Wie funktioniert VT - Klischees, Chancen und Grenzen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
metropolis
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 36
Beiträge: 1969

Beitrag So., 16.05.2010, 11:31

candle hat geschrieben:Kurz:
metropolis hat geschrieben: Es ist doch nur logisch, dass ich mit meinem Thera genau das gleiche veranstalte wie mit meinen anderen Mitmenschen. Sinn der Übung war doch vielmehr, dies zu erkennen und mir den Spiegel vorzuhalten.
Erkennen reicht meiner Ansicht grundsätzlich nicht, sondern es muß auch tief im Herzen seinen Platz finden. Ohne Vertrauen scheint mir eine gute Therapie unmöglich.
Ich hatte noch nie Vertrauen, 23 Jahre nicht. Die Geschwindigkeit, in der mein Vertrauen zu meinem Thera und meinen Mitmenschen wächst, ist für dein Auge vielleicht zu langsam. Ich sehe es aber, kleine Zeichen meines Vertrauens, immer wieder und immer mehr, das dauert eben.

Edit: Du hast ein ausgeprägtes Effizienzdenken, aber komischerweise hast du dich auch nicht schneller weiterentwickelt als ich. Du hast auch viele, viele Jahre gebraucht, um an einen Punkt zu kommen, wo du dir selbst helfen kannst, wo du mit deinem Leben halbwegs zufrieden bist und wo du relativ selbstbewusst bist. Und selbst nach so vielen Jahren läuft bei dir noch nicht alles glatt. So ist das Leben. Es läuft nicht glatt.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

Werbung

Benutzeravatar

candle
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 42
Beiträge: 6137

Beitrag So., 16.05.2010, 11:46

Jetzt kommt wieder die zickige metropolis durch, die den Schlagabtausch sucht. Was bringt Dir das denn: "Du hast, du hast..."? Nix eigentlich, oder?

Du mußt doch nicht Dein Leben mit meinen vergleichen, das ist völlig unterschiedlich. Immerhin habe ich, soweit es mir möglich ist, meine Träume verwirklicht. Das tut nicht jeder, wenn das überhaupt wer tut und darauf kommt es für mich an, sich das Leben so zu getalten wie man es selber gerne hätte.

Und wenn Du schon konkurrieren willst, dann vergiß bitte nicht, dass ich nur ein Drittel von Deiner Menge an Therapiestunden gebraucht habe wie Du. Und das ist, was ich Dir sagen will, es gibt da keine Konkurrenz.

Das einzige woran ich mich festhalte und was ich für wichtig erachte, ist die Vertrauensbasis, die für ein Gelingen einer Therapie absolut notwendig ist. Mein Therapeut hat mich dazu auf den Topf gesetzt, Deiner scheint da etwas lasch und nachlässig zu sein. Wie auch immer...

Überlege jetzt mal wie wahr es ist mit dem vertrauen, denn man muß jeden Tag irgendwem Vertrauen, weil man selber eben einfach nicht alles kann. Vielleicht eröffnet Dir dieser Weg ja Horizonte? Deinen Mann hast Du ja auch, dazu ein Kind. Da muß ja auch Vertrauen da sein, sonst würde die Beziehung nicht funktionieren.

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
metropolis
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 36
Beiträge: 1969

Beitrag So., 16.05.2010, 11:58

Das einzige, was ich mit meinem Kommentar zum Ausdruck bringen wollte, ist, dass ich diesen Anspruch der Effizienz nicht in dem Maße habe. So und so viele Erfolge sollte ich in so und so vielen Stunden erreicht haben, sonst war alles für die Katz. So denke ich nun mal nicht.

Das mag anstößig sein, wenn man bedenkt, dass ich die Gelder der Krankenkasse (und davon nicht zu wenig) dazu benutze, um zu erkennen, dass ich relativ wenig in einer bestimmten Zeit schaffen kann und dass es ok für mich ist. Ich kenne das Gefühl von Zeitverschwendung nicht.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

Benutzeravatar

candle
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 42
Beiträge: 6137

Beitrag So., 16.05.2010, 12:06

Das ist nicht anstößig. Und ich kenne Deine Probleme ja auch nicht. Meine haben mich zum Zusammenbruch gebracht: Da gab es nur Leben oder Sterben. Und ich habe es für mich dann versucht gleich "richtig" anzupacken.

Für mich ist es ja auch noch ungewohnt, weil ich ja jahrelang ein recht normales glückliches Leben geführt habe. Nach Außen hatte ich keine Probleme, die lagen nur in mir selbst, also muß ich an mir selber arbeiten.

Wie auch immer. Ich finde VT gut! Und da geht es ja auch um Effizienz. Meinst Du dann noch immer, dass diese Therapieform für Dich richtig ist?

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
metropolis
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 36
Beiträge: 1969

Beitrag So., 16.05.2010, 12:06

Auf der anderen Seite finde ich es extremst schade, dass die Fortschritte, die ich erreicht habe, hier so kleingeredet werden. Vielleicht betone ich sie zu wenig, ich weiß nicht. Im Grunde ist es doch recht viel:
-keine Depressionen mehr
-keine Suizidgedanken mehr
-Aufarbeitung der Vergangenheit zusammen mit meiner Mutter und meinen alten Freunden
-ich fühle mich bereit für ein eigenes Kind
-mehr Geduld und Gelassenheit meiner Ziehtochter gegenüber

Irgendwie enttäuschend, dass das nicht zu zählen scheint.
Zuletzt geändert von metropolis am So., 16.05.2010, 12:14, insgesamt 1-mal geändert.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

Benutzeravatar

candle
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 42
Beiträge: 6137

Beitrag So., 16.05.2010, 12:10

Ich hab ja irgendwo geschrieben, dass man da keine Anerkennung bekommt, außer von dem Therapeuten.

Es ist natürlich toll, dass Du nicht suizidal bist und keine Depression mehr hast. Aufarbeitung der Muttergeschichte auch, mit Freunden kann ich nicht nachvollziehen, weil ich da nicht so wirklich Schwierigkeiten hatte.

Und eigenes Kind: Hmmmmm, solange Du noch in dieser Abwertungsphase bist, ist ein Kind vielleicht noch nicht angebracht. Aber das kann ich nicht wissen wie Du mit einem Kind umgehst.

Ist doch gut, dass Du so viel geschafft hast!!!

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
metropolis
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 36
Beiträge: 1969

Beitrag So., 16.05.2010, 12:13

candle hat geschrieben:Meinst Du dann noch immer, dass diese Therapieform für Dich richtig ist?
Kommt drauf an, wie groß mein Leidensdruck aufgrund meines Zwanges bis dahin ist. Im Moment ist er zu niedrig, um eine Heilung erreichen zu können.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

Benutzeravatar

neko
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 45
Beiträge: 599

Beitrag So., 16.05.2010, 12:29

hej, darf ich auch noch mal mitreden? candle, du hast sicher recht, dass vertrauen das a und o in einer therapie st. aber 1. ist es doch eine große erkenntnis, wenn man die einsicht aushalten kann, dass man genau damit unheimlich probeme hat und 2. ist doch immer noch die große frage, wie man das lernt, vertrauen zu haben. keine ahnung, ich glaub, dass ist einer der punkte wo die alte strategie des augen zu und durch, ich muss, also kann ich, überhaupt nicht funktioniert. ganz im gegenteil, das kann mächtig nach hinten los gehen. ich denke nach wie vor, der erste schritt ist sich das einzugestehen, auch das erschrecken und den schmerz darüber, dass man das nicht kann. der zweite viel schwierigere schritt ist dann, sich ausnahmsweise nicht unter druck zu setzen, sondern sich zeit zu gebenin in der t. und mit dem t. die erfahrungen zu machen, die man braucht, um vertrauen wirklich fühlen zu können. das ist genau deshalb so schwierg, weil man(ich/wir sich ja so oft unter lestungsdruck setzt und erst kapieren muss, dass das nicht geht. metro, bei mir geht das alles ganz langsam - finde ich, meine t. muss regelmäßig dagegenhalten und mir erzählen, was ich alles schon geschafft habe. aber es geht ganz langsam vorwärts. ich hab erst vor kurzem das erste mal in der t. richtig hemmungslos weinen können und war da im nachhinein stolz drauf wie der dumme august. dann wieder hinzuehen, fand ich aber erst mal unheimlich beschämend. aber hej, ich hab es geschafft, ich bin nicht gestorben. ich glaub so geht lernen, zumindest nachhaltiges lernen - ein paar schritte vor, wieder einen zurück, aberauf dem weg zu bleiben. und nochmal - was soll ich da anfangen mit so sätzen, wie das gehört eben zu t. dazu, wenn es mich innerlich zerreißt. das mobilisiert doch genau die alten versagensänsgte und vorwürfe, die man sich eh schn genug macht.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
metropolis
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 36
Beiträge: 1969

Beitrag So., 16.05.2010, 12:46

Sorry, neko, ich hatte deinen vorherigen Beitrag auf der anderen Seite gar nicht mehr bemerkt. Schön dass es dir auch so geht und dass du mich verstehen kannst. Mut zur Langsamkeit kann ich da nur sagen. Blöd ist natürlich dass mir dabei die Zeit davonrennt. 5 Monate werden schnell um sein. Dabei könnte ich wahrscheinlich noch viel mehr Vertrauen gewinnen, wenn wir noch mehr Zeit hätten. Aber ich möchte die Analyse nun auch beenden, auch wenn noch nich alles erreicht ist.

Nun ja, dass ich von meiner eigenen Hilfsbedürftigkeit ablenke, wenn ich mich mit der Inkompetenz der Anderen beschäftige, das ist sicherlich gar nicht so falsch. Ich weiß noch nicht, ob ich dagegen jetzt noch etwas machen kann, so kurz vor Ende. Vielleicht wäre dies ein Fass zu viel, das noch aufgemacht wird.
Man darf auch nicht vergessen, dass einiges auch nach Ende der Therapie bearbeitet werden kann. Ein Stück weit habe ich bereits meine Hilfsbedürftigkeit akzeptiert, ich kämpfe aber auch noch dagegen an.
Vielleicht ist wirklich sinnvoll, irgendwann noch mal zu meinem Thera zurückzukehren, um das alles nochmal aufzurollen. Aber im Moment möchte ich ungern nochmal verlängern (was technisch auch nicht ginge) bzw. selbst weiterfinanzieren (was noch viel weniger ginge). Es ist unheimlich wichtig, jetzt vorerst abzuschließen.
Aber ich werde noch mal mit meinem Thera über verbleibende Probleme sprechen.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

Benutzeravatar

neko
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 45
Beiträge: 599

Beitrag So., 16.05.2010, 13:04

ach metro, das mit dem weglaufen der zeit setzt mir auch grad heftig zu. eine lösung hab ich dafür auch nicht, außer vielleicht die erfahrung, dass das herausbrüllen der angst paradoxerweise schon mal ganz hilfreich ist und zumindest mich über einige blockaden trägt, von denen ich mir nie hätte vorstellen knen, dass ich da drüber komme. ich halte mich auch an die (wissenschaftlich?) fundierte erkenntnis, dass gerade in der abschlussphase eir t. noch mal vieles möglich ist. ich kann hier nur für mich sprechen und weß nicht wie das bei dir ist: bei mir geht es nur darum, dass das faß einen anderen anlass und eine etwas andere gestalt hat. aber irgendwie ist es eigentlich das selbe fass, um dass es die ganze zeit geht...

Benutzeravatar

(V)
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 1894

Beitrag So., 16.05.2010, 16:05

Habe ja gerade ganz frische und intensive Erfahrungen mit einer VT (14 Wochen Tageklinikaufenthalt).

Als jemand, der mittlerweile völlig handlungsgelähmt ist, nur noch im Kopf lebt, denkt und denkt und denkt und genauso viel redet, zieht es mich natürlich naturgemäss eher in die Analyse! Aber...*aha-Effekt*... das kann ich ja schon.
Mittlerweile, nachdem ich durchaus ein paar Mal Frust schob ob des sehr oberflächlichen VT-Ansatz dämmerte mir: Gerade deswegen brauche ich VT. Weil dies deckt den Bereich ab, denn ich NICHT kann.
Im Gegensatz zu Candle Eingangskommentar bin ich also sehr wohl der Meinung, dass es ganz besonders etwas für diejenigen ist, die nicht handeln können und "nur reden".
Es hat mir viel gebracht, wenn auch in anderer Hinsicht als erwartet.

Kann mich dem einem oder anderem Vorredner nur anschließen: Für tiefsitzende Probleme wie Traumata oder bei ungeklärten Ursachen bringt es nicht viel. Und es gab auch keinerlei Thematisierung der Therapeutenbeziehung.

Wenn ich ganz nüchtern darüber nachdenken würde, könnte ich mir einreden, es hätte NICHTS gebracht. Schließlich sind die Ursprungsprobleme noch immer völlig unberührt! Da wurde teilweise nicht mal drüber gesprochen!!! Aber irgendwann über das Verhalten sickert es nach und nach durch. Auch OHNE dass man es mit dem Kopf begreift.

Bewusst provokant: Die meisten Probleme kommen durch das Denken! Die Wahrnehmung, die Bewertungen, das sich hineinsteigern usw. Nicht alles, versteht sich. Tiefgehende seelische Konflikte sind und bleiben vorhanden, egal was man selbst darüber "denkt". Aber nicht so viel darüber nachzudenken, dem nicht so viel Raum zu geben, sorgt für eine Abmilderung. Schafft mehr Resourcen für die eigentliche Seelenarbeit. Man ist zwar noch lange nicht gesund, FÜHLT sich aber besser und stabiler und kann das andere entsprechend anders angehen. Negativ-Spiralen werden eher gestoppt.

Vom Kopf her mag ich vlt. immer noch wehren, wie mir dies oder jenes helfen solle! Aber die Erfahrung zeigt, dass es - oh wunder - doch irgendwas bringt. Indem man es einfach tut, statt von vorneherein als "sinnlos" bewertet und gar nicht erst anfängt.

Da heißt es z.B. wenn man unruhig und nervös sei, helfe ein Sparziergang. Daraufhin sagt mein verstand-gef*cktes Teufelchen auf der linken Schulter. "Was für ein Schwachsinn! Sinnlos durch die Pampa laufen... brauch ich jetzt so nötig wie ein Loch im Kopf. Davon werden die Probleme mit meinem Ex-Mann auch nicht besser!!!" Und dann sitzt da so ein VT'ler vor dir und sagt dir immer wieder: "Probiers aus, es hilft." Ich bleibe skeptisch. Irgendwann sickert die Gehirnwäsche durch und sei es nur um erst mal zu beweisen, dass es tooootal sinnlos ist. Und oh wunder, man fühlt sich nach dem Sparziergang wirklich anders. Kann jetzt anders an die Sache rangehen. "Ach iwo!" sagt das Teufelchen wieder. "Alles nur Zufall. Lass mal stecken. Lieber stundenlang grübeln, vlt. finden wir dann doch noch DIE Lösung." Da möchte man schon wieder aufhören. Aber da sind dann wieder dein VT-Thera vor dir und ermutigt dich weiter zu machen. Funktioniert wieder. "Aber wieso???" Grübel.Grübel. Und studier. "Na ja, machen wir es mal weiter, mal sehen was passiert." Und so nach verinnerlicht sich das Ganze, dass es zwar nicht das Problem per se löst, aber trotzdem sehr hilfreich ist und guttut, und das sich eben dann rückwirkend auch wieder auf die eigentliche Problemlösung positiv auswirkt. Irgendwann. Darauf vertraut man dann zumindest nach einer Weile. Der VT'ler wird ja auch nicht müde, es einem geduldig immer und immer wieder zu erzählen. Und irgendwann braucht man dann niemanden mehr, der es einem sagt. Dann wird es zur neuen Gewohnheit. Erklären kann man es mit dem Verstand und in Worten vielleicht immer noch nicht, WIESO es irgendwas bringt... (eigentlich ja total U-N-logisch!)... aber man lernt durch "einfach tun", dass es eben halt doch so ist. Und irgendwann dann will man das neue Verhalten gar nicht mehr missen. Wenn dann wieder das Verstand-Teufelchen auf der linken Schulter rumnörgelt...("Muss das sein? Wozu überhaupt? Alles sinnlos...blablabla") dann erscheint auf der rechten Schulter ein "Körper-Engelchen" und stampft auf: "Weil es mir guttut. Punkt. Egal wieso! Allein ich will!"

Ehm... pardon. Ich habe mich etwas gehen gelassen. Aber ungefähr so erkläre ich mir die VT. )))

Gothika
*auf dem Weg zum Nicht-Denker*

Benutzeravatar

Jesusechse
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 41
Beiträge: 702

Beitrag Mo., 17.05.2010, 08:42

Ich kann mich im Großen und Ganzen Gothika nur anschließen.

Ich war auch so ein verkopfter Mensch, bin's teilweise heute - leider - noch. Ich hab' alles mit dem Verstand in den Griff kriegen wollen. "Es denkt mich!", hab' ich mal zu einem meiner Therapeuten gesagt, "Und es hört einfach nicht auf!".

Also: Was macht man? Psychoanalyse schien perfekt. Es schien auch einfach supertoll, schien alles zu haben. Ich durfte soviel über meine schlimme Vergangenheit reden, wie ich wollte. Ich musste nichts machen, es hat gereicht, ausgiebig zu jammern, kein Erfolgsdruck, nicht beim Thera, nicht bei mir. Man redete und redete und wurde nicht daran gehindert. Man dröselte noch genauer auf und noch genauer.

Ja, und das ist der perfekte Weg, die ganze Zeit darin rumzudümpeln, was einem nicht gut tut und was einen krank gemacht hat. In der PA perfektioniert man es gewissermaßen, sich in seinen krankmachenden Gedanken und Gefühlen PERMANENT aufzuhalten. UND DAS HÄLT DANN AUF!

Man wird handlungsunfähig, weil man immer mehr denkt und immer mehr analysiert.

Und wenn man 3 Stunden die Woche mit dem Therapeuten hat, dann ist das mehr, dann muss das auch ein "MEHR" sein. Ich dachte, PA wäre der Ferrari unter den Therapien. In Wirklichkeit war's eine alte Klapperkiste, die völlig unbrauchbar im modernen Leben war, mit der man sich nur rumärgern musste und wo man ständig irgendwo stehen blieb und nicht weiter kam.

Ich hatte für VT nur Spott übrig. Wenn man das liest oder mit schlechten VTs in Berührung kommt, dann schüttelt man den Kopf und sagt: "DAS hilft niemals!! NIE, im Leben nicht!".

Ich bin in meinem ganzen Leben noch nie so eines Besseren belehrt worden wie in der VT. VT hört sich an, wie Billig-Fraß, der sich an einem Gourmet-Menü messen will. Tatsächlich es es eher sowas, wie ein komplex ausgeklügeltes Ernährungprogramm, wo man alles kriegt, was der kranke Körper braucht. Nur, dass es eben die Seele versorgt. Und bei der PA hat man dann so ein Stückchen blutiges Fleisch auf'm Teller, das man kaum findet, was nicht mal gegart wurde (also nicht mal Energiekosten) und zahlt dafür dann ein Vermögen.

Ich sag's mal so: In PA ist meine Seele so verhungert, dass ich mit kanpper Mühe davon kam mit dem Leben, und in der VT kann ich mich zumindest immer öfter richtig satt essen und werde davon nicht mal dick.

VT ist hochwissenschaftlich. Es mutet so lächerlich an, aber es ist einfach sehr ausgeklügelt und wenn's richtig gemacht wird, dann hat man für's Leben gelernt, nicht mehr psychisch krank zu sein oder zu werden. Dann kann man echt auf sich aufpassen.

Mein Thera sagt: "Das ist wie Radfahren. Wenn Sie es mal können, verlernen Sie das nie wieder. Es klappt automatisch!".

Und was Gothika jetzt vielleicht nach ein paar Wochen VT in einer Tagesklinik noch nicht so ganz mitbekommen hat. Trauma-VT ist auch bei schweren Traumatisierungen sehr gut geeignet. Ich weiß nicht, ob es noch der neueste Stand ist. Aber für Trauma-Erkrankungen ist die traumaadaptierte konitive-behaviorale VT bisher die Einzige gewesen, die ihre Wirksamkeit nachgewiesen hatte. Kann sein, dass auch andere Verfahren es mittlerweile nachgewiesen haben. Aber die Trauma-VT ist überprüft.

Und ja: Wenn was psychisch krank macht, dann ist das: DENKEN

Und wer psychisch krank ist, DENKT DYSFUNKTIONAL. Und je mehr er denkt, desto schlechter geht's ihm. Gerade durch dieses ständige Grübeln und Nachdenken werden dann Abwärtsspiralen in Gang gesetzt, die alles noch schlimmer machen.

Und es sind die negativen Abwärtsspiralen, die unser Leben kaputt machen. Und in der VT werden die gestoppt und in der PA und in der tpT werden sie generell angekurbelt.

LG

Jesusechse

PS Ich hab' gedacht, VT wäre nur was für Deppen, für die, die nicht genug Hirn mitbringen für eine PA. DER DEPP WAR ICH!!! Aber wenigstens bin ich lernfähig.

Es gibt 'ne Klinik, die hat als Logo "Moderne Medizin mit menschlichem Gesicht".

Besser könnte man die VT auch nicht übertiteln!

Benutzeravatar

hippogriff
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 41
Beiträge: 245

Beitrag Mo., 17.05.2010, 10:14

Ich habe mal 23 Stunden VT gemacht.

Im nachhinein verwunderlich fand ich, dass die Ambulanz mich an eine Ausbildungskandidatin überwiesen hat. Mit meinen Therapieerfahrungen und verbal war ich ihr überlegen und konnte sie echt auflaufen lassen. Ich musste mich da manchmal wirklich zusammenreißen, das nicht zu tun.

Sehr gut fand ich die "Selbstsicherheits-Übungen": Ich sollte anhand einer Liste 5-7 Situationen aussuchen, die ich üben sollte. Nachdem VT im Vergleich zur PA oder tiefenpsychologisch fundierten Therapie wie ein ständiger Abstinenzverstoß wirkt - mit meinen Erfahrungen war das nicht gerade das richtige - habe ich die Übungen mit einem Freund gemacht (nie nie und niemals wäre ich mit der Therapeutin außerhalb der Praxis irgendwo hingegangen.)

Die Übungen waren toll (eingebettet in dieses Verhaltensanalyseschema: Gefühle, Gedanken, körperliche Reaktionen):

Eine Auswahl:
- mit einem verrückten Hut durch die Stadt laufen und 3 Leute fragen, wie ihnen der Hut gefällt
- in einem Cafe mit dem Tischnachbar ein Gespräch beginnen
- 3 fremden Menschen eine Blume schenken
- mit dem Begleiter laut ein "verrücktes" Gespräch führen, so dass alle zuhören müssen

Wenn es darum geht, Ängste anzugehen, ist das sicherlich sehr hilfreich. Mein Eindruck ist aber auch, dass man das immer wieder aktualisieren muss, da ansonsten wenig davon zurückbleibt. Aber kurz danach - ganz ehrlich - geht man wirklich viel lockerer durch die Welt.

Dafür hatte ich im Gegenzug manchmal den Eindruck, dass ihr Verhalten etwas einstudiertes hatte (eine Übung war es auch, jemanden ein Kompliment zu machen - diese Übung fand ich doof und habe sie nicht gemacht. Sowas muss aus dem Herzen kommen. Bei jedem Kompliment von ihr musste ich an diese Übung denken.)

Mir hat bei der Therapeutin auch das Gefühl für die leisen Dinge gefehlt: Einmal habe ich ihr ein selbstgeschriebenes Gedicht gezeigt, das ich sehr schön finde und das ich für und über die Beziehung zu jemanden, den ich sehr mag, geschrieben habe (derjenige hat es auch bekommen); ich wollte ihr mit dem Gedicht etwas von meinen Gefühlen und zu dieser Beziehung zeigen.

Sie wollte eine Kopie von dem Gedicht. Das fand ich total daneben. (Das Gedicht war ja nicht für sie.)

Und über so etwas konnte man eben kaum sprechen, warum ich das so daneben fand. Ich fand sie da sehr plump.

Benutzeravatar

Offy
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 38
Beiträge: 470

Beitrag Mo., 17.05.2010, 10:22

Hallo ihr

80 Stunden VT haben für mich folgendes Fazit ergeben:

Da ich unfähig war, anders als mit dem Kopf an die entscheidenden Dinge ranzugehen, war es gut, dass ich damals mit VT begonnen habe. Es war die einzige Chance, bestimmte Themen irgendwie anzugehen. Gefühle dazu hatte ich nicht. Ich habe aber verstanden, was zu verschiedenen Problemen geführt hat und warum ich so bin wie ich bin.
Irgendwann reichte das aber nicht mehr. Kognitiv kam ich nicht mehr weiter. Es änderte sich nichts, nur weil es jetzt verstand, warum es so war. Ich wollte/musste an die Gefühle ran. Und da war für mich definitiv die Grenze der VT erreicht. Es funktionierte einfach nicht.

Mittlerweile mache ich eine TFP und glaube, dass es ganz langsam vorwärts geht...
Heute weinte ich –
aber keine Träne benetzte eine Blume.
Still, leise und nutzlos!
Werde ich auch so von der Welt gehen?

Benutzeravatar

Jesusechse
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 41
Beiträge: 702

Beitrag Mo., 17.05.2010, 10:57

Da sieht man mal wieder, wie viel Unterschied auch innerhalb einer Therapierichtung ist. Und klar, Traumatherapie hat auch innerhalb jeder Therapierichtung noch mal ganz andere Akzente als das allgemeine Verfahren z.B. in der VT.

Ich musste nie solche Übungen machen wie hippogriff beschreibt. Mein Thera setzt ganz anders an, an der Kognition, an Wahrnehmung, an Erklärungmodellen, die man sich zurechtgelegt hat, die aber nicht stimmen.

Da findet nicht sowas statt wie Übungen. Beim letzten Therapiegespräch z.B. ging's mir richtig mies. Ich war ziemlich drin in traumatischem Kinderleben. Er hat dann gemeint:"Ok. Sie kommen da überhaupt nicht raus?!". Und ich hab' dann gesagt:"Nee! Bin ich halt wieder der Therapieversager!". Dann hat er ganz entfrüstet gerufen:"Nein! Sind Sie nicht!". Er hat dann gemeint:"Ich lass' Sie da jetzt absichtlich drin, wir machen Schluss für heute. Und Sie gehen da jetzt mit ganz viel Energie raus und nächste Woche sagen Sie mir, wie Sie's gemacht haben. Alles klar! Tschüss!".

Das ist meine Hausaufgabe gewesen: Anwenden, was ich gelernt habe und meine eigenen Kompetenzen rausfinden. So brutal wird selten vorgegangen. Aber manchmal muss das sein. Aber es geht echt drum, dass man mal wieder allein stehen kann. Und er analysiert, wo man drehen kann, damit was besser wird. VTs sind Konstrukteure für ein besseres Leben.

Nur Anfänger-VTs, die sich in ihrer Unsicherheit an diesen Leitlinien entlanghangeln, machen ständig nur solche Übungen und sind nur auf's Verhalten ausgerichtet. Erfahrene und gute VTs arbeiten sehr viel mit Gefühlen und arbeiten eben komplett auf. Das hat dann mit Dressur gar nichts mehr zu tun, sondern mit echtem Lernen.

Und Versagen gibt's auch nur bei einem schlechten VT. Der gute VT spaltet die Schritte, die man machen muss, immer solange in kleinere Portionen auf, bis man die schafft. Überfordern kann man in der VT Leute leicht, aber machen tun das nur schlechte VTs. Die Methode kann sehr, sehr viel, aber sie muss auch richtig ausgeübt werden.

LG

Jesusechse

@ hippogriff:

Schade, dass Du an so eine - möchte mal sagen - noch nicht ausgereifte und unerfahrene VT-Anfängerin geraten bist. Aber schön, dass es dennoch was gebracht hat. Es hätte aber gut noch viel mehr sein können.

Ja, man wird lockerer mit VT, zum Glück.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag