Therapie und Antidepressiva?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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ina13558
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Therapie und Antidepressiva?

Beitrag Fr., 19.10.2018, 16:53

Hallo zusammen,

und zwar bin ich seit einiger Zeit in Therapie wegen Panikattacken und Depressionen. Nun hat mein Therapeut mir gesagt das es besser für mich wäre wenn ich zusätzlich Antidepressiva nehme. Nun hab ich mich aber gefragt, wozu denn überhaupt noch eine Therapie notwendig wäre, wenn ich Antidepressiva nehme. Schließlich wird ja dadurch die Stimmung wieder gut und somit hätte ich ja dann keine schlechten Gedanken mehr über die ich in der Stunde reden kann, oder schätze ich das falsch ein?
Ich mache eine VT und werde am Anfang immer gefragt wies mir geht und dann reden wir in der Stunde darüber was mich bedrückt. Deswegen sehe ich mit Medis dann irgendwie keinen Sinn mehr noch zur Therapie zu gehen.
Wie sind denn eure Erfahrungen damit?

LG :)

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Schnuckmuck
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Beitrag Fr., 19.10.2018, 16:58

Eine Pille heilt dich ja nicht.

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saffiatou
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Beitrag Fr., 19.10.2018, 17:04

Ich nehme auch AD und mache Therapie, die AD helfen mir die Tiefs auszuhalten. Em helfen auch gegen Panikattacken, was auch nicht unbedingt bedeutet, d@ss du dann keine Panik mehr hast, aber vielleiht weniger und leichte auszuhalten. Wenn du das medi nimmst wird deine Therapie nicht überflüssig.

Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan


Eremit
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Beitrag Fr., 19.10.2018, 17:09

ina13558 hat geschrieben:Schließlich wird ja dadurch die Stimmung wieder gut (…)
So gut nun auch wieder nicht, da stellst Du Dir zu viel vor.

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Anna-Luisa
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Beitrag Fr., 19.10.2018, 19:10

Ich habe mich gegen Antidepressiva entschieden und die Entscheidung nie bereut. Generell bin ich gegen Tabletten und die Vorstellung täglich welche zu nehmen, fand ich schrecklich. Auch im Hinblick auf Nebenwirkungen.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)


Eremit
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Beitrag Fr., 19.10.2018, 19:24

Kommt immer darauf an, was man weswegen nimmt. Bei mittleren bis schweren psychischen Störungen ist die unterstützende Einnahme von Psychopharmaka induziert, ganz besonders bei schweren, bei denen Psychopharmaka oft der letzte Strohhalm sind und andere Behandlungsformen wenig bis keine Wirkung zeigen.

Die Einnahme ist auch immer ein Experiment, Patienten reagieren teilweise recht unterschiedlich auf Wirkstoffe. Ich habe mehrere AD durchprobieren müssen, bis mir endlich das passende verschrieben wurde.


Fighter1993
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Beitrag Fr., 19.10.2018, 19:31

Ich nehm seit nem Jahr AD und mir wurden "nur" depressive Phasen diagnostiziert (und halt noch ne Persönlichkeitsstörung). Und ganz ehrlich, ohne ADs wäre phasenweise gar keine Therapie machbar gewesen, weil ich eben so tief drinstecken kann, dass nichts geht und ich auch an keine Gefühle etc rankomme. Jetzt mit dem AD bin ich einigermaßen stabil und falle nicht mehr ganz so tief in Stimmungslöcher und Depressionen und sie machen mir ein sinnvolles und ordentliches Arbeiten in der Therapie erst möglich. Weil ich eben nicht jede Woche über das was mich bedrückt sprechen kann, sondern weil ich endlich mal an den Mist der darunter vergraben ist rankomme. Und auch trotz AD gibt es Tage, da geht es mir einfach nur be*chissen.

Aber ob du sie nehmen willst oder nicht, ist ja deine Entscheidung. Sie sind kein Allheilmittel und vollbringen keine Wunder, sie können lediglich unterstützen.

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Schnuckmuck
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Beitrag Sa., 20.10.2018, 07:12

Mein Therapeut ist der festen Überzeugung, dass man ab einem bestimmten Grad erst therapiefähig wird, wenn man durch Tabletten in die Lage versetzt wird.

So pauschal zu sage , ich machs ohne Tabletten und das geht prima ist für mich eher ein Beleg dafür, dass die Probleme nicht all zu gravjerend sind. Wer im totalen Fluchtmodus ist, der bremstnich ab, weil einer davon redet, anzuhalten. Da ist das betäubungsgewehr notwendig.

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RoboCat
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Beitrag Sa., 20.10.2018, 07:46

Schnuckmuck hat geschrieben: Sa., 20.10.2018, 07:12

So pauschal zu sage , ich machs ohne Tabletten und das geht prima ist für mich eher ein Beleg dafür, dass die Probleme nicht all zu gravjerend sind. Wer im totalen Fluchtmodus ist, der bremstnich ab, weil einer davon redet, anzuhalten. Da ist das betäubungsgewehr notwendig.
Und ich sage dazu, du bekämpfst eine Pauschalaussage mit einer Pauschalaussage. Ich habe niemals Antidepressiva genommen (mit Ausnahme von einem Johanniskrautpräparat), obwohl ich schwere Depressionen hatte. Mein Ansatz war aber auch nicht, dass ich auf Teufel-komm-raus wieder funktionieren wollte. Wer diesen Anspruch hat, ist mit Antidepressiva und einer Verhaltenstherapie jedoch nicht allzu schlecht beraten. Es kommt auf den Menschen und die Persönlichkeit an - und darauf, wofür man sich eben entscheidet.

Es gibt da in meinen Augen kein richtig und kein falsch. Mein Therapeut hat mir gesagt, wenn Sie ewig Antidepressiva nehmen würden im Verlauf der Therapie, wäre das Ziel die Einnahme zu reduzieren und die Dinger ganz abzusetzen, weil die Mittel einen zu sehr in Watte packen, als dass eine sinnvolle Behandlung möglich wäre, man käme damit nicht so richtig an die Gefühle heran.

Du siehst, auch Therapeuten haben dazu eine sehr verschiedene Ansicht. Das finde ich auch gar nicht schlimm, denn so findet jeder letztlich was er braucht. Im Idealfall versteht sich.
:axt:

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Schnuckmuck
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Beitrag Sa., 20.10.2018, 07:53

Ich sage ja, es kommt auf die Schwere der Erkrankung an.

So wie man ab einem gewissen Schmerz (zb krebs) ein Mittel bekommt, da es ohne nicht auszuhalten ist, ist es auch bei diesen Medikamenten. Solange es noch ohne geht, spreche ich von einem nicht zu grossem beschwerdebild.

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ina13558
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Beitrag Sa., 20.10.2018, 08:18

Ich habe noch nicht ganz verstanden was damit gemeint ist das man manchmal erst durch AD therapierfähig ist. Man spricht doch auch vorher über seine Gefühle und geht das Problem an?

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Schnuckmuck
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Beitrag Sa., 20.10.2018, 08:33

Wer im absoluten Panikmodus ist, ist nicht fähig, klar zu denken.
Wer nicht das Haus verlassen kann vor Panik, kann nicht zur Therapieä
Wer so depressiv ist, dass er nicht in der Lage ist, für sich zu sorgen, wird keine Kraft für Therapie aufbringen können
Wer so suizidal ist, dass er auf der Brücke steht und springen will, sieht keinen Sinn in Therapie
...

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Kaonashi
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Beitrag Sa., 20.10.2018, 08:55

Schnuckmuck hat geschrieben: Sa., 20.10.2018, 08:33 Wer im absoluten Panikmodus ist, ist nicht fähig, klar zu denken.
Wer nicht das Haus verlassen kann vor Panik, kann nicht zur Therapieä
Wer so depressiv ist, dass er nicht in der Lage ist, für sich zu sorgen, wird keine Kraft für Therapie aufbringen können
Wer so suizidal ist, dass er auf der Brücke steht und springen will, sieht keinen Sinn in Therapie
...
Das wirft die Frage auf: wenn es nicht so schlimm wie hier beschrieben ist, ist es dann besser, auf Medikamente zu verzichten, oder können sie trotzdem helfen?

Ich bin nämlich auch irgendwie so ein unklarer Fall, wo die Symptome nicht so richtig ausgeprägt sind.

Jedenfalls finde ich, dass AD und Therapie sich nicht gegenseitig ausschließt oder das eine das andere überflüssig macht. Es wird ja auch beides empfohlen. Ist wohl eine individuelle Entscheidung.

Interessant fand ich, dass es in diesem thread gegensätzliche Aussagen gab, einmal dass ADs erst ermöglichen würden, an tiefere Gefühle heranzukommen, und die andere, dass ADs verhindern würden, dass man an tiefere Gefühle herankommt. Und was stimmt jetzt?


Fighter1993
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Beitrag Sa., 20.10.2018, 09:11

Kaonashi hat geschrieben: Sa., 20.10.2018, 08:55 Interessant fand ich, dass es in diesem thread gegensätzliche Aussagen gab, einmal dass ADs erst ermöglichen würden, an tiefere Gefühle heranzukommen, und die andere, dass ADs verhindern würden, dass man an tiefere Gefühle herankommt. Und was stimmt jetzt?
Nun, ich hab in meiner Antwort geschrieben, dass ich durch die ADs erst an die tieferen Gefühle rankomme. ABER das zählt für mich persönlich. Bei mir ist es eben so, dass ich durch die ADs die alltäglichen Gefühlsaufs und abs als recht stabil empfinde und mich an denen nicht Stunde für Stunde abarbeiten muss. Ich kann sie annehmen, hinnehmen und stehen lassen. Und dadurch kann ich dann eben an die Dinge kommen, die tiefer sitzen und es noch nicht bis ganz nach oben geschafft haben, weil ich meine Zeit nicht mit den alltäglichen Emotionen "verschwenden" muss.

Ich vermute aber auch, dass es ganz klar aufs Medikament, die Wirkweise, die Dosierung und allgemeine Einstellung zu all den Therapiedingen ankommt. Ich nehme meine ADs in ziemlich niedriger Dosis, bin also nicht ganz benebelt und bekomme um mich herum alles noch sehr normal und gut mit. Wobei ich sagen muss, als ich anfing die ADs zu nehmen, waren die ersten beiden Tage tatsächlich nur durch Nebelschleier erlebbar, hat sich aber gelegt. Und da ja jeder anders auf Medis reagiert, lässt sich da denke ich keine klare Aussage treffen. Und schon gar nicht über ein Forum. Ich denke, ein Arzt und oder Therapeut kann das durchaus besser für seinen Patienten einschätzen, da er ihn und seine Lebensumstände in der Regel einfach besser kennt.

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Schnuckmuck
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Beitrag Sa., 20.10.2018, 09:20

Wäre es so, dass mit einer Pille geheilt wäre, dann hätt ich 6 Jahre das Geld ZUM Fenster raus geworfen.
Ich empfinde ja immer noch negative wie positive Gefühle. Aber es wirftmich nicht mehr aus der Bahn. Lässt mich meinen Alltag schaffen, hilft mir, meine Kinder loszulassen.

Ich bin mir sicher, dass ich ohne die Kombi aus Medikament und Therapie schon ex wäre.
Und natürlich würde ich lieber kein ad und Neuroleptikum nehmen, aber dass ist dann so schrecklich, da alles triggert, dass ich es nach dem letzten Versuch dieses Jahr erst einmal akzeptiert habe, denn ich bin ja nicht in vier Wochen geheim. Wie lange soll ich dann einen unaushaltbare Zustand aushalten. Das ist ja nicht wie beim Zahnarzt kurz aushalten, sondern das ist 24 Std 7 Tage die Woche 365 Tage im Jahr fühlen, dass man Horror fühlt.

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