Die Serotonin-Lüge

Leiden Sie unter Depressionen, wiederkehrenden depressiven Phasen oder anderen Stimmungsschwankungen, ermöglicht dieser Forumsbereich den Austausch Ihrer Fragen, Tips und Erfahrungen.

Speechless
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 31
Beiträge: 992

Beitrag So., 26.06.2016, 16:05

Hiob hat geschrieben:Mit diesen eigenen Überlegungen, liebe Speechless, kann man in unserer Zeit angeblich freier Meinungsäußerung, wo offenbar die Notwendigkeit besteht, selbst in einem Psychotherapiepraxisforum Meinungen zu löschen... schnell unter Verdacht geraten. *grins* Du bist aus meiner Sicht auf dem richtigen Weg, einfach weiter so.

Viele Grüße zum Sonntag
Hiob
Unter Verdacht auf was denn, Hiob ?
Danke zumindest für deine Einschätzung. Ich hoffe es.

Werbung

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25012

Beitrag So., 26.06.2016, 16:17

So, jetzt habe ich mal genauer geschaut... und finde den Artikel tendenziös.
Auch die Deutsche Depressionsliga, die größte Organisation Betroffener, erläutert die Krankheit so: Depressionen könnten "vor allem über einen gestörten Hirnstoffwechsel erklärt werden", heißt es in einer Broschüre des Verbandes.
Link widow
Wenn man nachliest heißt es dort genauer:
Vor dem Hintergrund, dass Depressionen biochemisch vor allem über einen gestörten Hirnstoffwechsel erklärt werden können, greifen Antidepressiva, vereinfacht ausgedrückt, in diesen Stoffwechsel ein, indem sie ...
Broschüre
Macht einen Unterschied... . Ja, die biochemische Ursache sieht man i.d.R. im Hirnstoffwechsel begründet, man behauptet aber nicht die Ursachen zu kennen, sondern spricht von Möglichkeiten, von denen man viele in Erwägung zieht.
Mögliche Ursachen
Die Ursachen einer Depression sind mindestens so vielfältig wie ihre Erscheinungsformen und Ausprägungen. Belastende Lebensereignisse, wie...
Broschüre
Das ist unsachlich, wenn man Sinnzusammenhänge durch Verkürzung von Zitaten eine anderen Inhalt verleihen will...
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)


Thread-EröffnerIn
Widow
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 2240

Beitrag So., 26.06.2016, 16:23

stern, im Artikel ist die Rede von einer Broschüre des Verbandes, die zitiert wird, nicht von dessen Webseite.
Vielleicht ist diese Webseite mittlerweile aktualisiert worden, vielleicht gar aufgrund des Artikels ...

Noch ein größeres Problem: Offensichtlich glaubst Du, dass es nicht-tendenziöse Texte von Menschen geben könne - dann erübrigt sich für mich ohnehin das Gespräch mit Dir über die Serotonin-Lüge.

Einen schönen Sonntagabend allseits!
Widow

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25012

Beitrag So., 26.06.2016, 16:26

Das ist die Broschüre:
http://docplayer.org/11152500-Depressio ... leben.html

man hat wohl bewusst das Zitat verkürzt und somit das angedichtet, was man andichten wollte. Autoren sollten in der Lage sein, nicht sinnentstellend zu zitieren... das ist hier wohl nicht der Fall.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

Werbung


Thread-EröffnerIn
Widow
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 2240

Beitrag So., 26.06.2016, 16:33

Ich zitiere den Artikel:
"Auch die Deutsche Depressionsliga, die größte Organisation Betroffener, erläutert die Krankheit so: Depressionen könnten "vor allem über einen gestörten Hirnstoffwechsel erklärt werden", heißt es in einer Broschüre des Verbandes. Sie würden durch eine "Fehlfunktion" von Botenstoffen wie Serotonin verursacht." (http://www.zeit.de/zeit-magazin/2016/25 ... edikamente).
Die Broschüre, auf die sich die Journalistin beruft, wird nicht angegeben. Auch findet sich kein link.
Das mag man unseriös finden, ebenso, dass Herr Hegerl zitiert wird und kein Podcast eingefügt wird, in dem man seine Worte nachhören könne ... Aber dann sind sämtliche Presseerzeugnisse unseriös.

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25012

Beitrag So., 26.06.2016, 16:39

Nun... siehe die Broschüre oben. In der taucht das Zitat immer wörtlich auf. Es ist schwer davon auszugehen, dass es sich um diese Broschüre handelt. Alternativlink: http://www.depressionsliga.de/patientenbroschuere.html Dass man es bei einem wörtlichen Zitat zzgl. Sinnentstellung noch nicht einmal als nötig ansieht, die Quelle anzugeben, macht es nicht besser... passt nur umso mehr zu dem Eindruck, den mir der Artikel vermittelt.

Wie auch immer: Auch hier wird die Serotonin-Hypothese nicht vertreten.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25012

Beitrag So., 26.06.2016, 16:41

Ach ja, und selbst wenn eine ältere Quelle berücksichtigt worden wäre (ich glaub's ja nicht ), so würde man es als unseriös ansehen, einen neuere Quelle mit geänderter Sichtwiese nicht zu berücksichtigen.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)


Thread-EröffnerIn
Widow
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 2240

Beitrag So., 26.06.2016, 17:02

stern, ich verweise noch einmal darauf, dass der Artikel vor allem auf den absolut tendenziösen medizinischen Diskurs über Depressionen abhebt, dessen eindeutig pharmazielobbygemäße Tendenz vor allem in der Gewichtung der Erklärungshypothesen ersichtlich wird.
Im Artikel selbst (s. mein Zitat) ist davon die Rede, dass diese Interessenvertreter "vor allem [Herv. v. W.]" einen "gestörten Hirnstoffwechsel" für Depressionen verantwortlich machen - und das entspricht ja auch den von Dir zitierten Passagen, in denen irgendwelche anderen Depressionsursachen, die NICHT auf chemischem Wege aus der Welt geschafft werden können, irgendwo unter ferner liefen genannt werden.
Dass Journalisten diese ganz offensichtlich als unbedeutend eingeschätzten Krankheitsgründe, die in Broschüren oder anderen Informationen der aus pekuniären Gründen AD-hörigen Ärzteschaft nicht referieren, finde ich nicht nur verzeihlich, sondern wünschenswert, denn wie sollten Presseartikel aussehen, wenn ich dort jedes Hölzchen und Stöckchen apportiert bekäme, die alle Teilnehmer an einer Debatte je geworfen haben und noch werfen?!

Übrigens: Darf ich Dir eine Frage stellen, die mir im Laufe unserer Diskussion hier zunehmend in den Sinn gekommen ist? Du bist nicht zufällig hier munter dabei, Lobbyismus zu betreiben, nein?

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25012

Beitrag So., 26.06.2016, 17:12

Nein... in der Broschüre steht:
Vor dem Hintergrund, dass Depressionen biochemisch vor allem [hervorgehoben von stern] über einen gestörten Hirnstoffwechsel erklärt werden können, greifen Antidepressiva, vereinfacht ausgedrückt, in diesen Stoffwechsel ein, indem sie ...
Broschüre
Das macht inhaltlich einen deutlichen Unterschied... und das weißt du genau. Biochemisch erklärt man v.a. hauptsächlich über einen gestörten Hirnstoffwechsel und nicht v.a. über andere biochemische Ursachen.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)


Thread-EröffnerIn
Widow
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 2240

Beitrag So., 26.06.2016, 17:19

sorry, stern, dass biochemisch bedeutet, dass da irgendein Stoffwechsel eine Rolle spielt, ist mir klar, auch wenn mein Bio-LK schon ein paar Jährchen zurück liegt; was Du nun aber mit "andere[n] biochemische[n] Ursachen" hast, das verstehe ich nicht mehr, und zwar aus sprachlogischen Gründen nicht.
Den Verfechtern der Serotonin-Hypothese geht es um biochemische Prozesse im Hirn, man könnte auch schlicht sagen, um Stoffwechselprozesse in selbigem, denen mit Hilfe von pharmazeutischen Produkten aufgeholfen werden soll.

Ich habe mir Deine Broschüre übrigens mal kurz angeschaut. Als ich dort las, dass man beim Vorliegen etwaiger Depressionssymptome doch bittschön brav einen Arzt (also einen Mediziner), aber nicht etwa einen Psychotherapeuten (also einen Psychologen) aufsuchen solle, um eine Diagnostik durchführen zu lassen, da bestätigte sich mal wieder, woher der Wind da weht ...

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25012

Beitrag So., 26.06.2016, 17:25

Auch die Deutsche Depressionsliga, die größte Organisation Betroffener, erläutert die Krankheit so: Depressionen könnten "vor allem über einen gestörten Hirnstoffwechsel erklärt werden", heißt es in einer Broschüre des Verbandes.
Link widow
Die Depressionsliga schreibt NICHT, Depressionen könnte vor allem über einen gestörten Hirnstoffwechsel erklärt werden. SONDERN:
Vor dem Hintergrund, dass Depressionen biochemisch vor allem [hervorgehoben von stern] über einen gestörten Hirnstoffwechsel erklärt werden können, greifen Antidepressiva, vereinfacht ausgedrückt, in diesen Stoffwechsel ein, indem sie ...
Broschüre
Das ergibt dann (insbes. wenn man nicht sinnentstellend Zitate aus dem Zusammenhang reißen würden) auch einen ganz anderen Inhalt.

Man legt der Depressionsliga schlichtweg in den Mund, dass sie die Serotonin-Hypothese aus den 60igern immer noch vertritt. Korrekt ist die Aussage, dass die biochemischen Depressionsursachen v.a. über einen gestörten Hirnstoffwechsel erklärt wird. Die Depressionsliga nennt DARÜBER HINAUS auch andere mögliche Ursachen.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

Benutzeravatar

Sarana
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 29
Beiträge: 1017

Beitrag So., 26.06.2016, 17:28

Sieht denn jeder Depressive und jeder besorgte Angehörige diesen Unterschied? Wenn ich mich nicht ausführlich mit dem Absatz beschäftige bleibt bei mir der Eindruck, dass ein kaputter Hirnstoffwechsel für Depressionen hauptverantwortlich sei und andere Ursachen nebensächlich. Es ist mit der sprichwörtlichen Dummheit des Volkes zu rechnen, was in diesem Fall dem Volke gegenüber sogar beleidigend ist. Wenn ich nach Hilfe suche möchte ich keine Texte auf ihre genaue Bedeutung analysieren müssen.

Mein Psychiater hat mir auf meine Fragen übrigens geantwortet, dass die Medikamente meinem Körper dabei helfen würden, sich auszuruhen, und noch was von Stresshormonen erzählt, die dann nicht so stark produziert werden würden, was eben zur Ruhe verhelfen solle... Viel Gerede drumrum und da ich schon aufgrund der Situation nicht besonders diskussions- und denkfähig war, beließ ich es irgendwann dabei. (Die Erinnerung ist schwach, vielleicht habe ich wichtige Details nicht mehr präsent. Passt auf jeden Fall zu den restlichen Erfahrungen, die ich bis jetzt mit Psychiatern gemacht habe.)
"Not doing life today. Love to. But can't."
Hoffentlich: "I think I'm at a stage of my life where I subconsciously purposefully f.uck everything up just to see if I can find a way out of it."
Untiefen des Internets


Thread-EröffnerIn
Widow
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 2240

Beitrag So., 26.06.2016, 17:32

Jetzt weiß ich auch, warum Deine Liga, liebe stern, verschweigt, dass man eine Diagnostik auch bei einem Nicht-Arzt, nämlich einem psychologischen Psychotherapeuten machen lassen kann: Die "dürfen keine Medikamente verschreiben" (Zitat s. Deine Broschüre, S. 15).

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25012

Beitrag So., 26.06.2016, 17:37

Meine Liga

Es steht dort, was speechless auch schon schrieb (Quelle: Broschüre):
Die beiden wichtigsten Grundpfeiler für die
Behandlung einer Depression sind Psychotherapie und Medikamente. Meist wird eine Kombination dieser beiden Behandlungsformen, besonders bei schweren Depressionen.
Und ja, es ist unvermeidlich vor Aufnahme einer PT einen Arzt aufzusuchen (außer der PT ist eine Arzt):
Eine erste Anlaufstelle, mit meist nur kurzer Wartezeit auf einen Termin,
ist der Hausarzt. Er kann zunächst körperliche Ursachen ausschließen und
mit dem Betroffenen die Behandlungsmöglichkeiten besprechen. Man-
che Hausärzte reagieren einfühlsam und kennen sich recht gut mit der
Behandlung von Depressionen aus, andere überweisen direkt weiter zum
Facharzt.
Eine Anlaufstelle bedeutet: eine von mehreren... eine Konsiliaruntersuchung verlangt die KK normal auf jeden Fall. In meinem Fall war es dann so, dass der Facharzt dann auch eine PT empfohlen hat (zum Hausarzt sage ich besser mal nichts...).

Ich stimme aber zu, dass man unter "Der Weg zur Diagnose" auch den psychologischen Psychotherapeuten expliziter nennen hätte können... allerdings muss dieser den Patienten dann auch zum Arzt schicken (siehe oben).
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)


Thread-EröffnerIn
Widow
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 2240

Beitrag So., 26.06.2016, 17:44

Ich habe mir meinen Psychotherapeuten gesucht. Der hat die Diagnostik gemacht. Dann bin ich mit dem Konsiliarbericht zum Hausarzt marschiert, der 30 Sekunden lang Kreuze auf dem Bogen gemacht hat. Er hat absichtlich keinerlei diagnostische Hypothesen dort vermerkt, weil er der Ansicht war, dass das besser der behandelnde Psychotherapeut machen solle und die KK irgendwelches hausärztliche Herumgerate da irritierend finden könne.
Der Konsiliarbericht dient allein dazu, organische Ursachen für eine psychische Erkrankung (v.a. Schilddrüsenprobleme) auszuschließen, nicht aber dazu eine psychotherapeutische Diagnose zu stellen!
Infolgedessen muss der Konsiliarbericht auch nicht von einem wie auch immer psycho-mäßigen Facharzt (Psychiater, Facharzt für Psychotherapie etc.) ausgefüllt werden, Wald-und-Wiesen-Arzt oder auch Gyn oder Urologe, wenn's denn der Arzt deines Vertrauens ist, reicht ...

Psychologische Psychotherapeuten "dürfen" ganz allein - ohne von den Onkels Medizinern an die Hand genommen zu werden - eine Psychotherapie in die Wege leiten. Nur müssen die Onkels ausschließen, dass das psychische Problem ausschließlich organischer Natur ist, was die meisten von denen freilich bestreiten, denn letztlich ist's doch die Biochemie des Hirnstoffwechsels, die den ganzen Quatsch produziert - und das störungsübergreifend, gelle .

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag