Diagnostik, Diagnose und passende Therapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Candykills
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Beitrag Sa., 09.09.2023, 15:53

In Bezug auf die vielen Psychothetapien, die viele machen und dann rückblickend vergeudete Zeit waren.

Ich kann das in meinem Fall so nicht bestätigen. Jede hat mich ein Stück weiter gebracht und eine Entwicklung in Gang gebracht, die mir dann ermöglichte andere Themen besser oder überhaupt erst in einer neuen Psychotherapie anzugehen.

Wenn ich mir vorstelle ohne all die Erfahrung, so kräftezehrend und schmerzhaft sie auch oft war, jetzt in dieser Traumatherapie zu sitzen - ich müsste ja bei Null anfangen und würde erstmal unendlich viel Zeit für die „Anfängerprobleme“ vergeuden.

Irgendwie bringt einen doch jede Erfahrung weiter, auch wenn sie auf den ersten Blick gefühlt negativ war.

Ich meine, diese Psychotherapie jetzt ist nur richtig und passend, weil ich darauf vorbereitet wurde in all denen davor.
Ich weiß nicht, ob es eine auf Anhieb richtige Psychotherapie gibt.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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chrysokoll
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Beitrag Sa., 09.09.2023, 15:59

also mich hat definitiv nicht jede Therapie weiter gebracht. Im Gegenteil.
Es kommt wohl drauf an was man wie erlebt hat.
Aber mich hat die Therapie in der mich der Therapeut missbrauchte echt nicht weiter gebracht. Danach ging es mir deutlich schlechter als vorher, darauf hätte ich echt verzichten können. Mich hat auch die Analyse, die völlig falsch für mich war nicht weiter gebracht, ebensowenig die Klinikaufenthalte. Auch die nicht mit der Diagnose "Borderline". Ebenso waren etliche Medikamentenversuche nicht nur für die Katz, sondern schädlich.
Also nein, ich hab da nichts gelernt oder davon profitiert.

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Candykills
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Beitrag Sa., 09.09.2023, 16:04

Und zu lernen, dass es alles schädlich war?
Manchmal ist ja auch gut zu wissen, was man nicht braucht und nicht nur, was man braucht.

Weiterbringen muss nicht positiv sein, es bedeutet doch erstmal nur, dass man mehr weiß als vorher und dadurch etwas anders macht wahrscheinlich.
Egal, kann man vielleicht nix mit anfangen. Mir hilft es so ab Dinge zu gehen.
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Montana
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Beitrag Sa., 09.09.2023, 16:23

Ich wusste durchaus, was ich nicht brauche. Und hätte ich gewusst, was ich bekomme, hätte ich mir so manches echt einfach gespart. Und es haben sich auch neue Baustellen aufgetan, die es ohne gescheiterte Therapien nicht gegeben hätte. Allein diese riesige Angst, ich könne rausgeschmissen werden, wenn ein neuer Therapeut erstmal weiß, was für Probleme ich habe. Die kam daher, dass genau das passiert war.

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Montana
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Beitrag Sa., 09.09.2023, 16:25

candle. hat geschrieben: Sa., 09.09.2023, 12:58 Ich weiß nicht, ob es hier in erster Linie um Kliniktherapeuten oder ambulante Therapeuten geht.
Um beides, würde ich sagen. Und während der Ausbildung ist eine Tätigkeit in einer Klinik ja eher üblich.

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candle.
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Beitrag Sa., 09.09.2023, 16:26

Candykills hat geschrieben: Sa., 09.09.2023, 16:04
Manchmal ist ja auch gut zu wissen, was man nicht braucht und nicht nur, was man braucht.
Das sehe ich auch so.
Und es bleiben einem ja auch die Entscheidungen was man mitmacht und was nicht.

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lisbeth
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Beitrag Sa., 09.09.2023, 16:42

münchnerkindl hat geschrieben: Fr., 08.09.2023, 08:46 Und was die ganzen Nutzlostherapien die Krankenkassen kosten. Selbst wenn sie keinen Schaden anrichten kostet das ja Geld und verschwendet die Lebenszeit von Klienten.
Halt, nutzlos oder verschwendete Zeit waren diese Therapien für mich beiweitem nicht.Die waren bei mir eher "unspezifisch", so one-size-fits-all. Mit Schrotflinte draufhalten und ja, dann ist meist auch jeder Schuss ein Treffer, weil ja genug "Beifang" durch die Gegend schwirrt und die Schrotflinte breit genug streut... :lol: Und ja, auch das bringt erstmal vorwärts. Manches hätte man vielleicht effizienter gestalten können, aber ich fürchte auch, dass mich das zum jeweiligen Zeitpunkt eher überfordert hätte.

Auch von den Klinikaufenthalten habe ich profitiert. Vielleicht anders als erwartet und es lief auch nicht alles glatt, aber ich hatte insofern Glück, dass ich in Kliniken war, wo ich als Individuum gesehen und behandelt wurde und nicht mit allen anderen über einen Kamm geschert. Das war natürlich auch nicht nur Wünsch-dir-was. Aber es war schon möglich, den Behandlungsplan und das Gruppenprogramm so anzupassen, dass es für mich besser funktioniert hat, und dafür bin ich im Nachhinein auch sehr dankbar. Was ich noch aus den Kliniken mitgenommen habe: Die Entdeckung, dass sowas wie Kunsttherapie mir unendlich viel helfen kann, Achtsamkeitsbasierte Methoden, die mir dabei helfen, genauer auf das zu schauen, was in mir passiert und nicht mit "Augen zu und durch" immer schneller durchzurennen, die Erfahrung, dass ein stabiler Rahmen in innerlich instabilen Phasen extrem hilfreich sein kann...

Ich würde sogar behaupten, dass ich erst durch diese anfänglichen Therapieerfahrungen und das, was ich dort gelernt habe, heute in der Lage bin, von spezifischer Traumatherapie zu profitieren. Weil ich mich selbst besser stabilisieren kann, weil ich in der Lage bin, über das was in mir passiert überhaupt zu reden (das war nicht immer so...) und weil ich selbst auch gelernt habe, meinen Empfindungen mehr zu vertrauen und ein Gespür dafür entwickelt habe, was ich brauche und was nicht.

Es gibt vielleicht eine "Ideallinie" - die findet man in den Leitlinien. Aber ich glaube auch, dass nicht jede/r Patient/in zum Anfang einer Psychotherapie überhaupt von dem profitieren kann, was in den Leitlinien so vorgesehen ist. Und wie bei allen Dingen im Leben gibt es nicht DEN einen richtigen Weg. Es gibt zig verschiedene Wege, die sich alle um die "Ideallinie" herumschlängeln, mal in größeren und mal in kleineren Serpentinen. Welcher Weg passt und welcher nicht ist leider - auch wie immer im Leben - Trial and Error.

Und ja, da sind wir wieder mal bei den Therapeuten/innen. Die oft nicht ehrlich genug zu sich selbst sind und sich oft nicht eingestehen können, wenn sie persönlich oder ihre Methode nicht weiter helfen können oder ihre eigenen Neurosen am Klienten ausagieren, im Extremfall sexuell übergriffig sind. Ich weiß nicht, wie man das lösen kann, denn die Therapie-App ist für mich keine Alternative, dh der menschliche Faktor ist in Therapien per Definition enthalten.
Helfen könnte vielleicht Aufklärung für Patient/innen. Dass sie zB im Rahmen der Sprechstunde auch Informationen bekommen, was "red flags" in Therapien sind, denn man hat ja als Therapieneuling keine Vergleichsmöglichkeit, aber auch anders rum, was sie vom Therapeuten/in erwarten können und was von ihnen an Mitarbeit verlangt wird...
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LovisTochter
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Beitrag Sa., 09.09.2023, 16:46

Wenn wirklich alle Kostenträger abgelehnt haben, dann besteht noch die Möglichkeit, Therapie (nur bei approbierten Psychotherapeuten mit Kassensitz) über der persönliche Budget zu beantragen. Hier ist es in der Begründung wichtig nicht mit der Heilung einer Erkrankung zu argumentieren, sondern ausschließlich in Bezug auf den Umgang mit den Beeinträchtigungen um am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können.
Die beantragte Hilfe kann man aus folgenden Paragraphen ableiten
§29 SGB IX Persönliches Budget, §53 SGB XII sowie aus der UN-Charta zur Behindertenrechtskonvention die besagen:
Artikel 1 Selbstbestimmung und Hilfe zur Selbsthilfe
• Jeder psychisch beeinträchtigte Mensch hat das Recht auf Hilfe zur Selbsthilfe und auf Unterstützung, um ein möglichst selbstbestimmtes und selbständiges Leben führen zu können.
Artikel 4 Pflege, Betreuung und Behandlung
• Jeder psychisch beeinträchtigte Mensch hat das Recht auf eine an seinem persönlichen Bedarf ausgerichtete, gesundheitsfördernde und qualifizierte Pflege, Betreuung und Behandlung.
Artikel 6 Kommunikation, Wertschätzung und Teilhabe an der Gesellschaft
• Jeder psychisch beeinträchtigte Mensch hat das Recht auf Wertschätzung, Austausch mit anderen Menschen und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.
Den Antrag kann jeder behinderte oder von Behinderung bedrohte Mensch stellen, egal, wie schwer seine Behinderung ist.
https://www.bmas.de/DE/Soziales/Teilhab ... udget.html
Wer nicht auf seine Weise denkt, denkt überhaupt nicht. (Oscar Wilde)

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lisbeth
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Beitrag Sa., 09.09.2023, 17:07

candle. hat geschrieben: Sa., 09.09.2023, 12:58 Was mich eher beschäftigt, weil hier jemand den "Druck" erwähnte- ich kenne das leider permanent, weil die ambulanten Therapie nun mal eine begrenzte Stundenzahl haben. Die Frage ist, ob es da nicht noch Möglichkeiten gibt im ambulanten Bereich mehr Therapiestunden zu bekommen?

Und wie geht man dann mit dem eigenen inneren Druck um?
Ich hab die letzten ca. 10 Jahre Psychotherapie auf Krankenkassen-Kosten gemacht, mit kurzen Unterbrechungen. Das war möglich durch:
- Verfahrenswechsel, fand ich damals nicht toll, aber rückblickend hat es mich auch nochmal mehr aus meiner Komfortzone herausgeholt, was gut war. Auch Offenheit gegenüber Dingen und Verfahren und Methoden, denen man erstmal skeptisch gegenüber steht. Ich bin am Ende dann sogar bei einer Analytikerin gelandet, obwohl das für mich eigentlich nie nie nie in Frage kam...
- Therapeutinnen, die die Spielregeln des Systems gut kennen und auch bereit sind, nochmal übers Kontingent hinaus eine Verlängerung zu beantragen und auch wissen, wie sie das am besten machen.
- längere Unterbrechung durch Klinikaufenthalte und Reha
- eine Therapeutin, mit der es eskaliert ist, so dass die Therapie abgebrochen wurde (was vielleicht bei der Beantragung der Folgetherapie "geholfen" hat, denn die wäre so regulär nicht mehr so vorgesehen gewesen vom System - trotzdem würde ich das niemandem empfehlen...)
- Aktuell eine analytische Psychotherapie, bei einer Analytikerin mit Traumafortbildung (sind eher selten), die mit mir sehr "unanalytisch" gearbeitet hat und sich auch auf meine Vorschläge eingelassen hat, was die Gestaltung angeht. Mir war zB 2x pro Woche zu viel, weil ich innerlich mit dem Verarbeiten gar nicht mehr hinterher kam, und ich hab dann vorgeschlagen ob wir auf 1x pro Woche zurückgehen können. Sie war zwar skeptisch aber hat sich drauf eingelassen, und im Endeffekt lief es mit 1 Stunde pro Woche für beide Seiten deutlich besser. Aber das hätten wir nie herausgefunden, wenn sie drauf bestanden hätte, dass wir uns mind. 2x pro Woche sehen, wie in einer modifizierten analytischen Therapie eben üblich.

Es ist möglich, auch über einen längeren Zeitraum kassenfinanzierte Therapie zu machen, aber es braucht ein wenig Kreativität, Veränderungsbereitschaft bei einem selbst und Therapeuten/innen die einen darin auch unterstützen.

Nachtrag: Ich hab auch über mehrere Jahre parallel kassenfinanziert Kunsttherapie gemacht (wurde als Ergotherapie abegrechnet). Meine Psychiaterin hat das verordnet, durchgängig (also ohne das vorgesehene Quartal Pause pro Behandlungsjahr, muss dann halt extra begründet werden) und ich musste nur die Zuzahlung leisten.

Inzwischen zeichnet sich das "wirkliche" Ende meiner akutllen Therapiekarriere ab, und das fühlt sich insgesamt passend und stimmig an und ich bin froh, dass es möglich war, so lange kontinuierlich am Ball zu bleiben bis jetzt wirklich ein Level erreicht ist das sich für mich stimmig und stabil anfühlt.

Wegen dem eigenen Druck: Es hilft nix, wenn du dich zu Anfang der Therapie schon verrückt machst, weil sich ja das Ende schon abzeichnet. Ich kenne das auch, und damit blockierst du dich nur selbst, und das ist mit der beste Weg um dafür zu sorgen, dass du nur an der Oberfläche bleibst. Es finden sich meistens irgendwie Wege, wie es weiter gehen kann, und idR haben mich meine Therapeutinnen dabei auf die eine oder andere Art und Weise dabei auch nicht im Regen stehen gelassen...
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reddie
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Beitrag Sa., 09.09.2023, 19:25

candle. hat geschrieben: Sa., 09.09.2023, 16:26
Candykills hat geschrieben: Sa., 09.09.2023, 16:04
Manchmal ist ja auch gut zu wissen, was man nicht braucht und nicht nur, was man braucht.
Das sehe ich auch so.
Und es bleiben einem ja auch die Entscheidungen was man mitmacht und was nicht.

candle

Das Problem ist einfach: JA, rational gesehen ist man "erwachsen", kein kleines Kind, was nicht allein überleben kann. Man kann gehen. Man könnte... erstmal sollte man allerdings wissen, wohin. Eine heilsame Therapie, eine gesunde Beziehung... klar, wer will das nicht.

ABER, das Unbewusste ist nicht rational. Es verstrickt sich, kommt nicht los, es kommt zu Übertragung UND Gegenübertragung, die "alten" Gefühle WOLLEN bearbeitet werden, lassen sich nur bedingt oder eine Zeit verdrängen.

Und der Therapeut muss das Alles überblicken und empathisch mit einem in therapeutische Verbindung gehen, ohne selbst ins Agieren zu geraten.

reddie

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Candykills
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Beitrag Sa., 09.09.2023, 20:32

Das habe ich aber auch nicht damit gemeint. Dass man ja einfach entscheiden und gehen kann. Würde es so gehen, bräuchte man keine Psychotherapie. Darum ging es mir überhaupt nicht.

Aber für mich ist es so, dass ich der Mensch, der ich heute bin, durch die Erfahrungen bin, die ich im Leben gemacht habe. Völlig unabhängig davon, ob die gut waren, schlecht waren, schlimm waren, wie auch immer man sie benennen und bewerten mag.
Aber all das hat mich zu dem geformt, was ich heute bin und auf Basis dessen lebe und handle ich. Das ist auch mein Wissensschatz.

Und zu sagen, dass mich diese Erfahrungen weitergebracht haben, steht für mich absolut nicht im Widerspruch dazu, dass ich einige davon gerne nicht gemacht hätte. Ja, sogar sehr viel dafür geben würde, sie ungeschehen zu machen.

Es ist doch genau der Punkt, dass es nicht nur unsere Gene sind, die uns ausmachen, sondern unsere Umwelt und Erfahrungen.
Wie kann ich also in eine Psychotherapie genauso erfahren einsteigen, wie ich das heute tue, wenn ich all die Erfahrungen vorher eben nicht gemacht habe? Und es ist doch die Summe aus allem. Nicht nur den vorherigen Psychotherapien, sondern allem um uns herum, was reinwirkt.
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Montana
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Beitrag Sa., 09.09.2023, 20:50

Aber was, wenn die Erfahrungen aus einer früheren Therapie einen nicht weitergebracht haben, sondern man ganz im Gegenteil einen zusätzlichen Klotz am Bein hat, der eine neue Therapie schwieriger macht? Wenn es einen neuen Schauplatz gibt, den es vorher gar nicht gab? In meinem Fall war das eben die Erfahrung, dass ich plötzlich rausfliege. Nicht wegen eines Fehlverhaltens, sondern weil dem Therapeuten einfällt, dass ihm mein Problem zu schwierig ist? Mir hat das noch nichtmal geholfen, einen geeigneten Therapeuten zu finden, denn ich habe halt einen neuen gefunden, der mich nicht rausgeschmissen hat. Dafür habe ich auch einiges getan, z.B. gefährliche Themen gemieden. Gebracht hat mir das im Endeffekt auch nichts. In diesen Jahren der Therapie fand der Absturz in die EM-Rente statt, was vielleicht hätte verhindert werden können. Das wäre definitiv mein Wunsch gewesen. Ja, bestimmt habe ich nützliches Wissen erworben, über Therapie allgemein und was alles schieflaufen kann. Damit kann ich jetzt in der SHG anderen helfen, das ist so. Aber mir persönlich bringt das rein gar nichts.

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reddie
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Beitrag Sa., 09.09.2023, 21:08

Mein Einwurf wandte sich eher an candles Aussage: man kann doch entscheiden...

Mich triggert das, weil ich mir selbst immer sagte: Nun stell dich nicht so an (internalisierte Glaubensätze ala: was Besseres hast du eh nicht verdient, dann geh doch oder bleib, aber heul nicht). Stell dich nicht so an, war mein Mantra. Danke Mama, hab dich trotzdem lieb. ::?

Jesus, bin wieder leicht zu triggern heute.

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Shukria
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Beitrag Sa., 09.09.2023, 22:15

Ich finde da vermischt sich was. Klar bringen einen auch negativerfahrungen weiter aber es sollte doch unterschieden werden zwischen
Negativen Erfahrungen und
Schädlichen Erfahrungen

Und was davon nur negativ oder unangenehm war und was wirklich schädlich, kann doch jeder nur für sich sich selbst und nicht für den anderen entscheiden, bzw verallgemeinern geht eben nicht immer und vom eigenen Erleben den anderen seins über zu stülpen ohne zu differenzieren

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candle.
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Beitrag Sa., 09.09.2023, 23:13

Die Möglichkeiten sind mir inzwischen weitgehend bekannt wie man dann in Therapie bleiben kann, manche Wege gehen, manche eben nicht. Die Quartalsstunden finde ich da auch nicht befriedigend.

Ich habe ja eine recht gute Traumatherapie gemacht mit Zusatzstunden, die gut durchgingen, aber es war dann eben zu wenig. Ich war mit der EMDR wirklich gut davor und dann ging es nicht weiter, weil ich keinen Platz fand, wo ebenso EMDR angeboten wurde. Dann ging es auch relativ gut und dann verlor es sich für mich wieder. Nun hatte ich zwischendurch immer nur so halb irgendwas in Akutsituationen. Ich würde gerne nochmal ansetzen, aber hier siht es sowas von schlecht aus mit Therapieplätzen.
lisbeth hat geschrieben: Sa., 09.09.2023, 17:07 Wegen dem eigenen Druck: Es hilft nix, wenn du dich zu Anfang der Therapie schon verrückt machst, weil sich ja das Ende schon abzeichnet.
Zu Beginn sicher nicht, da geht es noch, aber irgendwann läuft die Zeit dann doch schnell gefühlt- je älter desto schlimmer.
reddie hat geschrieben: Sa., 09.09.2023, 19:25 Das Problem ist einfach: JA, rational gesehen ist man "erwachsen", kein kleines Kind, was nicht allein überleben kann. Man kann gehen. Man könnte... erstmal sollte man allerdings wissen, wohin. Eine heilsame Therapie, eine gesunde Beziehung... klar, wer will das nicht.
reddie, ich möchte mal dezent darauf hinweisen, dass wir alle Individuen sind und alle wohl unterschiedlich oder wir wollen es zumindest sein. Die Probleme liegen unterschiedlich. Und bei mir ist es sicher nicht so, dass ein unkontrolliertes Kind aus mir hervorbricht. Das ist auch der große Unterschied für mich von ganz vielen Usern hier, was ich rational vielleicht weiß, aber emotional nicht nachvollziehen kann wie man in manche Situationen geraten kann.
Also du bist nicht ich und die Problematiken liegen bei jedem anders. Aber darum geht es ja auch nicht in erster Linie im Thread.
Montana hat geschrieben: Sa., 09.09.2023, 20:50 Gebracht hat mir das im Endeffekt auch nichts. In diesen Jahren der Therapie fand der Absturz in die EM-Rente statt, was vielleicht hätte verhindert werden können. Das wäre definitiv mein Wunsch gewesen.
Montana da will ich dich unbedingt ermutigen, dass du jederzeit aus der Rente heraustreten kannst. Das ist keine Einbahnstraße und auch kein Zwang EM Rentner zu bleiben. Ich bin auch rausgegangen mit einer LTA über die Rentenversicherung und das war das beste was ich machen konnte! Du kannst das natürlich auch selbständig tun, aber ich war da damals doch etwas hilflos wie ich das anstellen könnte ohne Hilfe.

Viele Grüsse
candle
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