Seroquel Prolong absetzen

Erfahrungsaustausch zur Begleitmedikation zur Psychotherapie (Psychopharmaka und pflanzliche Mittel). Achtung: dient nicht zur gegenseitigen Medikamentenberatung, die ausschließlich Fachärzten vorbehalten ist. Derartige Beiträge werden aus dem Forum entfernt.
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d00lb
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Seroquel Prolong absetzen

Beitrag So., 02.08.2009, 21:17

Hallo,

ich hätte gerne etwas Rat bei einem Problem...

Und zwar hatte ich eine Psychose, anfangs hies es drogeninduziert, dann ne richtige schizophrene Psychose... ich persönlich empfinde/empfand es als drogeninduziert, von zuviel kiffen und Speed und zuwenig Schlaf usw...
aber das ist ja jetzt nicht mein Thema...


Also ich hab schon so einige Medikamente durchprobiert...habe jetzt Seroquel Prolong. Anfangs hatte ich 1600mg, der Arzt hat es mich dann auf 800mg reduzieren lassen. So hab ich das dann fast ein Jahr genommen. Mein Arzt sagte auch man könnte es weiter reduzieren bzw ausschleichen lassen. Leider wurde der Arzt durch einen anderen ersetzt, dieser meint man könne das auf keinen Fall absetzen blablabla (genau das was ich NICHT hören wollte). Naja ich hab mir dann gedacht machste einfach und hab nur noch 400mg genommen. Das jetzt seit einem Monat. Es geht mir super und ich spüre keine Verschlechterung oder sonst was.

Jetzt habe ich noch 400mg und würde das auch gar weglassen. Nur ist jetzt meine Frage ob das zu "hart" ist das jetzt einfach wegzulassen. Also etwas Kopfschmerzen oder so da stell ich mich schon drauf ein nach dem was ich gelesen habe, aber da ich Bluthochdruck habe (Betablocker nehme) ist meine Frage ob es da Probleme geben könnte, hab es ja ein Jahr eingenommen?
Also Blutdruck kontrollieren tu ich eh regelmäßig.
Wie wird es mit dem Einschlafen sein? Für den Notfall hätte ich noch Sonata hier...
Oder sollte ich lieber zum Arzt (den ich nich abkann und der mir das evtl. eh nicht unterstützt) und fragen ob er mir 100mg oder 200mg Tabletten davon verschreibt? (Brechen kann man die 400er leider nicht)...


Wäre nett wenn ihr mir ein paar Tipps geben könntet. Ach ja ich bin mir darüber bewusst das die Psychose wieder kommen kann. Ich weis das ich ein Risiko eingehe. Aber ich würde gerne die Medis weglassen da ich schon fast 2,5 Jahre keine Nennenswerten Symtome habe und gut klarkomme. Ich frage halt denoch lieber nach als etwas unüberlegtes zu tun, jedoch wünsch ich mir nichts mehr als wieder ohne Neuroleptika zu leben (sicher verstehen das viele hier)...

Also ich bin mal gespannt auf eure Antworten...

PS: Ich werde das als Crosspost in ein andres Forum auch noch stellen, sollte das nicht gewünscht sein lasst es mich wissen dann nehm ich es raus. Mir geht es nur um Möglichst viele Antworten in möglichst kurzer Zeit...

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Xanny
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Beitrag So., 02.08.2009, 21:40

Also, ich würde es nicht absetzen, schon mal gar nicht, ohne mit einem Arzt da ausfürlich drüber gesprochen zu haben. Wie Du schon schreibst, kann die Psychose zurückkommen, oder Du bekommst andere Absetzungserscheinungen, 400 mg scheinen mir keine kleine Dosis zu sein. Ich nehme weniger, aber würde es nicht einfach so absetzen. Und für den Notfall dann etwas anderes nehmen (kenne das, was Du nennst nicht), halte ich für keine kluge Idee.

LG Xanny
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d00lb
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Beitrag So., 02.08.2009, 21:49

Also wenn ich ganz ehrlich bin und nachdem was ich heute alles gelesen habe, habe ich auch so eine Art "Entzugserscheinung" seit ich von 800 auf 400mg runter bin. Oft zu hoher Puls/Blutdruck (hatte ich aber zuvor auch schon) und allgemein ein schlechtes Wohlbefinden, verspreche mich öfters, mit wird öfters mal kurz sehr heiß und noch paar andre Sachen.
Ich konnte das nicht wirklich einordnen, da ich seit kurzem ein Schilddrüsenmedikament (Unterfunktion) bekomme dachte ich es sei davon.

Jetzt weis ich gerade echt nicht mehr weiter. Hab nochmal durchgerechnet hab das jetzt seit 2,5 Wochen auf 400mg, habe mich oben verschrieben.
Soll ich das jetzt durchstehen um zumindest auf 400mg zu bleiben oder wieder die 800mg einnehmen und mir einen andren Arzt suchen der mir beim Ausschleichen hilft?

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konny.v
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Beitrag So., 02.08.2009, 22:29

muste auch eine zeit lang seroquel nehmen da verdacht auf einer psychose bestand und habe es nach ner zeit einfach abgesetzt hatte keine entzugserscheinungen aber ich weis nicht wie dein körper darauf reagiert ich würde es wenn ich du wäre sehr vorsichtig machen da es die krankheit verschlächter kann und du wieder mehr nehmen musst. die meisten ärtzte ratten eh die medikament über einen längeren zeitraum zu nehmen damit man 100 prozentig geheilt bist aber nur du allein kannst etscheiden wenn du so weit bist und dir das zutraust
lg konny

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SilentPain
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Beitrag So., 02.08.2009, 22:37

von 800 mg auf 400 mg abzusetzen ist schon heftig. ich hab auch seroquel abgesetzt und meine ärztin hat das ganz langsam gemacht. immer 25 mg pro woche weniger. dauert ewig lange aber dafür sind die entzugserscheinung nicht so stark...

ich würde dir empfehlen die unterstützung deiner ärztin in anspruch zu nehmen. sie kennt sich damit besser aus. fraglich ist auch, ob es überhaupt gut ist die medikamente abzusetzen...
-=[ Schmerz ist Schwäche, die den Körper verlässt ]=-

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d00lb
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Beitrag Mo., 03.08.2009, 06:33

Danke schonmal für eure schnellen Antworten

Also für mich bestehen keine Zweifel das ich das Seroquel komplett absetzen kann. Ich fühle mich sehr stabil, nehm das jetzt schon seit über 2 Jahren. Wie oben schon beschrieben hat mein vorheriger Arzt gesagt wir können das absetzen, er hat aber leider in eine andre Klinik gewechselt und vom jetzigen Arzt halte ich wenig, man könnte denken er bekommt Provision von der Pharmaindustrie :( und das sage nicht nur ich über den...

Ich werde heute mal mit meinem Hausarzt sprechen was der meint. Evtl. ist mein zu hoher Blutdruck auch vom Absetzten wieder höher geworden, hatte aber auch mit 800mg schon immer einen höheren Blutdruck daher kann ich das nicht sicher sagen. Evtl. werde ich heute abend wieder 800mg nehmen und das ganze überlegter angehen, am besten ich hol mir noch 25mg Tabletten...

Andrerseits hab ich die Hoffnung das die Entzugserscheinungen die nächsten Tage abklingen und ich dann in einem Monat oder so ganz ausschleichen kann... Die letzten 400mg werde ich 100% ausschleichen...

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SilentPain
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Beitrag Mo., 03.08.2009, 10:54

das du stabil bist wird doch sicher auch an den tabletten liegen oder? wieso dann absetzen?
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d00lb
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Beitrag Mo., 03.08.2009, 17:58

Ja es liegt sicher an den Tabletten das ich stabil geworden bin. Aber viel mehr denke ich sind es andere Faktoren die sich bei mir stark gebessert haben.

So wie du das schreibst denke ich du willst sagen man müsse das ewig nehmen.

Mir wurde vor 2,5 Jahren gesagt ich könne die nach 2 Jahren absetzen, vorausgesetzt ich sei stabil. Der Facharzt ist aber jetzt anderer Meinung. Es war aber genau dieser Arzt der das vor 2,5 Jahren so zu mir sagte. Alles lüge, nur um den Psycho ruhig zu stellen? Immerhin ist meine Psycho sozusagen komplett abgeklungen und ich bin stabil, was er auch sagt. Aber denoch ist er der Meinung ich solle die Medis weiternehmen.

Naja da ich auch Leute kenne die selbst Medis abgesetzt haben und schon seit Jahren denoch stabil und Psychose-Frei leben und ich mich wirklich gut fühle denke ich es ist an der Zeit das Zeug los zu werden.

Immerhin ist es sicherlich auch nicht gut für den Magen und sonstige Organe usw. und zu Seroquel gibt es keine wirklichen Langzeitstudien. ..

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Xanny
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Beitrag Mo., 03.08.2009, 20:47

Du hast ja schon Deine gefestigte Meinung, das Zeug abzusetzen, egal, was Dir andere hier für Meinungen mitteilen. Warum dann Deine Frage? Erhoffst Du Dir Bestätigung für Deine Entscheidung?

Generell ist es nicht gut, Medikamente eigenmächtig abzusetzen und sollten immer unter ärztlicher Kontrolle ausgeschlichen werden. Denk mal daran, wenn Du starke Entzugserscheinungen hast...

Ich glaube auch, dass Du unter anderem wegen der Medikamente stabil bist. Denk doch mal drüber nach...
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Reh
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Beitrag Di., 04.08.2009, 03:30

Hallo d00lb,
ich habe meine NL vor 7 Monaten abgesetzt und mir dafür 1 Jahr Zeit gelassen. Es war eine harte Zeit. Bedenke bitte, dass NL Veränderungen in deinem Gehirn bewirkt haben und du mußt deinem Gehirn Zeit lassen, sich wieder umzustellen. Das geht nicht so schnell wie du das gerne hättest. Eine Dosisreduzierung um 50% ist einfach zu viel. Die allgemeinen Absetzempfehlungen, die du im I-Net finden kannst, sprechen von einer Reduzierung von 10% der Ausgangsdosis in 2-6 Wochen. Persönlich empfehlen kann ich dir nur eine Reduzierung von 10% im Monat.

Wichtig ist es natürlich, dass du dann auch die Finger von den Drogen läßt, auch wenn dir das schwer fällt. Erhöh nicht die Statistik von den Menschen, die wieder einen Rückfall bekommen haben. Wenn du es machst, mach es richtig.

Es wäre schon sehr gut einen Arzt zu haben, der dich dabei unterstützt. Hilfreich ist es gute Freunde zu haben, die einem mitteilen welchen Eindruck sie von dir haben und mit denen du über Probleme reden kannst. Oft ist der Wunsch abzusetzen so groß, dass man sich selbst nicht mehr objektiv beobachten kann. Die Entzugserscheinungen sind oft nicht so wie man sich das vorstellt. Es ist auch gut, wenn du jeden Tag aufschreibst wie es dir bei welcher Dosierung geht. Ich hatte folgende Probleme:

o Heftige Erinnerungen an Psychoseinhalte und realer Erlebnisse
o Gefühlsausbrüche, Stimmungsschwankungen
o Ständiges Frieren / kalte Füße
o Ein- und Durchschlafprobleme
o Morgendliche Übelkeit
o Schweißausbrüche in der Nacht
# Erinnerungen an sämtliche psychischen Verletzungen in meinem Leben.

Und das sind sicherlich nicht alle Probleme, die du bekommen kannst. Es dauert immer ein paar Tage, bis du etwas von der Reduzierung spürst, manchmal auch einige Wochen. Die letzten Reduzierungsschritte sind am Schwersten und die mußt du noch langsamer machen.

Ich habe mit meinem Arzt nie darüber gesprochen, dass ich die NL absetzen will. Ich habe ihm immer nur gesagt, dass ich weiniger nehmen will und er hat nur gefragt "wieviel". So bin ich langsam von den NL runter gekommen.

LG Reh

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littlebuddha
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Beitrag Mi., 19.08.2009, 17:51

Xanny hat geschrieben:Generell ist es nicht gut, Medikamente eigenmächtig abzusetzen und sollten immer unter ärztlicher Kontrolle ausgeschlichen werden. Denk mal daran, wenn Du starke Entzugserscheinungen hast...
Das würde ja stimmen, wenn die Ärzte es mit dem Patienten immer gut meinen, doch so ist es einfach nicht. Wie man weiß, werden nicht wenige Ärzte und Kliniken großzüig von Pharmaindustie gesponsort, außerdem verdienen sie auch so ihr Geld damit, den Patienten ihre Pillen zu verschreiben. Sollte man also seinen Verstand an der Garderobe abgeben, nur weil man einmal eine Psychose hatte? Nein! Bleib kritisch und hinterfrag alles, auch wenn der Arzt dir sagt du sollst das Zeug nehmen. Zunächst einmal musst du dir SELBST vertrauen, denn nur du selbst weißt wie es dir geht. Aber: Bleib auch (und das ist außerordentlich wichtig!) dir selbst kritisch eingestellt - und sei ehrlich zu dir. Verspürst du über eine längere Zeit dauerhafte Verschlechterung, zieh in Betracht dass es ein Rückfall sein könnte. Doch gib dir auch feit! Reduktion und Absetzen von Psychopharmaka bringt meiner Meinung (und persönlichen Erfahrung) meist eine mittelfristige psychische Verschlechterung mit sich. Bei jeden meiner Reduktionsschritte ging es mir um einiges schlechter bis hin zu der Vorstellung in einer schlimmen Phase, dass ich tatsächlich psychotisch werde. Doch ein, zwei Wochen später war es vorüber und es ging wieder bergauf! Nun bin ich in der dritten Woche frei von Zyprexa (siehe "Zyprexa absetzen") und es geht mir nicht sehr schlecht (bzw. es ging schlecht, doch nu wieder viel besser) - ich warte aber noch längere Zeit ab, was sich entwickelt.

Ich denke was den Patienten wirklich schadet ist, wenn sie verlernen sich selbst zu vertrauen und mündige Bürger zu sein. "Schluck deine Pillen und alles wird gut" - als ob das der einzige Grund sei für psychische Gesundheit! An dieser Doktrin erkennen wir, wie krank unsere gesamte Gesellschaft eigentlich wirklich ist. Ich denke meine Pilleneinnahme stabilisierte mich möglicherweise tatsächlich, doch ich habe auch eine charakterliche Entwicklung durchgemacht die auf keinen Fall durch irgendwelche Dopamin-Blockierungen erklärt werden kann.


Meine konkreten Tipps:
- Lies unbedingt, auf jeden Fall Peter Lehmanns "Psychopharma (Hg.) absetzen"!!! Du MUSST dich vorbereiten auf das, was dich erwartet. Es kann sehr zum Erfolg des Projekts beitragen, glaube mir. Hätte ich es nicht gelesen wäre ich gleich beim ersten Gespräch diesbezüglich beim Psychiater von meinem Vorhaben abgerückt, weil er mir Angst machen wollte. (es gibt einen guten Artikel dazu in dem Buch: "Beim Absetzen wird die Meinung der Ärzte zur Gefahr"; was wir auch wunderbar in diesem Thread sehen von wegen "Du musst unbedingt darauf hören was dein Arzt dir sagt")
- Entwickel ein kritisches Bewusstsein der Schulpsychiatrie; verteufle sie nicht, aber erkenne dass sie nicht rein zum Wohle der Geistig Kranken da ist, sondern eine Industrie ist, die Milliarden verdienen will! Lies Artikel im Internet über andere Arten von Behandlung der geistig Kranken und den Umgang mit Psychopharmaka, informiere dich über die Nebenwirkungen, Folgeschäden, etc. Lass dir von deinem Arzt keine Angst machen, wenn er dir einredetet du seist "so krank". Ob du es bist wirst du schon selbst herausfinden, und zwar, wenn du versuchst erst mit wenig und dann ganz ohne NL zu leben.
- Sorge für halbwegs, ruhige Lebensumstände! Ziehe nicht unbedingt in eine fremde Stadt, wechsel nicht unbedingt den Job, schmeiß dich nicht in eine neue Beziehung. Sorge, dass dein soziales Umfeld stabil ist.
- Weihe gute Freunde ein, suche Unterstützung deines sozialen Umfelds und Familie. Rede mit den Leuten über dein Befinden während der Reduktion und Absetzen. Sorge dafür, dass du da nicht ganz alleine durchmusst.
- Bereite dich darauf vor, dass sich Dinge/Beziehungen/Freundschaften ändern und enden könnten, da du dich eventuell veränderst. Es könnte eine belastende Zeit für dich und dein soziales Umfeld werden!
- Sorge für ausreichend Schlaf, trinke viel Tee (Kräutertee), vermeide zu viele Parties.
- Drogen: Vermeide auf jeden Fall Marihuana, auch passiv (lass die Finger in Zukunft ganz davon, dein Leben lang; es wird dir nur schaden). Trinke möglichst kein oder nur äußerst wenig Alkohol. Nikotin und Koffein würde ich in gewohnten Maßen zu mir nehmen (solange es nicht sehr viel ist). Von anderen Drogen muss ich gar nicht erst reden, oder?
Ich habe aufgehört, für mich alleine zu leben und angefangen, für uns alle zu leben.
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littlebuddha
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Beitrag Mi., 19.08.2009, 17:59

Und schließlich:
- Entwickel deinen Charakter! Lies Erich Fromm, "Haben oder Sein", "Den Menschen verstehen. Psychoanalyse und Ethik", und andere Bücher von ihm. Befasse dich mit Lebensphilosophie, suche dir einen Sinn, entwickle eine realistische und der Wirklichkeit angepasste Weltsicht. Kontrolliere ständig, ob du in diesem Weltbild bleibst oder ob es dir entgleitet. Werde gleichmütig, gelassen. Egal was passiert, es ist DEIN Leben; sei dankbar, dass du es erleben darfst.
- Lerne, eine postives Lebensgefühl zu erhalten.
- Erkenne, welche Situationen dich zu stark belasten (was deine psychische "Verletzlichkeit/Vulnarabilität" ist), und weiche ihnen entweder aus oder entwickle Strategien damit umzugehen.

Außerdem noch:
- Die Absetzwirkung wird meist erst nach ein paar Tagen bis ca. einer Woche psychisch spürbar (jedenfalls bei Zyprexa). Sei also nicht allzu hoffnungsvoll wenn es dir drei-vier Tage nach Reduktion gut geht. Reduzier dann nicht sofort weiter. Nimm dir ca. ein halbes Jahr bis ein Jahr Zeit für das Projekt. Nimm Rückschläge in Kauf (also Rückkehr zu höheren Dosen), kalkuliere sie ein.


Zuallerletzt: Nicht der Arzt, nicht deine Familie, nicht Gott oder sonstwer ist verantwortlich für dein Leben und für das, was und wie du bist. Du hast die volle Freiheit - und die volle Verantwortung - für deine Gesundheit, dein Wohlergehen und das anderer. Also sei verantwortlich! Spürst du, wie du tatsächlich wieder verrückt wirst und es auf keinen Fall als vorübergehende Absetzerscheinung abtun kannst, bricht das Projekt erst einmal ab und verschiebe es auf später.

Schreib doch öfters hier hinein, wie es dir ergeht. Dann können wir anderen dir Rat geben, Mut zusprechen und trösten. Viel Erfolg, bis bald!


PS: Reduzier das auf keinen Fall von 400 auf Null runter! Zwing deinen Arzt, dir niedrigere Dosen zu geben. Er kann dich nicht dazu zwingen, bei 400 zu bleiben, er muss deinen Wunsch auch gegen seinen Willen stattgeben. Sonst drohe mit Arztwechsel (es ist dein gutes Recht; allerdings ist es gerade bei Psychiatern recht schwierig, zu wechseln). Reduzierst du so krass prophezeie ich dir nach kurzer Zeit einen schweren Rebound mit psychotischen Erleben und starken außer sich stehen (ich habe das durch mit Zyprexa, es war nicht schön und hörte auch nicht in wenigen Wochen auf; das hält dann erst mal einige Zeit an); das steht man nicht durch und du wirst zurück in die Klappse müssen oder zurück auf Pille. Außerdem erhöht sich die Gefahr für Spätdiskinesien deutlich bei plötzlichen Absetzen, und sowas will ja wirklich keiner! (es ist ein irreversibler Nervenschaden, bleibt also womöglich das Leben lang bestehen...)
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Taffi
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Beitrag Do., 20.08.2009, 17:18

Kleiner Hinweis am Rande für die Antwortgebenden:

Seroquel und Seroquel Prolong sind in ihrer Wirkweise sehr verschieden. Man kann unmöglich vom einen Medi auf das andere schließen. Seroquel Prolong kann sehr schnell sehr hochdosiert werden; würde man mit "normalem" Seroquel nicht machen. Insofern ist es mit dem Runterdosieren vielleicht auch ein bisschen anders.


@d00lb:

Seroquel Prolong ist ein noch so neues Medikament (wurde m.W. erst vor 2 Jahren zugelassen), dass ich vermute, dass sich längst noch nicht alle Fachärzte damit auskennen. Womöglich gehört dein derzeitiger Arzt dazu (und er ist deswegen zögerlich).
Wie dem auch sei, du vertraust ihm anscheinend nicht sehr. Also wäre das an deiner Stelle meine erste Maßnahme: neuen Psychiater suchen. Vielleicht suchst du jemanden in der Ambulanz einer Fachklinik auf bzw. rufst mal an und fragst nach, ob du ambulant vorbeigeschossen kommen kannst...? Die Ärzte dort werden vermutlich noch am meisten Ahnung haben. Nachfragen kostet ja bekanntlich nix.

Auf eigene Faust würde ich an deiner Stelle nix machen, sondern das Absetzen/Ausschleichen eng von einem Facharzt begleiten lassen. Falls das überhaupt angesagt ist. Das Zeug nimmste ja vermutlich auch zur Rückfallprophylaxe; war wohl kaum nur als Akuttherapie angesagt. Aber hol dir ruhig noch eine fachmännische Meinung ein.

Alles Gute,
Taffi
Es ist wichtig, jemanden dort abzuholen, wo er gerade ist. Aber manchmal ist es auch wichtig, jemanden dort zu lassen, wo er gerade sein will.

"Erfahrungen sind Maßarbeit. Sie passen nur dem, der sie macht." Carlo Levi

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d00lb
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Beitrag So., 30.08.2009, 13:10

also vielen Dank für eure antworten...

Ich möchte es auf jeden Fall absetzen, hab gemerkt das ich über die Reduzierung von 800 auf 400mg hinweg bin, mir geht es jetzt mit 400mg sehr gut. Ich werde auf jeden Fall nur um 10% reduzieren, bzw um 50mg. Die Frage ist ob der Pschiater mir die kleinere Dosis verschreiben muss oder nicht? Was wenn er sich weigert mir die 50mg Tabletten zu verschreiben? Komm ich dann garnicht mehr von den NL weg?

Warum ich mich so sträube das weiterzunehmen?: Weil wie oben schon beschrieben das Medikament erst seit ca. 2 Jahren zugelassen ist, keiner weiß wirklich was über Langzeitwirkung und Spätfolgen. Ich habe allgemein eine Abneigung zu NL bekommen, ich will mich nicht wegballern mit solchen Tabletten. Ich muss schon Betablocker und Schilddrüsentabletten nehmen, das reicht mir eigentlich wenn man bedenkt das ich nicht mal 25 bin...

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littlebuddha
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Beitrag So., 30.08.2009, 18:34

d00lb hat geschrieben:Die Frage ist ob der Pschiater mir die kleinere Dosis verschreiben muss oder nicht? Was wenn er sich weigert mir die 50mg Tabletten zu verschreiben? Komm ich dann garnicht mehr von den NL weg?
Kann er praktisch tun, legal finde ich das nicht. Immerhin bist du es, der entscheidet was er nehmen will. Auch wenn die Gefahr eines Rückfalls bestünde - ich nehme nicht an, dass dies ein lebensgefährliche/lebensbedrohliches Szenario wäre, vor dem dich dein Arzt unbedingt okmme was wolle schützen will. Höchstens wäre ein Rückfall ziemlich unangenehm für dich und dein Umfeld.

Sollte er es verweigern, würde ich ihn echt mal zur Rede stellen wer hier eigentlich über dein Leben bestimmt - du oder der Arzt. Frag ihn, ob er jemals etwas davon gehört hat, dass ein Mensch sein Leben mündig und selbstbestimmt führen sollte, ohne von anderen gegängelt zu werden. Mein Arzt hat sich auch quer gestellt, mir niedrigere Dosis zu verschreiben und mich mindestens fünf Mal fast schon angefleht, ich solle 5mg Zyprexa nehmen wie die Jahre zuvor. Das geschah sogar mit dreisten Lügen (ich habe ihn einmal besorgt gefragt, ob Zyprexa selbstbewuster macht - weil ich nämlich in den Jahren selbstbewusster geworden bin und Angst hatte, wieder zu dem schüchternen Typen zu werden; er sagte dreist "Ja" und machte mir so zusätzlich Angst, vor dem Schritt in ein NL-freies Leben).

Nun bin ich seit 21. Januar am reduzieren gewesen und seit Anfang August auf Null, also seit knapp vier Wochen. Kann natürlich keine langfristige Prognose geben, aber derzeit geht es mir ganz gut. Hatte auch beim letzten Schritt keine gravierenden Absetzerscheinungen außer ein paar Tage, die wirklich psychisch sehr hart waren mit einem Satanserlebnis (siehe "Zyprexa absetzen"). Danach ging es mir langsam aber stetig besser. Derzeit fühle ich mich eigentlich nicht viel anders als unter Pille. Weder viel schlechter noch viel besser. Im Endeffekt kommt es mir so vor, als hätte die Pille nicht wirklich was bewirkt, als hätte ich sie sozusagen umsonst genommen (und damit meine Gesundheit gefährdet!).

Wenn den Arzt sich wirklich weigern sollte, drohe ihn damit zu einem anderen zu gehen, der weniger verbissen ist. Keiner kann dich zwingen, diese Pillen zu nehmen! Sollte der Arzt dir keine niedriger Dosis verschreiben, wäre das Nötigung und meiner laienhaften Meinung nach fast schon eine Straftat. Kann mir aber nicht vorstellen, das der so reagieren wird. Querstellen ja, aber er darf dich nicht zwingen und das weiß er.

Sollte dir deine Beziehung zum Arzt egal sein bzw. du einen Bruch im Vertrauensverhältnis in Kauf nehmen, nimm doch eine Vertrauensperson als Sicherheit mit zum Termin ins Gespräch (sei dir bewusst dass du damit den Arzt aus der Schweigepflicht nimmst, d.h. er darf dann auch vor der Vertrauensperson über deine persönlichen Probleme mit dir sprechen; du solltest dir also jemanden aussuchen, der dich und deine Sorgen eh kennt). Das liefert dir Rückhalt und du hättest einen Zeugen. Hab ich auch so gemacht, allerdings war danach die Beziehung zum Psychiater gestört. (war sie aber vorher auch schon)

Sollte dein Arzt doch Probleme bereiten, wäre es schön wenn du darüber berichtest. Ich möchte gerne von verschiedenen Betroffenen Erfahrungen mit Psychiatrie austauschen.
Ich habe aufgehört, für mich alleine zu leben und angefangen, für uns alle zu leben.
Nennt mich Little!

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