Machen Psychotherapien abhängig?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Jenny Doe
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Beitrag Sa., 03.01.2015, 13:46

@ viciente,
diese unterscheidung hier versteh ich zwar jetzt nicht so ganz
Hmmm, ... war ein Gedankengang in die Richtung, dass so eine enge Bindung an einen Therapeuten vielleicht jemandem helfen kann, der wegen negativen Erfahrungen auf der zwischenmenschlichen Ebene in Therapie geht. Keine Ahnung, kann ich nicht beurteilen. Ich kann nur für mich sagen, dass mir eine so enge Bindung an den Therapeuten nicht geholfen hat. Vielleicht, weil Bindung nicht mein Thema war, sondern ich wegen meiner Arbeitsproblematik in Therapie ging? Keine Ahnung, vielleicht können da andere User hier mehr zu sagen.

@ Fify
das ist schrecklich und sie hat dir nicht geholfen, dass die Pausen kein Weltuntergang mehr sind?
Wir haben zusammen überlegt, wie ich die Zeit überbrücken kann und einige Ideen ausgearbeitet, die auch ganz gut waren, wie z.B., wo ich Hilfe bekommen kann. Aber wie das so ist, wenn man Liebeskummer hat Das zeigte mir doch, wie abhängig ich von ihrer Person und nicht von der Therapie an sich war.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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viciente
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Beitrag Sa., 03.01.2015, 13:52

Jenny Doe hat geschrieben:Das zeigte mir doch, wie abhängig ich von ihrer Person und nicht von der Therapie an sich war.
.. genau DAS ist einer der wesentlichsten schlüsselsätze, und beantwortet auch das in deinem letzten beitrag an mich geschriebene; dabei ist es nämlich unerheblich, aus welchem grund depressionen entstanden sind. eine ZU enge bindung hilft da nie bzw. stört - wie von dir beschrieben - eher, egal ob jetzt persönlich beziehungen oder berufliche (wo es ja auch um - wenn auch andersartige - beziehungen geht) grundlage der problemstellung sind/waren. (danke, jetzt versteh ich auch deinen "anderen" gedankengang )

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sandrin
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Beitrag Sa., 03.01.2015, 13:53

Ist ja auch klar. Wieso sollte man sich "draußen" zurechtfinden wollen, wenn man im Therapeuten das entsprechende "Objekt" hat. Alleine schon deshalb ist es gefährlich. Da ist ja die Motivation stark geschwächt.

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Fify
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Beitrag Sa., 03.01.2015, 13:55

Liebe Jenny Doe,

dann war deine Verliebtheit das Problem mit dem du nicht umgehen konntest und aus dem du nicht herauskamst?
Wusste deine Therapeutin, dass du verliebt bist? Habt ihr da auch nach Strategien geschaut?

lg fify

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Jenny Doe
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Beitrag Sa., 03.01.2015, 14:06

@ Fify
Wusste deine Therapeutin, dass du verliebt bist?
Nein, denn ich hatte das nicht als Verliebsein empfunden, vielemehr so "ich kann nicht mehr ohne sie". Schwer zu erklären. Da war schon Liebe, aber nicht im Sinne von "Wunsch nach einer Beziehung mit ihr oder Sex mit ihr". Es war Abhängigkeit von ihrer Person.

@ Sandrin
Ist ja auch klar. Wieso sollte man sich "draußen" zurechtfinden wollen, wenn man im Therapeuten das entsprechende "Objekt" hat.
Gut auf den Nenner gebracht.
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Fify
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Beitrag Sa., 03.01.2015, 14:15

@ Jenny Doe

nochmal zu deinen Urlaubspausen. Haben denn die Strategien in den Pausen dir geholfen?

lg fify


Jenny Doe
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Beitrag Sa., 03.01.2015, 17:30

Hi Fify,
nochmal zu deinen Urlaubspausen. Haben denn die Strategien in den Pausen dir geholfen?
Nein. Der Rat bestand darin, in die Klinik zu gehen, wenn ich nicht klarkomme. Das änderte aber nichts daran, dass ich unter dem Therapeutenentzug litt. Alles was ich tat tat ich nur zur Zeitüberbrückung, bis sie wiederkam.

@ viciente
dabei ist es nämlich unerheblich, aus welchem grund depressionen entstanden sind. eine ZU enge bindung hilft da nie bzw. stört
Darüber muss ich nachdenken. In meinem Kopf ist (immer noch) die Denkweise, "wenn man keine Familie hatte, in der Kindheit keine Bindung hatte, ... dann ist es gut, wenn in der Therapie eine enge Bindung entsteht". Ich weiß noch nicht so recht, was ich davon halten soll, weil mir dazu eigene Erfahrungen fehlen und ich mir nur eine Meinung bilden könnte.
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Fify
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Beitrag Sa., 03.01.2015, 17:37

Und welche Strategien hast du zur Urlaubsüberbrückung gehabt?


Jenny Doe
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Beitrag Sa., 03.01.2015, 17:42

@ Fify
Und welche Strategien hast du zur Urlaubsüberbrückung gehabt?
Klinik und Krisenintervention bei einer anderen Thera
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Schneerose
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Beitrag Sa., 03.01.2015, 17:44

Liebe Jenny Doe, dieser Meinung war ich auch immer. Ich dachte, ich hätte ein"Recht" auf die so sehr ersehnte Bindung. Tatsächlich ist meine neue Erfahrung jedoch, dass man diese Sehnsucht tief und aktiv betrauern muss, sich eines Tages entscheiden dass man nun leben will und dann Verantwortung übernehmen für den Weg. Von da an ist Bindung im Sinne von schmerzlicher Abhängigkeit nicht mehr wichtig sondern die wohltuende Objektkonstanz.
"Der Einzige, der sich wirklich vernünftig benimmt ist mein Schneider, er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich sieht" :->


Tränen-reich
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Beitrag Sa., 03.01.2015, 17:58

Jenny Doe hat geschrieben:
Darüber muss ich nachdenken. In meinem Kopf ist (immer noch) die Denkweise, "wenn man keine Familie hatte, in der Kindheit keine Bindung hatte, ... dann ist es gut, wenn in der Therapie eine enge Bindung entsteht". Ich weiß noch nicht so recht, was ich davon halten soll, weil mir dazu eigene Erfahrungen fehlen und ich mir nur eine Meinung bilden könnte.
Im Grunde stimmt deine Denke ja auch, aber wie viciente schon schrieb, eine zu enge Bindung stört. Das war bei mir und meinem ehem. Therapeuten so. Ich habe an nichts anderes mehr denken können als an ihn, ja, ich wollte ihn regelrecht - nur nicht als Therapeuten. Er hatte kaum ne Chance, denn ich war bereits in der 3. probat. Sitzung ihm total zugetan. Die Arbeit erschwerte das nur - für mich zumindest. Er wollte meine aufgebaute Illusion zerstören, ich sie beschützen. Ich fühlte mich oft mit Wahrheiten angegriffen, verletzt. Ich flehte innerlich so sehr nach Liebe. Ich hing sehr an ihm. Letztlich ging die therapeutische Beziehung auseinander, aber auch nur, weil er mich vor die Wahl stellte - und das ziemlich gekonnt - so dass ich schweren Herzens ging.
Eigentlich war es ein "Horror", aber ohne ihn wäre ich jetzt nicht bei meiner jetzigen Therapeutin.

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Schneerose
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Beitrag Sa., 03.01.2015, 18:06

Durch den Beitrag v. dir Tränen-reich kommt mir wieder der Gedanke, ist es normal dass man ab den ersten Sitzungen sich so gebunden fühlt? In der normalen Welt - ja, dann muss man selber damit umgehen, aber in Therapie ist das doch bewusst angesteuert, damit man bei diesem EINZIGEN Menschen d. Welt bleibt, und dann geht der geplante Schmerz los, boh wie ich dieses Handeln der Profis verabscheue.
"Der Einzige, der sich wirklich vernünftig benimmt ist mein Schneider, er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich sieht" :->


Jenny Doe
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Beitrag Sa., 03.01.2015, 18:13

@ Schneerose und Tränen-reich,

danke für eure bewegenden Antworten.

@ Tränen-reich

Einerseits sehr interessant Deine Erfahrung zu lesen, andererseits aber auch sehr traurig. Schön, dass du jetzt bei einem Thera bist, der dir helfen kann.

Magst Du erzählen, was der eine Thera falsch gemacht hat, so dass du so abhängig wurdest von ihm und was dein neuer anders/besser macht?
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


Jenny Doe
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Beitrag Sa., 03.01.2015, 18:23

@ Schneerose
Durch den Beitrag v. dir Tränen-reich kommt mir wieder der Gedanke, ist es normal dass man ab den ersten Sitzungen sich so gebunden fühlt?
Interessante Frage.

Eine ähnliche Fragestellung habe ich vor einiger Zeit mit einer Freundin diskutiert, die völlig überrascht war über sich selber. Sie erzählte, dass sie kaum, dass sie die Praxis betreten hatte, in Tränen ausbrach. Sie war irritiert, weil sie den Therapeuten noch gar nicht kannte, und sich trotzdem sofort so öffnete und Tränen zuließ, die sie all die Jahre versteckt hielt.

Auch darüber muss ich nachdenken. Irgendetwas haben Theras ansich, so dass man (bzw. manche) da sofort so weich wird.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


Tränen-reich
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Beitrag Sa., 03.01.2015, 18:25

Schneerose hat geschrieben:Durch den Beitrag v. dir Tränen-reich kommt mir wieder der Gedanke, ist es normal dass man ab den ersten Sitzungen sich so gebunden fühlt?
Nun, was ist im Leben schon normal?? Dies als erstes.

Hm... ich denke, da spielen ne Menge Faktoren ne Rolle, zumindest in meiner Geschichte. Vor zehn Jahren hatte ich erstmalig ne Analyse, da stellte sich die Verliebtheit und Abhängigkeit erst nach einem Jahr ein.
Bei diesem Therapeuten ging ich also erfahrener in die Therapie, wusste um die Übertragung. Von daher sprach ich es auch sofort an. Ich konnte es aber nicht steuern, dass ich diese Gefühle aufgebaut hatte, wo er hingegen nichts dazu tat.
Nicht nur, dass er leider auch in mein Beuteschema fiel, er war so ein überaus abstinenter, distanzierter Therapeut. Er hatte nicht mal ne Chance dagegen zu wirken, so schnell ging das bei mir. Nach nur wenigen weiteren Sitzungen hatte er "endlich" raus, wie heftig das bei mir war und zog die Notbremse und haute mit Wahrheiten raus, was er eh Anfangs schon tat, aber er wollte partout mich nicht darin nähren. Das tat natürlich alles weh. Aber alles in einem kam das ganze Ding, die Abhängigkeit, von mir.

Die Therapeuten, die ich kannte, haben nichts dazu getan, dass ich unbedingt unabhängig sein sollte, den Schmerz durchzuackern und damit loszuwerden. Ich empfinde es eher als, dass Therapeuten schon darauf irgendwie warten, weil es ein Teil der Geschichte im Patienten sein kann, die Therapeuten das aber nicht nähren.
Und klar, bei manch einem wie mir kann auch nur therapeutisches Wohlwollen schon zur Abhängigkeit führen, aber liegt DAS immer in der Macht des Therapeuten? Wohl eher darin, dass der Therapeut das dann im Zaum hält, das schon eher.
Wenn die Abhängigkeit durchgearbeitet wird, dann kann man sie schon lösen - so habe ich es aktuell mit meiner Therapeutin erlebt. Mein ehem. Therapeut hatte nicht mehr die Chance dazu, das aufzulösen, ich ließ ihn gar nicht mehr an mich heran, machte zu. Ich weiß auch, dass er mit mir weiter gearbeitet hätte, aber ich litt einfach zu sehr darunter, so dass er mich losließ, so dass ich ihn wiederum los lassen musste (konnte), auch wenns sehr schwer war.
Jenny Doe hat geschrieben: Magst Du erzählen, was der eine Thera falsch gemacht hat, so dass du so abhängig wurdest von ihm und was dein neuer anders/besser macht?
Das hattest du mich schon ein paar Seiten vorher gefragt.
Zuletzt geändert von Tränen-reich am Sa., 03.01.2015, 18:28, insgesamt 1-mal geändert.

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