Therapie und Antidepressiva?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Eremit
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Beitrag Sa., 20.10.2018, 10:19

RoboCat hat geschrieben:Ich habe niemals Antidepressiva genommen (mit Ausnahme von einem Johanniskrautpräparat), obwohl ich schwere Depressionen hatte.
Bitte nicht böse sein, ist nicht als Angriff oder Beleidigung gemeint, aber das ist ein G'schichtl, dass Du schwere Depressionen hattest und es ohne Psychopharmaka geschafft hast.

Mit schweren Depressionen kriegt man ohne medikamentöse Unterstützung nicht einmal das Einkaufen von Lebensmitteln oder die tägliche Hygiene in den Griff. Da geht dann gar nichts mehr. Patienten mit einer schweren depressiven Erkrankungen koten sich teilweise sogar ein, weil sie es nicht mehr schaffen, die Toilette aufzusuchen – weil sie darin keinen Sinn mehr sehen.

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spirit-cologne
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Beitrag Sa., 20.10.2018, 11:34

Eremit hat geschrieben: Sa., 20.10.2018, 10:19 Mit schweren Depressionen kriegt man ohne medikamentöse Unterstützung nicht einmal das Einkaufen von Lebensmitteln oder die tägliche Hygiene in den Griff. Da geht dann gar nichts mehr. Patienten mit einer schweren depressiven Erkrankungen koten sich teilweise sogar ein, weil sie es nicht mehr schaffen, die Toilette aufzusuchen – weil sie darin keinen Sinn mehr sehen.
Das ist wiederum eine Frage, wie man schwere Depression definiert. In der ICD-10 ist für den Schweregrad der diagnostizierten Depression in erster Linie die Anzahl der Symptome entscheidend, nicht deren Ausprägung. Man kann sich also theoretisch aufgrund einer leichten Depression suizidieren, wenn mehrere typische Symptome fehlen, aber halt die Suizidalität stark ausgeprägt ist. Was du beschreibst, ist eine Depression mit sehr schwer ausgeprägter Antriebslosigkeit. Aber nicht bei jeder schweren Depression liegt der Schwerpunkt auf dem Symptom der Antriebslosigkeit. Es kann durchaus sein, dass viele und auch schwere andere depressive Symptome da sind, aber die Antriebslosigkeit nur mäßig ausgeprägt ist. Das was du beschreibst, sind schwere Depressionen, es sind aber auch andere Ausprägungen möglich. Du schreibst über das, was du subjektiv als zu einer schweren Depression zugehörig betrachtest. Das ist aber nicht deckungsgleich mit der gängigen Definition und daher finde ich sie nicht geeignet um die Diagnosen anderer User auf Richtigkeit oder Angemessenheit zu beurteilen...
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Sehr
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Beitrag Sa., 20.10.2018, 12:28

Mir geht es nicht gut aber ich will keine AD nehmen. Weil die alles abdrehen, hab ich das Gefühl. Ich will dass es mir besser geht aber das muss auch ohne Medikamente zu schaffen sein.
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Montana
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Beitrag Sa., 20.10.2018, 12:46

Ich nehme zwar AD, auch in hoher Dosierung, hatte aber zu keiner Zeit das Gefühl, dass da irgendeine Wirkung vorhanden wäre. Ich war in der Beziehung einfach "kooperativ" und habe mich vor Herumprobieren geschützt. Aber ich bin auch jemand, der von Tavor schlaflose Nächte hat und von Dormicum und Diazepam Herzrasen kriegt und hyperventiliert. Für Experimente stehe ich nicht mehr zur Verfügung. Wenn jemand eine Informationsquelle zu solchen paradoxen Reaktionen kennt, würde mich freuen. Habe noch nichts brauchbares gefunden und ernte bei Ärzten Ungläubigkeit bis sie meine Anästhesiepässe sehen.

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RoboCat
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Beitrag So., 21.10.2018, 07:13

Eremit hat geschrieben: Sa., 20.10.2018, 10:19 Patienten mit einer schweren depressiven Erkrankungen koten sich teilweise sogar ein
Da muss ich in der Tat passen. Was du da beschreibst sind wohl eher schwerste (!) Depressionen. Oder Inkontinenz.
:axt:


Eremit
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Beitrag So., 21.10.2018, 14:30

Es gibt keine Kategorie schwerste Depressionen. Es gibt leicht, mittel und schwer. Du hattest garantiert keine schwere Depression und mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht einmal eine mittlere, denn bei mittelgradigen Depressionen kommt man schon ohne potente Psychopharmaka in der Regel keinen Schritt mehr weiter.

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spirit-cologne
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Beitrag So., 21.10.2018, 15:11

Eremit hat geschrieben: So., 21.10.2018, 14:30 Du hattest garantiert keine schwere Depression und mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht einmal eine mittlere,
Eremit hör doch mal mit dem ferndiagnostizieren auf und überlass das den Behandlern von Robocat... :roll:
Eremit hat geschrieben: So., 21.10.2018, 14:30 denn bei mittelgradigen Depressionen kommt man schon ohne potente Psychopharmaka in der Regel keinen Schritt mehr weiter.
Das stimmt so einfach nicht. Nach der S3-Richtlinie für Depressionen sollen (erst) ab einer mittelgradigen Depression Pharmaka angeboten werden, das heißt aber noch lange nicht, dass ohne sie nix geht. Es gibt ja auch eine ganze Reihe von Patienten, die aufgrund anderer gesundheitlicher Probleme z.B. gar keine Antidepressiva nehmen können oder bei denen Antidepressiva gar nicht anschlagen oder bei denen bezüglich Psychopharmaka keine Compliance besteht. Diese Menschen können trotzdem behandelt werden, ist nur u.U. schwieriger und dauert länger. Und auch die Behandlung mit Psychopharmaka ist kein Garant dafür, dass es den Patienten damit besser geht. Pauschale Fernurteile sind da einfach fehl am Platz...
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shesmovedon
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Beitrag So., 21.10.2018, 15:51

Sorry, aber dass sich Schwerdepressive einkoten ist mehr als Ausnahme.....

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Montana
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Beitrag So., 21.10.2018, 18:49

Die wenigsten Depressiven sterben dadurch, dass sie in ihrem Bett verhungern, weil sie noch nichtmal aufstehen können um zur Toilette zu gehen. Ich auch nicht, trotz Alleinewohnens und schwerer depressiver Episoden. Das hätten meine Therapie-Katzen schon zu verhindern gewusst, denn die haben regelmäßig Hunger.


kaja
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Beitrag So., 21.10.2018, 20:27

Nach einiger Zeit in Therapie legte mir mein Therapeut nahe zum Psychiater zu gehen und mir Medikamente verschreiben zu lassen. Eine schwere Depressive Episode sei nicht mehr alleine mit Psychotherapie in den Griff zu bekommen. Wie hier bereits erwähnt wurde, sehen auch die Leitlinen zur Behandlung einer solchen Depression Medikamente vor.

Als Therapeut ist er sehr überzeugt von der Wirkung einer Psychotherapie, aber ich war an einem Punkt angelangt an dem Reden alleine nicht mehr geholfen hat. Als Therapeut kennt er auch die Grenzen seiner Möglichkeiten und ich bin sehr froh das es dann nicht sein Ego ist was im Vordergrund steht, sondern mein Wohl. Ich habe es dann mit sehr vielen verschiedenen Medikamenten versucht, aber leider zähle ich zu den Menschen bei denen sie keine Wirkung zeigen. Was mir etwas geholfen hat waren Schlafmittel, denn an Schlaf war nicht mehr zu denken und das hat mich zusätzlich belastet. Auch eine Therapie war so nicht möglich, denn an aktive Mitarbeit war bei den dann auch auftretenden physischen Problemen nicht mehr zu denken. Ich hätte mir sehr gewünscht das die Medikamente mir etwas bringen. Denn ich persönlich kann sehr gut darauf verzichten jeden Tag auf ein neues mit mir selbst darum zu kämpfen zu leben oder zu sterben.

Grundsätzlich kotzt es mich ziemlich an wenn Menschen vom hohen Roß herrunter darüber schwadronieren das eine Therapie ausreicht, Medikamente sie nur behindern würden oder den absurden Gedanken haben es würde zu Änderungen des Charakters führen. Mir fällt da immer der Blogpost von Tobi Katze ein "Warum sich helfen lassen zum Kotzen ist".
Wer würde z.B. einem Krebskranken sagen er solle doch mal auf die Chemo verzichten und sich weniger anstellen, wenn er nur positiv genug denkt dann wird das schon alles wieder. Wer braucht schon Schmerzmittel wenn er am offenen Herzen operiert wird, Ars.chbacken zusammenkneifen dann wird das auch. Alles eine Frage des Willens. Oder doch nicht?

Eine schwere Depression ist kein Schnupfen den man mit einem Tee und Wärmflasche auskurieren kann. Sie ist keine Sache des Willens. Man hat sie nicht weil man sie will und man wird sie nicht los nur weil man das will.

Jeder muss für sich selbst entscheiden ob er den Versuch startet oder nicht. Aber hört doch auf Menschen die eh schon am Ende oder unsicher sind einzureden das sie Weicheier sind nur einfach nicht richtig genug wollen, wenn sie es in Betracht ziehen begleitend Medikamente zu nehmen. Das ist keine Entweder-Oder-Entscheidung. Medikamente und Therapie schließen sich nicht aus und niemand der sich für Medikamente entscheidet wählt einen bequemen Weg.

Eine Depression ist eine verdamnmte Krankheit und fordert jährlich tausende Todesopfer. Also hört auf das zu behandeln wie einen Selbsterfahrungstrip oder eine Willensentscheidung und vor allem zwingt niemandem euren Umgang damit auf.
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stern
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Beitrag So., 21.10.2018, 21:04

Im Ausgangsbeitrag ist keine Aussage über den Schweregrad der Depression getroffen. Bei einer leichten werden AD mW noch nicht empfohlen, ansonsten schon. Trotzdem (also selbst bei Vorliegen einer Indikation, die ein Arzt stellt), würde ich Nutzen und Nachteile abwägen. Wenn ich das Gefühl hatte, es geht nicht anders, habe ich auch meist welche genommen. Aber sobald es mir besser ging, fielen die Nachteile umso mehr ins Gewicht... nicht nur Nebenwirkungen, sondern an bzw. mit Emotionen zu arbeiten war mitunter erschwert, wenn Gefühle zu sehr gedrosselt waren oder die Stimmung sich künstlich anfühlte. Ich konnte dann auch nich mehr gut unterscheiden, ob eine Verbesserung eine wirkliche ist oder rein Medikamenten geschuldet ist... bzw. wie es mittlerweile ohne AD wäre. Insofern kann ich die Bedenken im Eingangsposting schon nachvollziehen. Auf jeden Falle wäre ich kritisch... auch Therapeuten gehen mit Empfehlungen manchmal unkritisch um. Medikamente sind aber nicht nur vorteilhaft. Ein Therapeut sah Medikamente als obligatorisch für mich an... ein anderer (der sogar auch Arzt ist) als kontraproduktiv, was ich in meinem Fall zu dem Zeitpunkt ebenfalls so sah. Oder eine Zustandsverschlechterung oder ausbleibende Besserung kann auch in Gründen der Therapie liegen. Kurzum: Ich ging bisher meist nach meinem Gefühl, ob ich eine medikamentöse Unterfütterung benötige. Ich trage ja auch die Konsequenzen.
Zuletzt geändert von stern am So., 21.10.2018, 21:48, insgesamt 1-mal geändert.
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spirit-cologne
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Beitrag So., 21.10.2018, 21:19

kaja hat geschrieben: So., 21.10.2018, 20:27 Jeder muss für sich selbst entscheiden ob er den Versuch startet oder nicht. Aber hört doch auf Menschen die eh schon am Ende oder unsicher sind einzureden das sie Weicheier sind nur einfach nicht richtig genug wollen, wenn sie es in Betracht ziehen begleitend Medikamente zu nehmen. Das ist keine Entweder-Oder-Entscheidung. Medikamente und Therapie schließen sich nicht aus und niemand der sich für Medikamente entscheidet wählt einen bequemen Weg.

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Äh, habe ich da irgendwas nicht mitbekommen? Wer hat denn hier sowas geschrieben?

In dem Eingangspost, stellt die TE die Frage, ob sich mit der Einnahme der AD die Therapie nicht quasi erledigt hat, weil dann ja durch die AD alles Paletti ist. Das ist so ziemlich genau das gegenteil, von dem was du da schreibst...

Ich habe hier niemanden gelesen, der so eine verwegene These aufgestellt hätte, dass Depression ein Schnupfen sei, für den es keiner Medikamente bedürfe...

Eigentlich habe (fast) alle geschrieben, dass es auf den Einzelfall und die Schwere der Depression ankommt und das würde ich mal ganz fett unterstreichen. Ich finde aber die Idee, man könne einfach ein paar Glückspillen einschmeißen und weg ist die Depression mindestens ebenso gefährlich wie eine Verteufelung von Psychopharmaka. Wie gesagt, es kommt ganz auf den Einzelfall an...
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Help79
Helferlein
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Beitrag So., 21.10.2018, 21:24

Hallo



ich muss erschreckend feststellen das ich meine Gefühlswelt nicht mehr richtig unter Kontrolle habe. Ich bin total aggressiv,weine,und es kommt mir so vor. Als wie wenn man einmal in der Psychoschiene drin ist. Ein Umfeld an sich ranlässt von man abwägen muss was auch da für einen gut sein soll. Ich merke das ich immer irgendwie Angst habe mit den falschen Leuten in Kontakt zu kommen ,die mich falsch interpretieren. Und so wie ich derzeit mich erlebe. Wünsche ich mir sogar manchmal ,das ich was gegen dieses, in bin ich falschen Film an Medis bekomme. Und ich kann irgendwie niemand vertrauen mehr. Ich hinterfrage immer alles.

Bzw : Es wird wieder Zeit für Therapie. Und ich müsste schauen ob eine Therapie bzw erstmal Gespräche was bewirken. Ich müsste mal was gegen meine Stimmungsschwankungen machen/ bekommen !

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stern
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Beitrag Mo., 22.10.2018, 00:06

Schließlich wird ja dadurch die Stimmung wieder gut und somit hätte ich ja dann keine schlechten Gedanken mehr über die ich in der Stunde reden kann, oder schätze ich das falsch ein?
Nicht unbedingt... das ist aber individuell zu sehen. In einem Extremfall wurde meine Stimmung nach einer Weile der Einnahme (AD, SSRI) regelrecht euphorisch, in jedem Fall künstlich-überdreht positiv (und ich leide nicht unter Manie). Nach Rücksprache setzte ich dann auch ab. Ich weiß jetzt gar nicht mehr, ob ich zu dem Zeitpunkt in Therapie war, aber so hätte ich diese knicken können. Ein anderes AD sedierte mich so, dass ich meist über! 12h schlief und danach noch immer nicht ausgeschlafen war... war vllt. 2-3 Wochen angenehm (Schlafstörungen), musste ich dann aber auch absetzen, da das mit dem Alltag nicht vereinbar war.

Auch wurde ich manchmal von Laien belehrt, dass AD erst nach einer Weile der Einnahme wirken sollen. Für meinen Teil merkte ich jedoch oft eine stimmungsaufhellende Wirkung schon nach der ersten Pille, was dann (auf anbehobenem Niveau) später wieder etwas nachließ. Insofern gehe bei mir von einer Wirkung aus (welche auch immer). Wenn man die Studienlage ansieht, so ist diese jedoch alles andere als einheitlich. Genau genommen weiß man noch nicht einmal sicher, wie Depressionen zustande kommen... und so gibt es auch in der Fachwelt Kritik an zB der Serotoninhypothese oder der Wirkung von AD allgemein. Aber wie das individuell wirkt, lässt sich wohl nur ausprobieren. Tendenziell heißt es manchmal, je schwerer die Depression, desto besser schlagen AD an. Aber ein nebenwirkungsfreies Medikament habe ich bisher noch nicht gefunden, so dass ich keine andere Möglichkeit sah als das gegeneinander abzuwägen.

Eine schlechte Stimmung halte ich nicht unbedingt essentiell für eine Therapie... für meinen Teil ist Therapie sogar umso produktiver je besser es mir allgemein geht. WENN das natürlicherweise der Fall ist. Wenn AD jedoch künstlich eine emotionale Verflachung herbeiführten, erlebte ich das je nach Therapieziel eher als hinderlich (künstliches Überdrehtsein analog: siehe oben bzw. wenn man eh ein hibbeliger Typ ist).
Emotionale Verflachung unter antidepressiver Therapie
...
So kristallisiert sich zunehmend heraus, dass bestimmte Antidepressiva auch unerwünschte Nebenwirkungen auf das emotionale Erleben des Patienten haben können, die in der Praxis häufig übersehen werden.
https://link.springer.com/article/10.10 ... 015-0817-2

... oder das weggeredet wird, wenn man den Arzt darauf angesprochen hat. Seltsam, wenn sich das aber nach dem Absetzen sehr wohl wieder gibt. :anonym: Nebenwirkungen sind allerdings nicht in jedem Fall leicht von Krankheitsymptomen zu unterschieden.

Ich würde nachfragen, warum der Therapeut das befürwortet.
Liebe Grüße
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stern
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Beitrag Mo., 22.10.2018, 02:05

RoboCat hat geschrieben: Sa., 20.10.2018, 07:46
Es gibt da in meinen Augen kein richtig und kein falsch. Mein Therapeut hat mir gesagt, wenn Sie ewig Antidepressiva nehmen würden im Verlauf der Therapie, wäre das Ziel die Einnahme zu reduzieren und die Dinger ganz abzusetzen, weil die Mittel einen zu sehr in Watte packen, als dass eine sinnvolle Behandlung möglich wäre, man käme damit nicht so richtig an die Gefühle heran.
Genau. Das ist ein möglicher Effekt. Persönlich fand ich abgedrehte Emotionen (sei es depressionsbedingt oder medikamentenbedingt) nicht besser als Stimmungstiefs (auch Selbstmordgedanken sind mir nicht fremd :roll: ) oder emotionale Flashs/Panikattacken. Alles ist auf seine Art sch*** (sorry für die Ausdrucksweise, ist aber so).

Ok, dieses AD habe ich eh "nur" als Bedarfsmedikament erhalten (als Alternative zu Benzos, die mein Arzt ungern verschreibt). Die ersten Pillen waren noch o.k.: Sch***egalgefühl... ich war regelrecht abgeschottet von dem, was mich zuvor flashte. Das war daher zunächst nicht unangenehm. Unglaublich. Therapie kann ich mir so jedoch genauso wenig vorstellen wie wenn man vorwiegend damit beschäftigt ist, nicht abzusaufen. Nach einigen Tagen wirkte das dermaßen stark dämpfend, dass ich mich wie ein Zombi bzw. Roboter fühlte... und habe die Umwelt so erlebt als nehme ich wie in Watte gepackt daran teil, ohne lebendige Emotionen (schwer zu beschreiben). Das fand ich so unangenehm, dass ich dann wieder darauf verzichtete: lieber schlecht drauf und lebendig als lebend tot. Hängt also auch von der Art des AD an sich ab, wie es wirkt.

Schon länger komme ich mittlerweile ohne Medikamente aus. Ich habe Medikamente bisher höchstens als vorübergehende Unterstützung angesehen.
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