Hallo Wildeskeks,
wildeskeks hat geschrieben: ↑Mi., 19.04.2023, 22:07
...aber es verunsichert mich, weil sie auf mich unsicher wirkt (falls das jetzt irgendwie Sinn macht).
Natürlich mach dies Sinn.
Wenn Deine Therapeuten unsicher wirkt, überträgt sich dies in der therapeutischen Beziehung auch auf Dich.
Oder auch ganz allgemein gesagt...
Wenn Dir jemand gegenübersteht, der unsicher zu sein scheint. Wie sollst Du dann die Sicherheit bekommen, daß er Dich mit Deinen “Problemen“ tragen (ertragen) kann?
Das kann so nicht funktionieren.
Ein Therapeut sollte Dir die Sicherheit geben können, die Dir aktuell einfach fehlt.
Ich merke dies ja schon bei mir und ich bin jetzt ca. 2 Jahre bei meinem Therapeuten.
Manchmal merke ich, daß er sehr vorsichtig wird und wirklich überlegt, wie er mir etwas sagt, oder wie er mir eine Frage stellen kann, ohne das ich dies missverstehen, oder dies mich verletzen könnte.
Dies ist ja eigentlich sehr wünschenswert...
Doch dies löst sofort in mir eine Unsicherheit aus und dies obwohl ich nun schon so lange bei ihm bin und nie einen Grund bekommen hatte und mich immer auf ihn und seine Unterstützung verlassen konnte.
Grundsätzliches
Eine Verhaltenstherapie schließt die Vergangenheit nicht aus.
Natürlich sollte man auch in einer Verhaltenstherapie über seine Vergangenheit sprechen dürfen.
Dies ist ja schließlich auch der Grund für Dein aktuelles Verhalten.
Eine Verhaltenstherapie (wie die Bezeichnung schon sagt) sollte einem ermöglichen, sein Verhalten auf bestimmte Ereignisse so verändern zu können, daß man besser als früher, durch eine solche Situation kommt und somit auch das gewünschte Ergebnis erzielen kann.
Natürlich kann man mit keiner Therapie seine Vergangenheit ändern, sondern gerade bei einer VT lernt man, anders mit den Dingen umzugehen.
Genauso sollten bei jeder Therapie, egal welcher Ausrichtung sie angehört, alte negative Glaubenssätze wie...
"Mich mag eh niemand"
"Mir hört sowieso niemand zu"
"andere sind von mir schnell überfordert"
oder ähnliche, immer versucht werden diese aufzulösen, bzw. in positive zu verändern.
Dies kann aber nur möglich sein, wenn Dir der Therapeut die Sicherheit gibt, die Dir aktuell fehlt. Ebenso auch Dir die Hoffnung vermittelt, daß Du an Deiner Situation und Deinen Problemen etwas positiv verändern kannst. Nur so kannst Du mit der Zeit auch ein nötiges Vertrauen zu Deinem Therapeuten entwickeln und diese Veränderungen annehmen und zulassen.
Mein Therapeut geht sogar soweit, weil mir aktuell die Hoffnung absolut fehlt, daß er mir quasi seine Hoffnung “ausleiht“.
Klingt jetzt etwas kompliziert, dabei ist es eigentlich gar nicht so kompliziert.
Ein Satz beschreibt dies meiner Meinung nach sehr gut...
“Manchmal braucht man einen Menschen im Leben, der mehr an einen glaubt, als man selber aktuell dazu in der Lage ist“.
Ja, es ist mit der Therapeutensuche und den freien Therapieplätzen sehr problematisch.
Aber Du kannst ja auch erst mal diese Therapie weiter ausprobieren/weiterführen
und trotzdem parallel auf die Suche nach einen alternativen Therapieplatz gehen, inkl. Probestunden und wenn Du dich dort besser fühlst, während der laufenden Therapie wechseln.
Ja, dies ist möglich.
So stehst Du nicht ohne da, hältst Dir aber die Option zum Wechsel offen.
Du musst Deiner Therapeutin davon auch nichts erzählen, sie bekommt davon nichts mit. Erst beim Wechseln wird sie natürlich davon erfahren.
L.G. Tobe