sandrin hat geschrieben:Das war dann ein Punkt, an dem ich mir dacht: Sandrin, irgendetwas ist da sehr bei dir im Argen. Vielleicht auch viel Unbewusstes. Das war wirklich der Hauptgrund, weshalb ich meinem Versprechen untreu wurde.
Liebe Sandrin
Ich spüre das bei mir auch, das ist der ich-dystone Anteil in mir, was ein gutes Zeichen der Gesundung darstellt laut Fachliteratur, auch wenn es sich nicht gut anfühlt. Ich hinterfrage mich selbst, meine eigenen Normen, breche diese, werde diesem meinem zwanghaft-kontrollierenden System untreu. Aber das ist gut. Und ich denke, dass dieser Gedanke der Selbstbeobachtung Dein Rettungsanker ist.
Denn: Du bist sehr unsicher. Du hast sehr hohe Erwartungen und Normen. Das gehört alles zu Deinem "ungesunden" System, dem sich Dein Thera nicht einfügt, vielleicht mit gutem Grund.
Ich muss sagen, dass mein Thera meinen Erwartungen auch nicht voll genügt, mir die Therapie ohne Fachliteratur zu wenig ergiebig wäre, ich ihn deshalb eher als Beilage betrachte. Aber ich weiß auch, dass ich wirklich sehr viel erwarte, das kann niemand einlösen. Die Enttäuschung wäre so vorprogrammiert. Es funktioniert lediglich, weil die Fachliteratur meine Hauptstütze ist und mein Thera mich nur flankiert in meiner Therapie. Ich mache die Hauptarbeit. Ich könnte auch sagen, dass mein Thera so viel Geld nicht rechtfertigt, aber ich weiß, dass ich einfach nicht reinpasse in die Normalität, ich Lücken sehe, ich wie ein Programm arbeite, Fachliteratur fresse, mich festbeiße, mein Ziel verfolge, zwanghaft meine Linie fahre. Ich sehe jeden Baum im Wald, aber mein Thera dafür den Wald. Auch mein Hausarzt, der sich nur halb so viel Mühe gibt. Erstaunlich, was er mir zusammenfassend vermittelt, obwohl er keine Ausbildung dafür hat. Er trifft den Punkt und ich staune. Obwohl er nichts dafür getan hat. Deshalb sind die beiden wichtig, sie sehen, wo ich betriebsblind bin in meinem "System".
Ich würd schauen, wie Du am besten wegkommst. Es gibt Kosten, auch immaterielle. Dieses Hadern und Dein innerer Kampf verbrauchen auch sehr viel Energie, die Du evtl. sinnvoller einsetzen könntest, eben z. B. bei der Therapeutensuche, auch wenn auch das viel Überwindung kostet. Nur könnte es Dich wirklich weiterbringen, Du für einmal an den Richtigen geraten, dann endlich Hilfe erhalten. Eine kleine Pause dazwischen wäre auch gut, damit Du wieder Kraft findest dafür. Ich würde mal Deinen Termin beim Thera um einen Monat verschieben und Dich einfach mal ausruhen und Abstand gewinnen, vielleicht Fachliteratur lesen. Ich brauche auch deshalb nicht so viele Termine, weil ich ja ständig Fachliteratur konsumiere und damit voll abgedeckt bin durch den Monat.