ALG1 beendet nun Bürgergeld?

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
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Tobe
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Beitrag Mo., 08.05.2023, 14:13

reddie hat geschrieben: Mo., 08.05.2023, 13:45 Ich will dichnjetzt nicht erschrecken, aber die Schulden beim Finanzamt solltest du schnell begleichen. Meiner verstorbenen Mutter wurde damals sogar das Konto gesperrt, obwohl sie genug drauf hatte.
Danke für den Hinweis...
dann ist dies wohl erst einmal das Dringlichste, was ich erledigen sollte.
Ein gesperrtes Konto kann ich nun wirklich nicht auch noch brauchen.

L.G Tobe
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candle.
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Beitrag Mo., 08.05.2023, 14:23

Tobe hat geschrieben: Mo., 08.05.2023, 13:50 Es ist leider so, ich habe jeglichen eigenen Lebensmut schon lange verloren...
Ich hoffe, dass du den Lebensmut wiederfindest! Dein Thread ist unglaublich! Du bist hier wirklich eine Bereicherung, das habe ich schon vor einiger Zeit festgestellt! Ich bewundere deinen Mut zu schreiben!

Auch kaja hat mich berührt!

Alles wird gut!
candle
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Tobe
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Beitrag Mo., 08.05.2023, 14:26

Louna hat geschrieben: Mo., 08.05.2023, 14:01 Das ist aber ganz schlecht sich von einer Person abhängig zu machen.
Ich verstehe Deine extreme Notlage und Verzweiflung aber nur für den Therapeuten zu leben, ist gar nicht gut. Das finde ich sehr schlimm, dass es so bei Dir ist...
Ja, ich weiß das dies nicht gut ist, jedoch habe ich momentan keinen Lebensmut mehr
und auch keine eigene Hoffnung oder Zuversicht, daß sich dies nochmal, oder überhaupt ändern könnte.

Ich habe leider schon als Kind immer für mich alleine "kämpfen" müssen und zusehen müssen, alleine irgenwie klar zu kommen. Ich hatte nie Hilfe bekommen.
Und ich habe es auch nie gelernt Hilfe anzunehmen und das es okay ist Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Jetzt ist es das erste Mal für mich, daß ich Hife in Form einer Therapie bekomme und so meine "Altlasten" und Traumata vielleicht aufarbeiten und verarbeiten kann.
Ich weiß nicht, ob mir dadurch irgendwann mal möglich sein wird Lebensmut zu bekommen.

Das mit dem Sozialpsychiartischen Dienst, lasse ich mir noch mal durch den Kopf gehen...
Es wird sehr schwer für mich sein, diese um Hilfe zu bitten.

L.G. Tobe
Zuletzt geändert von Tobe am Mo., 08.05.2023, 15:06, insgesamt 1-mal geändert.
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Tobe
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Beitrag Mo., 08.05.2023, 14:39

candle. hat geschrieben: Mo., 08.05.2023, 14:23 ...Ich bewundere deinen Mut zu schreiben!
Meine wahre Identität kennt hier ja niemand, es ist ja alles anonym ;)
Aber es stimmt schon, auch wenn ich es anonym schreibe, kostet es mich viel Überwindung.
Ich denke nur, daß ich mit meiner "Offenheit" in einem anonymen Forum, vielleicht auch anderen helfen kann, sich zumindest anonym zu offenbaren und somit auch wertvolle Tipps und Hilfen zu bekommen.

Real von Angesicht zu Angesicht um Hilfe oder Tipps zu bitten, stellt da nochmal eine ganz andere enorme Hürde dar...
Deshalb wollte ich dies auch nicht im "Vertraulichen" Bereich schreiben, sondern so, daß es eben auch "Nicht-User" von außen schon lesen können...
Ich bin sicher nicht der einzige Mensch in einer solchen schlimmen Situation, somit werden andere Betroffene hier vielleicht auch eignige der wertvollen Tipps "abgreifen" können.
Dies hilft dann hoffentlich auch anderen weiter.

L.G. Tobe
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Leyndin
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Beitrag Mo., 08.05.2023, 17:45

Liebe Tobe

Es liest sich so unfassbar traurig. Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Mut.

Um Hilfe zu bitten ist nicht aufgeben. Es ist die Weigerung aufzugeben.

Trotzdem verstehe ich, dass die Scham unglaublich hoch ist.
Wegen den Abläufen kann ich leider nicht helfen, anderes Land.
Aber falls ich dir sonstwie was Gutes tun könnte, mein Postfach ist offen.
Alles Gute
Leyndin

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 08.05.2023, 18:45

Wenn du länger nicht arbeitsfähig bist kannst du Sozialhilfe beantragen. Und zB auch die Rente beantragen.

Ich rate auch dazu, dir beim sozialpsychiatrischen Dienst Hilfe beim Beantragen zu holen. Termine bekommt man zeitnah.

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Lady Nightmare
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Beitrag Mo., 08.05.2023, 21:27

Hilft es dir nicht ein bisschen dir vor Augen zu führen, dass es der Job der Menschen beim Sozialpsychiatrischen Dienst ist Menschen in deiner Lage zu helfen? Bitte geh doch diesen ersten Schritt, damit du bald wieder Land siehst!

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 08.05.2023, 21:39

Beim sozialpsychiatrischen Dienst haben sie jeden Tag so viel Fälle von völlig schiefgegangenen Leben zu tun, dass deine Probleme doch absolut nichts ungewöhnliches oder aufsehenerregendes für diese Mitarbeiter sind. Da arbeiten Leute, die null Probleme damit haben und auch Klienten deswegen nicht abwertend behandeln.

Das ist wie beim Proktologen, das ist sein Job, der hat damit kein Problem.

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Tobe
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Beitrag Mo., 08.05.2023, 23:24

Ihr Lieben,

ich danke euch sehr für euren Zuspruch.
In der Theorie ist mir das alles bewusst, doch ist eben die extrem ausgeprägte Scham ein großes Problem bei mir. Dies ist auch ein Thema in meiner Therapie.

Mir ist es immer sehr wichtig gewesen, die “Fassade“ alles ist in Ordnung, zumindest nach außen aufrecht zu halten. Ebenso meine eigenen Gefühle zeigen, oder aussprechen war/ist für mich ein riesiges Problem. So laufe ich halt schon seit Kleinkindalter rum...

Jetzt wo ich dies nicht mehr müsste, u.a. auch in der Therapie, bin ich nicht mehr in der Lage diesbezüglich “normal“ zu sein, oder “normal“ zu reagieren.
Wenn ich z.B. gefragt werde, wie es mir geht, kommen ganz ohne nachzudenken schon so automatische Antworten von mir, wie z.B.
“geht so“, “geht schon“, “schon okay“, oder “muss halt“...

Oder wenn sich die Emotionen ihren Weg bahnen...
und sich erste Tränen ankündigen in meinen Augen zu bilden.
Dann kann ich nicht anders, als mir körperlich Schmerzen zuzufügen, um dies möglichst unterdrücken zu können.

Mein Therapeut hat mich auch nur einmal weinen gesehen.
Das war am 18.01.2021, als ich abends als Notfalltermin zum aller ersten Mal bei ihm erschien.
Da konnte ich nichts mehr zurückhalten, da ich spürte, da ist jemand der mich und mein Leiden sieht, mir ernsthaft helfen will und mich versteht.
Dies war so emotional für mich, daß alles ausbrach, was sich so lange aufgestaut hatte. Ich war vollkommen aufgelöst. Dies war dann auch die längste “Stunde“ die ich bei ihm hatte, da er mich in diesem Zustand erst mal “auffangen“ musste.

Ein einziges Mal hat auch mein Hausarzt mich weinen gesehen...
Das war am Todestag von meinem Schatz...
Ich kam vollkommen gefestigt in die Praxis, um mir eine AU-Verlängerung abzuholen...
Doch dann fragte mich eine Helferin, ob ich auch etwas für meinen Schatz benötigte...
Dann brach alles in mir raus...
“Er braucht nichts mehr, er ist vor ein paar Stunden gestorben...“
Ich brach heulend zusammen und brachte kein Wort mehr heraus.
So brachte mich die Helferin dann in ein Zimmer und der Arzt kam umgehend zu mir, übergab mir die AU und fragte mich ob ich noch etwas brauche...
Doch ich konnte nichts mehr sagen und wollte nur noch raus, einfach weg...

Seither bin ich jedoch wieder in meinem typischen Muster “gefangen“, jegliche emotionale Regung zu unterdrücken.
Ich kann es nicht mehr anders, außer ich werde akut von meinen Emotionen überwältigt...
doch dann breche ich eben auch wieder zusammen.
Und dies löst dann eben auch wieder dieses für mich unerträgliche Schamgefühl aus.

Andersherum habe ich überhaupt klein Problem, anderen Menschen in schambehafteten Situationen, vollkommen neutral, wertschätzend und gefühlvoll zu reagieren und zu helfen.
Ich hatte in meiner beruflichen Laufbahn, als Arzthelferin einige Situationen erlebt, die den Patienten sehr unangenehm und peinlich waren...
Ich habe mich da immer sehr gut einfühlen können und entsprechend so gehandelt, daß es den Patienten leichter fiel und sie ihre Scham etwas ablegen konnten und sich dann auch überwinden konnten. Deshalb wurde ich auch sehr von den Patienten geschätzt.
Jedoch wenn es um mich geht, sieht es eben anders aus.

Ich weiß, es klingt ziemlich paradox.
Eigentlich müsste ich gerade deshalb ja fähig sein, meine eigene Scham zu überwinden.
Doch das sitzt eben so tief in mir drin...

Wenn ich in der Therapie sehr schambehaftete Themen ansprechen oder aussprechen möchte...
oder ich nach meinen Gefühlen gefragt werde, zieht sich bei mir regelrecht alles zusammen und ich kriege kaum noch einzelne Wörter raus.
Da geht jedes mal in mir ein regelrechter Kampf los.

Oft weiß ich nicht, was ich fühle, oder ich finde dafür auch keine passenden Worte, oder eben ich traue mich nicht diese zu benennen.
Es ist immer ein harter Kampf und so unglaublich schwer.

So war es auch, als mich der Mann Anfang 2022 vom Sozialpsychiatrischen Dienst anrief...
Pure Anspannung und Angst machten sich in meinem Körper breit und es lief das gewohnte Programm wieder ab...
Alles sofort zu beschwichtigen, alles wäre halb so schlimm und falsch interpretiert worden...
anstatt einfach mal zuzugeben, daß ich vollkommen am Ende bin.

L.G. Tobe
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Leyndin
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Beitrag Di., 09.05.2023, 05:37

Tobe, ja, es ist schwer. Und es ist doch einfach eine sch….. Situation.

Aber du bist es wert, dass du gut zu dir schaust. Du bist unglaublich stark, auch wenn es sich vielleicht gerade nicht so anfühlt.
Und wissen wie etwas geht, dass es ok ist die Scham zu überwinden, anderen helfen können und selber…. das sind zwei ganz verschiedene Dinge.

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Louna
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Beitrag Di., 09.05.2023, 12:07

Beim sozialpsychiatrischem Dienst oder einer Beratungsstelle musst Du ja niemanden in Deine Wohnung lassen.
Vielleicht ist die Scham dann ein mini bisschen weniger?!
Du gehst da hin und besprichst die aktuelle Lage bzw. was gerade wichtig ist. Das ist ein niedrigschwellendes Angebot und die kennen das dort ohne über Dich zu urteilen. Es wird auch nur das gemacht was Du auch möchtest.

Ich finde es schon sehr wichtig, dass Du ein regelmäßiges Einkommen hast, ewig geht es leider nicht ohne dies.
Könntest Du Dir vorstellen eine Mail dorthin zu schicken? Du musst nicht alles sagen, nur was Du magst und was Dir am Wichtigsten ist.

Was ich nicht verstehe ist, warum Dein Therapeut dies nicht sieht oder Dir Anlaufstellen sagt, notfalls auch selbst einen Termin (in Deinem Einverständnis) ausmacht?!
Meine Therapeutin hilft mir sehr wenn ich zu neuen Ärzten muss oder Probleme habe anzurufen oder schriftlich etwas zu machen. Da ist dann der erste Schritt getan und dann geht es auch besser.

Ich drücke Dir sehr die Daumen, dass Du eine Möglichkeit bzw. einen Anfang findest wo Dir geholfen werden kann! Denn Hilfe brauchst Du dringend.

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Tobe
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Beitrag Di., 09.05.2023, 20:09

Hallo Leyndin,
Leyndin hat geschrieben: Di., 09.05.2023, 05:37 ...Aber du bist es wert, dass du gut zu dir schaust. Du bist unglaublich stark, auch wenn es sich vielleicht gerade nicht so anfühlt.
Ich fühle dies halt nicht so...
Ich fühle mich wertlos, unnütz und als Belastung für jeden.
Ich kann mich selber nicht leiden.

Mein Therapeut meint auch, daß ich sehr stark wäre...
Ihn wundert es eher, nachdem was er mittlerweile über mich weiß, daß ich es überhaupt solange geschaft habe und das ganz ohne Therapie.
Ich laufe schon 34 Jahre mit einer kPTBS herum, habe seitdem noch weitere Traumata erleiden müssen und lebe immer noch. Dennoch sind die Ressourcen halt auch irgendwann ausgeschöpft. Wenn man dann dazu auch noch keine Ziele mehr hat...
Ich frage mich halt immer öfter, wofür das Ganze überhaupt noch...

Mit 12 Jahren habe ich mein erstes Trauma erleiden müssen und keine Hilfe bekommen.
mit 17 Jahren dann das nächste Trauma, gefolgt von einem Trauma mit 18.
Kurz darauf landete ich in meine erste gewaltätige Beziehung...
Mit 23 Jahren dann in die nächste gewältätige Beziehung, den ich auch noch heiratete.
Mit 30 lernte ich dann meinen letzten Lebensgefährten kennen, der mich auch damals aus meiner Horror-Ehe befreite.
Als ich 33 Jahre alt war, starb dann mein Vater und als ich 35 war, ist meine Mutter gestorben.
Und naja, 25 Tage nach meinem 45 Geburtstag strab dann auch noch mein Lebensgefährte.

Ich hatte mir immer eigene Kinder, eine eigene glückliche kleine Familie gewünscht...
Dies blieb mir leider verwehrt.
Nun werde ich bald 47 Jahre alt, bin ein psychisches Wrack und habe nichts mehr.

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Beitrag Di., 09.05.2023, 20:20

Hallo Louna,
Louna hat geschrieben: Di., 09.05.2023, 12:07 Beim sozialpsychiatrischem Dienst oder einer Beratungsstelle musst Du ja niemanden in Deine Wohnung lassen.
Vielleicht ist die Scham dann ein mini bisschen weniger?!
Ich weiß, trotzdem habe ich Angst davor und mir ist es sehr peinlich.
Weshalb ich ihn ja auch gleich abgewimmelt habe.
Louna hat geschrieben: Di., 09.05.2023, 12:07 Was ich nicht verstehe ist, warum Dein Therapeut dies nicht sieht oder Dir Anlaufstellen sagt, notfalls auch selbst einen Termin (in Deinem Einverständnis) ausmacht?!
Bevor hier ein falscher Eindruck entsteht...
Mein Therapeut weiß dies und gibt mir auch entsprechende Tipps und versucht auch meine Scham zu verringern.
Aber er möchte mich halt auch nicht "überfahren".
Er hat mir auch schon mehrfach eine Sozio-Therapie empfohlen, die mich auch bei meinen alltäglichen Aufgaben unterstützen würden.
Er würde dies auch verordnen.
Nur ist da wieder mein extremes Schamgefühl im Weg. :red:
Er ist da schon sehr besorgt und auch hinterher...
Auch wegen dem Bürgergeld für mich.
Er hatte mir sogar angeboten, bei Fragen zum Antrag könnte ich ihn per eMail fragen.
Doch ich möchte ihn nicht auch noch damit behelligen.

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reddie
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Beitrag Di., 09.05.2023, 20:44

Scham ist auch mein Thema.

Ich hatte mich vor ein paar Wochen dazu durchgerungen, beim sozialpsychiatrischen Dienst anzurufen. Ich fand es noch peinlicher, weil ich selbst Sozialpädagogin war (ich habe meine Klienten nie für irgendwas verachtet).

Schon verrückt, dass gerade wir, aus den helfenden Berufen, solche Hemmungen haben, selbst Hilfe anzunehmen.

Ich habe mich wertgeschätzt gefühlt beim SpD. Möglich wäre gewesen, einen Sozialpädagogen über einen Träger zu bekommen, der in Alltagsdingen hilft. Ich hab es dann doch alleine gemacht (Arztbesuche), hätte es dank Erbe selbst bezahlen müssen. Und ich weiß nicht, wie lange ich noch lebe, das Geld muss reichen. Vielleicht war es auch eine Ausrede, denn von dem zum Arzt begleitet werden, hätte mich zunächst noch verrückter gemacht. Da brauch ich erst Vertrauen, glaub ich.

Hab auch so eine Lebensgeschichte, wo man denken könnte, ich übertreibe: immer schwierige Beziehungen, Vater Suizid, danach weit fortgeschrittener Krebs mit 36, 2016 meine geliebte Mutter gestorben (die jahrelange nicht mehr ihre Wohnung verließ), 2017 meine allerbeste Freundin (Alkoholismus, ein Höllenritt) gestorben.

Ich war für die beiden da. Und du warst bestimmt für deinen Lebensgefährten da. Das war ein Segen für ihn.

Und nun müssen wir uns um uns kümmern.
Zwei Jahre habe ich extrem getrauert. Jetzt habe ich zumindest meinen schwarzen Humor wieder.
Sagte zur Zahnärztin: "Ich dachte, ich kann mit meinen Zähnen ins Gras beißen."

Liebe Grüße
reddie

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Tobe
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Beitrag Mi., 10.05.2023, 07:23

Hallo reddie,
reddie hat geschrieben: Di., 09.05.2023, 20:44 Schon verrückt, dass gerade wir, aus den helfenden Berufen, solche Hemmungen haben, selbst Hilfe anzunehmen.
Ich denke eher, daß wir gerade deshalb, wegen unserer eigenen Geschichte, überhaupt in einem helfenden Beruf gelandet sind...
Zumindest kann ich da von mir berichten...
Ich wurde als Kind extrem vernachlässigt und auch emotional vernachlässigt.
Die Hauptsache war immer, daß wir zumindest nach außen hin nicht negativ auffielen.
Ich kann mich noch gut an Zeiten erinnern, wo wir nicht genug zu Essen hatten, viel bis abends spät alleine waren und keine angemessene Kleidung hatten.
Winters habe ich oft gefroren, musste mit Sommerschuhen durch den Schnee/Schneematsch laufen und trug viel “Zwiebellook“.
Meine Eltern waren keine Eltern, sondern nur Erzeuger.
Nach außen hin, immer schön den Schein der heilen Familie.

Als ich mit 12 Jahren von einem Fremden “überfallen“ wurde, rief ich irgendwann anschließend meine Eltern auf der Arbeit an und bat sie nachhause zu kommen...
Rate mal wer mich dann zuhause abgeholt hat...
Nein, nicht meine Eltern, sondern die Polizei.
Ich saß als 12-jährige alleine im Polizeiwagen und meine Eltern fuhren mit ihrem Auto hinterher. Keine Umarmung oder Handhalten durch meine Eltern.
Die ganze stundenlange Prozedur bei der Polizei, habe ich alleine bewältigen müssen.
Den Rückweg (nur bekleidet mit dem Mantel meines Vaters) sprachen meine Eltern auch kein Wort mit mir. Auch im Anschluss bekam ich keinerlei Hilfe dies irgendwie zu verarbeiten.

Ich bat meine Eltern darüber Stillschweigen zu bewahren, weil wir in einem Dorfähnlichen Ort wohnten und uns fast alle kannten...
und was passierte?
Ich wurde sehr bald von allen angesehen, als wäre ich irgendein exotisches Tier.
Meine Mutter hatte ihr Maul nicht halten können und ließ sich von allen bedauern, als wäre sie das Opfer gewesen.

Irgendwann fand ich in einem “guten Freund“ meiner Eltern einen “Vaterersatz“.
Er half mir bei schulischen Dingen, bewunderte mich und meine Hobbys, holte mich auch schon mal aus der Schule ab, weil andere Schüler mich verprügeln wollten...
Also alles das, was man sich eigentlich von einem Vater wünschen würde.
Doch eines Abends hat er sich an mir “vergriffen“. Da war ich 17 und er 63.
Es war ein massiver Vertrauensbruch für mich und wegen dem sehr großen Altersunterschied von 46 Jahren auch zusätzlich zur Tat als solches, noch extrem ekelig.

Erst ein halbes Jahr später, sagte ich dies meiner Mutter, weil ich wiedereinmal wichtige Unterlagen zu ihm bringen sollte...
Und was erntete ich von meiner Mutter?
Absolutes Unverständnis und so Sprüche wie...
“Da musst Du drüber stehen, das passiert Männern schon mal, daß ihnen die Birnen durchgehen“
Und bei ihr hätte er dies auch schon mal probiert.
Daraus zog ich dann wieder die Erfahrung, daß ich von meinen Eltern keine Hilfe erwarten kann.
Und auch daß Hilfe, auch Gefahr bedeutet.
So wurde es für mich zur Gewohnheit, alles alleine bewältigen zu müssen und keine Hilfe annehmen zu dürfen.
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