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Fragen, Probleme und Austausch über kulturbezogene Probleme, Aus- und Einwanderung (Migration) und bikulturelle Partnerschaften

pandas
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Beitrag Fr., 15.11.2013, 00:12

es gibt nur noch zwei aktiv gesprochene baltische sprachen: litauisch und lettisch.
diese haben sprachwissenschaftlich eine grössere ähnlichkeit mit dem sanskrit.
grammatik ist definitiv anders als im latein, wobei es natürlich schnittmengen gibt.
aber es gibt mehr fälle. z.b. ist der lokative genetiv eine besonderheit, aber auch vieles mehr.

finnisch gehört zu den skandinavischen sprachen, so auch estnisch.
da gibt es keine schnittmenge zu den baltischen sprachen.
wer z.b. estnisch kann, und dann nach litauen ziehen möchte, muss litauisch ganz neu lernen.

es besteht auch keine sprachverwandtschaft zu den slavischen sprachen.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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ballpoint
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Beitrag Fr., 15.11.2013, 00:52

pandas hat geschrieben:finnisch gehört zu den skandinavischen sprachen
Finnisch hat sowohl rein auditiv als auch historisch nichts mit den skandinavischen Sprachen (und mit den germanischen überhaupt) gemein und gehört keineswegs dazu. Wer absolut Verwandschaft sucht, findet welche im Ungarnischen und Türkischen: daher nennt man diese die finno-ugrische Sprachgruppe. Einige Wissenschaftler zählen sogar Japanisch dazu. Das Finnische zeigt einige Leihwörter aus dem Germanischen vor, wie Ringa "Ring", und damit hört's auf.

In Finland wird Finnisch und Schwedisch gesprochen. Die beiden haben aber keinerlei Übereinkünft.

Wer Dänisch spricht, versteht auch Schwedisch, Isländisch und Norwegisch (riksmål und landsmål). Umgekehrt ist etwas komplizierter, aber wenn der gute Wille da ist, klappt das. Das Finnische aber ist und bleibt den anderen Skandinaviern total fremd.
Zuletzt geändert von ballpoint am Fr., 15.11.2013, 00:59, insgesamt 1-mal geändert.
caute


pandas
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Beitrag Fr., 15.11.2013, 00:59

ballpoint, achso, gut, ich hatte intuitiv gedacht, die finno-ugrische Sprachgruppe sei eine untergruppe der skandinavischen. eine skandinavische spreche ich nämlich nicht. nun, jedenfalls gehört estnisch auch zu der finno-ugrischen Sprachgruppe. da gibt es einige ähnlichkeiten. esten und finnen können je relativ leicht die sprache des über´s-meer-nachbaren lernen.
historisch gab es da auch viel kooperation.

währenddessen litauen und lettland eben die klassischen baltischen länder sind.
meines wissens bringt das beherrschen des sanskrit nur vorteile für litauisch und lettisch.
besonderheit ist, dass die grammatikalische struktur eine sehr hohe präzision zulässt, aufgrund der vielen fälle.
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(e)
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Beitrag Fr., 15.11.2013, 01:20

Gott sei Dank sprechen die Leute da auch noch Englisch, sonst wär ich jetzt echt aufgeschmissen, wenn ich dort Urlaub machen würde!

Was ihr da alles so wisst, ist wirklich sehr spannend! Danke für die Erklärungen! Aber ich bleib lieber mal bei Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch zum Lernen bzw. Auffrischen. Latein brauch ich wohl nicht mehr. Weiter wär mir jetzt echt too much! Wie schafft ihr das??
Lieben Gruß
elana

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leberblümchen
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Beitrag Fr., 15.11.2013, 08:35

Kennt ihr dieses Buch?
... d+haarmann

Ich habe es vor 100 Jahren mal gelesen, allerdings nur auszugsweise. Kann nicht beurteilen, ob es wissenschaftlich noch auf dem neuesten Stand ist. Aber für Menschen, die sich nicht nur für eine Einzelsprache interessieren, sondern für den Verwandtschaftsgrad der Sprachen, ist das bestimmt interessant.


ziegenkind
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Beitrag Fr., 15.11.2013, 08:44

nee, sanskrit wird von vielen sprachwissenschaftlern gelernt, weil es eine der altertümlichsten indo-europäischen sprachen ist und einen reichtum von grammatikalischen formen hat. für historische grammatik ist das allemal gut. das litauische ist nicht näher mit dem sanskrit verwandt als alle anderen ino-europäischen sprachen auch. es ist nur archaischer als manche andere und hat deshalb mehr formen. aber archaisch in dem sinn sind hethitisch und altgtiechisch auch. so unmittelbrer nützlich ist sanskrit nur für die indischen sprachen. na ja, und dann gibt es da halt noch eine umfangreiche und tolle literatur. wenn ich mal zeit hab, tät ich schon sehr wollen.

ich war übrigens mal auf einer promotion in stockholm. da haben in der kommission einige dänisch, einige schwedisch und einige norwegisch gesprochen. die haben sich alle verstanden. obwohl das echt sehr unterschiedlich klingt. ich finde das beeindruckend. hat wohl auch mit dialektaler vielfalt in den eigenen ländern zu tun.

ach zu dialekt fällt mir noch ein: eine freundin von mir, die "exotische" sprachen unterrichtet hat mir mal gesagt, unter ihren studenten wären regelmäßig die mit dialekt besser. schweizerin müsste man sein.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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luftikus
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Beitrag Fr., 15.11.2013, 09:24

ziegenkind hat geschrieben:ach zu dialekt fällt mir noch ein: eine freundin von mir, die "exotische" sprachen unterrichtet hat mir mal gesagt, unter ihren studenten wären regelmäßig die mit dialekt besser. schweizerin müsste man sein.
Da hab ich ja Glück... Mein "Mutterdialekt" ist Bairisch... Zumindest fällt es mir relativ leicht, mir die verschiedenen Aussprachen der verschiedenen Sprachen anzueignen und relativ korrekt auszusprechen. In meinen bisherigen Sprachkursen ist mir aufgefallen, dass dies nicht jeder kann; es gibt meistens einige, die aussprachemäßig sehr stark im Akzent ihrer Muttersprache verharren.

Besonders wichtig ist die korrekte Aussprache ja im Mandarin, wo feinste Unterschiede schon die Bedeutung verändern. Abgesehen von den Tonhöhen kommen beispielsweise noch die z.T. sehr ähnlich klingenden Konsonanten hinzu. In der lateinischen Umschrift werden diese z.B. mit den Buchstaben c, z, j, q, zh geschrieben, aber für ungeübte Europäer klingen sie allesamt erstmal fast gleich: c, z, j klingen zum Beispiel ungefähr wie ein z-Laut mit unterschiedlich starker Lispel- und Hauchstärke.


ziegenkind
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Beitrag Fr., 15.11.2013, 09:37

vor chinesisch hab ich richtig, richtig respekt luftikus. ich geh nächstes jahr ein bisschen nach china, in den süden. mein problem: ich kann die tonhöhen intuitiv gut nachmachen, also nachsprechen. aber beim hören und erkennen tue ich mich echt schwer. bislang hab ich nur mal ein bisschen in assimil-cassetten reingehört (assimil ist aus meiner sicht das beste was es gibt, für sprachen lernen auf anfängerniveau). mein mann kann ganz gut chinesisch. den nehm ich mit. die option bremst ein bisschen meinen lerneifer.
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luftikus
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Beitrag Fr., 15.11.2013, 10:30

ziegenkind hat geschrieben:vor chinesisch hab ich richtig, richtig respekt luftikus. ich geh nächstes jahr ein bisschen nach china, in den süden. mein problem: ich kann die tonhöhen intuitiv gut nachmachen, also nachsprechen. aber beim hören und erkennen tue ich mich echt schwer.
In den Süden? Sprechen die Leute dort überhaupt Mandarin? Ganz im Süden wird ja z.B. Kantonesisch gesprochen, welches soweit ich weiß, nicht mit vier Tonhöhen auskommt, die haben noch mehr Töne...

Aber stimmt, es geht mir auch so: selber sprechen ist einfacher als verstehen. Ich denke, das kommt daher, dass wir einfach nicht darauf trainiert sind, auf Tohnhöhen innerhalb eines Wortes zu achten, da Tonhöhenunterschiede in europäischen Sprachen nur eine untergeordnete Rolle spielen (und zum Beispiel einen Fragesatz markieren).


ziegenkind
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Beitrag Fr., 15.11.2013, 10:47

gute frage, luftikus. ich bin irgendwie automatisch von mandarin ausgegangen. also bei mehr als 4 tonhöhen steige ich definitiv aus. das kriege ich gar nicht gebacken. ich werde das eh nicht richtig lernen. ich mach da interviews. dafür werde ich das nie gut genug können, arbeite also mit einem dolmetscher. was immer doof ist, aber eben auch nicht zu ändern. so ein bisschen gefloskel möchte ich mir aber draufsatteln.

weißt du, ob jeder in china so ein bisschen mandarin kann? wird das z.B. in der schule verbindlich gelernt?
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luftikus
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Beitrag Fr., 15.11.2013, 11:03

ziegenkind hat geschrieben:weißt du, ob jeder in china so ein bisschen mandarin kann? wird das z.B. in der schule verbindlich gelernt?
Das weiß ich leider nicht so genau. Soweit ich weiß, wird Mandarin als landesweite Amtssprache überall gelehrt, aber in wieweit die Leute es dann wirklich beherrschen, weiß ich nicht.

Kantonesisch zum Beispiel wird in den Provinzen Guangxi, Wuzhou und Guangdong gesprochen, außerdem in Hongkong und Macao.

Im Kantonesischen muss man anscheinend 9 Töne unterscheiden (Details kann ich nicht erklären, da ich mich noch nicht eingehender mit Kantonesisch beschäftigt habe):
1: Hoher Ton
2. Mittlerer steigender Ton
3: Mittlerer Ton
4. Tiefer Ton (leicht fallend)
5. Tiefer, steigender Ton
6. Tiefer Ton
7. Hoher Eintrittston
8. Mittlerer Eintrittston
9. Tiefer Eintrittston

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luftikus
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Beitrag Fr., 15.11.2013, 11:07

Ich habe gerade eine Liste der sieben wichtigsten chinesischen Dialekte gefunden (sortiert nach der Anzahl der Sprecher):
Mandarin, Wu (wird u.a. in Shanghai gesprochen), Kantonesisch, Min, Jinyu, Xiang, Hakka (wird wohl auch in Südchina gesprochen) und Gan.


ziegenkind
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Beitrag Fr., 15.11.2013, 11:41

danke dir, vincent. ich gehe in die yunnan provinz, in eine stadt in der es ganz viele ethnische minderheiten gibt. die knappe mehrheit, aber weniger als 50% sind han-chinesen.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.


ziegenkind
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Beitrag Fr., 15.11.2013, 11:45

ach ja, und da die sogenannten han zugewandert sind, sprechen die sicher auch noch unzählige unterschiedliche varianten. ist ja eine ziemlich umstrittene ethnische kategorie, glaub ich. nix genaues weiß ich nicht.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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luftikus
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Beitrag Fr., 15.11.2013, 12:12

ziegenkind hat geschrieben:danke dir, vincent. ich gehe in die yunnan provinz, in eine stadt in der es ganz viele ethnische minderheiten gibt. die knappe mehrheit, aber weniger als 50% sind han-chinesen.
Mal ne kurze Rückfrage aus Neugier: wer ist denn Vincent? Ich kann ihn hier in diesem Thread auf die Schnelle nicht als Mitschreiber identifizieren...

Zum Sprachgebrauch in Yunnan kann ich jetzt auf die Schnelle nix finden... Auf jeden Fall denke ich, dass es zunehmend leichter wird, sich mit Mandarin zu verständigen, schon allein wegen der vielen Wanderungsbewegungen innerhalb Chinas - und die meisten Chinesen nutzen ja auch Mandarin, um sich mit Menschen aus anderen Provinzen zu verständigen. Mandarin ist sozusagen das Englisch von China...

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