Evtl. Provokation durch Therapeutin?

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Seeboje
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Beitrag Fr., 18.05.2018, 13:23

Hallo Montana,

auch Dir ein ganz herzliches Dankeschön.

Ja, so wird schon eher ein Schuh daraus, aber irgendwie bin ich scheinbar zu blöd das in die Tat umzusetzen.

Wie meine Therapeutin ja schon sagte sind die letzten Gespräche reine Kriseninterventionsgespräche gewesen und ich bin ihr dankbar dafür, dass sie hierfür immer ein Ohr hatte.

Aber wie arbeitet man denn tatsächlich daran sein Verhalten zu ändern?

Ich bin schon häufiger an dem Punkt angekommen und habe gesagt dass das so nicht weitergeht. Mutig habe ich dann mehrere Schritte nach vorne gemacht was meine Therapeutin auch verwunderte, aber diese Richtung habe ich leider nicht lange beibehalten und bin immer wieder eingeknickt. Zum Schluss war es sogar so weit, dass ich das Gefühl hatte nicht mehr der deutschen Sprache mächtig zu sein - ich wusste genau was ich wollte oder auch nicht wollte, war aber unfähig, das so zu kommunizieren, damit da auch ein Schuh draus wird.

All das gepaart mit 0,0 Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl ergibt eine richtig gute Mischung.

Und dann kommt da die Therapeutin an und faselt was von Abhängigkeit etc.. Langsam glaube ich auch, dass sie absolut provozieren wollte, die sitzt bestimmt irgendwo und lacht sich schlapp (im übertragenden Sinne) und ich zermarte mir den Kopf was ich schon wieder falsch gemacht habe und wo mein Feingefühl mich im Stich gelassen hat.

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Montana
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Beitrag Fr., 18.05.2018, 14:14

Nein, die lacht sich nicht schlapp. Sie muss jetzt aushalten, dass sie die Ursache dafür ist, dass es dir jetzt gerade noch schlechter geht. Wie sie sich selber damit fühlt, darf sie sich dir gegenüber nicht anmerken lassen. Das gehört zu ihrem Job. Im besten Fall erscheinst du zur nächsten Stunde und sie darf sich einiges von dir anhören. Für sie nicht schön, aber wünschenswert, weil ganz wichtig für dich. Therapeuten haben keinen Job, der Balsam für die eigene Seele ist, weil sie sich wie Retter in der Not fühlen dürfen und von ihren Patienten dafür geliebt werden. Sie müssen es aushalten, auch mal gehasst zu werden, weil sie höchst unangenehme Dinge aussprechen. Keinem mitfühlenden und sensiblen Menschen (und als solche hast du deine Thera bisher kennengelernt), geht das am Allerwertesten vorbei.
Deine bisherigen mutigen Schritte in Ehren, aber offenbar waren die für dich noch eine Nummer zu groß. Vielleicht ist VT auch nicht der passendste Ansatz, weil das das Verfahren mit der geringsten Stundenanzahl ist. Du brauchst Zeit und jeder Druck in der Richtung ist nicht gerade konstruktiv. Deine gescheiterten Versuche zeigen, dass du ernsthaft willst, aber so viel noch nicht kannst. Es ist halt auch nicht immer damit getan, sich zu irgendwas zu überwinden, wie bei einer Spinnenphobie. Man fühlt sich danach nicht besser, nicht wahr? Sondern hat Angst vor den Reaktionen der Umwelt, die nicht kalkulierbar sind und von denen man annimmt, dass man damit nicht wird umgehen können. Dir ist nicht damit geholfen, wenn du zu deinem Chef gehst und auf den Tisch haust. Das Echo wird dich einfach umpusten. Dass du sowas tust ist ohne Frage fällig, aber erst, wenn du ihm ins Gesicht lachen und sagen kannst: "Wenn Sie mir nicht entgegenkommen, dann dürfen Sie sich einen anderen Dummen suchen, der zehn Stunden am Tag arbeitet und zusätzlich noch samstags kommt. Denn ICH tue das nicht mehr."
Das ist ein langer Weg und harte Arbeit und deine jetzige Therapeutin ist nur eine Wegbegleiterin auf Zeit. Betrachte sie als genau das.

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Seeboje
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Beitrag Fr., 18.05.2018, 14:38

Nochmals vieln Dank, ich könnte fast meinen, dass Du meine Therapeutin bist, die hier unter einem Pseudonym schreibt.

Du hast es auf den Punkt gebracht: Das Echo meines Gegenübers würde mich glattweg umhauen und ich würde noch blöder als am Anfang da stehen.

Meine Therapeutin hat in der ein oder anderen Stunde mir schon mal vorgebetet was ich sagen soll - ok, oder was sie sagen würde. Ich fand das so überzeugend, dass ich diese Worte verinnerlicht habe.

Zwar habe ich es dann schlussendlich doch nicht wortwörtlich umgesetzt, aber im Grundtenor war da eine große Übereinstimmung - und ja, es hat auch ansatzweise funktioniert, zumindest bei einer Person (weitaus ranghöher als ich), und diese Person ist schlussendlich zurückgerudert.

Aber ich kann es noch nicht so verinnerlichen, dass es mir in Fleisch und Blut geht und ich ohne Skrupel für meine Person einstehen kann.

Ich würde gerne mit ihr weiterarbeiten (nicht weil ich abhängig bin, sondern weil ich nicht wieder so viel Zeit investieren möchte einer weiteren Person meine ganzen Probleme aufzuzeigen und zu erklären). Und sollte sich herausstellen, dass es einfach nur ein provokanter Versuch war mich wachzurütteln, so scheint das Ergebnis ja zu stimmen.

Ich könnte mir auch vorstellen, dass sie diese provokante Art und Weise erstmal mirgegenüber beibehält - scheint ja mehr zu bringen als dieses Weichspülerprogramm, allerdings könnte ich es ja dann auch besser einschätzen.

Ich war wirklich beim letzten Mal über ihr Verhalten derartig perplex, dass ich absolut aufmüpfig wurde - jetzt tut mir genau das wahnsinnig leid und ich schäme mich da auch abgrundtief für.

Darf ich fragen wie Du es geschafft hast, dass Deine Therapie verlängert wurde? Wieviele Stunden hattest Du bereits? Wie kam der scheinbar plötzliche Sinneswandel Deines Therapeuten?

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Rainer-JGS
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Beitrag Fr., 18.05.2018, 14:49

Natürlich sieht Dein Arbeitgeber keine echte Notwendigkeit etwas zu ändern, solange Du im Wege der Selbstausbeutung immer noch die Verantwortung für die zusätzliche, unzumutbare Arbeitslast übernimmst, anstatt sie einfach liegen zu lassen und mit einer entsprechenden Aktennotiz Deinem Chef auf den Schreibtisch zu knallen, oder wenigsten in sein Postfach zu legen!

Ich war auch schon einmal in einer ganz ähnlichen Lage, habe aber dann durch konsequente Nichterledigung innerhalb kurzer Zeit für eine Änderung sorgen können.

Solange Du nur redest und bittest, aber die Arbeit trotzdem irgendwie leistest, wirst Du natürlich nicht ernst genommen!

Nur konsequentes (nicht) Handeln wird Deinen berechtigtem Anliegen Beine machen können!

Du wirst stauen, wie schnell die hohen Herren in Bewegung kommen, sobald die ersten Beschwerden eintreffen und Du den Mut hast, die Sache wirklich massiv auflaufen zu lassen!
Liebe Grüße vom Rainer-JGS,
der immer gerne das aufhebt, was ihm der liebe Gott vor die Haustüre legt.

Wegen der besseren Lesbarkeit und aus Liebe zur deutschen Sprache benütze ich gerne die traditionelle Rechtschreibung und das generische Maskulinum.

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Seeboje
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Beitrag Fr., 18.05.2018, 14:56

Das mag ja alles stimmen, aber für mich wäre es ein Gefühl von "Ich habe es nicht geschafft - ich brauche Unterstützung". Die Krux daran ist ja nun wirklich, dass es so ist, trotzdem geht es einher mit einem Gefühl von Versagen oder Scheitern.

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Kirchenmaus
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Beitrag Fr., 18.05.2018, 15:58

Hallo Seeboje,

ich sehe ehrlich gesagt schon eine gewisse Abhängigkeit. Vielleicht nicht von ihr als Person, aber doch von der Therapie, um dein Leben überhaupt auszuhalten.

So gesehen kann ich ihren Vorschlag / ihre Forderung nach einer Auszeit mittlerweile schon nachvollziehen – obwohl ich total verstehen kann, dass es für dich total schlimm sein muss.

Ein Jobcoach wäre geeignet, um die Dinge im Job zu besprechen und mit dir durchzustehen.
Für Veränderungen, wie sie in einer Therapie geschehen sollten, hast du wahrscheinlich im Augenblick gar keine Kapazitäten.

Vielleicht doch Krankschreibung?

KM
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.

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Seeboje
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Beitrag Fr., 18.05.2018, 16:32

Hallo Kirchenmaus,

das mit der Krankschreibung würde meine Therapeutin ja auch sehr begrüßen, aber wozu wenn ich gerade nicht erkennen kann, dass ich diese Zeit auch wirklich sinnvoll nutzen kann?

Das was mir diesbzgl. fehlt ist ein Konzept, an dem ich mich Stück für Stück entlang hangel und immer wieder reflektieren kann, ob ich noch im Sollzustand bin.

Meine Vorstellung / mein Wunsch wäre es gewesen, ein solches Konzept (oder wie man es auch immer nennen möchte) mit meiner Therapeutin aufzustellen. ich habe ihr das so auch gesagt und sie ist fuchsig geworden - also doch keine so gute Idee. :-(

Ja natürlich benötige ich diese Therapie - aufgrund der aktuellen Problematik mehr denn je, und genau darum hatte ich ja auch nach der Therapieverlängerung gefragt, was mir dann aber gleich als Abhängigkeit zu ihr unterstellt wurde.

OK, wie würde denn die Alternative aussehen? Ich denke nicht, dass ein anderer Therapeut eine Verlängerung beantragt und dass ich dann diese Verlängerung bei diesem Therapeuten in Anspruch nehmen könnte.

Wenn eine Therapiepause notwendig wäre würde ich das ja auch machen, wenn gleich ich mir gerade nicht vorstellen könnte wofür die gut ist und was in der Zwischenzeit passiert.

Angst habe ich, dass ich einfach mein Vorhaben hinsichtlich des Suizids dann doch in die Tat umsetze, weil es keinen anderen Ausweg gibt.

Ich bin schon unten angekommen, viel weiter geht das nicht mehr.

Vielleicht aber habe ich mir auch etwas anderes unter einer Therapie vorgestellt....

Ein Jobcoach sieht in erster Linie nur die Bewerkstelligung des Arbeitsalltags, nimmt aber nicht Rücksicht auf psychische Faktoren und ich glaube schon, dass da eher der Hund begraben ist.

Wie Montana schon richtig schrieb, man zieht sich soweit zurück um nur keinen Stress zu verursachen.

Es ist doch echt zum Mäusemelken.....

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Philosophia
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Beitrag Fr., 18.05.2018, 18:45

Aber du schriebst doch, dass du gerade nicht mehr kannst. Vielleicht wäre da die Krankschreibung doch gut, damit du kurz ein bissl durchschnaufen kannst. Suizidgedanken können ja wirklich auftreten, wenn alles zu viel ist und man eben das so nicht mehr will - nicht unbedingt, um für immer tot sein zu wollen.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Montana
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Beitrag Fr., 18.05.2018, 18:59

Ich mache eine PA und es ging um die zweite Verlängerung nach 240 Stunden. Mein Therapeut hatte keinen Sinneswandel, der fand die Verlängerung von vornherein sinnvoll. Aber er wollte, dass ich es nicht immer so hinbiege, dass andere mir Hilfe anbieten und ich nur ja sagen muss und insgeheim denke: "na ja, KRANK bin ich ja eigentlich nicht". Er wollte erreichen, dass ich auf ihn zukomme und sage, dass ich eine Verlängerung ausdrücklich möchte und warum ich das möchte. Und er hat nicht damit gerechnet, dass sein Vorgehen bei mir eine Krise mit Infragestellung der Beziehung auslösen würde. Er dachte, wir könnten mal ein bisschen streiten und die Vertrauensbasis wäre dafür nach drei Jahren stabil genug. Dem war nicht so.
Wenn du dich krankschreiben lässt, dann signalisiert du deiner Thera, dass du erkannt hast, dass du dich in einer Sackgasse befindest. Therapie und Job, das schaffst du nicht parallel. Du hast das intensiv probiert. Du kannst das noch beliebig lange fortsetzen, aber eine Verbesserung ist bisher nicht in Sicht. Wenn du in die Verlängerung gehst, dann besser so, dass du das wirklich für dich nutzen kannst. Und wenn die VT-Stunden aufgebraucht sind, wirst du noch lange nicht am Ziel sein. Du kannst aber ohne weiteres mit einem Verfahrenswechsel weitermachen.
Einen Fahrplan, am besten noch mit zeitlich fixierten Zielen, wirst du nie bekommen. Du bist keine Maschine. Du befindest dich auf einer Abenteuerreise zu dir selbst, ohne Netz und doppelten Boden.

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lisbeth
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Beitrag Fr., 18.05.2018, 19:51

Seeboje hat geschrieben: Fr., 18.05.2018, 14:38 Zwar habe ich es dann schlussendlich doch nicht wortwörtlich umgesetzt, aber im Grundtenor war da eine große Übereinstimmung - und ja, es hat auch ansatzweise funktioniert, zumindest bei einer Person (weitaus ranghöher als ich), und diese Person ist schlussendlich zurückgerudert.

Aber ich kann es noch nicht so verinnerlichen, dass es mir in Fleisch und Blut geht und ich ohne Skrupel für meine Person einstehen kann.
Hallo Seeboje,

da hast du doch schon mal einen Erfolg gehabt, ist doch was - oder nicht?! Das Verinnerlichen kommt übers Handeln und - vor allem - die Wiederholung. Ist bei solchen Dingen nicht viel anders wie beim Sprachen lernen oder wenn du ein Musikinstrument lernst.

Sag mal worauf wartest du denn? Dass deine Chefs sehen, was für ein "braves" Mädchen du bist und dir den Kopf tätscheln und dann erkennen: Ja, das ist wirklich zu viel Arbeit auf deinem Schreibtisch? Wenn du immer die Anforderungen erfüllst (auch wenn das auf Anschlag sein sollte), dann besteht für die doch gar kein Grund irgendwas zu ändern. Funktioniert doch prima für die. Wenn du die nicht mal zusammenfaltest und dich wehrst, dann ändert sich nix. DU musst da was ändern. Auch an deiner Haltung. Nicht mehr über jedes Stöckchen rüberspringen. Denn sonst kommen immer noch mehr Stöckchen dazu.

Ganz ehrlich: Kein Job der Welt ist es wert, sich deswegen umzubringen. Wenn du in deinem Job so verzweifelt bist, dass du keinen anderen Ausweg mehr siehst, dann geh am Montag zum Arzt und lass dich krankschreiben. Oder rede mit deinem Vorgesetzten und sag ihm, dass sich was ändern muss, weil du sonst gehen wirst.

Ich sage das als eine, die vor ca. 5-6 Jahren an genau diesem Punkt war. Im Prinzip hatte meine damalige Therapeutin mir ab Stunde #1 nahegelegt, dass Krankschreibung eine wenn nicht sogar DIE Option wäre. Ich habe dann noch eine Weile (2 Jahre, um genau zu sein) gegen mich und den Rest der Welt angekämpft. Wollte mir auch irgendwie noch was beweisen - heute weiß ich gar nicht mehr so richtig, was das gewesen sein könnte.

Was soll eine Krankschreibung bringen oder verändern? Das hängt von dir ab. Klar, du kannst dich für 4-6 Wochen aus dem Verkehr ziehen lassen (das wäre die Option "Auszeit"), erholst dich ein wenig und dann geht die Tour im Hamsterrad von vorne los. Oder du machst einen Cut, suchst dir eine gute psychosomatische Klinik und fängst an, an dir und deinen Mustern etwas zu verändern. Das ist dann ein Projekt, das mehrere Monate oder sogar noch länger dauern wird. Bietet dir viele Chancen, aber du musst sie auch für dich nutzen. Falls du dich überhaupt traust, deinen Job und die innere Bestätigung, die er dir höchstwahrscheinlich gibt, loszulassen. Um dann ernüchtert festzustellen, dass die Jobwelt sich ohne dich weiterdreht und dass auch du dort nicht unersetzbar bist... Ist harte Kost, das kannst du mir glauben. Aber nur wenn du anfängst da deine Grundüberzeugungen in Frage zu stellen und auch zu dekonstruieren und durch neue Dinge zu ersetzen, wirst du in der Lage sein, mit schwierigen Situationen im Job dauerhaft anders umzugehen.

Und, was ich hier auch gerade merke: Ich habe in den paar Sätzen hier dich auch gleich über die Maßen provoziert. Ich hoffe, ich habe es nicht zu bunt getrieben, weil ich dir glaube, dass es dir gerade echt beschiss.en geht. Aber du blockst alles ab, was man dir hier anbietet oder vorschlägt, es gibt immer einen guten Grund, warum dieses nicht geht oder jenes nicht für dich funktioniert... Da ist man dann schon versucht, zu etwas brachialen Mitteln zu greifen, um zu dir durchzudringen. Vielleicht ging es deiner Therapeutin in der Stunde auch so? Ist nur so ein Gedanke...

Ich wünsche dir von Herzen alles Gute. Und dass du wirklich schaffst, für dich die Dinge zu verändern. Weil DU es dir wert bist.
Seeboje hat geschrieben: Fr., 18.05.2018, 16:32 Das was mir diesbzgl. fehlt ist ein Konzept, an dem ich mich Stück für Stück entlang hangel und immer wieder reflektieren kann, ob ich noch im Sollzustand bin.
Und dafür gibt es (leider?? Zum Glück!!!) kein "Konzept" oder Handlungsmanual und auch keinen Sollzustand. Das ist ein Weg, der sich ständig verändert und den du ständig für dich neu entdecken kannst und darfst. Das ist das eigentlich Spannende daran.

LG von lisbeth.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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Kirchenmaus
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Beitrag Fr., 18.05.2018, 21:40

Seeboje hat geschrieben: Fr., 18.05.2018, 16:32 Hallo Kirchenmaus,

das mit der Krankschreibung würde meine Therapeutin ja auch sehr begrüßen, aber wozu wenn ich gerade nicht erkennen kann, dass ich diese Zeit auch wirklich sinnvoll nutzen kann?
Stimmt. Wozu eigentlich?
Sinnvoller und zielführender ist es mit Sicherheit, sich umzubringen.

:-((

Ach so, nur zur Sicherheit: Das war ironisch. Nein, eigentlich schon sarkastisch.
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.

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Beitrag Fr., 18.05.2018, 21:49

Seeboje hat geschrieben: Fr., 18.05.2018, 07:52 Ich setze Abhängigkeit z.B. u.a. mit Nachlaufen gleich.
Für mich ist Abhängigkeit etwas anderes: Wenn man das Gefühl hat, immer die Therapeutin mit in Entscheidungen mit einzubeziehen und man das Gefühl für sich selbst und seine eigene Eigenständigkeit/Selbstverantwortlichkeit mehr und mehr verliert.Das kann auch passieren, wenn man nur alle paar Wochen einen Termin hat.
Also Abhängigkeit ist für mich in Zusammenhang mit Psychotherapie, wenn man sich in so eine Passivität flüchtet... anstatt aktiv und selbständig zu sein.

Ich würde sie da aber echt noch mal fragen, was sie überhaupt genau gemeint hat. Macht ja keinen Sinn da jetzt rumzuraten. Soll sie dir halt mal verständlich erklären.

Rede noch mal mit ihr und danach kannst du dich immer noch weiter hineinsteigern ;)
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

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Seeboje
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Beitrag Sa., 19.05.2018, 11:01

DANKE! DANKE! DANKE!

Ihr alle gebt Euch gerade soviel Mühe mit mir - ich finde das absolut überwältigend!!!!

Ich habe mir alle Eure Posts durchgelesen und dann habe ich einfach mal in mich hinein gehorcht.

Es gibt so so viele Probleme, die ich tatsächlich nicht unter einen Hut bekomme.

Da ist das Problem mit meinem Job:

Bis vor einigen Monaten hat hier alles wunderbar funktioniert, ich habe sehr viel Anerkennung erhalten - das tat einfach gut. Jetzt ist alles anders und ich ernte nur noch den Unmut. Mein Chef macht da rein gar nichts (ein absolutes Weichei), dennoch habe ich mir jetzt bei seinem Vorgesetzten einen Termin geben lassen und ich habe es meinem Chef gesagt, dass ich diesen Termin vereinbart habe und wenn er Lust hat, dann kann er gerne mitkommen (hätte somit zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen).

Das andere Problem ist das mit der VT:

Je mehr ich darüber nachdenke, je mehr bin ich davon überzeugt, dass meine Therapeutin absolut provozieren wollte - und ich bin absolut darauf reingefallen und zermartere mir den Kopf.

Blicke ich zurück, dann kann ich zwar sagen, dass mir diese VT sehr gut getan hat, aber viel verändert hat sie nicht. Vielleicht liegt es tatsächlich daran, dass ich immer meine Therapeutin habe für mich arbeiten lassen. Vielleicht hätte sie von Anfang an Klartext mit mir reden müssen - das hat sie eigentlich nie gemacht. Seit dem sie das in der letzten Stunde gemacht hat, komme ich aus dem Grübeln nicht mehr raus. Mir ist schon bewusst, dass ich viel falsch gemacht habe und eigentlich nie konsequent an mir gearbeitet habe, wenn dann waren es immer nur Momentaufnahmen, aber sobald nur ein kleiner Gegenwind kam, bin ich eingeknickt. Kann man sowas denn wirklich durch VT erlernen?

Mein nächster geplanter Meilenschritt ist der, dass ich nächsten Monat in einer Tagesklinik (Spezialisierung auf Burnout) ein Vorabgespräch habe und wenn das dort funktionieren sollte, dann werde ich gegen Ende des Monats dort wohl für ein paar Wochen eine Therapie durchziehen. Hier würde auch eine Krankmeldung aus meiner Sicht Sinn machen, da ich dann aktiv an einem hoffentlichen Veränderungsschritt mitwirke. Aber mich einfach so krankschreiben zu lassen, weil der Akku aufgebraucht ist, kann ich mir nicht vorstellen. Ich habe zu große Bedenken, dass ich mit der freien Zeit nichts zielführendes anfangen kann.

Ende nächster Woche werde ich vielleicht schlauer sein, dann habe ich einen Termin bei meiner Therapeutin und werde dann erfahren wie sie das alles in der letzten Stunde gemeint hat.

Sollte die Therapie dort weitergeführt werden könen, dann werde ich sie wohl darum bitten mit mir immer und immer wieder Tacheles zu reden - klingt jetzt irgendwie blöd, aber ich glaube ich kapiere es sonst nicht.

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Philosophia
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Beitrag Sa., 19.05.2018, 12:28

Hey, das klingt super, was du schreibst! Echt! Ich freu mich über die Energie in deinen Zeilen.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Montana
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Beitrag Sa., 19.05.2018, 15:11

Ja, das klingt wirklich gut. Aber zur Krankschreibung und der freien Zeit: man kann auch durch Arbeit den Tag so ausfüllen, dass man gar nicht in die Verlegenheit kommt, sich einmal mit sich selber zu beschäftigen. Du darfst nicht vergessen, dass der größte Teil der Therapie nicht in den Stunden stattfindet. Jetzt gerade nutzt du den Job ganz stark dazu, dein Selbstbild aufrecht zu erhalten. Sprich: du bist nützlich, du liegst niemandem auf der Tasche und zuzugeben, die Arbeit nicht zu schaffen, käme für dich einem persönlichen Versagen gleich. Du könntest deinen Tag ohne Arbeit gar nicht sinnvoll ausfüllen.
Weißt du, ich habe auch so gedacht. Und ich hab auch kaum geputzt und ungesunde Sachen gegessen und so. Hauptsache, der Job lief noch. Und ich hatte sooo ein schlechtes Gewissen. Mir wurde von Therapeut und Arzt aber gesagt, dass es völlig ok ist, einfach NICHTS zu machen. Ich habe lange fast nur geschlafen und die Tage vergingen. Und dann fing es an, dass ich Lust und Freude hatte, bestimmte Sachen zu machen. Die ich vorher nur zur Pflichterfüllung gemacht hatte. Ich habe nur wenig am Tag geschafft. Aber welche Freude, eine Erledigung in der Stadt gemacht zu haben. Ich habe alles ganz anders erlebt. Wie nach einem Reset. Dabei hat mir auch eine Klinik sehr geholfen, wo ich leider über ein Jahr auf einen Platz warten musste. Arbeiten gehe ich immer noch nicht wieder. Aber wenn ich wieder anfange, dann mit einer ganz anderen Einstellung dazu. Außerdem hatte die lange Krankschreibung einen sehr interessanten Nebeneffekt: ich werde vermisst. Es braucht für die Arbeit bei einem langjährigen Kunden plötzlich mehrere Leute, um das zu machen, was ich alleine gemacht habe. Guck an. Meine Arbeitsleistung war in Wirklichkeit nie schlecht (das wurde mir auch nicht vorgeworfen), ich habe mich nur unglaublich schlecht GEFÜHLT. Und auch das Ziel deiner Therapie soll ja nicht sein, dass du aus Sicht von anderen besser funktionierst, sondern dass du bei allem was du tust das mit einem anderen Gefühl tust. Das wird dann dazu führen, dass du z.B. auch auf der Arbeit ein anderes Auftreten hast und anders wahrgenommen wirst. Das ist nichts, was du lernen kannst, oder nur zu einem ganz geringen Grad (das ist dann eher Schauspielerei). Das ist eine Entwicklung.

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