International - Sprachen lernen

Fragen, Probleme und Austausch über kulturbezogene Probleme, Aus- und Einwanderung (Migration) und bikulturelle Partnerschaften
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Beitrag Fr., 15.11.2013, 13:16

ziegenkind hat geschrieben:ach zu dialekt fällt mir noch ein: eine freundin von mir, die "exotische" sprachen unterrichtet hat mir mal gesagt, unter ihren studenten wären regelmäßig die mit dialekt besser. schweizerin müsste man sein.
So, so, dann hab ich ja als Schweizerin einen Vorteil! Viele Deutschschweizer beneiden die Norddeutschen für ihr akzentfreies Hochdeutsch und empfinden das Hochdeutsch wie eine Fremdsprache, während die Deutschen, welche in die Schweiz kommen, erstmal einen heftigen Kulturschock erleben, weil das Schweizerdeutsch wie Holländisch eine eigene Sprache darstellt und überhaupt die Schweiz auch eine eigene Kultur mit eigenem Verhaltenskodex besitzt, was vielen Deutschen nicht klar ist.

Wer ganz dazugehören will, muss das Schweizerdeutsch zumindest verstehen lernen. Es zu sprechen ist, aber scheinbar nur für alle anderen Ausländer möglich. Das schöne Hochdeutsch wird da auf einmal ein sehr großes Hindernis in der doch sehr andersartigen Mundartsprache Schweizerdeutsch, das mich persönlich an manchen Stellen auch an Englisch erinnert. Es gibt auch französische Anleihen durch den Einfluss der französischsprachigen Westschweiz. Deshalb empfehle ich, Bücher in Schweizerdeutsch zu lesen, die gibt es.
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Beitrag Fr., 15.11.2013, 13:32

Ich glaube, es ist schon deswegen nicht einfach, Schweizerdeutsch zu lernen, weil es doch mehr als ein Schweizerdeutsch gibt, oder? Da muss man sich wohl auf die Variante der Stadt konzentrieren, in die man gehen will.

Das ist ja mit dem Bairischen auch so ähnlich: da unterscheidet sich der Dialekt zum Teil von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf. Es gibt Begriffe, die versteht man nur in einem ganz kleinen Gebiet.

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Beitrag Fr., 15.11.2013, 13:49

Der Unterschied zwischen den Dialekten des Schweizerdeutsch hält sich in Grenzen, die sind sich schon sehr ähnlich und jeder Dialekt gut verständlich für die anderen Schweizer aus anderen Kantonen. Es gibt viele regionale und dörfliche Besonderheiten, aber die sind recht geringfügig und auch nicht immer so klar erkennbar. Nur gerade das Basler Schweizerdeutsch, der Thurgauer Dialekt und die Walliser Mundart sind auffällig anders, aber auch das ist kein Problem. Ich würde diese Dialekte aber nicht empfehlen, denn es sind die Exoten des Schweizerdeutsch, wahrscheinlich durch Einflüsse der angrenzenden Nachbarländer. Der Berner Dialekt hat viele Bücher hervorgebracht, das wär z. B. günstig als Basis. Der Zürcher Dialekt ist auch sehr beliebt. Richtig kantenlos und damit ideal, um nicht aufzufallen mit dem Dialekt, sind z. B. der Aargauer oder der Solothurner Dialekt wie auch der Luzerner Dialekt, also die typischen Mittelland-Kantone. Da hat sich ein richtiger Einheitsbrei entwickelt.
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Beitrag Fr., 15.11.2013, 13:58

Wahrscheinlich würde ich die jeweilige Mundart im Lauf der Zeit ganz automatisch annehmen, wenn ich in der Schweiz wohnen würde. Irgendwie ist mein Gehirn so gestrickt, dass es nach einiger Zeit den Sprach-Duktus inklusive Aussprache annähme, wenn ich mich für längere Zeit in einem bestimmten Sprachgebiet aufhalten würde - zumindest habe ich den Eindruck, dass es so sein würde.

Real konnte ich es noch nicht ausprobieren, da ich leider bisher noch nicht längerfristig anderswo gelebt habe.

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Beitrag Fr., 15.11.2013, 14:35

Ich finde z. B. Bayerisch schwieriger zu verstehen. Die meisten Deutschschweizer ziehen Hochdeutsch einem nicht perfekten Schweizerdeutsch von Ausländern vor, weil ein unperfektes Schweizerdeutsch lustig klingt in Schweizer Ohren, oftmals auch unverständlich und entstellt. Deshalb ist es meistens günstigster, Hochdeutsch zu sprechen, aber Schweizerdeutsch zu verstehen, es aber dann wirklich zu verstehen, da Verständnisschwierigkeiten sofort nonverbal bemerkbar werden und dann nur das Gegenüber verunsichern. Viele Schweizer sind so nett, dass sie ins Hochdeutsche wechseln, um dem deutschen Gesprächspartner entgegenzukommen, aber wer wirklich ganz dazugehören will, sollte sie Schweizer Mundart sprechen lassen, sie nonverbal glaubhaft verstehen oder dann eine/n Einheimische/n heiraten. Was auch sehr günstig ist: den eigenen deutschen Dialekt einfließen lassen in das Hochdeutsch, dann wirkt es einheimischer und nicht so abgehoben für Schweizer Ohren in der Deutschschweiz.
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Beitrag Fr., 15.11.2013, 14:51

(e) hat geschrieben:Was auch sehr günstig ist: den eigenen deutschen Dialekt einfließen lassen in das Hochdeutsch, dann wirkt es einheimischer und nicht so abgehoben für Schweizer Ohren in der Deutschschweiz.
Ich habe das schon befürchtet, dass es gar nicht so willkommen ist, Schweizerdeutsch aktiv sprechen zu wollen.... Andererseits: wäre es wirklich von Vorteil, wenn ich also Bairisch spreche, wenn Du andererseits Bairisch schwer verständlich findest? Dann ist es doch wiederum einfacher, wenn auch ich Hochdeutsch spreche, oder?

Übrigens: sollte ich jemals in die Schweiz ziehen wollen (was derzeit nicht geplant ist, keine Sorge), dann würde ich vielleicht sogar die Romandie bevorzugen, denn da denke ich, dass aufgrund der komplett verschiedenen Sprachen die Situation sogar einfacher wäre. Ich würde mich dann bemühen, Französisch zu lernen und es immer weiter verbessern, und gut ists... Das kommt mir irgendwie einfacher vor, als im deutschschweizer Raum mit den verschiedenen Ausprägungen ein und derselben Sprache, und der Frage, welche Variante man nun aktiv, passiv-verstehend oder gar nicht verwenden soll möglicherweise in Probleme zu geraten.

Außerdem käme es meinem natürlichen Bedürfnis, die Sprache auch aktiv zu lernen, nicht entgegen, wenn ich dann letztlich mit dem Ergebnis auf Ablehnung stoßen würde...

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Beitrag Fr., 15.11.2013, 15:12

Ähm, nein, in den anderen Sprachteilen gibt es auch Unterschiede zu ihren Nachbarländern, hat mir zumindest ein einheimischer Welschschweizer erklärt. Es ist nicht das gleiche Französisch wie in Frankreich. Mein Vater hat auch vom "Battvoi" (patois) in der welschen Schweiz erzählt. Es gibt in allen Ländern Dialekte, auch in Italien verstehen sich die Norditaliener nicht mit den Süditalienern, erklärten mir Nord- und auch Süditaliener. Dort sind die Unterschiede sogar besonders groß. Das Süditalienisch meines Schwager ist ganz anders als das Hochitalienisch, auch ganz andere Wörter im Einheimischen. Er musste das Hochitalienisch in der Schule lernen, wie eine Fremdsprache.

Was den deutschen Dialekt in der Schweiz betrifft, kann ich bei Deutschen, die ihren Dialekt einfließen lassen, manchmal gar nicht mehr sagen, ob sie Deutsch oder Schweizerdeutsch gesprochen haben, vor allem bei den Süddeutschen. Ich verstehe den deutschen Dialekt ganz gut und finde es sogar seltsam, dass viele Deutsche nicht zu ihrem Dialekt stehen, das ist doch viel authentischer als Hochdeutsch. Auch das Bayerische ist kein Problem, nur gibt es manche bayerische Begriffe, die ich nicht auf Anhieb verstehe, aber das betrifft nicht die ganze Sprache. So gesehen würde ich es mit Deinem Bayerisch in der Schweiz versuchen, es wird sicher mit viel Neugierde gehört, denn Dialekte (auch deutsche Dialekte) kommen in der Deutschschweiz gut an und werden gepflegt und sogar über das Hochdeutsch, das eher als Schriftssprache gilt, gestellt. Hochdeutsch ist sozusagen für die Schweizer wie Latein eine Schriftsprache.
Zuletzt geändert von (e) am Fr., 15.11.2013, 15:23, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitrag Fr., 15.11.2013, 15:20

(e) hat geschrieben:So gesehen würde ich es mit Deinem Bayerisch in der Schweiz versuchen, es wird sicher mit viel Neugierde gehört, denn Dialekte (auch deutsche Dialekte) kommen in der Deutschschweiz gut an und werden gepflegt und sogar über das Hochdeutsch, das eher als Schriftssprache gilt, gestellt.
Ja, ok, ich werde es bei meinem nächsten Schweiz-Aufenthalt versuchen. Allerdings habe ich mir dummerweise angewöhnt, immer dann automatisch auf Hochdeutsch umzuschalten, wenn mein Gesprächspartner nicht Bairisch redet. Ich muss mich dann regelrecht zwingen, im Dialekt zu bleiben und nicht ins Hochdeutsche abzurutschen. Leicht über die Lippen geht mir die Mundart nur im Gespräch mit anderen Bairischssprechern.

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Beitrag Fr., 15.11.2013, 15:29

Also ich mag das Bayerische, finde auch die Unterschiede interessant. Es ist dem Schweizer Deutsch auf alle Fälle nahe, bis auf ein paar spezielle Begriffe. Es ist ähnlich wie Österreichisch, das ich auch gern höre. Ich finde die Wärme des Dialekts wichtig im Deutschen, damit es wirklich authentisch rüberkommt als gelebte Sprache. Beim Hochdeutschen geht da vieles verloren. Das ist für die Deutschschweizer auch spürbar.
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Beitrag Fr., 15.11.2013, 15:46

Wobei man das natürlich denjenigen Deutschen nicht vorwerfen kann, deren Muttersprache das Hochdeutsche ist. Jeder spricht halt so, wie er es gelernt hat, und womit er aufgewachsen ist. Und für viele Deutsche ist das das Hochdeutsche (allenfalls mit dialektalen Einfärbungen). Ursprünglich hatte natürlich jede Sprachregion ihre eigenen Dialekte, aber diese sind zum Teil durch langjährigen Nichtgebrauch in Vergessenheit geraten.

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Beitrag Fr., 15.11.2013, 16:19

Interessant. Ich dachte, alle Regionen in D hätten ihre dialektischen Einfärbungen. Norddeutschland gilt nach meinem Wissen als besonders konform mit Hochdeutsch. (Mein Ex wohnte dort und nahm die Sprache dort komplett an, er legte seinen ostdeutschen Dialekt ab, obwohl ich diesen als sehr warm und lebendig empfinde. Ich mag auch den Berliner Dialekt im ostdeutschen Stadtteil. Der kam meinem Schweizerdeutsch sehr entgegen. Ich selbst habe süddeutsche Verwandtschaft, Schwarzwald.)

Hier übrigens ein interessanter Artikel mit heißer Diskussion über den sprachlichen Konflikt in der Schweiz, wobei ich persönlich nur positive Erfahrungen mit Welschschweizern gemacht habe. Die Hälfte meiner Schweizer Verwandtschaft wohnt dort. Ich erlebe sie als besonders warmherzig. Tja, ich wünschte, mein Französisch wär besser.

Kennst Du eigentlich Esperanto?
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Beitrag Fr., 15.11.2013, 16:29

(e) hat geschrieben:Interessant. Ich dachte, alle Regionen in D hätten ihre dialektischen Einfärbungen.
Einfärbungen ja, aber soweit ich das mitbekomme, wird in vielen Regionen kein richtiger Dialekt mehr gesprochen, sondern eben nur Einfärbungen. Die genaue Verbreitung und die jeweilige Anzahl der Sprecher der deutschen Dialekte (insbesondere im Hinblick auf den gegenwärtigen Einsatz von Dialekten) weiß ich allerdings auch nicht, und ich habe auf die Schnelle noch nichts passendes gefunden. Vielleicht mag ja der eine oder andere aus seiner jeweiligen Region was dazu sagen?
(e) hat geschrieben: Kennst Du eigentlich Esperanto?
Ja, aber ich habe mich noch nicht näher damit beschäftigt... Ich muss zugeben, dass mich Plansprachen bislang weniger gereizt haben... Hattest du schon damit zu tun gehabt?

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luftikus
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Beitrag Fr., 15.11.2013, 16:34

Ein interessanter Artikel, in Deinem Link...

Übrigens bin ich vor kurzem auf youtube über ein kleines Video gestolpert, in dem ein in der Romandie sehr bekannter Kabarettist (der als Frau auftritt) sich über die Deutschschweiz und das Schweizerdeutsch lustig gemacht hat. Daraus konnte man ein wenig über die Vorbehalte und Mentalitätsunterschiede herauslesen...

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candle.
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Beitrag Fr., 15.11.2013, 16:42

Mische mich mal ein. Also hier gibt es ja das Plattdeutsch und unterliegt einem neuen Modetrend. Vielleicht kennt ja wer "Büttenwarder" und da wird ja auch schon in plattdütsch synchronisiert.- OK, das ist jetzt eher Bereich Ostfriesland (hoffe ich habe mich nicht vertan?) Ich habe es in der Schule noch gelernt bei einem pathetischen Lehrer. Alte Menschen sprechen das sehr oft noch. Ich kenne das dann wieder als Hamburger Platt. Ich kann es verstehen, aber sprechen- da habe ich halt nur noch ein paar Vokabeln im Kopf.

Naja, das Hochdeutsch ist ja mehr Amtssprache und einheitlich in der Schule zu lernen. In England hieß es in meiner Schulzeit für das Land, dass ich "Oxford Englisch" lernen muß. In London verstehst du alles exakt, gehst du in eine andere Region, mußt du dich erstmal reinhören. Da klingt dann ein "a" wie "a" und nicht wie "ä" Beispiel für die Stadt Hastings z. B.. Ich weise darauf hin, dass das jetzt nur auf mein Gehör gemünzt ist und nicht wie es ordentlich im Wörterbuch steht.

Französisch erlebe ich dann wieder mehr gleichmäßig sozusagen, aber gut, ich war nur in Paris und sonst nirgendwo und habe dann nur mal mit französischen Urlaubern in Spanien kommuniziert.

candle
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Beitrag Fr., 15.11.2013, 16:59

(e) hat geschrieben:Norddeutschland gilt nach meinem Wissen als besonders konform mit Hochdeutsch.
Das mag zwar heute so erscheinen, historisch ist das aber nicht richtig. Der Norden ist das niederdeutsche Gebiet, wo Plattdeutsch gesprochen wird. Der Name Hochdeutsch bedeutet tatsächlich das Deutsch der höher gelegenen Regionen. Die südlichen Dialekte haben mit dem Hochdeutschen die hochdeutsche Lautverschiebung gemein, wo der Norden die alten Formen behalten hat: dat statt das, water statt Wasser. Und obwohl Hochdeutsch ja eine von Schulmeistern zusammengebastelte Sprache ist, kommen die charakterischtischen Elemente aus dem Teil Deutschlands das südlich der "benrather Linie" liegt.

Der Norden hat ja viele Sprachmerkmale mit Holland gemein. Ich kann in meiner ostniederländischen Mundart bis weit ins Münsterland mit Bauern über Gott und die Welt reden. Ein Wiener hingegen kann für mich genauso gut Swahili sprechen, ich versteh kein Wort...
caute

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