Krise familienbedingt?

Alle Themen, die in keines der Partnerschafts-Foren passen, bei denen es aber in weitestem Sinne um Beziehungen, soziale Kontakte usw. geht, Adoption, Pflege usw.
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(V)
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Beitrag Sa., 24.08.2013, 17:48

Ich erinnere mich, dass wir es auch mal in Deinem blog davon hatten. Große Probleme entstehen meines Erachtens, wenn sozusagen die "Kraftfelder" von den dort implizierten Figuren nicht mit den vollständigen Rollenmustern gelebt, sondern Aufgaben "delegiert" werden. Dann entstehen Belastungen bei Kindern, in denen sozusagen ungelöste Probleme der Familienstruktur "kulminieren".
Ja, erinnere mich. Die Sache mit den "Symptomträgern". Nur: wer entscheidet, welche Seele den ganzen angestauten Seelenmüll der Vorfahren ausbaden muss, und welche sich in glückseliger Naivität anpassen darf und noch mehr oben drauf packt? Oder anders gefragt: "Wieso ich?" Und kann das ein realistischer Anspruch sein? Nach all dem, was wir über die spiritueller Natur diverser kosmischer Kräfte wissen, ist es doch ein ziemlich starkes Stück, wenn EINE Seele all das ausbaden soll, was seine genetischen Vorfahren über Generationen hinweg angehäuft haben. Macht das Sinn? Ist das mit unserem Bild einer gerechten, nicht willkürlichem Schicksal überhaupt vereinbar? Falls ja, verzichte ich dankend.

Im konkreten Beispiel: Meine ältere Schwester fügt sich perfekt in das Familiensystem ein. Sie ist das, was unsere Eltern aus ihr machten, übernimmt deren augenscheinliche Macken und seltsamen Wertvorstellungen. Hat nie da Haus verlassen. Erst in meinem Alter den ersten Partner gefunden. Nie ein Versuch auszubrechen. Nie ein Versuch einer Therapie. Denn wenn alle so sind, dann gibt es auch kein Problem. Dann ist ja DEREN Welt in Ordnung. Aber ich war der geborene Querulant. Von Anfang an. Und ich schwöre, völlig zu Recht war mein erstes Wort auf dieser Welt, zu meiner Mutter: NEIN. Ich kam auf die Welt, die haben mich angesehen und gleich mal den Namen gewählt, der 100%ig NICHT zu mir passt. "Die Christliche!" Ja, ich denke, wir haben uns angesehen, meine Mutter und ich, und vom ersten Augenblick an gehasst. *muaaahha*

Wie dem auch sei: Warum ich? Warum bin ICH der Symptomträgerin, und wieso darf sich meine Schwester in aller Seelenruhe anpassen? Die lebt mit ihren Mitte 40 und hat noch nicht eine einzige Erkenntnis darüber, dass mit unsere Familie grundlegend was nicht stimmen könnte. Die macht einfach mit, und bürdet mir als Symptomträgerin mit all ihren Neid und Geschwisterhass auf mich, und all dem ins Öl gießende Feuer gleich nochmal eine Ladung mehr auf. UNFAIR.

Aber gut, gehen wir mal davon aus, ich sei so etwas wie die Schamanin unseres Familienzweigs, die spirituelle Seele, die bewusst inkarnierte, um den Ahnen zu helfen. Aus lauter Selbstlosigkeit. Und sei es, um ihnen so viele Probleme zu machen, dass sie daran wachsen können. Welch undankbare spirituelle Aufgabe. Und bei so viel Sturheit und Widerwillen auf der anderen Seite, nun, dann könnte man auch ebenso gut versuchen, eine störrische Ziege durch den Supermarkt zu zerren oder einem lebenden Tintenfisch einen Pulli anzuziehen oder Steinen das Schwimmen beizubringen. Wieso zum Teufel sollte ich DIESE undankbare Aufgabe noch wollen? Pffft! Höchstens um sicher zu stellen, dass man nie wieder mit denen gemeinsam reinkarnieren muss.

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StefanM
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Beitrag Sa., 24.08.2013, 20:03

Ist jedenfalls auch mein Eindruck, dass die "Symptom-Lasten" völlig ungleich verteilt sind. Ja sogar, dass die Figur der "Kulminations-Person" - die trotz etwaiger Geschwister mindest sagen wir 85% des Schmodders zu tragen hat - ein Hauptfall der Delegation ist.

Gibt es da irgendeine evolutionäre Komponente, dass das so gewollt sein könnte? Immerhin werden die unbearbeiteten Konflikte einer Gruppe dann aber auch wirklich nur auf eine Person fokussiert, einen Problemträger (alle anderen funktionieren ja). Und in diesem entscheiden sich dann symbolisch Sieg oder Niederlage des Zusammenspiels aller Konzepte des Clans. Kein Wunder, dass sich hier eine Personalunion mit dem Medizimann anbietet. Die Kulminationsfigur entscheidt auf einer eigentlich, tieferen Ebene über Wert und Auftritt des Stammes.
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Beitrag Sa., 24.08.2013, 20:51

Nico hat geschrieben:Nun, auch wenn man dem Familienstellen positiv gegenübersteht, bleibt auch da die Möglichkeit, dass die daraus hervorgehenden Erkenntnisse für den Suchenden negativ ausgehen.
Das wird meistens nicht bedacht.
Das Fatale oder Bedenkenswerte daran ist ja - dass es einer ziemlichen inneren Stärke bedarf das sich dann und das auch noch möglichst urteilsfrei anzuschauen. Die Erkenntnisse nicht einfach sich als 'Schuld' aufzuladen, denn das schwächt. Allerdings - wer begibt sich auf solche Suchen - in eben Grenzbereiche? Genau: Menschen, die sich vermutlich NICHT in ihrer ureigensten Stärke fühlen.
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Beitrag Sa., 24.08.2013, 21:21

StefanM hat geschrieben:Ist jedenfalls auch mein Eindruck, dass die "Symptom-Lasten" völlig ungleich verteilt sind. Ja sogar, dass die Figur der "Kulminations-Person" - die trotz etwaiger Geschwister mindest sagen wir 85% des Schmodders zu tragen hat - ein Hauptfall der Delegation ist.

Gibt es da irgendeine evolutionäre Komponente, dass das so gewollt sein könnte? Immerhin werden die unbearbeiteten Konflikte einer Gruppe dann aber auch wirklich nur auf eine Person fokussiert, einen Problemträger (alle anderen funktionieren ja). Und in diesem entscheiden sich dann symbolisch Sieg oder Niederlage des Zusammenspiels aller Konzepte des Clans. Kein Wunder, dass sich hier eine Personalunion mit dem Medizimann anbietet. Die Kulminationsfigur entscheidt auf einer eigentlich, tieferen Ebene über Wert und Auftritt des Stammes.

Interessanter Gedanke. Wer oder was macht einen zu einem solchen?
Ich gestehe, auch in meiner Familie gibt es, so wenn ich das so sehen WOLLTE eine merkwürdige Focussierung auf MICH - seit das zuletzige 'schwarze Schaf' der Familie - verstorben ist - und zwar ziemlich genau kurz bevor meinem erneuten Tief vor zwei Jahren nunmehr. So wenig ich jene Tante mochte, so erschreckend viele Gemeinsamkeiten musste ich, ob ich wollte oder nicht, mit ihr sehen. Und das übelste, wirklich gefühlt übelste ist, dass ihr gesamter Nachlass von meinem Vater nicht etwa pietätvoll und achtsam entsorgt wurde, nein, er stapelt und hortet alle ihre Briefe und Erinnerungen in seinem Keller! Ich ertappe mich manchmal bei der - zugegeben etwas platten inneren Argumentation dass - da so eben mein Vater MEINE Innerlichkeiten eben nicht mehr verfügbar hat - er sich das dann bei ihrem Nachlass (und zuletzt bei einem anderen familiären Vorfall, der mir die Zehennägel aufrollen liess) ersatzweise holt. Derweil er mir gegenüber in ein immer größeres Schweigen verfällt.

Dann, wenn ich Phasen habe in denen es mir besser geht und ich genug anderes zu tun habe und mich diese Gedanken nicht beschäftigen, spüre ich auch, dass es auch so geht, sogar besser. Dass es vielleicht eben auch sinnvoll ist, manches mental nicht anzufassen und tiefer als nötig zu graben. Denn - es wird nicht möglich sein mit den Betreffenden darüber zu sprechen. Die Tante, da sie eben nicht mehr lebt. Und nein, ICH werde ganz sicher NICHT in ihrem Nachlass stöbern. Und mein Vater - schweigt. Wobei DAS/ihr Grundgeheimnis bin ich mir sowieso sehr sicher zu kennen. Sie war lesbisch. Na und? Aber: es wurde NIE ausgesprochen. Es geht um 'Geheimnisse wahren'.

Das Thema hatte ich schon mal - als meine Oma starb. Und dacht seinerzeit, ich müsste dafür sorgen, dass etwas endlich öffentlich gemacht wird, dass darüber gesprochen wird und eben NICHT unter der Hand. Und ich tat es. Und es gab einen heftigen Wind, gar Sturm. Die Sache ist, auch diesem dann stand halten zu können. Es ist wie in der Politik, oder auch im Kleinen - wer sich zum Klassensprecher wählen lässt und seine Aufgabe an- gar ernst nimmt, hat trotz der Wahlannahme, in der Annahme einer durch Konsens entstandenen Kraft am Zuge zu sein, dennoch mit Stürmen und Widerständen zu kämpfen.

Was mir jetzt dabei auch gerade auffällt: es gibt viele Metaphernsysteme sich diese Kräfte zu erklären, dazu braucht es nicht Esoterik. (Aber oh weh - 'Politik' ist ganz sicher nicht 'meine' Metapher.

Und das Hellinger'sche Familienstellen als Verbildlichung und Erspürmöglichkeit von Kräften eines Systems jenseits des Jetzt hat ja vor allem durch seine rigiden patriarchalischen Rituale viel Kritik erfahren; das Prinzip selbst ist ja schon viel älter.

Die Frage ist ja - unabhängig davon WIE ich eine Erkenntnis erlange, die ich für 'irgendwie' als 'richtig' erachte: was mache ich damit im Hier und Jetzt?
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Beitrag Sa., 24.08.2013, 23:24

Gibt es da irgendeine evolutionäre Komponente, dass das so gewollt sein könnte? Immerhin werden die unbearbeiteten Konflikte einer Gruppe dann aber auch wirklich nur auf eine Person fokussiert, einen Problemträger (alle anderen funktionieren ja). Und in diesem entscheiden sich dann symbolisch Sieg oder Niederlage des Zusammenspiels aller Konzepte des Clans. Kein Wunder, dass sich hier eine Personalunion mit dem Medizimann anbietet. Die Kulminationsfigur entscheidt auf einer eigentlich, tieferen Ebene über Wert und Auftritt des Stammes.
Da muss ich ein wenig schmunzeln. Klar gibt es das. Früher nannte man das Häuptling, heute Bürgermeister oder Bundeskanzlerin. Es gibt stets EINEN Repräsentanten der Gruppe, auf den alles projiziert wird und der alles ausbaden muss...

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StefanM
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Beitrag So., 25.08.2013, 06:28

Miss_Understood hat geschrieben:Die Frage ist ja - unabhängig davon WIE ich eine Erkenntnis erlange, die ich für 'irgendwie' als 'richtig' erachte: was mache ich damit im Hier und Jetzt?
Sehr richtig, damit stellts Du m. E. die Kernfrage. Mir erscheint Deine ganze Geschichte auch plausibel. Ausgangspunkt ist ja zunächst mal, dass so etwas immer dann hochkocht, wenn es einem gerade schlecht geht. Gerade dann hat man aber am wenigsten die Kraft, positiv auf "Muster" einwirken zu können. Umgekehrt, in besseren Phasen, meint man vielleicht auch eher, man käme vielleicht "auch so" durch.

Es bleibt somit fast nichts anderes übrig, als sozusagen in einer guten Phase ein langfristiges Bild zu entwerfen, wie man in einem solchen Setting agieren will, um dann in der kurzfristigen Krise eine Art "Programm" zu haben. Problem nur, wenn die Krise dann ganz anders aussieht, als man gedacht hat, dann passt u. U. plötzlich auch das Programm nicht mehr.

Hab ich auch vernachlässigt

@ (V)

Problem ist ja in Familien, dass die zentralen "Repräsentanten" häufig gar nicht so erfolgreich im Leben sind, sondern vor allem mal nur: Repräsentant aller ungelösten Probleme und ungeklärten Fragen. Das kann äußerlich mit einer ganz unhervorragenden, ja sogar sozial eher schwachen Existenz verbunden sein.
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Nico
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Beitrag So., 25.08.2013, 07:26

Man muss diese " zentralen Repräsentanten" aber nicht zwangsläufig anerkennen und sich unter deren Scheffel stellen. Man kann sich in einem Familiengefüge sehrwohl von allen Verstrickungen lösen und einfach loslassen ohne das dies zwangsläufig totale Isolation bedeutet.
Allerdings muss man dann halt auch alle ungelösten Probleme und ungeklärten Fragen mit sich selbst ausmachen. Aber unmöglich ist das nicht.
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StefanM
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Beitrag So., 25.08.2013, 10:03

Nico hat geschrieben:Man muss diese " zentralen Repräsentanten" aber nicht zwangsläufig anerkennen und sich unter deren Scheffel stellen.


Ich meinte "zentraler Repräsentant" noch etwas anders. Es muss sich nicht um eine Figur handeln, die in der Familie besonders anerkannt ist und wo "unter den Scheffel stellen" überhaupt naheläge. Ich denke, häufiger werden es fast eher die "schwarzen Schafe" sein, auf denen die Familie ihre Probleme, die sie anders nicht gelöst kriegt, personalisiert und damit zugleich von sich - d. h. dem Rest der Familie - als nicht zugehörig abgrenzt.
Man kann sich in einem Familiengefüge sehrwohl von allen Verstrickungen lösen und einfach loslassen ohne das dies zwangsläufig totale Isolation bedeutet.
Den Satz halte ich für gefährlich. Denn doch, wenn Du alle "Verstrickungen löst" und "loslässt", dann bist Du eben jedenfalls familiär isoliert. Klar kann man jetzt sagen, ich kompensiere das durch Gründung einer eigenen Familie, Freundeskreis etc. was auch immer. Aber ich habe ehrlich gesagt noch keinen Menschen kennengelernt, bei dem ein solches Konzept auch nur annähernd problemfrei gelaufen wäre. Es ist halt so, als ob man komplett den Sinn verleugnen würde, in eine bestimmte Familie hineingeboren worden zu sein.
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Nico
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Beitrag So., 25.08.2013, 10:14

Welchen " Sinn" hat es denn für dich in eine bestimmte Familie hineingeboren worden zu sein ? Was gibt es da zu verleugnen für dich ?
Ja es stimmt, ich isoliere mich von bestimmten Teilen der Familie und dazu stehe ich ausdrücklich, zu anderen Teilen habe ich ein enges Verhältnis obwohl ich auch da losgelassen habe. Das Eine schließt das Andere nämlich nach meiner Erfahrung nicht aus.
Ich übernehme in meiner Stammfamilie keinerlei Führungsaufgabe, lasse mich aber auch von niemandem aus meiner Familie dominieren oder lenken.
Des weiteren brauche ich keinen familiären Sündenbock sondern übernehme die alleinige Verantwortung für mein Leben und was ich daraus mache.
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Beitrag So., 25.08.2013, 10:32

StefanM hat geschrieben: Es ist halt so, als ob man komplett den Sinn verleugnen würde, in eine bestimmte Familie hineingeboren worden zu sein.
Diesen Satz halte ich nun wiederum für gefährlich.

Zunächst möchte ich scharf unterscheiden zwischen den Grund, wieso man ausgerechnet in DIESE Familie hineingeboren wurde und dem vorgezeichneten Sinn des eigenen Lebens. Nur weil es Gründe gibt, wieso man DIESE Familie wählte, bedeutet das noch lange nicht, dass diese Gründe unseren ganzen Daseinszweck erfüllen. Es ist ja nur ein Teil unseres Weges.

Fernerhin klingt es, so wie von dir formuliert so, als sei der "Repräsentant" für die anderen Familienmitglieder verantwortlich, und wenn er sich seiner spirituellen Aufgabe (z.B. als schwarzes Schaf) verweigere, dem ganzen System dann die Grundlage ("der Sinn/Daseinszweck") entzogen würde. Das widerspricht intuitiv allem, was ich für die vermeintlichen kosmischen Gesetze und Wechselwirkungen zu wissen glaube: dass eine Seele für andere Seelen VERANTWORTLICH sei, und wenn diese eine Seele sich weigere, dann das Karma der (Seelen)Gruppe den Bach runterginge...

Vielleicht ist es ja auch gerade die Aufgabe des "Repräsentanten" sich zu lösen. Ihnen ihre Projektionen zurück an ihre Köpfe zu werfen, bis diese sie annehmen. Dazu habe ich z.B. spontan das Bild im Kopf, von Kindern, die zwischenzeitlich den Kontakt abbrechen und sich lösen, und Eltern und Kind HINTERHER, nach der schwierigen Phase, viel enger zusammen zu wachsen. Manchmal muss man erst gehen, um wiederkommen zu können. Genau dann wäre es fatal sich zu denken, dass man nicht gehen dürfe, weil man ja schließlich verantwortlich für das Seelenheil der anderen sei...

Auch das läuft erneut sehr parallel zu klassischen psychologischen Mustern: Kinder, die sich für ihre Eltern verantwortlich fühlen. Genau solche Kinder kommen dann nämlich auch auf so seltsame Ideen wie Ahnenkarma... *zwinker*... was im Grunde nichts anders ist als ein auf übernatürliche Kräfte projiziertes Kindheitsmuster.

In meinen Fall mit meiner älteren Schwester sehr sichtbar: ich habe mich daraus gelöst, mich für meine Eltern verantwortlich zu fühlen, meine Schwester hingegen sitzt unreflektiert noch immer so sehr in der Falle, dass sie mir sehr heftig vorwirft, ich hätte sie ja im Stich gelassen( in Form der Dreistigkeit aus dem Elternhaus ausziehen, wie alt bin ich noch mal?) , jetzt müsse sie ALLEINE auf unsere Eltern aufpassen, die man ja schließlich nicht sich selbst überlassen könne (A.d.Red: sie sind weder pflegebedürftig noch körperlich krank, meine Schwester glaubt aber trotzdem, dass sie ohne sie nicht überleben würden). Zugebenermaßen sind mir diese Vorwürfe meiner Schwester tatsächlich recht gleichgültig, findet keinen Widerhall in mir, weil ich mich eben aus jener Art der krankhaften Verstrickung ("Verantwortung") gelöst habe.

(Edit: ... nur um dann meinen Part in meiner Ehe aufzuarbeiten, aber das ist ein anders Thema. Man kommt sich halt nicht aus, aber Hauptsache nicht meine Mutter)

Anders gesagt. Auch die Repräsentanten und schwarze Schafe werden irgendwann mal erwachsen und müssen IHREN Weg gehen. Meist ist man schon gestraft genug mit solchen Prägungen, da muss man sich nicht noch ein ganzes Leben lang für Menschen verantwortlich fühlen, die sich nicht ändern wollen, und die einem weiterhin schaden. Weder spirituell noch psychologisch. Ich denke, diese Gedankengänge sind wirklich ein Teil überholter Kindheitsmuster des Sich-verantwortlich-Fühlens. Und Karma hin oder her, ein gewisses Maß an Eigenverantwortung haben auch die Familienmitglieder, die jemanden zum "schwarzen Schaf" auserkoren und ihre ungelösten Konflikte dort abladen. Auch diesen Ahnen kann man nicht alles abnehmen.


Vincent
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Beitrag So., 25.08.2013, 12:04

(V) hat geschrieben:Und Karma hin oder her, ein gewisses Maß an Eigenverantwortung haben auch die Familienmitglieder, die jemanden zum "schwarzen Schaf" auserkoren und ihre ungelösten Konflikte dort abladen. Auch diesen Ahnen kann man nicht alles abnehmen.
Davon hatte ich es erst kürzlich mit einem guten Freund, der astrologisch orientiert ist. Es ging im Allgemeinen und im Speziellen um das Thema dieses Threads.

Aus dem Horoskop, das er mir erstellte, ging hervor, dass ich seit Bestehen meiner Familie der Erste sei(n) (könnte), der bewusstseinsmäßig in der Lage wäre, das 'Familientrauma' zu lösen. Womit Konflikte und Muster gemeint sind, die seit jeher innerhalb der Familie (vor allem negativ wirkend) auf die nächste Generation übertragen werden. Trotz meiner Skepsis gegenüber der 'Logik von den Sternen' finde ich das psycho-logisch auch sehr einleuchtend.

Bewusst bin ich mir tatsächlich über diese ganzen 'selbst- und fremdverhindernden' Muster. Etwas anderes aber ist es, das nicht nur mit sich selbst auszumachen, sondern zumindest auch noch Vater, Mutter, Großeltern, also sämtliche Betreffenden und Betroffenden mit einzubeziehen, um sozusagen auch in Rückwirkung vorherigen Generationen innerhalb der eigenen Familie ein Bewusstsein darüber zu schaffen.

Wenn ich aber diese verhindernden Muster nicht löse, werde ich sie wieder auf meine eigenen Kinder übertragen... usw. usw. Daher gilt es, diesen Kreis zu durchbrechen, sobald der Erste dazu berufen ist.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)

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StefanM
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Beitrag So., 25.08.2013, 12:47

(V) hat geschrieben:Anders gesagt. Auch die Repräsentanten und schwarze Schafe werden irgendwann mal erwachsen und müssen IHREN Weg gehen. Meist ist man schon gestraft genug mit solchen Prägungen, da muss man sich nicht noch ein ganzes Leben lang für Menschen verantwortlich fühlen, die sich nicht ändern wollen, und die einem weiterhin schaden. Weder spirituell noch psychologisch. Ich denke, diese Gedankengänge sind wirklich ein Teil überholter Kindheitsmuster des Sich-verantwortlich-Fühlens. Und Karma hin oder her, ein gewisses Maß an Eigenverantwortung haben auch die Familienmitglieder, die jemanden zum "schwarzen Schaf" auserkoren und ihre ungelösten Konflikte dort abladen. Auch diesen Ahnen kann man nicht alles abnehmen.
Bis vor kurzem habe ich das so wie Du gesehen. Ich kann Dir halt nur sagen: wenn es Dich in eine substanzielle Krise zurückwirft, dann hilft das - zumindest bei mir war es so - nicht. Wenn es an den Urgrund des Sinns geht, dann tauchen halt doch wieder die traumatischen Figuren aus Deiner Familie auf.

Ich wage sogar mal, den komplett gegenteiligen Gedanken zu formulieren: noch das Selbstbewusstsein "ich baue mir jetzt meine eigene Existenz jenseits der Familie auf, die mir niemand mehr kaputt machen kann" kann möglicherweise eben nicht Freiheit repräsentieren, sondern kann selbst positiv umgewertete Erfüllung eines alten Kindheits-Musters sein, nämlich eben "nicht zur Last fallen zu wollen", nicht zu "(über)fordern", nicht "bedürftig" nach Zuwendung sein zu dürfen, eben so selbstständig (und damit "pflegeleicht") zu sein, dass die Eltern nur jah nicht überlastet sind (und einen evtl. deswegen verstoßen könnten, was so ziemlich die elementarste Kindheitsangst sein dürfte).
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StefanM
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Beitrag So., 25.08.2013, 12:54

Vincent hat geschrieben:Aus dem Horoskop, das er mir erstellte, ging hervor, dass ich seit Bestehen meiner Familie der Erste sei(n) (könnte), der bewusstseinsmäßig in der Lage wäre, das 'Familientrauma' zu lösen. Womit Konflikte und Muster gemeint sind, die seit jeher innerhalb der Familie (vor allem negativ wirkend) auf die nächste Generation übertragen werden. Trotz meiner Skepsis gegenüber der 'Logik von den Sternen' finde ich das psycho-logisch auch sehr einleuchtend.
Die nicht so positive zweite Hälfte, die er Dir verschwiegen haben könnte, um Dich nicht zu entmutigen, könnte sein, dass Du damit ein "Überladener" bist. Du würdest Dich ja dann buchstäblich nicht nur für Dich entwickeln, sondern trügest die gesamten versäumten Entwicklungen in der Familie sozusagen zusätzlich im Rucksack. Die Wertung Deines Astrologen hat sozusagen auf den ersten Blick etwas schmeichelhaftes, auf den zweiten ist sie gar nicht mehr so lustig, sondern hat mehr etwas von einer Ungerechtigkeit. Denn was für einen Grund gäbe es, dass Du mehr tragen sollst als andere?

Zudem wird wahrscheinlich kaum jemand aus Deinem Familienkreis diese "Mehrbelastung", selbst wenn sie sozusagen psychologisch spürbar sein sollte, als solche anerkennen. Da gilt bestenfalls "one man one vote". Du hast also nicht einmal die Chance, dass Du - im Gegensatz zu anderen, die ein besonderes, aber sichtbares Päckchen zu tragen haben (z. B. Behinderung, sichtbare Schicksalsschläge) - für Deinen trotzdem nicht versiegenden Lebensmut nicht einmal anerkannt wirst.
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Vincent
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Beitrag So., 25.08.2013, 14:30

StefanM hat geschrieben:Die nicht so positive zweite Hälfte, die er Dir verschwiegen haben könnte, um Dich nicht zu entmutigen, könnte sein, dass Du damit ein "Überladener" bist. Du würdest Dich ja dann buchstäblich nicht nur für Dich entwickeln, sondern trügest die gesamten versäumten Entwicklungen in der Familie sozusagen zusätzlich im Rucksack. [...]Denn was für einen Grund gäbe es, dass Du mehr tragen sollst als andere?
Ich denke, wer erstmals seit Bestehen seiner Familie zu dieser Lösung quasi 'berufen' ist, müsste wohl auch die Stärke mitbringen bzw. sich zu dieser Stärke überwinden, die dazu notwendig ist.

Es ist die Frage, ob ich dann wirklich mehr trage, als diejenigen, die zeitlebens 'nur' sich selbst tragen (ihre eigene leichte 'Schwere'). Meinen Familienmitgliedern fehlen die wesentlichen Gewissheiten des Lebens und auch das Verständnis für das Leben an sich. Sie tragen sich rein materiell durchs Dasein. Schon ihre kränkelnden Körper sind ihnen eine Last. Da ist sich radikal jeder selbst der Nächste. Nicht selten habe ich mitbekommen wie brüchig ihr Wertegerüst ist. Denn wenn sie etwas Unerwartetes ereilt, das dieses Wertegerüst in Frage stellt, wie z. B. auch der Tod, brechen sie ein.

Ich selbst fühle mich inzwischen nach 'oben' hin und nach 'unten' hin erhaben über das 'Spiel des Lebens' in all seinen Facetten. Das heißt auch, dass die Grundlage, mich und andere zu tragen, tatsächlich vorhanden ist.

Von daher hat mir mein (astrologisch orientierter) Freund (nicht mein Astrologe! ) nichts vorenthalten. Denn diejenigen Familienmitglieder, die möglicherweise auch schon berufen waren, nicht nur sich selber zu tragen, haben sich entweder das Leben genommen, sind Alkoholiker geworden oder an einer Krankheit früh gestorben. Und warum wird man krank? Weil man das zu Lösende nicht löst?
StefanM hat geschrieben:[...]für Deinen trotzdem nicht versiegenden Lebensmut nicht einmal anerkannt wirst.
Stimmt. Nicht durch Worte. Dennoch spüre ich, dass meine Familie meine Art von Unabhängigkeit, Toleranz und Zuwendung ihr gegenüber in gewisser Weise neidet. Das ist deren Anerkennung.
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Nico
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Beitrag So., 25.08.2013, 14:45

Menschen die sich für berufen halten sind mir suspekt.
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