mio hat geschrieben: ↑So., 16.07.2017, 22:40
Sag mal kann es sein, dass Dir die "bevorstehende Trennung" (unbewusst?) mehr Angst macht, als Du denkst? So oder so?
Natürlich macht mir die Trennung Angst. Ich hab ewig gebraucht, mich auf ihn einzulassen. Dann nochmal ewig, um zu begreifen, dass er nicht sofort wegrennt oder ausflippt, wenn es Konflikte gibt oder ich nicht so laufe wie ich soll. Und nochmal ewig, um ans Eingemachte zu gehen. Und jetzt alles aufgeben? Nein, das ist kein schöner oder leichter Gedanke.
mio hat geschrieben: ↑So., 16.07.2017, 22:40Aus meiner Erfahrung heraus sind Therapeuten ja auch nicht blöd und "merken" sowas oder berechnen es zumindest mit ein. Manchmal tun sie das früher als man selbst...also merken.
Wäre ich nicht meinem Bauchgefühl gefolgt und hätte Anfang des Jahres nicht nachgehakt, was da bei ihm los ist, würde ich jetzt noch nichtmal wissen, dass er gekündigt hat und Endes des Jahres geht. Ich hab ihn da kalt erwischt, als ich das Gefühl hatte, da ist was, hatte er gerade auf die Beantwortung der Bewerbung gewartet. Bei ihm geht Abschied so: Er sagt dem Patienten "In 4 Wochen ist die Therapie um". Danach steht er noch ein paar Monate per Mail zur Verfügung.
mio hat geschrieben: ↑So., 16.07.2017, 22:40Ich seh das Ganze in Bezug auf "Huch, mein Therapeut verhält sich ja wie ein stinknormaler Mensch" mir ja meist mit großen Augen an und kann nicht so recht nachvollziehen, was daran so furchtbar schrecklich sein soll, gerade weil es ja nur eine "professionelle" Beziehung ist und mich der ganze persönliche sch*** in der Regel ja gar nicht tangiert. Ist ja ihre Sache.
Für mich war es wichtig zu wissen, dass er so normal ist wie ich (und zigtausend andere). Darüber hat er Zugang gefunden zu mir.
mio hat geschrieben: ↑So., 16.07.2017, 22:40Was wäre denn ein "sauberes Ende"?
Dass ich alles sage, was ich wichtig finde, nicht nur bzgl. Therapie (und deren Verlauf), auch bzgl. therapeutischer Beziehung. Und eben auch Platz ist für negative Anmerkungen. Und ein Gesamtresüme. Und dass er auch alles sagt, auch und gerade, was seiner Meinung nach nicht gut lief. Ich will da raus gehen, ihm die Hand schütteln können und ihn angucken können ohne das Gefühl zu haben, ich hätte was vergessen, oder es wäre noch was im Unklaren. Dann kann ich auch wirklich weitergehen.
mio hat geschrieben: ↑So., 16.07.2017, 22:40Und von welchen "Fronten" sprichst Du? Seid ihr im Krieg?
Ich glaube, ich meine damit das Abklären der Beziehung, ein "Wer steht wo", "Wo (und wie) stehen wir zusammen" und "Was müssen wir (nochmal) aufgreifen, um vorwärts zu kommen" bzw. ein "Wo hakt es" und "Was bremst uns aus". Das ist immer so ein bisschen wie alle 3 Monate ein Zwischenfazit ziehen, ein Nach-Hinten-Schauen, was geleistet wurde, wo es Konflikte gab, ein Sortieren, und ein Nach-Vorne-Schauen, was noch ansteht.
mio hat geschrieben: ↑So., 16.07.2017, 22:40Ich glaube, Du bist viel abhängiger als Du denkst...sonst müsstest Du nicht so dagegen "ankämpfen".
Ich denke, dass liegt daran, dass ich mich immer gegen eine solche Abhängigkeit gewehrt habe (auch schon vor ihm bei allen Menschen um mich herum), weil ich wusste, dass es nie gut ausgeht. Lasse ich Abhängigkeit zu, bilde gar Vertrauen, lässt mich die Person hängen. Und was ist jetzt der Fall? Endlich ein Funken Vertrauen, sogar viel mehr als ich jemals geglaubt habe entwickeln zu können, dazu die (widerstrebende) Akzeptanz, dass mit dem Vertrauen auch eine gewisse Abhängigkeit folgt, und mein Therapeut sagt "Ach übrigens, Ende des Jahres bin ich weg". Deja-vu hoch 3 für mich. Dass ich mich nun dagegen wehre, finde ich normal.
mio hat geschrieben: ↑So., 16.07.2017, 22:40Ich würde mal mit ihm über das bevorstehende Ende sprechen, dass ja unausweichbar scheint. Und was das mit Dir macht.
Da möchte ich vorher aber noch ein paar andere Baustellen abarbeiten. Sonst fehlt mir die Standfestigkeit für ein so heisses Thema.
mio hat geschrieben: ↑So., 16.07.2017, 22:40"Trennungsschmerzen" sind nix, was unnormal wäre. Unnormal ist allenfalls Dein "verweigernder" Umgang damit.
Ich lasse ihn zu, aber nicht so früh. Ich will noch was haben von der Therapiezeit, und nicht die Stunden für das Thema "Trennung" aufbrauchen. Wenn es kurz vorm Ende ist, werde ich mich dem Trennungsschmerz hingeben, ganz ohne Scham und Reue. Kurz und heftig wird es sein, und dann wird das noch ein paar Wochen oder Monate nachglühen und hier und da zwicken. Und irgendwann wird es gut sein und nicht mehr weh tun.