Seroquel Prolong absetzen

Erfahrungsaustausch zur Begleitmedikation zur Psychotherapie (Psychopharmaka und pflanzliche Mittel). Achtung: dient nicht zur gegenseitigen Medikamentenberatung, die ausschließlich Fachärzten vorbehalten ist. Derartige Beiträge werden aus dem Forum entfernt.
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ella1985
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Beitrag Sa., 14.07.2012, 20:51

Liebe Leute!
Schön, dass ich diese Beiträge hier gefunden habe! Ich fände es schön mich ein wenig auszutauschen.

Ich nehme seit ca. 1,5 Jahren seroquel prolong. Anfangs waren es mal 150mg, jetzt seit langem 50mg. Der Grund war eine schwere depressive Episode mit unerträglichem Grübeln. Inzwischen ist das Medikament für mich nur noch zum Schlafen nutzbar. Ich fürchte oder habe auch schon gemerkt, dass sich der Körper daran gewöhnt. Von wegen keine Abhängigkeit. Aber vermutlich ist es im Vergleich zu dem Zopiclon was ich vorher nahm noch harmlos.
Da ich aber auch tagsüber unterträglich kaputt und müde (definitiv von dem Medikament) bin (nehme noch 50mg Valdoxan, aber davon kommt die Müdigkeit am Tag eher nicht), muss und möchte ich zumindest eine Reduktion anstreben. Ich möchte das "Zeug" auch nicht auf Dauer nehmen! Es ist mir unheimlich. Ich habe keine Psychose und finde es nicht sinnvoll es für Schlafprobleme, die im Übrigen erst so richtig in der Klinik angezüchtet worden sind, zu nehmen.
Leider gibt es ja prolong nicht niedriger dosiert. Ob ich jetzt 25 mg vom normalen nehme? Vielleicht kann jemand mit einem derartigen Verfahren ein wenig seine Erfahrungen schildern. Ich habe die 50mg prolong schon mal halbiert und genommen, hatte dann enorme Durchschlafprobleme! Ich hatte es mir so vorgestellt jeden zweiten Tag oder jeden dritten die Hälfte vom prolong zu nehmen, aber man darf sie nicht teilen.

Auf Dauer will ich davon weg, für den Moment reicht es mir, zu reduzieren, sodass ich am Tag fit genug bin aber nachts noch ausreichend schlafen kann. Definitiv knocken mich die 50mg ganz schön aus.

Bevor jemand schreibt ich soll mit meiner Ärztin reden: DIe ist schwer erreichbar und hält nicht viel von meiner Meinung bzw Absetzen etc.

Ich danke jetzt shcon mal für Antworten
Vg Ella

@Chakotay: Hast du dann nach den 2 Monaten gar nix mehr genommen oder erstmal alle zwei tage etc? Und wie war die Umstellung von prolong auf normal? sind die 50mg prolong von der menge her vergleichbar mit den 25mg normal? Habe Angst bei normal völlig umzuklappen...Ich bin auch sehr schlank und reagiere sowieso sensibel auf Medikamente...
Zuletzt geändert von ella1985 am Sa., 14.07.2012, 21:02, insgesamt 1-mal geändert.

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 14.07.2012, 21:02

Es gibt Seroquel auch in Tropfenform.

Ich würde mal auf das normale umsteigen, weil das Prolong soll ja dafür sorgen daß das lansam über den Tag ins Blut übergeht, was dann wohl erst recht für Tagesmüdigkeit sorgt. Das könnte sich mit dem normalen bessern.

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ella1985
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Beitrag Sa., 14.07.2012, 21:07

Tropfen? Und inwiefern sind die anders bzw anders hilfreich?

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 14.07.2012, 21:13

Na die lassen sich viel besser dosieren beim langsamen Absetzen.

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Chakotay
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Beitrag Sa., 14.07.2012, 22:03

Hallo Ella,

willkommen im Forum!
Meinen Umstieg von Prolong auf die normalen Seroquel habe ich von einem Tag auf den anderen vorgenommen: also von jetzt auf gleich überhaupt keine Prolong mehr, stattdessen aber regelmäßig abend 25 mg normale.
Die Umstellung habe ich gemerkt, das auf jeden Fall. Die dämpfende Wirkung wurde geringer und dadurch auch das, was durch Seroquel gedämpft werden sollte, deutlicher spürbar. Aber da ich bei diesem Umstellungsprozess von meiner Hausärztin und vor allem von meinem Therapeuten begleitet wurde, war es durchaus erträglich - vor allem, da mein Wille, von dem Zeug wegzukommen, wirklich groß war.
Anschließend habe ich mich über ca. 4 Wochen ganz ausgeschlichen, indem ich alle 2, dann nur alle 3 Abende Seroquel genommen habe. Als ich es dann schließlich ganz absetzte, hatte ich Schlafprobleme, die ich - wie in meinem letzten Beitrag geschrieben - mit sporadischen Gaben von Promethazin (höchstens 2-3 Mal pro Woche) erträglich gestaltete.

Wenn es mir richtig mies geht, dann stehe ich schon mal vor meinen Restvorräten Seroquel und sinniere, dass es ja schon schön wäre, nochmals damit anzufangen und einiges zu dämpfen - so ähnlich, als ob man sich mal einen antrinken möchte. Aber nein, Probleme werden damit nicht gelöst, nur in absoluten Krisenzeiten händelbarer.
Und nochmal: Therapeutisch komme ich seitdem ich das Zeug nicht mehr nehme, deutlich weiter - auch wenn Krisen ebenfalls deutlicher spürbar sind. Aber ich fühle mich in meinem therapeutischen Prozess aufgefangen und das ist mir zehntausendmal lieber, als durch die Medis "abgeschossen" zu werden.

Verstehe mich nicht falsch: alles zu seiner Zeit und das Seroquel war eine Zeitlang für mich wirklich rettend; aber jetzt ist eine andere Zeit...

Du schreibst, dass deine Ärztin nichts davon hält, Seroquel abzusetzen. Was meint dein Therapeut denn dazu? Für mich war es wichtig, von diesen beiden Personen begleitet zu werden, denn mit Neuroleptika sollte man keine Experimente wagen!

Lieben Gruß,
Chakotay

P.S. Bin ein paar Tage nicht im Forum, antworte dir aber gerne später, falls noch Nachfragen kommen.
Wenn ich mich niederwerfen würde,weinen u.erzählen,was wüßtest Du v. mir mehr als v. der Hölle,wenn jmd erzählt,sie ist fürchterlich.Darum sollten wir voreinander so ehrfürchtig,nachdenklich,liebend stehn wie vor dem Eingang zur Hölle.(Kafka,gekürzt)

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Chakotay
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Beitrag Sa., 14.07.2012, 22:05

Nachtrag:
@MüKi: Seroquel gibt es leider nicht in Tropfenform. Die bessere Dosierung wäre tatsächlich ein Riesenvorteil, aber leider bei Seroquel nicht möglich. Die kleinste Menge sind die 25 mg Tabletten.
Wenn ich mich niederwerfen würde,weinen u.erzählen,was wüßtest Du v. mir mehr als v. der Hölle,wenn jmd erzählt,sie ist fürchterlich.Darum sollten wir voreinander so ehrfürchtig,nachdenklich,liebend stehn wie vor dem Eingang zur Hölle.(Kafka,gekürzt)

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ella1985
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Beitrag Sa., 14.07.2012, 22:39

Ok, vielen Dank.
Ja ich denke vielleicht sollte ich es auch so machen.Denn so bin ich nicht arbeitsfähig. Werde es mit der Ärztin besprechen.
Meine Therapeutin sagt nichts zu Medikamenten, denn sie ist ja Psychologin.

Ich denke eben auch, dass man mit Neuroleptika, aber auch mit anderen Psychopharmaka vorsichtig sein sollte. ICh habe keine Lust auf Spätschäden und auch nicht auf eine Abhängigkeit. Über Absetztsymptome hatte mich niemand informiert, ich hatte sie damals überraschend beim Trevilor und es war die Hölle.....

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Chakotay
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Beitrag Sa., 14.07.2012, 23:22

Mmh - deine Therapeutin sagt nichts hinsichtlich der Medis?
Bin gerade verwundert, denn bei mir gab es einen regen Austausch deswegen mit meinem Thera. Wir haben das Pro & Contra Seroquel erörtert und das Thema "Stabilität" nahm einen großen Raum ein, ebenso wie mein großer Widerwillen gegen das Zeug.
Neuroleptika greifen durch ihre dämpfende Wirkung ja maßgeblich in den therapeutischen Prozess ein und von daher ist es - bzw. war es bis gerade - für mich völlig logisch, dass der Therapeut einen bei dieser Entscheidung begleitet und berät, und nicht nur die verschreibende Psychiaterin oder Hausärztin.

Vielleicht magst du es in der Therastunde doch mal ansprechen und sie um ihre Einschätzung diesbezüglich bitten? Ich drücke dir die Daumen!

Gute Nacht!
Chakotay
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ella1985
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Beitrag Do., 19.07.2012, 17:39

Dann sei froh, dass es bei dir diesen Austausch gibt. Meine Therapeutin sagt sie hat da nicht die Kompetenzen....Ich werde mit der Ärztin sprechen und einen Umstieg versuchen (auf das normale). Ich melde mich dann hier nochmal in ein paar Wochen wie es funktioniert hat....Danke für deine umfangreichen Antworten...

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Chakotay
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Beitrag Do., 19.07.2012, 20:43


Gern geschehen!
Alles Gute!
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Werner60
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Beitrag Do., 26.07.2012, 16:22

Auf den Packungen für Pfeifentabak und Zigarrentabak sowie Zigarettentabak steht mitunter die Aufschrift "Rauchen kann tödlich sein". Ebenso könnten die gleichen Aufschriften auch auf den Psychopharmaka-Packungen stehen. Das Einnehmen von Pschopharmaka kann tödlich ein, wenn es lange hochdosiert anhält. Andererseits kann eine unbehandelte schwere Depression ohne die vorübergehende Gabe von - mittlerweile modernen - geeigneten Psychopharmaka auch tödlich sein. Man denke nur an den Fußballer Robert Enke. Manche meinen, der hat den Suizid für sich entschieden, aber ich meine, es hätte verhindert werden können durch eine langfristige fachkundige Behandlung. Der Suizid hätte nicht sein müssen und es ging auch nicht um eine Entscheidung für oder gegen den Suizid. Robert Enke war schwer erkrankt und hätte wieder gesunden können.

Was für mich das Schlimmste ist, das ist das Nicht-Schlafen-Können. Wenn man mehrere Tage hintereinander sehr schlecht geschlafen hat, ist man total kaputt und kaum noch arbeitsfähig. Ich brauche das Seroquel eigentlich nur noch zum Schlafen. Ich weiss aber, dass ich mich in geeigneter Umgebung und durch bestimmte Vorstellungen (geborgen unter einem Schildkrötenpanzer oder unterwegs in einem Raumschiff durch das Welltall z.B.) durchaus in den Schlaf versetzen kann. Ich habe ja jahrzehntelang auch kein Seroquel gebraucht. Ich habe keine Psychose. Mir ging es vor zwei Jahren wie Robert Enke, nur mit dem Unterschied, dass ich mich habe behandeln lassen. Die Behandlung dauert nun zwei Jahre, ein Jahr wird man noch drangeben und dann kann ausgeschlichen werden.

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Werner60
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Beitrag Mo., 30.07.2012, 07:46

Ich lese gerade das Buch von Robert Reng über seinen Freund Robert Enke "Robert Enke: Ein allzu kurzes Leben" (2011). Robert Enke hatte eine 10 Monate alte zweite Tochter als er sich im November 2009 von einem Zug überfahren ließ. Die schwere psychiatrische Erkrankung hielt er untherapiert geheim.In seiner Situation darf man nicht krank werden. Es gibt viele, die nicht krank werden dürfen und nicht wenige "therapieren" sich selbst mit Alkohol anstatt sich in einer psychiatrischen Klnik fachkundig behandeln zu lassen.

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Werner60
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Beitrag Mi., 01.08.2012, 17:26

Seroquel Prolong schützt den Patienten mit erhöhter seelischer Verletzbarkeit (Vulnerabilität) und deckt alte seeliche Wunden vorübergehend zu, so dass die Seele relativ stabil bleibt und das Risiko sich verringert, dass diese wie ein Kartenhaus in sich zusammenstürzt. Denn wie entstehen psychische Erkrankungen ? Durch psychische Gewalterfahrungen (auch körperlich Gewalterfahrungen), erfahrene Demütigungen, Entwertungen, Entwürdigungen all dies über einen längeren Zeitraum hinweg kann eine Seele brechen und die Männer sind es, die eher weniger Hilfe suchen und sich wie Robert Enke vor den Zug werfen oder sich dauerhaft betrinken, in Süchte abgleiten. Gut man kann nicht alle auf die Psyche schieben, es können auch organische Erkrankungen eine Rolle spielen, der Hirnstoffwechsel kann patholisch sein, die Schilddrüse kann beteiligt sein usw. Aber der Druck aufdie Psyche nimmt zu in unserer Wachstumsgesellschaft. immer schneller, höher, weiter, nicht nur im Sport. Man darf in Deutschland keine Fehler machen. Man muss hart wie Kruppstahl sein, zäh wie Leder und flink wie ein Wiesel. Das galt vor 75 Jahren in Deutschland und das ist heute in Deutschland immer noch so. der Grad der Menschlichkeit nimmt ab, die soziale Isolierung nimmt zu, die Single-Haushalte nehmen zu, die seelische Not nimmt zu. Nicht von ungefähr sind die Praxisbetriebe der niedergelassenen Psychiater zunehmend rappelvoll und es ist schwer, einen Termin zu bekommen. Der Druck auf die Psyche durch die Arbeitswelt, das immer schnellere, ruhelose Leben der Menschen ist bei vielen Menschen wie eine gnadenlose Schraubzwinge um die Seele. Der Krug geht solange zum Brunnen bis er bricht und irgendwann bricht eben auch die Seele.

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ella1985
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Beitrag Sa., 11.08.2012, 23:17

So, heute erster Versuch mit Seroquel normal, nachdem ich jetzt ca. 2 Wochen lang das prolong halbierte (ich weiß, darf man nicht, hat aber enorm geholfen) - jetzt hab ich eine 3/4 von Seroquel 25mg genommen und hocke hier noch relativ wach rum :/. nervig das ganze.

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ella1985
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Beitrag So., 12.08.2012, 09:42

So, nochmal kurze Rückmeldung: 25mg normal für mich nicht ansatzweise mit der Hälfte von 50mg prolong vergleichbar. die letzte nacht war entsprechend bescheiden. und mir geht es körperlich heute morgen gar nicht gut.
heute abend nehme ich wieder die hälfte vom prolong, da ich morgen früh raus muss.
erklären kann ich mir das absolut nicht.
vielleicht versuche ich es an einem anderen tag nochmal mit mehr als 25mg.

lg, ella

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