Jenny Doe hat geschrieben: dass es dieses nur Stabilisieren und nicht Verarbeiten dürfen ist, was zu einer zunehmenden Instabilität bei mir führte.
Das schreibt Landkärtchen auch und habe ich auch schon öfters von anderen gehört.
-> Zu langes Stabilisieren und nicht Verarbeiten kann also durchaus (und wohl gar nicht so selten) auch zu zunehmender Instabilität führen. Aussage des Theras dann: "Sie sind noch nicht stabil genug", also weiter stabilisieren, Teufelskreis
Zu Marietta,
die Sichtweise der von dir genannten Thera bin ich auch schon begegnet:
kaum Heilung, kostet sehr viel Kraft
Das das kein Zuckerlecken ist, das ist uns wohl allen klar. Auch kann es, wie montagne und AmyinmeinemHimmel schrieb (und ich auch kenne), zeitweilig zu einer Verschlimmerung der Symptome kommen bei der Traumabearbeitung.
marietta hat geschrieben: sie sähe sehr viel mehr Sinn darin, Menschen zu stützen und zu stabilisieren und zu schauen, dass ihr Umfeld stimmiger wird. So könnten sie auch mit ihren Traumata recht gut leben.
Ich würde da anstelle von „leben“ eher „funktionieren“ sagen, denn diesen Unterschied kenne ich inzwischen.
Und wie geht es dann weiter?
Die Therapie ist dann zu Ende, es geht einige Zeit ins Land, man hat gelernt, einige Trigger ganz gut zu umschiffen, ist stabiler geworden, funktioniert ganz gut im Leben… und nach fünf Jahren steht man wieder vor den Punkt, bei dem man damals die Therapie begann, weil der Geist der Vergangenheit dieses Mal an der Hintertür anklopft und den Fuß in die Tür stellt. (damals war´s halt die Terassentür).
Aber der damalige Thera sieht das ja in der Regel nicht, für ihn ist die Welt in Ordnung, seine Therapie erfolgreich, denn er hat ja den Patienten einigermaßen stabil und funktionierend ins Leben entlassen.
Aber vor den Geist der Vergangenheit kann man nicht dauerhaft davonlaufen, der holt einen irgendwann wieder ein, wenn man sich ihn nicht stellt. Und immer die Tür zuzuhalten kostet verdammt viel Energie, die einem am „leben“ hindert und einen nur „funktionieren“ lässt.
(ist halt inzwischen meine Erfahrung)
marietta hat geschrieben: Für mich ist das wirklich nicht der Weisheit letzter Schluss, aber es ist bei diesem Thema wohl wie immer: Es gibt so viele Meinungen dazu wie es TherapeutInnen gibt...
Marietta schrieb, und ich denke, das sehen wir wohl alle, Traumabearbeitung kostet Kraft.
Ja, aber nicht nur die Kraft des Patienten, sondern auch die Kraft des Theras. Und da stellt sich die Frage, kann und will der Thera diese Kraft überhaupt aufbringen?
montagne hat geschrieben:Aber dieser Raum (…) darf nicht beschnitten werden, durch die Ängste der Therapeutin. (Und die Ängste dann vllt. noch dem Klienten zuschreiben.)
Das ist nämlich aus meiner Sicht auch ein nicht zu verachtender Punkt bzw. eine Erklärung für das ewige Stabilisieren.
Stabilisieren haben sie „gelernt“, da kennen sie sich aus, läuft in relativ bekannten Bahnen. An ein Trauma rangehen kostet mehr Kraft seitens des Theras, und der weiß nicht, wo die Reise hingeht, was natürlich Ängste auslöst in der Art, ob er den Patient auffangen kann und ob er die Baustelle mittragen kann, weil vielleicht ja auch noch eigenes bei ihm selber schlummert. Außerdem kann das, was da an Traumamaterial präsentiert wird, und wenn er dieses an sich ran lässt zu mittragen, durchaus an seinem Weltbild kratzen oder es sogar erschüttern. Also es kann durchaus zu einer sogenannten Sekundärtraumatisierung des Therapeuten kommen.
Den Gedanken hatte ja auch PP:
peppermint patty hat geschrieben:Ich weiss noch als ich auf Therasuche war - und ich bin explizit nur zu Theras mit Traumazusatzausbildung gegangen (Liste abgearbeitet) - da gab es einige die regelrecht ängstlich wirkten mit mir (wegen meiner Geschichte) arbeiten zu sollen/wollen. Wahrscheinlich gibt es eine gar nicht unerhebliche Quote von durch Konfrontation verursachte Traumatisierungen/Burnouts bei Theras. .
-> Also mal so in den Raum gestellt für den Therapeuten:
Traumabearbeitung kostet auch seine Kraft, löst ev. bei ihm selber Ängste aus und kann bei ihm zu einer Sekundärtraumatisierung führen. Stabilisierung des Patienten ist einfacher, führt auch erst einmal zu einer Verbesserung der Lebensumstände/Situation, vielleicht ist der Patient damit ja schon zufrieden, weil es ihm besser geht, …
Ziel erreicht