Verwirrt und ungeduldig?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 22.04.2023, 21:08

wildeskeks hat geschrieben: Sa., 22.04.2023, 18:29 Evtl. muss ich hier noch etwas ergänzen: sie sprach davon, dass Schemata nicht veränderbar sind, sehr wohl aber Schemamodi, also Muster, mit denen man auf "getriggerte" Schemata antwortet, wie zum Beispiel mit dem Modus "wütendes Kind".


Ah, das ist wieder mal so eine nervige Theorien-Tante die nix besseres zu tun hat als dir in der ersten Stunde schon irgendeinen Lehrbuchkram den sich irgendwer zusammengehirnt hat hinzurotzen.

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Tobe
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Beitrag So., 23.04.2023, 04:53

Hallo Wildeskeks,
wildeskeks hat geschrieben: Mi., 19.04.2023, 22:07 ...aber es verunsichert mich, weil sie auf mich unsicher wirkt (falls das jetzt irgendwie Sinn macht).
Natürlich mach dies Sinn.
Wenn Deine Therapeuten unsicher wirkt, überträgt sich dies in der therapeutischen Beziehung auch auf Dich.
Oder auch ganz allgemein gesagt...
Wenn Dir jemand gegenübersteht, der unsicher zu sein scheint. Wie sollst Du dann die Sicherheit bekommen, daß er Dich mit Deinen “Problemen“ tragen (ertragen) kann?
Das kann so nicht funktionieren.
Ein Therapeut sollte Dir die Sicherheit geben können, die Dir aktuell einfach fehlt.
Ich merke dies ja schon bei mir und ich bin jetzt ca. 2 Jahre bei meinem Therapeuten.
Manchmal merke ich, daß er sehr vorsichtig wird und wirklich überlegt, wie er mir etwas sagt, oder wie er mir eine Frage stellen kann, ohne das ich dies missverstehen, oder dies mich verletzen könnte.
Dies ist ja eigentlich sehr wünschenswert...
Doch dies löst sofort in mir eine Unsicherheit aus und dies obwohl ich nun schon so lange bei ihm bin und nie einen Grund bekommen hatte und mich immer auf ihn und seine Unterstützung verlassen konnte.

Grundsätzliches
Eine Verhaltenstherapie schließt die Vergangenheit nicht aus.
Natürlich sollte man auch in einer Verhaltenstherapie über seine Vergangenheit sprechen dürfen.
Dies ist ja schließlich auch der Grund für Dein aktuelles Verhalten.
Eine Verhaltenstherapie (wie die Bezeichnung schon sagt) sollte einem ermöglichen, sein Verhalten auf bestimmte Ereignisse so verändern zu können, daß man besser als früher, durch eine solche Situation kommt und somit auch das gewünschte Ergebnis erzielen kann.

Natürlich kann man mit keiner Therapie seine Vergangenheit ändern, sondern gerade bei einer VT lernt man, anders mit den Dingen umzugehen.

Genauso sollten bei jeder Therapie, egal welcher Ausrichtung sie angehört, alte negative Glaubenssätze wie...
"Mich mag eh niemand"
"Mir hört sowieso niemand zu"
"andere sind von mir schnell überfordert"
oder ähnliche, immer versucht werden diese aufzulösen, bzw. in positive zu verändern.

Dies kann aber nur möglich sein, wenn Dir der Therapeut die Sicherheit gibt, die Dir aktuell fehlt. Ebenso auch Dir die Hoffnung vermittelt, daß Du an Deiner Situation und Deinen Problemen etwas positiv verändern kannst. Nur so kannst Du mit der Zeit auch ein nötiges Vertrauen zu Deinem Therapeuten entwickeln und diese Veränderungen annehmen und zulassen.

Mein Therapeut geht sogar soweit, weil mir aktuell die Hoffnung absolut fehlt, daß er mir quasi seine Hoffnung “ausleiht“.
Klingt jetzt etwas kompliziert, dabei ist es eigentlich gar nicht so kompliziert.
Ein Satz beschreibt dies meiner Meinung nach sehr gut...
“Manchmal braucht man einen Menschen im Leben, der mehr an einen glaubt, als man selber aktuell dazu in der Lage ist“.


Ja, es ist mit der Therapeutensuche und den freien Therapieplätzen sehr problematisch.
Aber Du kannst ja auch erst mal diese Therapie weiter ausprobieren/weiterführen
und trotzdem parallel auf die Suche nach einen alternativen Therapieplatz gehen, inkl. Probestunden und wenn Du dich dort besser fühlst, während der laufenden Therapie wechseln.
Ja, dies ist möglich.
So stehst Du nicht ohne da, hältst Dir aber die Option zum Wechsel offen.
Du musst Deiner Therapeutin davon auch nichts erzählen, sie bekommt davon nichts mit. Erst beim Wechseln wird sie natürlich davon erfahren.

L.G. Tobe
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Louna
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Beitrag So., 23.04.2023, 12:54

Ich hasse mittlerweile Therapeuten die nach Buch arbeiten.
Ich bin kein Buch und ich habe auch keine Seite in irgend einem Buch und auch die allerhöchsten Experten in Sachen Traumatherapie wissen nicht alles. Ich hasse es nur noch....

Natürlich kann niemand die Vergangenheit ändern, auch Gott nicht.
Aber bitte höre auf Dein Bauchgefühl, wildeskeks. Das ist am Wichtigsten.

Auch in einer Verhaltenstherapie redet man über die Vergangenheit (so meine Erfahrung), lass Dir nichts einreden....vertraue auf Dich, bitte!

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Tobe
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Beitrag So., 23.04.2023, 13:27

Hallo Louna,
Louna hat geschrieben: So., 23.04.2023, 12:54 Ich hasse mittlerweile Therapeuten die nach Buch arbeiten...
ich habe noch nicht so viel Therapieerfahrungen, aber ich kann Deine Aussage absolut nachvollziehen.
Ich bin froh darüber, daß ich nicht bei einem solchen Therapeuten gelandet bin.
Auch ich habe einen Traumahintergrund und mein Therapeut hat zu mir mal gesagt, daß er bei mir nicht die übliche Herangehensweise einer Therapie anwenden kann, da ich diese nicht aushalten würde.
Er geht da ganz individuell, behutsam und auch meiner Tagesform abhängig vor.
So kam es z.B. auch mal zum therapeutischen Boxen, Atem- und Entspannungsübungen oder auch spielerischen Auflockerungs(arbeiten). Und nein, es ist kein gemütliches beisammensitzen, sondern es ist harte Arbeit.
Er ist allerdings auch ein sehr erfahrender Therapeut, auch in Sachen Trauma...
sozusagen ein "alter Hase".

Mich macht dies sehr betroffen, daß anscheinend viele Therapeuten nicht individuell auf ihre Klienten eingehen (können) und nach "Schema-F" eine Therapie durchziehen wollen, nur weil dies in irgendeinem Buch so steht.
Dabei ist jeder Mensch, wie auch dessen Erfahrungen und Erlebnisse ganz individuell.
Und da wäre eine individuell angepasste Therapie ebenso angebracht.

L.G. Tobe
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Louna
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Beitrag So., 23.04.2023, 13:42

Liebe Tobe,

ich freue mich wenn Dein Therapeut so behutsam vorgeht, das freut mich sehr. Auch wenn er etwas älter ist. Das ist umso schöner so etwas zu erfahren.

Ich habe auch etliche Traumata erlebt und bin sehr sehr dankbar dass ich mittlerweile nicht mehr nach "Buch" behandelt werde.
Therapeutisches Boxen und was dass Du beschreibst sind einfach nur toll.....das gibt wirklich sehr viel Hoffnung.

Natürlich ist auch das "Spielen" Arbeit, das kenne ich auch sehr sehr gut.

Ich kann einfach nur DANKE sagen für Deinen Beitrag, dass es auch Therapeuten gibt ohne Buch ohne andere Stöfunktionen.
Danke, Tobe

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Tobe
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Beitrag So., 23.04.2023, 14:01

Louna hat geschrieben: So., 23.04.2023, 13:42 ...Auch wenn er etwas älter ist. Das ist umso schöner so etwas zu erfahren.
Ich glaube, daß genau darin der Vorteil liegt, daß er eben älter ist.
Vom Alter her steht er quasi mit einem Bein schon in der Rente. ;)

Es hat aber auch einen traurigen Nachteil...
Er wird halt auch irgendwann wohl in Rente gehen und somit ist ein späteres Weitermachen (nach diese unsinnigen 2-Jahres-Pause) bei ihm dann aller Wahrscheinlichkeit auch nicht mehr möglich.

Daher bedauere ich es auch, daß ich nicht früher bei ihm angefangen habe.
Aber solange ich bei ihm noch in Therapie bin, "geniesse" ich seine Vorgehensweise und nehme alles aus dieser Therapie mit, was er mir geben kann.

Es ist traurig, daß es scheinbar nicht so viel mehr, solche Therapeuten wie ihn gibt.
Es wäre so wertvoll für viele Betroffenen.

L.G. Tobe
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Louna
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Beitrag Mo., 24.04.2023, 04:34

Das ist wahrhaftig traurig, das absehbar ist, dass Dein Therapeut in Rente geht.
Du machst das ganz richtig, alles mitnehmen und aufsaugen was es gibt in dieser Therapie.
Man nimmt ja immer etwas mit und so wirst Du hoffentlich auch ganz viel Empathie und Hoffnung von diesem Therapeuten mitnehmen. Das wünsche ich Dir sehr.

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Tobe
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Beitrag Mo., 24.04.2023, 11:05

Danke Dir für die lieben Wünsche.
Ja, irgendwann wird der für mich traurige Moment kommen, aber ihm gönne ich dies dann auch.
Noch ist er ja nicht in Rente und geplant hat er in dieser Richtung wohl auch noch nichts. Zumindest hatte er mir das so gesagt, daß er nur etwas kürzer treten würde.
Aber leider weiß ich auch wie schnell es gehen kann, daß man dann doch unverhofft aus seinem Berufsleben gerissen wird. So erging es auch meinem Vater und er hätte noch ein paar Jahre vor sich gehabt.
Diese Angst schwingt bei mir halt immer mit.

L.G. Tobe
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wildeskeks
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Beitrag Di., 25.04.2023, 19:13

Ich war heute wieder dort. Aber zuerst einmal möchte ich mich bei euch bedanken. Erstens für die vielen Posts und dann den wertschätzenden Ton - das höre/lese ich selten und das hat mich wirklich sehr gefreut beim Lesen. Vor allem dir, Tobe, dass du so liebevoll über deinen Therapeuten schreibst. Das macht mich ein wenig neidisch, aber gleichzeitig bin ich froh zu hören, dass es so tolle Menschen gibt :)

Heute hab ich sie am Ende der Stunde darauf angesprochen, was ich mit Themen machen soll, die in der Vergangenheit waren und mich heute noch verfolgen. Ich kann sie ja nicht nach Schema und Modi einteilen, weil ich ja nicht mehr in der Vergangenheit agieren kann. Und ein Thema nicht mehr anzusprechen, nur weil es ja eh vergangen ist, hilft mir nicht. Daraufhin meinte sie, dass ich das sehr wohl ansprechen soll und das sie nur meinte, dass man Vergangenes nicht mehr ändern könne, sehr wohl aber einen Weg finden kann, Dinge heute neu zu bewerten und einen Weg finden kann, damit umzugehen. Sie meinte, dass wir uns beim nächsten Mal gerne sowas ansehen können, wenn ich das möchte.

Das einzige, was mich stutzig macht, ist ein bisschen dieses Schema Zeugs. Sie fragte, wie es mir ging, ich sagte schlecht und führte das etwas aus. Danach wollte sie aber unbedingt eine Situation der letzten Tage hören. Und welches Schema das war und mit welchem Modus ich reagiert habe. Ich konnte ihr das auch sagen und sie meinte dann „und? wie hätten sie dem besser entgegen wirken können?“
Daraufhin meinte ich „hm, ehrlich gesagt keine Ahnung. Ich hätte meinem inneren Kritiker gerne gesagt er solle sein Maul halten, aber er schreit so laut, dass er alles übertönt“
Sie meinte nur, ich solle direkt mit ihm reden, also lautstark mit mir selbst reden. Ich sagte ihr, dass mir meist ohnehin die Gegenargumente ausgehen, weil er bei einigen Dingen recht hat. Und sie meinte „dann reden Sie nicht mit ihm“
Da dachte ich - und das sagte ich auch zu ihr - „das will ich ja nicht, aber er redet ständig und so laut, dass nichts hilft“
Dann kam nur noch von ihr, dass das ein langer Kampf wird und ich einen Weg finden müsse, damit umzugehen.

Zu meinen phasenweise auftretenden, wochenlang anhaltenden Schlafstörungen kam sie mir irgendwie mit einem „Standard Repertoire“ (autogenes Training, Entspannung, Meditation, Sport). Als ich ihr sagte, dass ich das alles kenne und ich selbst nach dem Sport oft noch sehr viel Energie aufbringe, um zu Grübeln (auch wenn ich das gar nicht will), da meinte sie nur, dass ich was finden müsse und sonst muss ich halt zu Schlafmitteln greifen. Das müsse man beobachten.

Ich bin mir unsicher, ob das was ich hier mit ihr mache sinnvoll ist. Irgendwie weiß ich noch immer nicht so recht, was ich tun soll, wenn ich nachts wieder wach liege, weil mein innerer Vollidiot wieder lauthals schreit, mich vom schlafen abhält und mir sagt, was ich nicht für ein Versager und Idiot bin. Der hört nicht einfach auf und ignorieren ist da nicht.
Zudem habe ich nicht nur das Thema „Selbstverachtung“, ich hadere auch mit Dingen rund um meine Sexualität und Beziehungen. Ich weiß nicht, wie mir da diese Einteilerei helfen soll. Aus dem bisherigen habe ich das Gefühl, ich muss mir da auch selbst einen Weg suchen. Aber da frage ich mich ein bisschen, warum ich dann bei ihr bin.

Oder bin ich auf dem Holzweg? Sträube ich mich da gegen etwas und verhalte ich mich irrational? Ich habe mir auch etwas zur Schematherapie durchgelesen, aber die Verbindung zu meinen Problemen sehe ich halt nicht. Mir kommt das wie so ein „Schnellsiederkurs“ vor, wo du alles selbst machst und in spätestens 11 Wochen wieder weg bist. Heilung auf Rezept, wenn man so will. Wenn das wirklich so ist, als Schematherapie so läuft, dann ist das nichts für mich …
Misstrauen ist die schwarze Sucht der Seele, welche oft ins Totenreich der Lebenden führt.

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Louna
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Beitrag Mi., 26.04.2023, 13:33

Es ist gut und wichtig dass Dir Deine Therapeutin mitteilt, dass Du auch Themen aus der Vergangenheit ansprechen sollst und das auch darfst, wildeskeks.
Das muss auch in einer Verhaltenstherapie unbedingt Raum bekommen und ich kenne es auch genau so, es geht nicht nur um das derzeitige Leben, aber ich bin auch in einer Traumatherapie, wo es eh um frühere Erfahrungen geht manchmal, die sich heute auswirken oder auch nicht. Ich darf und soll auch anderes ansprechen, was wir dann zusammen besprechen (wenn es geht) und irgendwie versuchen es zu bearbeiten. Das gelingt nicht immer, aber manchmal schon....

Du bist noch nicht lange bei dieser Therapeutin. Aber ich finde es seltsam und sehr fragwürdig wie sie Dir etwas sagt und unterstellt und irgendwie nicht wirklich reagiert.
Macht Dich das nicht wütend?
Du suchst Hilfe und es wird Dir nur irgend etwas an den Kopf geknallt?

Ich finde, dass Du allein gelassen wirst. Und das ist ziemlich mies.
Hast Du denn Anteile oder Innenpersonen oder sollst Du mit dem inneren Kritiker sprechen der ein Teil von jedem ist? Das gilt es schon zu unterscheiden.

Bei den Schlafstörungen kann ich leider nichts hilfreiches sagen, ich kenne das nur zur Genüge und hätte auch gern ein Allheilmittel. Körperliche Auslastung oder geistig oder Entspannung oder PMR oder oder oder.....leider hilft das nicht bei jedem. Nach dem Sport habe ich auch viel zu viel Energie um schlafen zu können, auch wenn ich stundenlang sportele. Ich kann Dich da gut verstehen.

In einer Therapie , wenn sie die richtige ist, wird Dir auch geholfen, es werden zusammen Strategien gesucht die helfen können, das sehe ich leider hier absolut gar nicht und Du kommst mir so hilflos vor. Normalerweise wird auch am Anfang viel versucht um nicht in eine absolute Krise (Notfall) abzurutschen. Umsonst oder wenn es einem gut geht, wird ja keine Therapie gemacht.

Ich habe wenig über Schematherapie gelesen, ich kann mich damit nicht identifizieren und möchte auch keine machen. Vielleicht passt auch das Verhältnis nicht zwischen Euch. Du fühlst Dich ja jetzt schon unwohl, nach den wenigen Stunden und das ist kein gutes Zeichen. Höre da Bitte bitte auf Dein Bauchgefühl. Es gibt viele Therapeuten da draußen, oft muss man lange suchen um passende Hilfe zu finden, aber es gibt sie tatsächlich. Und das wünsche ich Dir sehr.

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caduta
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Beitrag Mi., 26.04.2023, 18:57

Hallo wildeskeks

Generell ist die Schematherapie schon eine hilfreiche Methode, wenn es richtig gemacht wird. Die Idee ist, dass man lernt sich selbst zu beobachten und versucht in kritischen Situationen etwas Abstand zu bekommen und zu analysieren: wie fühle und verhalte ich mich gerade? Kenne ich diese Situationen aus der Vergangenheit? Wie kann ich heute besser, anders, erwachsener reagieren? Und mit der Zeit lernt man besser mit solchen kritischen Situationen umzugehen. Ist anfangs etwas schwierig, weil man eigentlich gar keine Idee hat, was das sein könnte. Aber mit der Zeit kommt man rein.

Diese Frage nach: "Kenne ich Situationen aus der Vergangenheit" ist der Punkt an dem man in der Schematherapie in die Vergangenheit schaut. Es ist also eher so, dass man punktuell zu den in der Vergangenheit kritischen Situationen geht und diese gemeinsam aufarbeitet.

Generell denke ich aber schon, dass es zwischen dir und der Therapeutin prinzipell passen muss, damit das funktioniert. Und da bin ich mir nicht so ganz sicher, nach dem was du schreibst. Ich habe den Eindruck, dass sie noch wenig Erfahrung damit hat. Und dann wirkt es teilweise wirklich sehr aufgesetzt und 'schematisch'.
caduta

PS: Hilfreich fand ich zum Thema auch das Buch 'Andere Wege gehen' von Gitta Jacob.

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wildeskeks
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Beitrag So., 14.05.2023, 16:14

Hallo zusammen,

sorry, dass ich mich jetzt eine Weile nicht gemeldet habe. Es war viel los, aber dafür antworte ich jetzt mal:
Louna hat geschrieben: Mi., 26.04.2023, 13:33 Du bist noch nicht lange bei dieser Therapeutin. Aber ich finde es seltsam und sehr fragwürdig wie sie Dir etwas sagt und unterstellt und irgendwie nicht wirklich reagiert.
Macht Dich das nicht wütend?
Du suchst Hilfe und es wird Dir nur irgend etwas an den Kopf geknallt?

Ich finde, dass Du allein gelassen wirst. Und das ist ziemlich mies.
Hast Du denn Anteile oder Innenpersonen oder sollst Du mit dem inneren Kritiker sprechen der ein Teil von jedem ist? Das gilt es schon zu unterscheiden.
Ehrlich gesagt kann ich diesen Teil schwer einschätzen. Ich würde gerne Zuwendung und Halt erleben und das Gefühl haben, nicht immer so „hart“ sein zu müssen. In meinem Umfeld (auch seit frühester Kindheit) wurde mir eingetrichtert, dass man stark zu sein hat, hart auftreten muss und weinen „dumm“ sei. Es gab nie viel Platz für Gefühle, aber umso mehr sehne ich mich danach. Von ihr erhalte ich aber irgendwie das Gefühl, ich soll nicht so sensibel sein. Vielleicht bin ich auch einfach ein Weichei und zu sensibel - ich weiß es nicht. Ich fühle mich wertlos, wenn ich meinen Gefühlen nachgebe, weil ich ja dann schwach bin. Und irgendwie signalisiert sie mir das auch. Ich glaube langsam, dass die Gesellschaft und die Welt so tickt und ich mich anpassen muss oder eben zurück falle…

Ich habe allerdings so zwiespältige Gedanken in mir. Einerseits hat sie gestern (Samstag) extra einen Termin nur für mich gemacht (doppelte Einheit und 15 Minuten überzogen), andererseits habe ich ihr gestern „gestanden“, missbraucht worden zu sein von meinem damaligen Partner. Es kam auf, weil sie mich nach meinen Albträumen befragte. Es war sehr schwer und ich war von meiner wirren Erzählweise und meinem eigenartigen und teilweise ambivalenten Verhalten selbst verwirrt. Ich hab mich irgendwie beim Erzählen von außen beobachtet und das war alles so unwirklich für mich. Allerdings kam von ihr dann, dass sie nicht wüsste, ob das nun nur eine schlimme Erfahrung sei oder ein Trauma. Bei „nur“ zuckte ich regelrecht zusammen und sie ließ dann eine Pause und sah mich an. Ich antwortete ihr, dass ich das nicht weiß und sie begannt zu fragen:
* kommen Ihnen immer wieder Bilder hoch? Willkürlich oder nur mit Auslöser? (wieder „nur“)
* fand der Übergriff regelmäßig statt oder nur einmal? (wieder das Wort)

Ich bekam kaum einen Satz heraus und sagte „nur“ einmal, wobei ich meinte „einmal ohne vorherige Einwilligung zum Sex“. Übergriffe während dem Sex gab es mehrere …
Ich druckte herum und wich aus auf eine andere Geschichte, da sagte sie „so kann ich halt nicht eruieren, ob es ein Trauma ist, wenn ich so wenig Informationen über das Geschehen habe“
Ich bekam Herzrasen, Angst und ein sehr beklemmendes Gefühl in der Brust. Zudem begann ich an mir und meiner Erfahrung zu zweifeln. Ich dachte, sie nimmt mich nicht ernst, weil das kein sexueller Übergriff war und das ja „nur“ einmal mit meinem damaligen Partner passiert sei. Und die anderen Male ging es womöglich „nur wilder zu“. Ich liege seit gestern mit extremen Kopfschmerzen im Bett, habe fast die ganze Nacht geheult und weiß einfach nicht mehr weiter. Ich traue mir und meinen Erinnerungen und Gefühlen nicht mehr. Vielleicht bin ich ja einfach generell viel zu sensibel und deswegen umgibt sich auch niemand mit mir. Deswegen empfinde ich harten Sex als Übergriff statt als normal und geil wie jeder andere normale Mensch … ich weiß einfach nicht mehr wo mir der Kopf steht….
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caduta
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Beitrag So., 14.05.2023, 16:28

Liebe Wildeskeks,
Ehrlich gesagt habe ich das Gefühl, dass deine Therapeutin ziemlich unsensibel ist. Sie hat irgendwie überhaupt kein Gespühr für dich.
Du solltest das auf jeden Fall ansprechen und wenn sich nichts ändert, vielleicht doch jemand anderen suchen. Manchmal passt es einfach nicht :trost:

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münchnerkindl
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Beitrag So., 14.05.2023, 16:37

wildeskeks hat geschrieben: So., 14.05.2023, 16:14 Ich bekam kaum einen Satz heraus und sagte „nur“ einmal, wobei ich meinte „einmal ohne vorherige Einwilligung zum Sex“. Übergriffe während dem Sex gab es mehrere …

Ich druckte herum und wich aus auf eine andere Geschichte, da sagte sie „so kann ich halt nicht eruieren, ob es ein Trauma ist, wenn ich so wenig Informationen über das Geschehen habe“
Ich bekam Herzrasen, Angst und ein sehr beklemmendes Gefühl in der Brust. Zudem begann ich an mir und meiner Erfahrung zu zweifeln. Ich dachte, sie nimmt mich nicht ernst, weil das kein sexueller Übergriff war und das ja „nur“ einmal mit meinem damaligen Partner passiert sei. Und die anderen Male ging es womöglich „nur wilder zu“. Ich liege seit gestern mit extremen Kopfschmerzen im Bett, habe fast die ganze Nacht geheult und weiß einfach nicht mehr weiter. Ich traue mir und meinen Erinnerungen und Gefühlen nicht mehr. Vielleicht bin ich ja einfach generell viel zu sensibel und deswegen umgibt sich auch niemand mit mir. Deswegen empfinde ich harten Sex als Übergriff statt als normal und geil wie jeder andere normale Mensch … ich weiß einfach nicht mehr wo mir der Kopf steht….


Uah, gruselig. Nimm die Beine in die Hand und renn. Die Frau ist völlig unbrauchbar.

Ob etwas traumatisierend war lässt sich nicht daran festmachen was objektiv passiert ist sondern nur daran wie du darauf subjektiv reagierst. Ereignisse die bei einer Person eine PTBS auslösen tut es bei einer anderen Person nicht. Eine PTBS macht man also an deinen subjektiven Smyptomen fest, nicht an dem Ereignis.

:kopfschuettel:

Und so unsensibel und offensiv nach traumasierenden Ereignissen fragen GEHT GARNICHT, da es retraumatisierend wirken kann.
Zuletzt geändert von münchnerkindl am So., 14.05.2023, 16:44, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag So., 14.05.2023, 16:42

wildeskeks hat geschrieben: Di., 25.04.2023, 19:13 Das einzige, was mich stutzig macht, ist ein bisschen dieses Schema Zeugs. Sie fragte, wie es mir ging, ich sagte schlecht und führte das etwas aus. Danach wollte sie aber unbedingt eine Situation der letzten Tage hören. Und welches Schema das war und mit welchem Modus ich reagiert habe. Ich konnte ihr das auch sagen und sie meinte dann „und? wie hätten sie dem besser entgegen wirken können?“
Daraufhin meinte ich „hm, ehrlich gesagt keine Ahnung. Ich hätte meinem inneren Kritiker gerne gesagt er solle sein Maul halten, aber er schreit so laut, dass er alles übertönt“
Sie meinte nur, ich solle direkt mit ihm reden, also lautstark mit mir selbst reden. Ich sagte ihr, dass mir meist ohnehin die Gegenargumente ausgehen, weil er bei einigen Dingen recht hat. Und sie meinte „dann reden Sie nicht mit ihm“
Da dachte ich - und das sagte ich auch zu ihr - „das will ich ja nicht, aber er redet ständig und so laut, dass nichts hilft“
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Mit einem Kampf, mit einem langen noch sonst einem machst du das nur schlimmer. Weil, einen Bürgerkrieg gegen innere Anteile wirst du verlieren. Immer.

Das einzige was da helfen könnte ist Üben von Selbstmitgefühl. Dich selbst lieben und annehmen lernen. Verständnis für diese Anteile entwickeln, weil die ja auch ein Ausdruck deiner Hilflosigkeit und Überforderung sind.

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