Leslie hat geschrieben:Sich zu verlieben ist, denke ich, so ein stabilisierendes Gefühl. Es lenkt mich von meiner Scham und den schwer oder gar nicht aushaltbaren Gefühlen ab und lenkt die Blickrichtung auf den Therapeuten (und zwar ziemlich radikal). Nicht umsonst hat man also keine anderen Gedanken mehr als nur noch "an den Therapeuten".
Schämst Du Dich nicht entsetzlich für diese Liebe zu Deinem Therapeuten?
Ich finde es interessant, dass Du sie als stabilisierend empfindest. (Wenn ich mich für etwas schäme, zerkloppt mich das ziemlich.)
Ich habe meine Liebe, wie gesagt, zerhackt und in der therapeutischen Situation außerdem auch delegiert: Ich mag meinen Therapeuten, aber sein Steiffferkel liebe ich heiß&innig mit all der Liebe, die eine Dreijährige für ein Stofftier aufzubringen vermag (und das ist nicht wenig).
mondlicht hat geschrieben:Umso fragwürdiger finde ich den therapeutischen Nutzen der Übertragungsliebe. Sie fokussiert die Gefühle so einseitig, dazu quälend (bin auch gerade betroffen) und unproduktiv.
Das klingt so, als hätte Deine Therapeutin Dir diese Gefühle in Form einer Tablette eingegeben - und Du selbst wärest an ihrem Entstehen überhaupt nicht beteiligt.
Aber es sind DEINE Gefühle - nicht die der Therapeutin. Und es ist nichts 'Fremdes', das Dir 'von außen übergestülpt' wird.
mondlicht hat geschrieben: Klar, ich hätte gerne eine ganz enge zärtliche und sexuelle Beziehung zu einer anderen Person. Gäbe es die (wäre sie mir möglich), dann würde ich mich vielleicht nicht so auf die Thera einschießen.
Warum "gibt es die" denn nicht, diese andere Person? Was soll denn eine solche andere Person für Dich sein? Was weißt Du von Deiner Thera, außer, dass sie einmal oder mehrfach pro Woche für Dich 50 Minuten lang da ist?
Solange Du Dir selbst fremd bist und Dein Begehren nicht kennst (und - sorry, aber das Begehren ist keineswegs war rein Positives ...), wird es vielleicht schwierig bleiben mit der Erfüllung Deines Wunsches nach einer "engen zärtlichen und sexuellen Beziehung" (find ich übrigens interessant, was für Dich in einer Beziehung offenbar besonders wichtig ist).
Vielleicht kannst Du mit Deiner Übertragungsliebe ja doch "therapeutisch arbeiten" und der mal in ihren sehr verschiedenen Einzelheiten nachspüren, zusammen mit Deiner Therapeutin?
LG
w