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Fr., 11.02.2022, 17:21
Obwohl ich keine Kabarettistin bin, finde ich mich in manchen Aussagen des von Stern verlinkten Artikels wieder. Seit Jahrzehnten arbeite ich nicht in der Stadt, in der ich wohne. Das ist mitunter ganz schön anstrengend. Seit Corona war ich insgesamt vier Mal je einen Tag in meiner Arbeitsstadt und arbeite ansonsten hochkonzentriert im Home Office. Dadurch entstand viel mehr Zeit - für meinen Mann, für Sport, für Freunde in der Wohnstadt, für Spaziergehen. Vielen meiner Freunde und Freundinnen, die wie ich in der Wissenschaft arbeiten, geht es genau so. Das schöne ist, vieles von dem, was durch die Pandemie erst denk- und durchsetzbar wurde, bleibt uns erhalten. Slvoj Zizek hat es ganz am Anfang auf den Punkt gebracht: Corona hat unsere Möglichkeitshorizonte zum Tanzen gebracht.
All das heißt übrigens nicht, dass ich nicht um das Elend weiß, das Corona für Viele bedeutete, die nicht den Luxus von Wohnungen haben, in denen sie sich wohl fühlen, oder die in toxischen Beziehungen stecken oder am Rad drehen, wenn sie keine kollektiv organisierten Ablenkungsmöglichkeiten mehr haben.
Ich glaub, differenziert denken, heißt beides sehen und Ambivalenz aushalten können - auch, wenn das gerne als abgehoben denunziert wird.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.