber die Bösen als die Dummen.« [Richard David Precht]