Abhängigkeit unaushaltbar/Panik

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

Solage
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 48
Beiträge: 2887

Beitrag Do., 29.07.2021, 22:50

Montana hat geschrieben: Do., 29.07.2021, 22:15
Ich bekam eine Menge Ärger, weil ich das Außenbild der Familie beschädigt hatte.
Nö, das ist vekehrt gedacht.
Du hast nicht die Familie geschädigt, sondern das schädigende Verhalten der Familie hat DICH geschädigt.
Ist typisch für missbräuchliche Systeme.

Wenn es für dich dadurch aber keine Hilfe, kein Vertrauen gib, dann ist doch eine Psychotherapie für die Katz!

Werbung

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15217

Beitrag Fr., 30.07.2021, 07:05

Was spielt denn Moral für eine Rolle in deiner Vorbereitung?

candle
Now I know how the bunny runs! Bild

Benutzeravatar

Montana
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 3360

Beitrag Fr., 30.07.2021, 07:56

Solage hat geschrieben: Do., 29.07.2021, 22:50
Du hast nicht die Familie geschädigt, sondern das schädigende Verhalten der Familie hat DICH geschädigt.
Ist typisch für missbräuchliche Systeme.

Wenn es für dich dadurch aber keine Hilfe, kein Vertrauen gib, dann ist doch eine Psychotherapie für die Katz!
Teil 1: Ja, natürlich, aber so denken Leute. Der Anlass war sogar total banal. Ich hatte regelmäßig Schmerzen und war deshalb beim Arzt. Ein körperliches Problem. Aber da spielt wieder rein, dass ohne offensichtliche Ursache immer gleich unterstellt wird, es sei was psychisches. Ich hatte zwar offenbar beides, aber ich war wegen Schmerzen da und erzählte auch nichts anderes. Ich bekam aber keine Hilfe und musste die Schmerzen noch viele Jahre aushalten. Ich habe Endometriose der schwersten Ausprägung mit Organschäden (Blase, Darm, Harnleiter). Die Schmerzen begannen in meiner Jugend und (bevor da Zweifel aufkommen) ich kenne sie SEHR genau. Eine große Erleichterung trat nach einer Teilentfernung des Dickdarms ein.

Teil 2: Warum sollte mir nur helfen, wenn ich anderen Menschen vertraue? Der Therapeut wird sowieso nicht für den Rest meines Lebens für mich da sein. Ihm ein begrenztes Maß an Vertrauen entgegenzubringen ist also nicht mehr als ein Mittel zum Zweck. Verändern soll sich nicht mein Weltbild, sondern meine Möglichkeiten, mit der Welt umzugehen.

Benutzeravatar

saffiatou
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 3633

Beitrag Fr., 30.07.2021, 16:23

Ich finde auch, dass man sehr vorsichtig sein, muss ob man jemandem vertraut, ich prüfe das ständig, vor allem auch bei meiner Thera. Vertrauen bedeutet auch (in meinen Augen) dass diese Person auch Macht über mich hat, so empfinde ich es gerade, kann es nicht deutlich beschreiben. Wenn ich vertraue werde ich unvorsichtig der Person gegenüber, dadurch habe ich das Gefühl, sie kann mich manipulieren. Wenn meine Warnlampen immer leuchten, geht das nicht.


Wenn man wie ich, immer wieder und immer wieder enttäuscht wurde, auch von sog. besten Freunden, wie soll das gehen. Mein Vertrauen wurde schon im Säugingsalter zerstört und zwar vollkommen.

Ich habe immer wieder erlebt, daß Menschen denen ich vertraut habe dieses ausgenutzt haben, auch vielfältige Weise.

Ich sehe das wie Montana, warum soll sich unser Weltbild ändern, das durch das Verhalten der "Welt" entstanden ist, sollten sich nicht eher Menschen ändern?

Was mir auch noch auffällt, dass gerade die Menschen, die einem anderen geschadet haben, davon sprechen, dass meine Wahrnehmung verdreht ist und das gar nicht der Fall ist, dass sie mir schaden, sondern ich selber Schuld bin... Oder bei Ärzten, die sagen, ich bilde mir das alles nur ein, da ist kein Schmerz, oder was auch immer.... und hinterher war da ein riesen Tumor... sie meinten es ja nur "gut" mit mir...
never know better than the natives. Kofi Annan

Werbung

Benutzeravatar

Montana
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 3360

Beitrag Fr., 30.07.2021, 17:14

saffiatou hat geschrieben: Fr., 30.07.2021, 16:23 Oder bei Ärzten, die sagen, ich bilde mir das alles nur ein, da ist kein Schmerz, oder was auch immer.... und hinterher war da ein riesen Tumor... sie meinten es ja nur "gut" mit mir...
In meinem Fall sprach die Statistik gegen mich. Wenn Darm, dann in der Regel am Rektum, nicht im Sigma. Und wenn Darm, dann in der Regel vom Bauch aus zu sehen, aber nicht in einer Darmspiegelung. Darum die Aussage: kann nicht sein, in Bauchspiegelung nix am Darm gesehen, Darmspiegelung unnötig, denn von innen sieht man eh nix. MRT ist eh kein Standard, weil man nur richtig große Befunde sieht. Wurde selbstverständlich nicht gemacht, weil man das Ergebnis zu kennen glaubte. Dass meine Schmerzen nach umfangreicher OP kein Stück besser waren: konnte nicht sein. Aber bei Nichtbehandlung wird so ein Problem immer größer und größer, was in diesem Fall sogar wörtlich zutraf. Und dann war da plötzlich doch was, sehr groß, und blutete vor sich hin... endlich ein Beweis.

Man ist ja derartig ausgeliefert, wenn man kein 08/15-Fall ist. Da wird niemals das ärztliche Vorgehen in Frage gestellt, sondern dann ist der Patient doof.

Und was ich am allermeisten hasse: "Ich kann Sie beruhigen, wir haben nichts gefunden." Als wäre ich ein Hypochonder. Angst vor Krankheit ist mir völlig fremd. Den größten Teil meines Lebens wäre ich sogar gern gestorben. Aber bitte nicht mit solchen Schmerzen.

Benutzeravatar

saffiatou
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 3633

Beitrag Fr., 30.07.2021, 18:02

Genau so! Ich habe Ähnliches erlebt und wurde ebenfalls als Hypochonder abgestempelt. Es ist bitter, wenn Ärzte nur nach 0/15 vorgehen und nicht mal genau auf den Patienten hören. Das macht natürlich Mühe…
never know better than the natives. Kofi Annan

Benutzeravatar

lisbeth
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4023

Beitrag Fr., 30.07.2021, 21:38

Vielleicht ist eure Vorstellung von "Vertrauen haben" auch einfach total schwarz-weiß? Mir persönlich ist das viel zu sehr von einem entweder-oder eingefärbt. Ich kann meiner Therapeutin vertrauen (und ich denke, ich tue es inzwischen auch), aber trotzdem muss ich nicht alles akzeptieren, was von ihr kommt oder ihr in allen Dingen zustimmen.
Ich kann ihr vertrauen, und trotzdem können wir auch Diskussionen und Auseinandersetzungen haben und manches was von ihr kommt, stelle ich auch für mich offen in Frage. Und das bedeutet nicht das Ende der Beziehung.
Das ist für mich das eigentlich "Heilsame" in der Therapie, zu lernen und zu erfahren, dass Vertrauen und kritisch Hinterfragen sich nicht gegenseitig ausschließen muss.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

Benutzeravatar

Montana
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 3360

Beitrag Fr., 30.07.2021, 21:57

Nein, lisbeth, mit Vertrauen meine ich wirklich die absolute Minimal-Variante. Ich habe z.B. keine Gewissheit darüber, dass mein Therapeut mich nicht in der nächsten Stunde vor die Tür setzt. Und wir hatten gar keinen Streit oder so. Das Ende der Beziehung kann jederzeit ganz plötzlich eintreten, ohne Vorwarnung. Warum? Nun, weil es schon passiert ist. Meine Eltern haben das auch gemacht, und ich hatte für die doch wenigstens irgendeine Bedeutung. Ich war Teil einer Familie. Mein Ex hat es ebenfalls gemacht, nach fast 15 Jahren Beziehung. Auch meinem Ehemann vertraue ich dahingehend nicht, wie könnte ich? Ich würde niemals erwarten, dass er fremdgeht, weil ich ihn gut kenne, und auch nicht, dass er sich volllaufen lässt und gewalttätig wird, aber die Beziehung zu ihm betrachte ich nicht als sicher.

Benutzeravatar

saffiatou
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 3633

Beitrag Fr., 30.07.2021, 22:01

Deine Gedanken halte ich für selbstverständlich, auch wenn ich zu jemandem Vertrauen habe (egal wie stark das ist) kann ich selbstverständlich diskutieren und muss nicht alles hinnehmen. Das bedeutet Vertrauen auch für mich nicht.

Ich habe von einer Freundin gelernt, dass ich eine andere Meinung haben darf und deshalb nicht abgewiesen werde. Das ist sehr hilfreich und ich vertraue ihr .

Aber sie ist auch eine der ganz ganz wenigeren Personen, denen ich vertraue, in unterschiedlichen Abstufungen.

Ich finde es bedeutet nicht, wenn ich jemandem vertraue, dass ich allem zustimmen muss, das hast du ja auch angemerkt. Sondern im Gegenteil, wenn ich jemandem vertraue, dann kann ich ohne Angst vor Zurückweisung und Verlust diskutieren . Aber wenn da so viele schlimme Verletzungen sind, immer wieder gesagt wird, du musst vertrauen und dann wird mir gleich danach ein erheblicher Schaden zugefügt, dann geht das nicht mehr. Irgendwann ist Schluss. Es gibt wie ich oben schrieb. Ja einige, sehr wenige, denen ich vertraue, aber..

Meiner thera traue ich nicht, weil sie immer wieder wenn ich sie kritisieren sagt, meine Wahrnehmung ist falsch, dann nach und nach stellt sich heraus, dass meine Wahrnehmung doch ganz richtig war und sie das mal wieder im Abwehrsmechanismus sagte. Weil sie immer wieder über meine Grenzen geht und mich zu Dingen „zwingt“ die mir nicht gut tun. Wenn ich von Panikattacken rede, redet sie diese klein und sagt die waren ja keine und nicht schlimm… Vertrauensaufbau geht anders
never know better than the natives. Kofi Annan

Benutzeravatar

Candykills
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 31
Beiträge: 5056

Beitrag Sa., 31.07.2021, 18:57

Ja, wir haben sehr, sehr stark unter der Abhängigkeit gelitten. Sie ging über Jahre.
Die Therapie wurde äußerst langsam über Jahre ausgeschlichen.
Good news: es ist heute überhaupt kein Problem die Thera nur alle paar Monate zu sehen, die Abhängigkeit konnte aufgelöst werden.
Aber es war ein sehr harter und schmerzhafter Weg.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

Benutzeravatar

Ungestümes Pferd
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 29
Beiträge: 102

Beitrag Mo., 02.08.2021, 16:33

Macht mich sehr betroffen, saffiatou und montana, was ihr da schreibt, wollt ich nur mal angemerkt haben.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Arakakadu
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 33
Beiträge: 1553

Beitrag Mo., 02.08.2021, 20:27

Saffiatou bist du immer noch bei deiner Thera? Das klingt nicht fein :(

Ich vertraue meinem auch noch nicht. Erst heute kam er mir so kalt und disntanziert vor, ich denke dann immer er will die Therapiebeziehung auflösen, weil ich so stark übertrage. Er sagt auch, dass es nicht stimmt und das hat die ganze Stunde beeinflusst. Sowas irritiert mich extrem, weil ich mir selbst dann nicht mehr vertraue. Das Ergebnis waren 4 Emails und 1.sms wo ich mich wieder für alles entschuldigen wollte aber eigentlich wollte ich nur wissen ob alles ok ist. Ich brauche oft die Bestätigung dass alles passt in der Beziehung weil ich das positive Gefühl aus der Stunde verliere. Ich frage mich oft ob das jemals besser wird, oder ob ichs einfach annehmen muss, dass ich die therapie nicht "kann".

Benutzeravatar

Ungestümes Pferd
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 29
Beiträge: 102

Beitrag Mo., 02.08.2021, 22:03

Das kenn ich auch. Ich habe nach der Stunde oft wegen irgendeiner Sache Angst, die ich in der Stunde gesagt habe, dass die irgendwie falsch oder negativ rübergekommen ist. Und würde dann auch noch am liebsten nochmal anrufen oder eine Email schreiben um "das wieder gerade zu rücken", damit sich ein eventuell falscher Eindruck gar nicht bei ihm verfestigen kann bis zur nächsten Stunde.

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15217

Beitrag Mo., 02.08.2021, 23:10

Ungestümes Pferd hat geschrieben: Mo., 02.08.2021, 22:03 damit sich ein eventuell falscher Eindruck gar nicht bei ihm verfestigen kann bis zur nächsten Stunde.
Du schreibst ja selber "eventuell", warum denkst du, dass der Therapeutseinen Eindruck verfestigen?
Gut, nun weiß ich ja nicht was und wie du etwas äußerst, ob du ihn verbal oder körperlich bedrohst, aber wenn dies nicht der Fall ist, wird sich vermutlich gar kein "Eindruck" einstellen.

candle
Now I know how the bunny runs! Bild

Benutzeravatar

saffiatou
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 3633

Beitrag Di., 03.08.2021, 10:13

Hallo Marlena,
Marlena hat geschrieben: Mo., 02.08.2021, 20:27 Ich brauche oft die Bestätigung dass alles passt in der Beziehung weil ich das positive Gefühl aus der Stunde verliere.
ich brauche keine Bestätigung. Auch nicht vom Thera, das macht einen doch abhängig und der starke Wunsch nach einer Bestätigung zeigt, dann, daß Du diesem Thera (dann, wenn er das oft genug sagt) doch vertraust, weil Du wenn er das sagt, ja glaubst. Ich würde eine Bestätigung nicht so einfach abnehmen. Dadurch fällt es mir leicht zu einer anderen Thera zu wechslen (das entscheide ich am Mittoch).

Ich schreibe auch keine SMS oder mails an die Thera, würde ich nur im absolut äußersten Notfall machen.
never know better than the natives. Kofi Annan

Werbung

Gesperrt
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag