Beitrag
Sa., 28.06.2008, 10:56
Hi!
Finde den Beitrag von dir, Thea, sehr gut... oder sagen wir, vorbildlich. Es klingt so, als ob du dir wirklich Mühe gibst, alles gut und richtig zu machen und ich ziehe meinen Hut vor so viel Einsatz. Ich würde es nicht auf die Reihe kriegen, diese Richtlinien konsequent zu befolgen.
Das Problem kenn ich aber auch, ich schäme mich oft auf der Arbeit ziemlich dafür. Ich mache Dinge falsch, von denen ich genau weiß, wie sie sein müssten.
Z.B. wenn ich ins Nivelliergerät schauen muss, Höhen ablesen. Da sind drei Kreuze übereinander in der Linse und ich muss das mittlere benutzen. Trotzdem les ich auch oft mal vom oberen oder unteren Kreuz ab, verkünde die Höhe, der Mitarbeiter geht mit dem Zollstock weiter und dann passt es bei der nächsten Höhe nicht, wo ich dann wieder ein anderes Kreuz zum Anpeilen benutze.
Ich denke dann: OHHH Mist, ich WUSSTE dass ich das mittlere nehmen muss, aber jetzt hab ichs SCHON wieder hingekriegt, ein falsches Kreuz zu nehmen.
Dann muss der Mitarbeiter zurücklatschen und wir müssen neu messen.
Wenn wir 6 Höhen nehmen müssen, peile ich mindestens 3 jedes Mal falsch an.
Ich stell auch oft so dämliche Fragen, die sich eigentlich von selbst beantworten, wenn man nur mal einen Schritt weiterdenken würde, oder ich finde Werkzeug nicht, obwohls vor meiner Nase liegt, oder ich gehe etwas total hirnrissig an. Z.B. Wenn ich unter einer Hecke Unkraut jäten soll und die Hecke schneiden. Eigentlich würde man erst jäten und dann schneiden, aber ich mach es umgekehrt, dann fällt das ganze Schnittgut aufs Unkraut, sodass ich zweimal jäten muss, weil ich nicht alles Unkraut finde, oder alles aufwendig abharken.
Oder jemand will was mit meiner Hilfe aufladen, schaut mich auffordernd an und ich geh weg, weil ich nicht gerafft hab, was Sache ist.
Ich glaub, das liegt daran, dass man kein Interesse an der Arbeit hat. Und bei mir ist es so, dass ich auch keine Verantwortung hab, ich muss nur mitlaufen, dann bin ich gedanklich ganz woanders und soll auf einmal selbstständig ne Aufgabe lösen, hab vorher aber gar nicht aufgepasst, was der Meister eigentlich macht. Weils mir egal ist, weil ich im Kopf permanent Gedanken wälze, die mein Leben betreffen und für Arbeitsgedanken dann nicht mehr ausreichend Platz zu sein scheint.
Ich hab das Wort Magersucht hier gelesen. Oft haben Magersüchtige ziemliche Perfektionsansprüche an sich und überfordern sich damit permanent selbst, gepaart mit innerlichen Beschimpfungen, wenn etwas nicht klappt. Wenn man dann noch abgelenkt ist, die Arbeit einen langweilt usw., dann passieren solche Fehler.
Mir passiert sowas übrigens auch privat.
Die Krone meiner Gedankenlosigkeit: Ich stellte den Kaffee auf die Fensterbank, Fenster öffnet sich natürlich nach innen, und machte eine Sekunde später das Fenster auf.
Kaum zu glauben, dass ich echt solche Dummheiten begehe. Ursache ist wohl wirklich, dass man nicht ganz im Hier und Jetzt lebt, sondern immer ganz woanders ist.