Positive Gefühle dem Therapeuten gegenüber beschreiben

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Solage
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Beitrag Fr., 30.10.2020, 21:07

Lilien hat geschrieben: Di., 27.10.2020, 23:04 @Solage
Ich schätze, das kommt sehr auf das Individuum an sich an. Ich beispielsweise dürfte grundsätzlich auch Mails schreiben und die Verlockung ist manchmal sehr groß, weil es in mir ein gutes Gefühl auslöst, von meinem Therapeuten auch außerhalb der Stunden eine Antwort zu erhalten ...
Schriftlich kann ich mich häufig besser und klarer ausdrücken, im normalen Gespräch neige ich gerne mal dazu, um den heißen Brei herumzureden, vom Thema abzuschweifen oder überhaupt den Faden zu verlieren, weil mir so vieles im Kopf herumgeistert :lol: . Daher wurde mir das angeboten. Ich habe nie Gebrauch davon gemacht, da ich auch nicht weiß, wie sich das mit der Bezahlung gestalten würde.
Dir wurde es angeboten. Das ist doch sehr schön und hat Dein Therapeut/Therapeutin davon geredet, dass Du das extra bezahlen musst? Anscheinend nicht.
Es ist ein echtes therapeutisches Angebot, das Dir zeigt, dass Dein Theapeut/in auf sich achtet dahingehend Dich so einzuschätzen, dass Du nicht den Rahmen sprengst und Du dies nicht missbrauchst.

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Solage
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Beitrag Fr., 30.10.2020, 21:17

Montana hat geschrieben: Mi., 28.10.2020, 12:54 Zum Beispiel überlege ich mir, dass er nur deshalb ein Telefonat vorschlägt, weil ich das sowieso ablehne (habe einfach nicht darauf reagiert). Und vermutlich arbeite ich auf diese Weise "nebenbei" an Kontaktschwierigkeiten, die ich ganz allgemein habe und die sich um Emails und Telefonate drehen. Ein praktisches Übungsfeld sozusagen.
Na, da könnte man dann mal tiefer gucken, warum Du das so empfindest. Kann doch sehr erhellend sein.
Zuletzt geändert von Solage am Fr., 30.10.2020, 21:26, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag Fr., 30.10.2020, 21:23

Marlena hat geschrieben: Mi., 28.10.2020, 16:50
Ich habe ihn gefragt ob er das denn nicht mal verrechnet will. Er hat geachmunzelt und gefragt ob ich dann weniger schlechtes Gewissen bekomme. Ich glaub dass nur gaaanz wenige schreiben. Ich kenne einige die psychotherapie machen oder gemacht haben und noch nie jemand in meinem Umfeld hat dran gedacht seinem thera zu schreiben. Ich glaube wenn das wirkich so viele machen würden es die leisten eh ablehnen.
Ich bin der Meinung, dass wenn ein Angebot der Kontaktaufnahme zwischen den Stunden besteht, dass das gar nicht so selten wahrgenommen wird. Warum auch?
Anders wäre es, wenn Therapeut/In klar kommuniziert, dass kein zwischenzeitlicher Kontakt erwünscht ist.
Wenn dann trotzdem Kontakt gesucht wird, dann hat das eine andere Qualität, die angesehen werden sollte.

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Beitrag Fr., 30.10.2020, 21:32

Anna-Luisa hat geschrieben: Mi., 28.10.2020, 20:31
Dem widerspreche ich. Es wird, egal warum, als selbstverständlich angesehen, dass der Therapeut in seiner Freizeit Mails liest. Aber egal - das ist ja sein Problem.
Dem widerspreche ich. Der Therapeut liest und macht doch!

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Anna-Luisa
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Beitrag Fr., 30.10.2020, 21:37

Solage hat geschrieben: Fr., 30.10.2020, 21:00
Anna-Luisa hat geschrieben: Mi., 28.10.2020, 07:17


Ich hatte nicht den Eindruck, dass Saskia das doof findet, weil sie es nicht darf - oder mangels Mailadresse. Sondern eher den, dass sie die Mailschreiberei kontraproduktiv findet. Den würde ich teilen.
Wer entscheidet was für MICH kontraproduktiv ist?

Saskia wird entschieden haben, dass sie die Mailschreiberei generell für kontraproduktiv hält. Ich ebenso. Egal wen es betrifft. Kann mir das jemand verbieten?
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
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Beitrag Fr., 30.10.2020, 21:38

Anna Luisa, hast Du schon einmal darüber nachgedacht, dass Therapeuten einfach freiwillig Angebote machen, die hilfreich sein können ?
Ich erlebe Dich als widersprüchlich. Einerseits wollen die Patienten zu viel vom Therapeuten und er wird dadurch Opfer. Andererseits bieten sich Therapeuten übergriffig, zu viel an. Hm?
Gibt es für Dich auch eine gesunde Mitte?

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Anna-Luisa
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Beitrag Fr., 30.10.2020, 21:40

Solage hat geschrieben: Fr., 30.10.2020, 21:32
Anna-Luisa hat geschrieben: Mi., 28.10.2020, 20:31
Dem widerspreche ich. Es wird, egal warum, als selbstverständlich angesehen, dass der Therapeut in seiner Freizeit Mails liest. Aber egal - das ist ja sein Problem.
Dem widerspreche ich. Der Therapeut liest und macht doch!
Der Therapeut liest und macht doch? Doch - was denn?
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Solage
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Beitrag Fr., 30.10.2020, 21:42

Na, der erwachsene autonome Therapeut entscheidet für sich selbst!

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Anna-Luisa
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Beitrag Fr., 30.10.2020, 21:43

Solage hat geschrieben: Fr., 30.10.2020, 21:38 Ich erlebe Dich als widersprüchlich. Einerseits wollen die Patienten zu viel vom Therapeuten und er wird dadurch Opfer. Andererseits bieten sich Therapeuten übergriffig, zu viel an. Hm?
Nö - Therapeuten würde ich höchstens als Opfer sehen, wenn sie in juristisch relevanter Weise belästigt werden. Davon habe ich hier im Forum allerdings noch nie gelesen. Insofern ist da nichts mit Widerspruch. :-D
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
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Mondmann
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Beitrag Fr., 30.10.2020, 21:44

Solage:
Ich würde nicht zu viel in diese Aussage: "Schreiben ist okay" hinein interpretieren und nicht von einem "Angebot" sprechen. Und wenn es eines ist, muss es nichts bedeuten, außer: "Es stört nicht weiter". Wenn man es nämlich als "Angebot" umdeutet, wird der Schwerpunkt auf etwas gelegt, worum es in einer Therapie eben nicht gehen sollte bzw. was abgelegt werden sollte: das Agieren, d. h., die Unfähigkeit zu sprechen. Wenn es nicht anders geht, dann ist das so. Aber das als "Angebot" zu sehen, würde doch den Rahmen dessen sprengen, worum es in einer Therapie geht: darum, den Mund aufzubekommen in der Gegenwart des Anderen.

Wenn es als "Angebot" betrachtet wird, werden Beziehungswünsche "befeuert", die auf diese Art gar nicht befriedigt gehören in einer Therapie (erst recht nicht in einer Analyse). Dann geht es darum: "Toll, er bietet mir was an, er traut mir zu, dass..., er bietet mir etwas an, was er Anderen nicht anbietet" usw. - Das ist vielleicht das, was Anna-Luisa mit "kontraproduktiv" meint?

Tatsächlich steckt nicht mehr dahinter als: "Wenn's denn sein muss, schreiben Sie mir halt". Und wer mehr darin sieht, könnte das mal reflektieren. Und wenn gar der Therapeut mehr damit meint, dann sollte auch das rasch von ihm bearbeitet werden. Es tut keinem Patienten gut, wenn er in einer Beziehungsform gehalten wird, die ein Loslösen verhindert - und das ist das Ermutigen zum Kontakt außerhalb der Stunden - wenn es denn, was ich bezweifle, tatsächlich so gemeint ist und nicht nur vom Patienten so umgedeutet wird.

Wenn jemand das Bedürfnis hat, einem anderen Menschen zu schreiben, benötigt er dafür keine Erlaubnis und kein Angebot; man kann das einfach so tun, und wenn es zu viel wird, dann wird jeder Therapeut, der halbwegs klar im Kopf ist, das ansprechen können.

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Beitrag Fr., 30.10.2020, 21:48

Solage hat geschrieben: Fr., 30.10.2020, 21:00

Wer entscheidet was für MICH kontraproduktiv ist?
Ich habe das nicht auf dich bezogen.
Ich bin einfach der Meinung, dass es bei manchen Krankheitsbildern definitiv kontraproduktiv sein kann und stehe dem ganzen dahingehend kritisch gegenüber, wenn hier oft verherrlicht wird dass man dem Thera zwischen den Stunden schreiben kann (und das auch als Kriterium für einen abgegrenzten Therapeuten hinstellt, der einem Patienten ja selbst zutraut sich zurück nehmen zu können).

Man kann das, wie alles andere hier, aus diversen Sichtweisen betrachten (siehe meinen Thread zum Thema Urlaub - bezüglich Abend Notfallstunde - sieht auch jeder anders).

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Solage
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Beitrag Fr., 30.10.2020, 21:52

Mondmann hat geschrieben: Fr., 30.10.2020, 21:44 Solage:
das Agieren, d. h., die Unfähigkeit zu sprechen. Wenn es nicht anders geht, dann ist das so. Aber das als "Angebot" zu sehen, würde doch den Rahmen dessen sprengen, worum es in einer Therapie geht: darum, den Mund aufzubekommen in der Gegenwart des Anderen.
Ich kann sehr gut sprechen, aber nicht gut fühlen.

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Mondmann
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Beitrag Fr., 30.10.2020, 22:05

Da es eine professionelle Beziehung ist, möchte ich persönlich die Grenze wissen, die ich respektiere.
Aber genau das ist es doch! Ich finde es z. B. sehr viel spannender und ergiebiger, diese Grenzen nicht quasi mit einem Schild aufgestellt zu bekommen, sondern selbst für mich herauszufinden, was okay ist - es ist meine Mail, nicht die Mail meines Therapeuten. Also kann nur ich entscheiden, ob ich es nötig finde, sie zu schreiben.

In einer vertrauensvollen Beziehung finden sich alle möglichen Kanäle und Gesten, die vom Anderen in etwa so gedeutet werden, wie sie gemeint waren; es gibt viele Formen von "Angeboten" und viele Anlässe und Möglichkeiten, den Therapeuten um etwas zu bitten, was über die 50 Minuten hinausgeht, und wenn es gut läuft, ist man so aufeinander eingestellt, dass sich die Frage, "was darf ich hier?" oder der Satz: "Sie dürfen hier..." gar nicht stellt.

Wenn das explizit thematisiert wird, à la: "Also, Sie dürfen dies und jenes", dann wird mir als Patient meine Eigenständigkeit genommen; mir wird gleichzeitig "unterstellt", ich könnte das nicht selbst entscheiden, und es wird mir die Chance genommen, mich an unser beider (!) Grenzen heranzutasten, was ein sehr behutsamer Prozess sein kann - aber es ist eben auch ein Prozess. Ich hab das gerade auf einer anderen Ebene erlebt, und ich weiß, wie viel es bedeutet, wenn etwas "unvorhergesehen Schönes" passiert in einer Therapie. Das kann sehr viel bewirken, und deshalb bin ich auch gegen strenge Regeln, die vorgeben sollen, wie etwas zu sein habe.

Nur: Die Kehrseite der Medaille ist eben, Gebote aufzustellen.

Das ist meiner Ansicht nach recht weit weg von wirklicher Begegnung.
Ich werde gesehen!
Aber damit sagst du ja auch: "Wenn ich nicht schriebe und er es nicht läse, würde ich nicht gesehen" - und das möchte ich bezweifeln - jedenfalls kann ich das so für mich feststellen. Wenn nicht geschrieben wird oder nicht auf Mails eingegangen wird, kann das ebenso bedeuten: "Sag es mir bitte in meiner Gegenwart".

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Mondmann
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Beitrag Fr., 30.10.2020, 22:06

Solage hat geschrieben: Fr., 30.10.2020, 21:52 Ich kann sehr gut sprechen, aber nicht gut fühlen.
Dann ist es vermutlich kein wirkliches Sprechen. Mit "Sprechen" in der Therapie ist ja gemeint: "über Gefühle sprechen" und nicht, grammatikalisch sinnvolle Sätze zu bilden. Mit dem Schreiben entfernt sich der Schreibende von der Möglichkeit, das Sprechen lernen zu können. Es bleibt ein Ausweichen.

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Beitrag Fr., 30.10.2020, 22:15

Es ist für mich eine gegenseitige Beziehung. Die auf Vertrauen und dadurch gegenseitige Erlaubnis basiert.
Mir wird nicht mit der Grenzziehung meines Gegenübers meine Eigenständigkeit genommen, sondern ich sehe mein Gegenüber so wie es ist.
Ich darf, er darf...wir entscheiden beide!
Ich mag, er mag. Oder wir mögen beide nicht.
Zuletzt geändert von Pauline am Sa., 31.10.2020, 06:21, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Fullquote entfernt. Bitte lies die Netiquette.

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