Verliebtsein und Abstinenz nicht mehr zu ertragen

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Fundevogel
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Beitrag Mi., 29.07.2015, 21:44

Liebe Unfrei,
Unfrei hat geschrieben: Welche Funktion dieses Verliebtsein hat? Ich weiß nicht, ob ich die Frage "richtig" beantworten kann.
Es gibt kein richtig und falsch, alle deine Antworten sind richtig. Weil es deine Antworten und deine Einfälle sind. SO funktioniert doch Therapie, dass es sich aus dir entwickelt. Sonst könnte der Therapeut einen theoretischen Vortrag halten und dir sagen, was du zu fühlen, denken und tun hast - und gut ist.
Aber so funktioniert das nicht. (Leiderleider ... mir wäre das oft lieber.)

Im übrigen waren meine Fragen nicht so gemeint, dass für hier Antworten erwartet werden, sondern sollten dich für dich zum Nachdenken anregen.

Deine Einfälle dazu finde ich richtig spannend.
Danke fürs Teilen.
Fundevogel

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Thread-EröffnerIn
Unfrei
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Beitrag Do., 30.07.2015, 09:16

Hallo Tränen-reich,

ja, ich fummel mir oft schon einen von mir geplanten Verlauf der Stunde zurecht. Wenn ich das nicht tue (was auch vorkommt), hab ich das Gefühl, ich würde Zeit verschwenden, weil ich dann so schnell ins Stocken gerate und nicht weiß, in welche Richtung ich will. Ich versuche, immer kontrolliert und strukturiert vorzugehen. Um so schwieriger ist es dann, wenn die Gefühle für ihn mich so sehr ablenken, dass ich manchmal gar nicht weiß, bei welchem Thema wir sind.

Ich bereite mich vor, weil ich Angst habe, dass ich nicht genug Stunden bewilligt bekommen werde...oder er die Therapie vorzeitig abbricht. Oder ich....
Ich hab das Gefühl unter Zeitdruck zu sein. Ich muss es schaffen, etwas zu verändern und zu verstehen, bevor ich wieder ganz allein bin mit meinen Gedanken...


Aufs Duzen kam ich wegen meiner Schilderung, was wäre, wenn ich sage, was mir durch den Kopf geht....in Gedanken duze ich ihn halt. Das bringt ihn mir ein Stück näher....
Zuletzt geändert von Unfrei am Do., 30.07.2015, 09:29, insgesamt 1-mal geändert.


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Unfrei
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Beitrag Do., 30.07.2015, 09:22

Liebe Fundevogel,

mag sein, dass es kein Richtig oder Falsch in dem Bereich gibt....ich versuche vielleicht immer, alles Richtig zu machen und meistens fühlen sich die Dinge, die ich tue und sage aber Falsch an....

Und was die Gefühle betrifft...naja, manchmal hab ich schon den Eindruck, er versucht mir einzureden, dass ich wütend sein müsste. Irgendwie bringt er mich damit fast zum Lachen, weil ich den Eindruck habe, es stört ihn richtig, dass es NICHT so ist.

Allerdings fällt es mir auch manchmal schwer, meine Gefühle wirklich wahrzunehmen. Oft sage ich nur, was ich denke, wie ich mich in bestimmten Situationen fühlen sollte...ich sage es, aber ich FÜHLE es nicht. Ich vermute bloß, was angemessen wäre....


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Unfrei
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Beitrag Do., 30.07.2015, 09:47

Allgemein möchte ich gern nochmal fragen (oder sollte ich dafür einen neuen Thread eröffnen?)....und ich hoffe, ich trete damit jetzt nicht in Fettnäpfchen ...
Also, die Abstinenzregel. ...sie hat ohne Zweifel ihre Berechtigung. Ich will sie eigentlich auch nicht als übertrieben oder veraltet bezeichnen....puh. Wie sage ich das jetzt am besten?

Es gibt offenbar immer wieder schwarze Schafe unter den Therapeuten und es gibt sexuellen Missbrauch und das gehört auf jeden Fall bestraft! Auf jeden Fall. Und offenbar ist es diesen Therapeuten auch egal, ob es da eine Regel gibt oder nicht....
Aber die Abstinenz selbst kann auch so viel kaputt machen...
Ich bin auf keinen Fall dafür, dass Sex zwischen Therapeut und Patient eine Option sein sollte....
aber in bestimmten Fällen ist es doch sicher auch förderlich für die Analyse, nicht ganz so streng damit zu sein....also ABGESEHEN VOM SEX!
Es gibt so viele Patienten, die sich nach einer Umarmung sehnen. Völlig ohne sexuellen Hintergedanken. Und offenbar gibt es ja auch Formen der Analyse, die sich dann anders schimpfen, aber wo Körperkontakt in gewissem Rahmen ein wichtiger Bestandteil der Therapie ist. Irgendwie ist es für mich paradox, wie das eine neben dem anderen existieren kann...
Womöglich mache ich die einfach die falsche Art der Therapie

Und warum ist es sogar verboten, NACH der Analyse einen freundschaftlichen Kontakt aufzubauen (vorausgesetzt beide wollen das)? DIESER Punkt ist für mich einfach nicht nachvollziehbar. Und ich glaube nicht, dass das bloß an meinem Verliebtsein liegt....

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viciente
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Beitrag Do., 30.07.2015, 12:03

.. das ist relativ einfach, und du beschreibst es z.t. ja selbst; du bist nervös, ungeordnet, beschäftigst dich teils mehr mit ihm als mit dir, sagst was anderes als du spürst bzw. worum es bei dir eigentlich geht, ....... - das ist nicht der sinn der sache. in dem moment, wo eine "liebes"beziehungskomponente ins spiel kommt, werden beide zu direkt beteiligten, weshalb therapie und dergleichen nicht mehr geht; u.a. deshalb sind ja auch andere aus dem eigenen umfeld ungeeignet, weil sie immer selbst karten im spiel haben und sich dadurch niemals "neutral" ausschliesslich mit DIR auseinandersetzen können - sie verfolgen immer auch eigene interessen. das "nachher" ist - aus dem selben grund - deshalb verboten, weil ein z.b. missbräuchlicher therapeut ja während der therapie derart auf jemanden einfluss nehmen könnt, dass nachher "was geht".

.. die ewige verlieberei hat auch meist mit der person an sich wenig bis nix zu tun, sondern entsteht eher dadurch, dass einerseits ein autoritätsstatus vergeben wird, andererseits plötzlich sehnsüchte bedient und bedürfnisse befriedigt werden, die sonst vielleicht schon lange auf der strecke blieben; so z.b. zuwendung, anerkennung, ernst genommen werden, fürsorge, "da" sein, u.s.w. - jemand "hilft". dann brauchen nur noch ein paar andere dinge zu "passen" und schon wird "er" - samt selbst dazugedichtetem - zum idealisierten wunschbild. genau genommen muss er dich also - so er/ihr das nicht hin(weg)kriegt - professioneller weise und in deinem interesse woanders hin vermitteln.

.. mit einer hals über kopf verknallten klientin kann man nicht arbeiten!


leberblümchen
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Beitrag Do., 30.07.2015, 12:11

Zur Abstinenz:

Also, erstens ist es nicht nur das Gebot der Abstinenz selbst, das dafür sorgt, dass kein Kontakt entsteht, weder freundschaftlicher noch körperlicher. Zu einer Freundschaft gehören immer zwei, und so wie du das formulierst, klingt das so, als sei die böse Abstinenz allein dafür verantwortlich, dass er - salopp gesagt - nicht zulangt und loslegt. Vielleicht würde er gar nicht mit dir befreundet sein wollen?

Zum Sinn des Gebotes: Analyse soll frustrieren und nicht befriedigen. Im Grunde ist damit schon alles gesagt. Nur soll sie nicht frustrieren, um den Patienten zu quälen, sondern um ihn in Kontakt mit sich selbst zu bringen. Was nicht geschehen würde, wenn er das Heil im Anderen sehen würde.

Wenn du deine Bedürfnisse befriedigt haben möchtest, müsstest du eine andere Therapieform wählen.

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viciente
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Beitrag Do., 30.07.2015, 12:20

leberblümchen hat geschrieben:Wenn du deine Bedürfnisse befriedigt haben möchtest, müsstest du eine andere Therapieform wählen.
.. nein, da müsst sie sich z.b. einen partner "suchen", wobei nicht mal der ausschliesslich dafür da ist!


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Unfrei
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Beitrag Do., 30.07.2015, 12:33

Vivicente,

man KANN mit einer verliebten Patientin arbeiten. Auch mit diesen Gefühlen oder vielleicht sogar WEGEN solcher Gefühle kann eine Analyse erfolgreich und gewinnbringend verlaufen. Trotz der ganzen Quälerei, hat sie auch schon Gutes bewirkt und verändert.


Frustrierend ist die Analyse. Ohne Frage. Trotzdem hat sie auch befriedigende Aspekte und bei all dem Schmerz und den Entbehrungen, gibt es auch positive Aspekte des Verliebtseins....unter anderem hat dieses Gefühl partiell meinen Waschzwang ausser Kraft gesetzt....ein Gewinn für mich. Ein Lichtblick. ..


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Unfrei
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Beitrag Do., 30.07.2015, 12:35

Da ist eine Ambivalenz in allen Dingen....

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candle.
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Beitrag Do., 30.07.2015, 12:38

Hallo Unfrei!
Unfrei hat geschrieben: man KANN mit einer verliebten Patientin arbeiten. Auch mit diesen Gefühlen oder vielleicht sogar WEGEN solcher Gefühle kann eine Analyse erfolgreich und gewinnbringend verlaufen.
Man kann vielleicht, aber wohl nicht jeder, denke ich. Also ich könnte schwerverliebt wohl gar nicht erst eine Therapie beginnen.

Wie denkst du, könnte man mit dir arbeiten? Das wäre ja die eigentlich interessante Frage und hängt sicher auch mit deiner Bereitschaft zusammen.

Viele Grüße!
candle
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viciente
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Beitrag Do., 30.07.2015, 12:38

Unfrei hat geschrieben:....... gibt es auch positive Aspekte des Verliebtseins....unter anderem hat dieses Gefühl partiell meinen Waschzwang ausser Kraft gesetzt....ein Gewinn für mich. Ein Lichtblick. ..
.. das wird ja wohl niemand bestreiten, nur ist der therapeut eben der "falsche" dafür; da kommt ein "dickes ende" nach.
.. na dann "unfrei" - zurück in die zukunft .. und viel erfolg!


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Unfrei
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Beitrag Do., 30.07.2015, 12:50

Candle,

natürlich war das nicht allgemeingültig gemeint. Aber man kann ja nicht ausschließen, dass eine Analyse trotz solcher Gefühle nicht DOCH funktionieren kann.
Es gibt sicher genug Gegenbeispiele....auch hier in diesem Forum.

Seit ich den Thread eröffnet habe, gab es für mich viel Input, viele hilfreiche Fragen, die mich gefühlt ein ganzes Stück weitergebracht haben.
Allein die Frage nach der Funktion meines Verliebtseins hat mir so viele Ideen und Erkenntnisse gebracht....wenn ich mich frage, was es mit mir macht, im Positiven wie im Negativen, und was es vielleicht überdeckt....
dann ist DA sooooool vieles, was es sinnvoll macht, die Analyse fortzuführen.
Das schmälert nicht die Traurigkeit, aber es hat geholfen , den Blickwinkel darauf etwas zu verändern.


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Unfrei
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Beitrag Do., 30.07.2015, 12:56

Leberblümchen,

ja, vielleicht würde er gar nicht mit mir befreundet sein wollen. Das weiß ich nicht. Davon.bin ich auch an keiner Stelle ausgegangen.
Aber genauso wenig kann ich es ausschließen!
Ich will träumen....nur ganz kurz. Lass mich.

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candle.
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Beitrag Do., 30.07.2015, 13:03

Ja Unfrei, das kann gehen, WENN man dann daran arbeitet und da beißt sich für mich die Katze in den Schwanz, weil analytisch immer Übertragung Thema sein wird und niemals eine echte Verliebtheit. So hat Liebe dann keinen Raum, falls du verstehst wie ich meine.
Unfrei hat geschrieben: was es mit mir macht, im Positiven wie im Negativen, und was es vielleicht überdeckt....
dann ist DA sooooool vieles, was es sinnvoll macht, die Analyse fortzuführen.
Das schmälert nicht die Traurigkeit, aber es hat geholfen , den Blickwinkel darauf etwas zu verändern.
Wenn sich der Blickwinkel verändert (Magst du sagen wie?) dann ist das ja schon ein Schritt!
Ich will träumen....nur ganz kurz.
Ja, warum nicht, wenn das nicht in eine sich manifestierende Illusion mündet?

candle
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Unfrei
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Beitrag Do., 30.07.2015, 14:16

Grrr. .....kennt das wer? Da nimmt man sich viel Zeit, schreibt einen ellenlangen Kommentar und plötzlich ist der Akku alle, das Handy schaltet sich ab und alles ist futsch, weil man es noch nicht gesendet oder gespeichert hatte...

Liebe Candle, ich versuche es später noch einmal. ...

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