Schließlich wird ja dadurch die Stimmung wieder gut und somit hätte ich ja dann keine schlechten Gedanken mehr über die ich in der Stunde reden kann, oder schätze ich das falsch ein?
Nicht unbedingt... das ist aber individuell zu sehen. In einem Extremfall wurde meine Stimmung nach einer Weile der Einnahme (AD, SSRI) regelrecht euphorisch, in jedem Fall künstlich-überdreht positiv (und ich leide nicht unter Manie). Nach Rücksprache setzte ich dann auch ab. Ich weiß jetzt gar nicht mehr, ob ich zu dem Zeitpunkt in Therapie war, aber so hätte ich diese knicken können. Ein anderes AD sedierte mich so, dass ich meist über! 12h schlief und danach noch immer nicht ausgeschlafen war... war vllt. 2-3 Wochen angenehm (Schlafstörungen), musste ich dann aber auch absetzen, da das mit dem Alltag nicht vereinbar war.
Auch wurde ich manchmal von Laien belehrt, dass AD erst nach einer Weile der Einnahme wirken sollen. Für meinen Teil merkte ich jedoch oft eine stimmungsaufhellende Wirkung schon nach der ersten Pille, was dann (auf anbehobenem Niveau) später wieder etwas nachließ. Insofern gehe bei mir von einer Wirkung aus (welche auch immer). Wenn man die Studienlage ansieht, so ist diese jedoch alles andere als einheitlich. Genau genommen weiß man noch nicht einmal sicher, wie Depressionen zustande kommen... und so gibt es auch in der Fachwelt Kritik an zB der Serotoninhypothese oder der Wirkung von AD allgemein. Aber wie das individuell wirkt, lässt sich wohl nur ausprobieren. Tendenziell heißt es manchmal, je schwerer die Depression, desto besser schlagen AD an. Aber ein nebenwirkungsfreies Medikament habe ich bisher noch nicht gefunden, so dass ich keine andere Möglichkeit sah als das gegeneinander abzuwägen.
Eine schlechte Stimmung halte ich nicht unbedingt essentiell für eine Therapie... für meinen Teil ist Therapie sogar umso produktiver je besser es mir allgemein geht. WENN das natürlicherweise der Fall ist. Wenn AD jedoch künstlich eine emotionale Verflachung herbeiführten, erlebte ich das je nach Therapieziel eher als hinderlich (künstliches Überdrehtsein analog: siehe oben bzw. wenn man eh ein hibbeliger Typ ist).
Emotionale Verflachung unter antidepressiver Therapie
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So kristallisiert sich zunehmend heraus, dass bestimmte Antidepressiva auch unerwünschte Nebenwirkungen auf das emotionale Erleben des Patienten haben können, die in der Praxis häufig übersehen werden.
https://link.springer.com/article/10.10 ... 015-0817-2
... oder das weggeredet wird, wenn man den Arzt darauf angesprochen hat. Seltsam, wenn sich das aber nach dem Absetzen sehr wohl wieder gibt.
Nebenwirkungen sind allerdings nicht in jedem Fall leicht von Krankheitsymptomen zu unterschieden.
Ich würde nachfragen, warum der Therapeut das befürwortet.