Machen Psychotherapien abhängig?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

**AufdemWeg**
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 3753

Beitrag So., 28.12.2014, 18:36

Niemand wird gerne angelogen
nur viele Menschen merken das nicht.
Ist doch in allen Bereichen so.
Das macht das Leben ja oft so schwer.
Es ist sehr schwer sich zu öffnen
wenn man davon ausgehen muss
dass vieles einfach Täuschung ist.
Ich versuche nur nachzuvollziehen warum Frau J. in dem Interview darauf setzt
dass geheucheltes Mitgefühl in Ordnung ist.
Das ist alles.
Offline

Werbung

Benutzeravatar

sandrin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 33
Beiträge: 3313

Beitrag So., 28.12.2014, 18:40

Ich hab bei google books gerade ein wenig geschmöckert und bin auf folgendes Buch gestoßen: Und wer therapiert die Therapeuten? von der Therapeutin, die am Interview beteiligt war. Das liest sich gut und ehrlich, besonders das Kapitel "Macht und Machtmissbrauch" bzw. "Supervision - ein Allheilmittel?"


leberblümchen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 6034

Beitrag So., 28.12.2014, 18:44

Ich hab das Buch auch gelesen, und auch dort steht, dass Analytiker gute Schauspieler sein müssen, denen man die Schauspielerei nicht ansieht. Mein erster Th. hat das nicht so gesehen; er hat das - typisch für uns - eher so verstanden, dass damit gemeint ist, dass die Th. nur so tun müssen, als würden sie nichts empfinden (naja, dieses verstrickte Beziehungsdings). Aber offenbar ist er kein Schauspieler gewesen, der das Mitgefühl nur spielt: Er steckte mittendrin - und das war auch wieder nicht gut.


pandas
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 77
Beiträge: 4613

Beitrag So., 28.12.2014, 18:44

Genau, sie hat natürlich auch Bücher geschrieben (-sie ist Professorin, die müssen veröffentlichen-)

... insgesamt hat sie ein Augenmerk darauf, auch auf den individuellen Charakter des Th zu schauen und ob und wie dieser sich auf seine professionelle Tätigkeit auswirkt. Deswegen habe ich auf sie hingewiesen.
Zuletzt geändert von pandas am So., 28.12.2014, 18:51, insgesamt 2-mal geändert.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

Werbung

Benutzeravatar

hopelife
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 1430

Beitrag So., 28.12.2014, 18:48

naja Sandrin, aber was willst du machen, wenn du einen pat. nicht leiden kannst?
Der kann ja in der Regel nichts dafür.
Willst du ihn dann wegschicken?

in meiner alten Therapie war alles 100% Orginal verpackt, das war auch nicht unbedingt gut.
^^
in der neuen, weiß ich nicht. Da ist das oft Thema.
es wäre heute nicht so wie es ist,
wäre es damals nichts gewesen wie es war!


pandas
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 77
Beiträge: 4613

Beitrag So., 28.12.2014, 18:51

Ich glaube, ihr habt das mit dem Schauspielervergleich falsch verstanden. Sie spielt da auf die Stanislawski-Methode an.
Gute Schauspieler sind ja nicht fern ihrer Rolle, sondern im Gegenteil: Um gut zu sein, müssen sie ihre Rolle emotional und rational verstehen.
Die Diskussionen um das Verhältnis vom „Ich“ und der „Rolle“ halten bis heute an. Zurzeit dominiert am GITIS in Moskau die Lehrmeinung, dass das „Ich“ des Schauspielers eine Art spielerisches Kind sei, ein „künstlerisches Ich“, das sich unabhängig vom „privaten Ich“ des Schauspielers in die verschiedenen Umstände hineinversetzt. Dieser feine Unterschied zwischen Selbstdarstellung und persönlichem künstlerischen Herangehen bietet seit Jahrzehnten Stoff für Diskussionen.

Der bekannteste Begriff aus Stanislawskis Theatertheorie ist das „Als ob“ oder, in einer anderen Übersetzung, das „Was wäre, wenn“: Der Schauspieler solle parallel dazu Situationen aus dem eigenen Erleben finden, um das nicht Erlebte glaubwürdig zu verkörpern.
Quelle:
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

Benutzeravatar

sandrin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 33
Beiträge: 3313

Beitrag So., 28.12.2014, 18:52

Hope,

wenn mich ein Therapeut nicht leiden kann, dann soll er mich GEFÄLLIGST wegschicken, das kann er ja diplomatisch verpacken. Aber ich möchte ganz sicher nicht von einem Therapeuten behandelt werden, der mich nicht leiden kann.

Meintest du das vielleicht ironisch? Bin ein wenig verwirrt....


pandas
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 77
Beiträge: 4613

Beitrag So., 28.12.2014, 18:54

Ja, eben, dazu sind die Vorgespräche da. Wenn ein Th merkt, er kann einen P nicht leiden, sollte er diesen nicht nehmen.

Aber: Aus wirtschaftlichen Gründen kann das auch anders sein.

Außerdem merkt man das nicht immer in so wenig Vorgesprächen. Th behaupten aber, sie würden das merken bzw. das gehört zur fachlichen Expertise.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

Benutzeravatar

Sai
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 34
Beiträge: 665

Beitrag So., 28.12.2014, 18:58

leberblümchen hat geschrieben:Es ist völlig O.K., eine Therapie als Dienstleistung anzusehen; nur gibt es auch Menschen, die etwas anderes wollen; Menschen, denen das vielleicht zu wenig erscheint (das ist dann der Punkt, an dem die Verhaltenstherapie-Anhänger aufzuschreien pflegen...) und die sich mehr davon versprechen, das Leiden und das eigene Leben wirklich in all seinen Facetten zu erforschen...
Sein eigenes Verhalten, das Leben (seines Wesens) zu erforschen/begreifen finde ich wichtig. Falls Du damit Probleme hast betrachte das Universum und versuche Dir vorzustellen, dass Du ein Teil davon bist, so wie das Universum ein Teil von Dir ist. Wenn Du diesen Gedankengang folgen kannst ziehe Deine Schlüsse daraus. Ich sagte schon mal ETWAS in uns will lernen und glaube dass, dieses ETWAS (unsere Feinstofflichkeit/Seele) so ewig wie die Evolution (Gott) ist. Dazu hat uns die Evolution (Gott) erschaffen. Ein anderer Grund ist für mich nicht ersichtlich.

Leiden, speziell übermäßiges Leiden sehe ich als Folge von nicht dienlichen (Fehl)funktionen. Großes Leid entsteht aus Unverständnis gegenüber dem Wesen Mensch. Unverständnis über die Wichtigkeit Dich und Deine nächsten physisch und psychisch gesund zu erhalten. Wenn dein Verstand nicht dazu fähig ist sich dafür erforderliches Wissen und Selbstdisziplin anzueignen (das kann viele Ursachen haben), dann solltest Du diesen dazu befähigen.

Psychotherapie ist eine der Möglichkeiten irgendwann nicht oder weniger zu leiden und kann wie andere Möglichkeiten zum Erfolg führen. Wenn Du Dir nicht selbst helfen kannst nicht oder weniger zu leiden (wer kann das schon), dann kannst Du Abhängigkeiten zu jenen Personen, Substanzen und Denkweisen entwickeln die Dir helfen dich von Problemen zu befreien/reinigen. Wobei bereits der Placebo Effekt (daran glauben was gut für Dich ist) helfen kann.

Abhängigkeiten zu Personen: Du bist ab Geburt abhängig …z. B. von der Liebe deiner Eltern, später von Freunden, Ärzten (ev. Psychotherapeuten), Lebenspartner…

Abhängigkeiten von Substanzen: Du bist ab Geburt abhängig von Nahrung, Lebensmittel, Proteine, Vitamine usw. bis zu Medikamente und Drogen… Die wichtigsten Substanzen produziert dein Körper und du kannst sogar auf die produzierten Mengen Einfluss nehmen

Abhängigkeiten von Denkweisen: Du bist ab Geburt abhängig von den Denkweisen welche Dir vermittelt werden inkl. kulturellen wie religiösen Doktrinen der Gesellschaft. Ich meine, dass die derzeitigen Ideale der Industrialisierungs-, Konsum-, (Partner)Wegwerf-Gesellschaft, Emanzipation, frigide (liebesunfähige) Frauen, Kinderaufzucht durch den Staat, weinende (beziehungsunfähige) Männer …auch die Abhängigkeit von Psychotherapien führt.

Wie auch immer: Bei allen Abhängigkeiten gilt es was gesund und ungesund ist zu unterscheiden. Die Fähigkeit dazu ist ebenfalls wichtig. Dann liegt es an Dir dich von Abhängigkeiten (soweit dienlich) zu lösen.
Liebe Grüße Sai

Benutzeravatar

hopelife
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 1430

Beitrag So., 28.12.2014, 19:01

"Die renommierte Psychologin und Psychotherapeutin Eva Jaeggi stellt die therapeutische Beziehung auf den Prüfstand und beschreibt die Bedeutung der Liebe als die wahre heilende Kraft in der Psychotherapie."

wie soll das gehen, wenn dir der Pat. dann gleichgültig ist, sobald er zur tür hinaus ist.
Mit Bindung und Liebe hat schauspielerei da nichts zu tun.
Das kann in einer langjährigen Therapie nicht gut gehen, das merkt ein Pat. doch. und wird sich veräppelt fühlen.
es wäre heute nicht so wie es ist,
wäre es damals nichts gewesen wie es war!


pandas
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 77
Beiträge: 4613

Beitrag So., 28.12.2014, 19:03

Mh, die meisten Schauspieler werden nicht Liebe mit jemand spielen, den sie vollkommen Banane finden.

Bei Therapeuten kann es darum gehen, dass sie professionell das Liebenswerte im anderen fördern und resonieren.

hopelife, gehst Du öfters ins Theater?
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

Benutzeravatar

sandrin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 33
Beiträge: 3313

Beitrag So., 28.12.2014, 19:06

Also ich kann das gerade nicht glauben, dass einige sich von einem Therapeuten therapieren lassen würden, der sie nicht leiden kann ....

Benutzeravatar

Schnuckmuck
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 49
Beiträge: 1767

Beitrag So., 28.12.2014, 19:08

Also wenn jetzt jeder der Therapie macht in sich geht und kurz hinterfragt, wie empfinde ich die Patienten/therapeutenbeziehung, dann kommen doch hoffentlich bei der Mehrzahl nicht vermutete schauspielerisch vertuschte Aversionen zum Vorschein.

Sind wir doch einmal optimistisch und sind nicht ganz so auf dem Negativgaul unterwegs.

Auch entsteht eine Abhângigkeit ja eher weniger, wenn das Gegenüber alles andere als Oscarverdächtig agiert.


Benutzeravatar

hopelife
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 1430

Beitrag So., 28.12.2014, 19:12

sandrin hat geschrieben:Hope,

wenn mich ein Therapeut nicht leiden kann, dann soll er mich GEFÄLLIGST wegschicken, das kann er ja diplomatisch verpacken. Aber ich möchte ganz sicher nicht von einem Therapeuten behandelt werden, der mich nicht leiden kann.

Meintest du das vielleicht ironisch? Bin ein wenig verwirrt....
Sandrin, das war keine Ironie. ich habe mich auf den Dialog mit ADW bezogen, in dem es um die Vorteile der Schauspielerei ging. Was man dann für eine Alternative hat, außer zu Schauspielern, darum ging es.
es wäre heute nicht so wie es ist,
wäre es damals nichts gewesen wie es war!

Benutzeravatar

sandrin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 33
Beiträge: 3313

Beitrag So., 28.12.2014, 19:14

Ich fände es von einem Therapeuten auch höchst verantwortungslos, wenn er einen Patienten (weiter-)behandelt, der ihm zuwider ist, und das nicht nur in einer kurzen Phase. Das gehört zu seinem Job, dass er dann professionell handelt und den Patienten weiterverweist.

@ hope: Achso, hab ich dann falsch verstanden, sorry

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag