blossomlyy hat geschrieben: ↑Mo., 13.11.2023, 18:34
Leider wusste ich nicht, dass dieser Mann ein Täter ist. Ich hatte ihn vor der Feier höchstens ein oder zwei Mal gesehen und kaum mit ihm geredet.
Das hättest du im Vorfeld doch auch nicht wissen können. Menschen steht es nicht auf der Stirn geschrieben und gerade weil hier auch anderes suggeriert wird: du hast da absolut nichts falsch gemacht! Du hast doch nur getanzt, auf einer Familienfeier, und NEIN, das ist weder eine Einladung noch ein Freibrief noch irgendetwas anderes, das dazu beigetragen hätte. Das war SEIN Fehlverhalten, nicht deines.
Mich machen solche widerlichen Typen so wütend, die glauben, mit allem durchzukommen und sich alles erlauben zu können. Die wissen genau, was sie tun. Es tut mir wirklich leid, dass dir das passiert und dir leider auch so vertraut ist.
@münchnerkindl
Mit der Logik bist du ziemlich nah am Minirock dran. „Man muss damit rechnen“ – nein, muss man nicht! Das ist ein völlig falsches Bild. Erstens war es in diesem Fall nicht mal in der Öffentlichkeit. Zweitens finden die allermeisten sexuellen Übergriffe ohnehin im privaten Raum statt. Drittens, und das ist das eigentlich Verheerende, schiebst du damit die Verantwortung für die Verhinderung eines Übergriffs dem Opfer zu, das es ja hätte wissen müssen und nicht so viel hätte trinken dürfen. Das nennt sich übrigens Rape Culture...
Und ja: es gibt durchaus Verhaltensweisen, mit denen man sich selbst gefährdet, denn natürlich leben wir nicht in einer idealen Welt, in der Frauen keine Angst haben müssen, belästigt (oder schlimmeres) zu werden und daher auf alle Vorsichtsmaßnahmen verzichten können.
Nur: im Zweifelsfall bringt das alles eben genau nichts und es suggeriert, dass es an den Opfern läge, Übergriffe verhindern zu müssen, und wenn es doch zu einem Übergriff kommt, waren sie eben nicht vorsichtig genug und sollten beim nächsten Mal besser aufpassen (sich noch mehr einschränken als sie es meist eh schon tun). Das ist so fundamental falsch. Frauen erfahren Übergriffe, wenn sie betrunken sind, und sie erfahren Übergriffe, wenn sie nüchtern sind, sie erfahren Übergriffe, wenn sie zuhause sind und in der Öffentlichkeit, auf einer Party genauso wie am Arbeitsplatz, im kurzen Kleid genauso wie im Anzug, fernab von anderen Menschen genauso wie in einer Live-Übertragung im Fernsehen.
Wirklich das Einzige, was man da selbst machen kann, ist die Stärkung der eigenen Resilienz. Einen Selbstverteidigungskurs machen, zu lernen, wie man sich (auch aus einer körperlich schwächeren Position heraus) effektiv verteidigen kann, zum Beispiel. Selbstbewusstsein stärken. Aufarbeiten, was einen selbst davon abhält, sich zu wehren.
Das strahlt auch nach außen aus. Täter wissen genau, was sie tun und sie vergreifen sich oft gezielt an unsicher wirkenden Personen, bei denen sie keine Gegenwehr befürchten müssen.
Das schreckt ab. Aber nicht die Tatsache, dass eine Frau nur ein Glas Wein anstelle von zweien getrunken hat.