Selbstbefriedigung nach sexueller Gewalt in der Kindheit

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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amorfati
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Beitrag Fr., 02.12.2022, 17:34

Candykills hat geschrieben: Fr., 02.12.2022, 09:27 Um das von Amorfati nochmal aufzugreifen:
Natürlich legt niemand fest, was normal ist. Aber ich kann zum Beispiel schon klar sagen, dass die Wiederholungen in meinem Kopf ganz klar Szenen aus dem Missbrauch sind und ich selbst empfinde das auch nicht als normal. Und natürlich sind die Gedanken frei, aber diese expliziten hätte ich eben ohne den Missbrauch nicht.
[...]
Mit Gedankenfreiheit hat das aber nix zu tun!
Da hab ich mich wohl doof ausgedrückt, sorry. So war das mit der Gedankenfreiheit nicht gemeint. Das bezog sich lediglich darauf, diese Gedanken zulassen zu lernen, um sich selbst besser annehmen zu können.

Die eigene Sexualität geht in erster Linie aber nur mich selbst an. Dann eventuell noch den Partner, aber der Rest der Welt sollte da nicht urteilen müssen im Hinblick auf normal oder unnormal. Wenn diese Gedanken doch aber nunmal ein Teil von mir sind, den ich nicht umpolen kann, egal wie sehr ich es möchte, dann bleibt mir eben nur, sie zu akzeptieren oder daran zugrunde zu gehen.

Ich hab mich persönlich für den ersten Weg entschieden. Die Scham in großen Teilen abgelegt, meinem Partner meinen Hintergrund erzählt und kann Sex sowohl sanft als auch nicht ganz so sanft genießen. Mittlerweile geht das Ganze auch, ohne dabei selbst das Gefühl zu haben, irgendwas reinszenieren zu müssen und mich selbst zu triggern.
Muss aber dazu auch sagen, ich habe nur wenig Erinnerungen an die damaligen Missbrauchssituationen und bringe deswegen auch keine Szenen explizit mit diesen beschissenen Erfahrungen in Verbindung. Also ist das in meinem Fall sicherlich auch wesentlich leichter als für dich, Candykills.

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Candykills
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Beitrag Fr., 02.12.2022, 18:08

amorfati hat geschrieben: Fr., 02.12.2022, 17:34 Ich hab mich persönlich für den ersten Weg entschieden.
Ach, Amorfati, das Verrückte ist ja eigentlich, dass ich dem Problem sehr gut aus dem Weg gehen könnte, weil ich vom männlichen Geschlecht missbraucht wurde und das tatsächlich gar nicht viel Einfluss auf den Sex mit meiner Partnerin hat. Der Missbrauch spielt dabei eigentlich keine Rolle zwischen uns. Warum auch immer, es triggert mich dabei eigentlich nicht.
Trotzdem brauche ich aber immer wieder die Reinszenierung durch Selbstbefriedigung und das empfinde ich als Zwang.

Grundsätzlich glaube ich, dass die Reinszenierung immer ein Mittel ist, um etwas zu verarbeiten. Also man wiederholt es und wiederholt es und wiederholt es bis es vielleicht irgendwann an Schrecken etc. für einen verliert. So interpretiere ich diese Wiederholungssucht. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass ich darauf abfahre. Ich würde das nicht als "Teil meines Sexlebens" sehen, sondern etwas, was immer wieder erledigt werden MUSS.

Es ist halt hirnrissig, weil ich dem Trigger aus dem Weg gehen könnte und es aber nicht dauerhaft kann. Vielleicht knabbere ich daran am meisten. Und vielleicht ist das auch eine Form der Selbstbestrafung oder so. Sinniger ist es auf jeden Fall, wie du es inzwischen handhabst. Aber ich denke, dass das auch für dich ein langer Weg dahin war.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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amorfati
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Beitrag Fr., 02.12.2022, 18:15

@Candykills

Es tut mir sehr leid, das zu lesen. Das hört sich bei dir wirklich nach einem starken Zwang an. So in der Intensität kenne ich das nicht. Bloß das Wiederholen, das kenne ich sehr gut. War ein steiniger Weg der Selbstbestrafung, ja.
Die Ironie an der Sache ist, als ich mich damals meinem Partner offenbart habe (Recht früh), was kam da heraus? Bei ihm war es sein Stiefvater. :kopfschuettel: Aber dadurch haben wir so ziemlich Anfang an zumindest sexuell gewusst, auf welche Ebenen wir uns da körperlich und kopfmäßig einlassen. Und uns auch hart aneinander gerieben. Aber nie aufgerieben, zum Glück. Bis es dann eben auf der Ebene funktioniert hat, die aktuell ist.

Ich wünsche dir, dass du auch eine Lösung findest, mit der du leben kannst. Auf die eine oder andere Art.

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Zephyr
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Beitrag Fr., 02.12.2022, 20:09

Candykills, ich kenne diese zwanghafte Reinszenierungen auch. Und ja, ich ordne das auch eher als Zwang ein als als "übliche" Selbstbefriedigung.
Ich bekomme dieses Reinszenierungszwang allerdings dummerweise so gut wie immer, sobald es irgendwie sexuell wird - ob alleine, mit Partner, mit Partnerin... Und das belastet mich schon arg. Zumal es mir dabei/ hinterher auch einfach nicht gut geht (eigentlich klar, wenn ich im Kopf detailliert irgendwelche Filme von damals fahre... Mehr Trigger geht ja eigentlich nicht). Andererseits weiß ich halt auch gar nicht, wie es ohne diese Filme wäre. Also, ob es mir dann wirklich besser ginge.

Ich agiere das übrigens gar nicht aus.
Ich habe ein paar Mal was in Richtung sm probiert, das ist aber jedes Mal ziemlich nach hinten los gegangen. Komplette Dissoziation oder (widersinniger Weise?) überhaupt keine Erregung.

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kleine-Katze
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Beitrag Sa., 03.12.2022, 09:30

Candykills hat geschrieben: Fr., 02.12.2022, 09:27 Aber ich kann zum Beispiel schon klar sagen, dass die Wiederholungen in meinem Kopf ganz klar Szenen aus dem Missbrauch sind und ich selbst empfinde das auch nicht als normal.
Genau, das unterschreibe ich.
Ich habe das auch und deshalb leide ich darunter. Weil ich das nicht will, aber muss. Es geht nicht ohne.

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kleine-Katze
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Beitrag Sa., 03.12.2022, 09:35

Sinarellas hat geschrieben: Fr., 02.12.2022, 10:00
Und dann sieht es nämlich anders aus, dann ist "härterer GV" der einvernehmlich und gewollt ist, normal.
Nein, es geht mir nicht um GV. Es geht um Selbstbe*rie*igung...

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kleine-Katze
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Beitrag Sa., 03.12.2022, 09:39

Candykills hat geschrieben: Fr., 02.12.2022, 18:08
Trotzdem brauche ich aber immer wieder die Reinszenierung durch Selbstbefriedigung und das empfinde ich als Zwang.
Hier auch, genauso...ich muss das so machen...oft muss ich aufpassen, dass mir dabei nicht übel wird...
Candykills hat geschrieben: Fr., 02.12.2022, 18:08 Ich würde das nicht als "Teil meines Sexlebens" sehen, sondern etwas, was immer wieder erledigt werden MUSS.
Genau, es muss erledigt werden.
Candykills hat geschrieben: Fr., 02.12.2022, 18:08 Es ist halt hirnrissig, weil ich dem Trigger aus dem Weg gehen könnte und es aber nicht dauerhaft kann. Vielleicht knabbere ich daran am meisten. Und vielleicht ist das auch eine Form der Selbstbestrafung oder so.
Das habe ich auch schon überlegt, ob es unter Strafe oder so zählt...weil ich es ja wiederhole...gedanklich...bzw bildlich...also ich kann dich da voll verstehen, Candykills...und es wird ein langer Weg daraus zu kommen.

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ArcticFox
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Beitrag Mo., 05.12.2022, 10:54

Ich kenne das bei der Selbstbefriedigung leider auch so. Die Szenen von damals sind immer das, was ich dabei im Kopf habe und ich finde es einfach nur schrecklich. Ich habe schon tausendmal versucht, mir dabei etwas anderes vorzustellen oder anzuschauen, aber es funktioniert nicht. Diese Bilder drängen sich immer wieder auf und das schlimme ist, ohne genau diese Bilder werde ich auch nicht erregt - auch nicht, wenn ich mit meiner Partnerin zusammen bin.

Ich habe mich dafür lange fertig gemacht, mich gefragt, ob ich eigentlich noch ganz normal bin (da ist das Wort wieder...). Ich habe es irgendwann geschafft, mal mit meinem Therapeuten darüber zu sprechen und der meinte dazu, dass er vermutet, dass das niemals ganz verschwinden wird, aber ich lernen könnte, diese Bilder, die heute nur noch in meinem Kopf sind!, zu meinen eigenen zu machen. Mich also nicht mehr dem Täter ausgeliefert und durch seine damaligen Taten heute noch fremdbestimmt zu fühlen, sondern hinzunehmen, dass das offenbar der Porno ist, der für mich funktioniert und es genauso behandeln. Mich nicht dagegen zu wehren, sondern die Bilder kommen zu lassen und währenddessen mich orientieren und vielleicht versuchen, das ein oder andere Detail in diesem Film zu verändern. Und auf diese Weise den Film wirklich zu etwas zu machen, worüber ich zumindest in Grenzen selbst bestimmen kann.
Ich bin noch auf dem langen Weg, aber der Grundgedanke hilft mir, mich weniger abartig zu fühlen und das wiederum hilft, entspannter an das Thema dranzugehen.

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kleine-Katze
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Beitrag Di., 06.12.2022, 05:46

Das hast du sehr gut beschrieben ArcticFox!
Nicht dagegen zu wehren...Ein Detail zu verändern...
Ich werde da mal drüber nachdenken und schauen ob ich es annehmen und umsetzen kann.

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Jens72
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Beitrag Do., 02.02.2023, 21:55

Ja is schlimm siwas zu erleben mussen. Ich konnte leider auch keine Sexualität selber Entdecken. Als ich im Nachbarhaus war, zeigte uns der Nachbar wie wir Kinder und gegenseitige an den Geschlechtsteile anfassen sollen während er filmte oder orale Dinge tun auf Bett mit gespreitz Beine der Mädchen und errigiert Penis. Bis heute habe ich kein eigene Sexualität und fühle mich wie Fremdgesteuert für andere nacktt.


Gufree
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Beitrag Mo., 09.09.2024, 08:33

Hallo in die Runde,

auch ich habe SMB in der Kindheit erlebt.
Im Alter von etwa 7 habe ich meine Schwester und meinen Bruder beim Geschlechtsverkehr erwischt, und die beiden haben mich dabei zuschauen lassen, einige Zeit später hat meine Schwester es auch mit mir machen wollen, aber wohl nicht zum gewünschten Erfolg. Dies habe ich mir selbst bis vor kurzem immer wieder als Traum eingeredet und mir gesagt das war nie so.
Im Alter von ca. 12 Jahren hab ich den nächsten Missbrauch erleben müssen, da wurde ich über Monate von einem älteren jungen (damals ca.17) aus der Nachbarschaft missbraucht. Eigentlich ein Freund der Familie gewesen, der regelmäßigen Kontakt mit meinen Geschwistern hatte und so auch mit mir.
Seit diesem Erlebnis habe ich einen zwanghaften drang zu masturbieren, und ein Gefühl der Minderwertigkeit und das Gefühl unterentwickelt zu sein.
Der zwang wurde so stark das ich mich zu jeder möglichen Situation selbst befriedigt habe, selbst während des Schulunterricht habe ich mich in der Klasse unterm Tisch befriedigt. Selbst heut ist der drang noch allgegenwärtig. Meine Frau hat mich selbst immer mal wieder darauf angesprochen, ich es aber immer wieder verleugnet.
Um meine Befriedigung zu bekommen bin ich sogar morgens extra 1,5 Stunden früher aufgestanden um genügend Zeit zu haben es mir 3-5 mal selbst zu machen. Aber selbst das war (ist) nicht genug, selbst auf der Arbeit habe ich es immer wieder gemacht so oft es geht. Und abends habe ich immer darauf gewartet bis alle schlafen damit ich noch mindestens zwei Mal Hand anlegen kann um beruhigt schlafen gehen zu können, oder halt abends unter der Dusche. Diesen zwang der Befriedigung habe ich sogar auf das Sexleben mit meiner Frau übertragen und sie immer wieder zum Sex überreden wollen. Was natürlich immer wieder zu Unstimmigkeiten beigetragen hat, da meine Frau von all dem nichts wusste.
Nichtsdestotrotz habe ich dem ganzen noch eine Schippe drauf gelegt um meine Befriedigung zu bekommen.
Das paradoxe an der ganzen Sache ist nur das ich nie wirklich befriedigt war, sondern eher eine Genugtuung für mich hatte weil ich in diesem Moment darüber bestimmt habe was mit meinem Körper geschieht.

Mittlerweile weiß meine Frau über alles Bescheid was einiges einfacher gemacht hat. Und man auch immer jemand hat zum Reden, da sie trotz allem was passiert ist sie hinter mir steht und für mich da ist.
Klar ist es immer ein schwerer weg sich zu öffnen aber mir hat es definitiv gut getan, einfach mal alles raus zu lassen.

LG

Und seit lieb zu einander ✌️

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