Begegnung der 3. Art - Therapeut unter freiem Himmel

[Messina]

Hallo Herr Fellner und alle anderen Mitlesenden,

mir fällt dazu noch was ein. Ich schmunzele ein bischen - es liest sich fast so wie "was mache ich, wenn ich Bekannte im Swingerclub treffe?" ....

Das ist doch mal eine Interessante Frage...was mach ich, wenn ich meinen Therapeuten in so einer Situation treffe? *grübel*
Aber sowas ist müssig...sich darüber Gedanken zu machen

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[Flugente]

Uhura (lustiger Nick übrigens). Ich weiß schon, dass man mein Beispiel jetzt durchdiskutieren kann aber das war nicht der Zweck, es sollte ja auch nur ein Beispiel sein. Wie gesagt, ich könnte mit weiß Gott jemanden da sitzen, mir würde es nichts ausmachen.

Aber ich kenne tatsächlich Leute, die in so einem Moment der peinlichen Berührtheit nicht so cool damit umgehen können. Mit was auch immer. Und der Gesprächsverlauf dadurch ins Stocken geraten kann. Bei einer Freundin spielt das sicherlich keine Rolle aber bei der hysterischen Mutter oder dem Geschäftspartner könnte es eine Rolle spielen.

Und, wie auch immer, ich denke, um erst gar nicht das Risiko einzugehen, dass es zu einer für den Patienten peinlichen Situation kommt, verhalten sich Therapeuten so.

Ich hoffe, ich konnts jetzt endlich begreiflich machen, was ich meine.

[Miss_Understood]

flugente: ich KANN in der Tat nur von mir reden. Das kann wirklich jeder nur hier. Und ich hoffe, dass wir auch dazu hier sind. Denn wenn das ein Argument wäre, nichts mehr von seinem Erleben mitzuteilen, dann wäre das Forum hier ziemlich leer.

Jedoch, die Schlussfolgerung, dass ich so damit umgeh UND "eh alles easy ist" habe ich nirgendwo behauptet. Das fände ich verletzend und unachtsam. Ich hoffe, sehr, es kam nicht generell so rüber?

Ich akzeptiere dass Herr Fellner und der Thera der TE seine Patienten nicht grüsst, habe aber dennoch eine Meinung dazu. Und finde es wirklich schade, dass sich damit der Berufsstand der Therapeuten sich selber etwas im Misskredit hält. (Und nebenbei, wenn ich das so lese, bin ich durchaus sehr dankbar mich nach anstrengender Jugend auf dem Land in einer sehr toleranten Stadt zu bewegen zu dürfen. das erlebe ich als Privileg, gerade auch nochmal durch diesen Thread.)

Und was ich versuche ist - meinen Umgang mit der "Begegnung der dritten Art", das dann insoweit herunterzubrechen bzw. ganz präzise zu beschreiben WIE ich dazu komme, DASS ich SO damit umgehe. Vielleicht mit viel Glück, auf dass es möglicherweise für andere transparenter wird. Als Modell vielleicht. Oder Experiment. Der Mensch ist ja zum Glück ein lernendes Wesen. Und dennoch lernt ja jeder auf seine Art. Ich möchte keineswegs mich da /über/ andere stellen, ich möchte beschreiben. Und wünsche mir, dass das nicht über-heblich ankommt. Wenn doch, so versuche ich das zu ändern.

Was würdest du flugente denn lieber lesen wollen?
meinst du, wenn du ja auch einfacher mit so einer Begegnung umgehst, dass das einfach "so ist" und andere nicht daran "lernen" können - oder wie würdest du deinen Weg zu diesem Umgang (der denke ich mal leichter ist, oder?) beschreiben? Wie schaffst DU es (sozusagen als mögliche Methodensammlung, die natürlich nicht für alle gelten muss), das zu erreichen?

neugierger Gruß

die Miss (und off für heute)

[candle]

Und finde es wirklich schade, dass sich damit der Berufsstand der Therapeuten sich selber etwas im Misskredit hält.

Nach Deiner Auffassung braucht es keine Schweigeplicht.

Man siehe das aktuelle Thema wo nun jeder weiß, dass da eine junge Frau HIV positiv ist. Das ist einfach nur schrecklich!

candle

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[Lucinda]

Hallo,

muß auch mal was dazu berichten.

Meine Thera grüßt mich auch nicht als erstes. Hab sie schon öfter mal getroffen. Beim Einkaufen (uuuuaaaah, ich wär am liebsten schreiend davon gerannt, ich hatte sooo Herzrasen ) und auf nem Konzert, und anderen öffentlichen Veranstaltungen. Ist hier halt ein Kuhkaff. Jedesmal hatte ich ne andere Freundin mit, oder ne Bekannte.

Falls sie mich als erstes gesehen hat, verweilt sie meist in ihrer Position, guckt aber gezielt an mir vorbei. So ähnlich wie "ich habe Sie gesehen, weiß aber nicht obs ok ist, wenn ich Hallo sage".

Ich hab dann immer zuerst gegrüßt und wurde daraufhin auch erfreut zurückgegrüßt.

Ich finde das eigentlich sehr achtsam von ihr. Ich weiß dass es kein Ignorieren ist, sondern nur Rücksicht und Achtung.

Liebe Grüße,
Lucinda

[Flugente]

Was würdest du flugente denn lieber lesen wollen?
meinst du, wenn du ja auch einfacher mit so einer Begegnung umgehst, dass das einfach "so ist" und andere nicht daran "lernen" können - oder wie würdest du deinen Weg zu diesem Umgang (der denke ich mal leichter ist, oder?) beschreiben? Wie schaffst DU es (sozusagen als mögliche Methodensammlung, die natürlich nicht für alle gelten muss), das zu erreichen?

Ich glaube, wir haben hier zwei verschiedene Ziele verfolgt: ich wollte ausdrücken, dass die Leute es nicht persönlich nehmen sollen, wenn sie von ihrem Therapeuten nicht gegrüßt werden, weil blablabla

Du hast es von einer anderen Seite aufgezogen. Deshalb haben wir ein bisschen aneinander vorbeigeredet.

Natürlich bin ich eher bei dir. Ich wünschte, ich könnte generell manche Leute davon überzeugen, dass das Leben einfacher ist, wenn man ein bisschen lockerer wird, ein bissl mehr Humor mitbringt. Insofern hast du natürlich Recht.

[Silent*]

hmm, wunderbares Thema.

Ich bin meinem EX-Thera einmal begegnet ausserhalt der Thera.
War auch komisch, weiß nur nicht mehr, wer wen zuerst gegrüßt hat.

Ich glaube, das ich an meiner jetzigen Thera mehrfach vorbeirennen würde, bis ich sie wahrnehme. Aber das hat nichts mit ihr zu tun, sondern eher an meine "Scheuklappen", habe meistens draussen nen Tunnelblick und ich nehme Menschen nicht besonders gut wahr
Laufe selbst an meiner Mutter oder an meinen Geschwistern vorbei, ohne sie zu sehen. Da muss man mich meistens schon ansprechen/rufen oder mit direkt vor die Füße "springen" ...
Mein Mann lief mal ne ganze Straße neben mir her, habe es nicht realisiert -.- ... dann tippte er mich an, war entsetzt, das ich ihn nicht mitbekommen habe und ich erschrack mich richtig heftig -.- (war mal wieder "weggetreten")

Ich hoffe nur, das ich sie damit nicht mal enttäusche oder so, wenn das bei ihr mal passiert (wenn es nicht sogar schon passierte -.- )

lg

[Carry]

Ich weiß dass es kein Ignorieren ist, sondern nur Rücksicht und Achtung.

Danke Lucinda

Du hast es mit einem Satz getroffen

Carry

[Pippi Langstrumpf]

Hallo!

Ich kann Miss-Understood absolut verstehen und ich finde, dass sie sich wirklich sehr darum bemüht, ihre Haltung zu diesem Thema so differenziert als möglich darzustellen. Reflektierter geht es kaum!!



@candle:

Nach Deiner Auffassung braucht es keine Schweigeplicht.

Das hat Miss_Understood mit keinem Wort gesagt! Nicht annähernd!
Ich habe den Eindruck, dass du sehr massiv bist und ihr die Worte im Mund umdrehst!

Lg Pippi

[Miss_Understood]

Und finde es wirklich schade, dass sich damit der Berufsstand der Therapeuten sich selber etwas im Misskredit hält.

Nach Deiner Auffassung braucht es keine Schweigeplicht.

WO habe ich DAS denn gesagt? Ich habe sogar eher nochmal betont, dass ich das eben NICHT mit einschliesse. Ich hoffe sehr, dass das die anderen Mitleser gelesen (auf Seite 2 müsste das sogar samt Beispiel stehen) und so verstanden haben wie ich es auch meinte oder drücke ich mich - jetzt mal candle nicht mitrechnend - SO DERART miss.verständlich aus?

Ergänzung: offenbar nicht für alle allzu verquer - *grüßt zu Pippi Langstrumpf

[Miss_Understood]

Ich glaube, wir haben hier zwei verschiedene Ziele verfolgt: ich wollte ausdrücken, dass die Leute es nicht persönlich nehmen sollen, wenn sie von ihrem Therapeuten nicht gegrüßt werden, weil blablabla

Du hast es von einer anderen Seite aufgezogen. Deshalb haben wir ein bisschen aneinander vorbeigeredet.

Ahsoooo! Jetzt verstehe ich die zwei Fahrspuren unserer Kommunikation.

[hungryheart]

@ all ich verstehe nicht so ganz, wo das problem ist.
ich empfinde die diskussion so ein bisschen wie "wo mache ich mir ein problem, wenn ich grad kein anderes habe"...



naja.
miss, ich sehe ganz vieles wie du.

die schweigepflicht ist allerdings schon eine heikle sache....
ich bin ja auch (klinik-)ärztin, nicht in der ("peinlichen", die patienten anscheinend immer noch stigmatisierenden) psychobranche sondern somatisch tätig und dennoch halte ich es mit dem grüßen wie herr fellner.
einfach weil die schweigepflicht beinhaltet, dass ich von mir aus keine auskunft geben darf, ob frau x oder herr y bei mir in behandlung sind.

wenn ich grüße kann eine dritte person aber diesen schluss ziehen (obwohl das, wie du ganz richtig sagst unwahrscheinlich ist und der patient selbst das ja auch mit steuern kann).

[Emma]

Hallo,

also ich bin meinem Thera auch schon ein paar Mal außerhalb der Therapie begegnet. Er hat seine Praxis in der Innenstadt, wo ich immer wieder zum Einkaufen vorbeikomme, zudem gehen wir in den gleichen Bio-Laden.

Beim ersten Mal hab ich mich noch erschrocken, aber inzwischen geht es. Wir grüßen uns übrigens einfach, also derjenige grüßt zuerst, der den anderen zuerst sieht, das kann dann auch mein Thera sein. Ich hab mir hier noch nie Gedanken darüber gemacht, dass andere sich etwas dabei denken könnten, wenn wir uns grüßen. Vielleicht liegt das bei mir daran, dass ich mir denke, dass ich eh in einer Kleinstadt mitten in der Füßgängerzone zu ihm in die Praxis gehe und mich dabei sicher schon viele Leute beobachtet haben, die mich kennen und sich dann eh denken, dass ich in Therapie bin. Außerdem arbeite ich nicht hier in der Stadt.

Ich kann eure Gedanken da schon verstehen, dass ihr lieber zuerst grüßen möchtet, aber mir persönlich war das bisher egal und so macht es mir persönlich auch nichts aus, wenn er mich zuerst grüßt.

Wie es mit meiner neuen Thera wird in der Stadt in der ich arbeite, weiß ich noch nicht. Ich bin ihr einmal begegnet und da hat sie mich kurz angeschaut und ist weitergelaufen. Ich hab ihr nicht gegrüßt, weil sie nicht gegrüßt hat und ich dachte, sie erkennt mich vielleicht nicht (hatte zu dem Zeitpunkt 3 Vorgespräche, die aber ein paar Wochen her waren) und dann wäre es mir peinlich gewesen, wenn sie vielleicht irritiert geguckt hätte, weil ihr jemand grüßt, den sie nicht zuordnen kann. Jetzt da ich eure Überlegungen mit dem Zuerst-Grüßen lese, frag ich mich, ob sie mich doch erkannt hat und mir nicht gegrüßt hat, weil sie nie zuerst grüßt aus den von euch genannten Gründen.

Liebe Grüße,
Emma

[SamuelZ.]

@All:

bin schlussendlich zu dem Ergebnis gekommen, dass er sich professionell verhalten hat. Hätte ich zuerst gegrüßt, hätte er wohl zurückgegrüßt. Da ich mir selbst nicht sicher war, ob ich grüßen sollte, schließlich war er ja im Gespräch, kam dann diese merkwürdige Situation dabei heraus.

Es war das 3. Mal, dass ich bei ihm in eine solche "Falle" getappt bin, in der ich nicht wusste, was nun richtig oder falsch ist, mich unwohl fühlte, mich dann für eine bestimmte Handlungsweise entschloss und er daraufhin so reagierte, dass ich mich nur wundern konnte bzw. mit gekränkten Gefühlen aus der Situation herausging.

Zum Beispiel gibt es an der Wohnungstür zur Praxis einen Summer, den er betätigt, wenn er gerade nicht persönlich öffnen kann. Der Patient kann dann die Tür selbst öffnen und setzt sich dann ins Wartezimmer. DAvon wusste ich z.B. überhaupt nichts, klingelte also einmal mehrmals an der Tür bis er endlich selbst öffnete. Ich wurde dann mit einem genervten "Ach Sie sind das!?" 'begrüßt'. 10 Minuten meiner Therapiestunde wurden dann darauf verwendet, diese unglückliche Situation zu klären. Hätte ja alles mal im Vorfelde angesprochen werden können.

Werde also in der nächsten Stunde noch einmal den regulären Ablauf beim "außerhäusigen Grüßen" erfragen und ihn dann bitten, mir andere wichtige Regeln der Zusammenarbeit zu erklären...
Geht halt dann alles von meiner Therapiezeit ab. *ärger*

Viele Grüße und danke für die Erfahrungsberichte
Sandy

[struggle]

Geht halt dann alles von meiner Therapiezeit ab. *ärger*

Aber genau das IST doch Therapie - noch schöner und alltagsnaher kann sie gar nicht sein! Genau durch diese Situation kannst du deinen Gefühlen dabei auf den Grund gehn, und hast sogar noch den Therapeuten dabei, der das auch erlebt hat und dich unterstützen kann... Schließlich sind das ja Gedanken und Verhaltensweisen, die man schon von sich kennt, aus anderen Situationen, und jetzt kannst du die mal näher anschaun! Daraus ergeben sich unzählige Fragen!

Ich wünsche Dir eine spannende Therapiestunde!
lg, struggle

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