Wie finde ich einen Zugang zu meinen Gefühlen?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Speranza
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Beitrag Di., 26.03.2013, 15:44

Liebe lia17,

nein, ich bin leider noch nicht wirklich weiter gekommen. Also zumindest nicht im "Gefühle zeigen können". Gerade, wo ich das so schreibe, überlege ich, was ich damit genau meine. Es geht mir schon vor allem darum, in der Therapie Gefühle rauslassen zu können, weinen zu können, während jemand da ist und das mit mir gemeinsam aushält.

Du schreibst, du wirst auf eine Traumakonfrontation vorbereitet, obwohl du nur noch zehn Sitzungen hast? Da ist es ja wohl verständlich, dass du nicht aufmachen kannst. Wenn du weißt, dass es dann nach zehn Sitzungen vorbei ist. Oder gibt es Aussicht auf eine Verlängerung?

Ich bin froh wenn ich lese, dass es nicht nur mir so geht. Es ist wirklich so ein "Abspalten" der Gefühle, als würden sie nicht zu einem gehören.

Ich frage mich gerade, was ich eigentlich fühlen möchte? Und warum mir das so wichtig ist. Es ist mir nicht so richtig klar. Es geht mir wohl einfach darum, dass ich mir noch viel mehr Nähe zu meinem Therapeuten wünsche, das mir das alles oft zu distanziert ist...

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lia17
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Beitrag Sa., 30.03.2013, 20:17

Liebe Speranza,

bitte entschuldige, dass ich erst jetzt antworte. Ich habe echt eine Woche mit ganz viel Selbstzweifel und Verunsicherung hinter mir...und damit ging es mir gar nicht gut.
Ja, Verlängerung ist wohl möglich, aber meine Therapeutin will jetzt noch nicht den Antrag stellen. Ich setzte mich, denke ich, einfach selber zu sehr unter Druck und weiß nicht, obwohl ich es erkannt habe, wie ich den Druck loswerden soll. Ach, das ist alles blöd. Ich wünsche mir, so wie Du, dass ich das was ich empfinde, mit meiner Therapeutin teilen kann, nicht allein durch den Schmerz durch muss, ein Stück aufgefangen zu werden, wenn ich es mal schaffe mich fallen zu lassen. Bisher ist mir das nur einmal im Ansatz gelungen. Das war vor 2 Wochen ca., die Stunde war für mich sehr emotional und ich habe am Anfang der Stunde so ein Druck in der Magengegend gefühlt und als sie mich dann so lieb angeguckt hat und meinte, dass ich mich selbst gar nicht richtig spüre, kamen mir echt fast die Tränen. Ich habe richtig gemerkt, wie ich diesen Impuls unterdrückt und weggeschoben habe und nach der Stunde saß ich im Auto und da ist dann die ganze Anspannung von mir abgefallen und hab einfach nur noch geheult. Dabei bin ich echt so sauer und wütend auf mich, weil immer erst nach der Stunde alles raus kommt und mich die Gefühle dann überrollen.

Aber was mir gerade wirklich hilft und schon erkennen lässt, dass ich viel zu verkopft bin, ist ein Buch, was ich gerade lese.
Ich lese gerade ein Buch von Safi Nidiaye "Wieder fühlen lernen". Es ist super einfach geschrieben mit vielen Übungen, die kurz und einfach auszuführen sind. Das kann ich Dir nur empfehlen. Vielleicht hilft es ja?
Sei gegrüsst

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Henrike76
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Beitrag Mo., 08.04.2013, 12:43

Hallo lia17,

glaube es mir Traumakonfrontation ist echt mit das Schwierigste in der Therapie.

Insbesondere ambulant hängt man dann ja nach der Stunde evtl. alleine damit herum.

Wie wollte Dich die Thera denn da konfrontieren, welche Qualifikation hat sie denn dafür?

Also meine amb. Thera hatte mir im jeden Fall für die Konfrontation Doppelstunden angeboten!

Buch von Safi Nidiaye "Wieder fühlen lernen": Kannst Du näheres zum Buch empfehlen? Kommt die aus einer best. Richtung? Eher für Patienten geeignet?

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lia17
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Beitrag Mo., 08.04.2013, 16:03

Hallo Henrike76,

das Buch ist eher was für Patienten, eben so`ne wie ich es bin, die Gefühle lange Zeit verdrängt haben und sich dadurch mit ihren eigenen Bedürfnissen gar nicht mehr richtig spüren.

Das komische an der Sache mit den Gefühlen fühlen ist, dass es mir manchmal gelingt, wenn ich alleine bin und an vergangene Erlebnisse denke, die mich traurig oder auch glücklich machen, dann klappt das mal mehr mal weniger gut. Aber vor anderen Menschen Gefühle zeigen, besonders in der Therapie, klappt das sehr sehr selten. Ich bin so`n Typ, dass ich auch noch mit einem Lächeln erkläre, wie schlecht es mir geht. Z.B. Wenn ich vor meiner Thera sitze und sie bittet mich mir eine best. Situation vorzustellen, in der ich wütend, traurig war, dann denke ich an die Situation, weiß auch wie ich mich dort fühlte, aber ich spüre es in dem Moment nicht - gar nicht!!!! Erst hinterher, wenn ich alleine bin, kommt der ganze Schmerz hoch und dann stehe ich alleine da und bis zum nächsten Termin dauert es dann wieder recht lange und die Emotionen sind wieder runtergekocht. Verstehst Du?

Traumakonfrontation? Hab wirklich Angst davor, dass ich es nicht schaffe, weil ich in der Therastd. nicht an meine Gefühle rankomme. Meine Thera ist Verhaltenstherapeutin. Braucht sie da eine bestimmte Qualifikation dafür? Bin wohl ganz schön naiv rangegangen, weil ich wirklich denke, sie kennt meine ganze Geschichte und würde sie sich mich nicht zutrauen, hätte sie es mir doch sicher gesagt.
Ich fühle mich bei ihr wohl und sicher aufgehoben.

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(e)
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Mo., 08.04.2013, 18:37

lia17 hat geschrieben:Ich lese gerade ein Buch von Safi Nidiaye "Wieder fühlen lernen". Es ist super einfach geschrieben mit vielen Übungen, die kurz und einfach auszuführen sind. Das kann ich Dir nur empfehlen. Vielleicht hilft es ja?
Danke für den Buch-Tipp. Eigentlich wollte ich keine weiteren therapeutischen Bücher mehr kaufen, weil ich schon so viele habe, aber dieses Buch scheint sich nun doch zu lohnen für mich, weil ich auch viel zu verkopft bin. Ich hab in der Therapie bereits daran gearbeitet. Es ist immer noch eine wichtige Baustelle bei mir, weil ich mich oft frage, ob ich überhaupt mehr fühlen will. Doch könnte mich das Buch evtl. überzeugen, meinen Gefühlen doch noch eine Chance zu geben, ich befinde mich nämlich tendenziell eher wieder im Rückzug in den Verstand. Deshalb danke!
Lieben Gruß
elana

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Henrike76
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Beitrag Di., 09.04.2013, 00:34

Hallo Hallo lia17,

meine persönliche Laienmeinung ist dass Traumakonfrontation nur ausgebildete Fachkräfte machen sollen.

Eben deshalb gehe ich jetzt ja auch in stat. Traumatherapie, dort wird nach Konzept gearbeitet.

Also sagen wir die leute sind da spezialisiert (und machen nix anderes).
Stutzig hat mich bei meiner amb. Thera gemacht, dass Wissenslücken da sind und die mir auch nix empfehlen konnte, was ich gegen meine PTBS sonst machen kann.

Für komplex traumatisierte sehe ich da schon die Spezialisten am Zuge.

Sehe das ein bischen wie bei den Elektrotechnikern die zum Blitzschutz Festlegungen machen wollen (Spezialgebiet) ohne da mal ein aktuelles Fachseminar gemacht zu haben (mit Abschlussprüfung!).

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Kristallwesen
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Beitrag Di., 09.04.2013, 05:03

Hallo Speranza

Mir ging es mit den Gefühlen zeitweise ähnlich nach meiner Trennung habe ich absolut nichts gefühlt
Was mir geholfen hat war die Kunst und die Musik ich hab einfach angefangen zu malen und es kommt immer was raus was mich emotional berührt
Auch kenne ich mittlerweile Musik die bei mir angenehme Sachen auslöst

Wäre es für dich möglich Kunst oder Musik in deine Therapie einzubauen?

LG Kristallwesen

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graue seifenblase
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Beitrag Di., 09.04.2013, 07:35

@lia17
Also das mit den Gefühlen zeigen, besonders anderen Mitmenschen gegenüber und Dinge mit einem lächeln im Gesicht erzählen, obwohl man weiß wie schlecht es einem dabei ging und gleichzeitig, das Gefühl zu haben gar nicht im eigenen Körper zu stecken wenn man das der Thera erzählt, dass kenne ich.
Der Text den du da geschrieben hast könnte eins zu eins von mir sein.
lg

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Henrike76
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Beitrag So., 21.04.2013, 09:30

Hallo lila17,

wenn es geht solltest Du meinen Post beantworten.
Oder habe ich Dich vor den Kopf gestoßen damit?

Ich kann aber auch nicht alles überblicken, mit den wenigen Posts.
Hast Du da nix schlimmes an Erinnerungen, kannst Du bei der Thera sicher weiter arbeiten.

Aber es ist halt die Krux mit den Gefühlen, wenn die totgeschlagen wurden (wie bei mir).
Später wundert man sich dann, wenn die Leute Drogen nehmen oder Selbstverletzung machen, oder suizid sind, weil sie sich nicht spüren.

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Speranza
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Beitrag So., 21.04.2013, 18:14

Hallo Kristallwesen,
habe deinen Beitrag jetzt erst entdeckt!
Ja, durch Musik kann ich tatsächlich auch vieles besser ausdrücken. Aber halt auch nur wenn ich alleine bin.
Ich glaube nicht, dass es in der Therapie möglich ist, so etwas mit einzubringen. Ich mache eine klassische Psychoanalyse...
Und mit der Musik ist es eigentlich genauso wie mit den Gefühlen. Sobald ich vor Leuten bin, ist alles weg!

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(e)
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Beitrag So., 05.05.2013, 18:31

Vor Leuten willst Du Dich eben schützen. Wie bearbeitet ihr das denn in der Therapie?
Lieben Gruß
elana

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Speranza
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Beitrag Mo., 06.05.2013, 09:37

Na ja, wir versuchen halt zu verstehen, was dahintersteckt. Warum ich diese großen Ängste habe. Das ist aber nicht sehr leicht. Vor allem im direkten Kontakt bin ich unglaublich gehemmt, also wenn es um die Beziehung zwischen ihm und mir geht. Ganz, ganz langsam tasten wir uns daran, immer wieder habe ich das Gefühl, dass ich auch Rückschritte mache. Er gibt mir das Gefühl, dass das ok ist, er hält mich aus, er lässt mir Zeit, er drängt mich nicht. Nur so braucht es halt wirklich ewig... Und ich habe das Gefühl es passiert nichts, ich komme nicht weiter. Die letzte Stunde war sehr gut, aber die davor nicht so.

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Gelli
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Beitrag Mo., 06.05.2013, 10:29

Speranza,entschuldige wenn ich nachfrage,wie lange geht deine Therapie noch,?Ich meine es aus dem Hintergrund,wenn du lange brauchst um zu deinen Gefühlen zugang zu finden,weil ich aus Erfahrung weiß,das so etwas wirklich Zeit und gedult braucht,hast du dann nicht Bedenken das aus Zeitlichen Gründen nicht zu schaffen?
Wenn du alle Zeit der Welt hast und kein Therapieende in Sicht ist,dann kannst du dir Zeit nehmen und meinen Spruch zu deinen machen.

Gut Ding Will Weile Haben.
GUT DING WILL WEILE HABEN

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Luxbordie
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Beitrag Mo., 06.05.2013, 12:03

Speranza hat geschrieben:Na ja, wir versuchen halt zu verstehen, was dahintersteckt. Warum ich diese großen Ängste habe. Das ist aber nicht sehr leicht. Vor allem im direkten Kontakt bin ich unglaublich gehemmt, also wenn es um die Beziehung zwischen ihm und mir geht. Ganz, ganz langsam tasten wir uns daran, immer wieder habe ich das Gefühl, dass ich auch Rückschritte mache. Er gibt mir das Gefühl, dass das ok ist, er hält mich aus, er lässt mir Zeit, er drängt mich nicht. Nur so braucht es halt wirklich ewig... Und ich habe das Gefühl es passiert nichts, ich komme nicht weiter. Die letzte Stunde war sehr gut, aber die davor nicht so.
Hi,

Das braucht auch seine Zeit. Bei mir war es so dass es ewig lang gedauert hat bis wir erkannt haben dass alle Gefühle von Angst überdeckt werden. D.h. zuerst haben wir daran gearbeitet dass die Angst nicht immer da ist. Als das geschehen war, haben wir Zugang zum inneren Kind gekriegt und über den Kanal laufen auch jetzt noch viele Gefühle bei mir. Und da kommt dann auch Trauer und Weinen. Ich weiss noch als die 1. Träne in der Therapie kam war der Thera einerseits sofort still, hat mir Ruhe gegeben und mir gezeigt dass da nichts Böses passiert.
Was blöd war, war dass diese ganze Arbeit wieder weg war als ich den Thera gewechselt habe. Letzte Woche hatten wir aber dann nach 4 Monaten wieder den 1. Durchbruch in punkto Gefühle.
Aber man darf nicht ungeduldig werden, Gefühle so nehmen wie sie kommen, akzeptieren ohne zu beurteilen (die Theorie kenne ich, in der Praxis ist es aber nicht so einfach...)
LG
Luxbordie
"Hier kommt Alex"

Du ertrinkst nicht, wenn du in den Fluss fällst - du ertrinkst nur dann, wenn du drin bleibst. Anthony Mello

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Henrike76
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Beitrag Mo., 06.05.2013, 12:07

Zunächst mal ein Lob an den, der diesen Thread erdacht hat!

Also ich komme an die Oberfläche der Gefühle dran, wenn ich mir die Lebenskarten vergegenwärtige.
Die Dinger muss mir ein Engel geschickt haben!

Obwohl ich ja eher analytisch-technisch an die Dinge rangehe.

Dort ist dann der Kontrast dargestellt, zu dem was ich früher weitgehend erlebt habe (also Ignoranz gegenüber den Bedürfnissen des kleinen Buben).

Das schmerzt dann auch manchmal, obwohl Schmerz ja auch ein Gefühl ist.

Innerlich baut es mich aber auf! Und die Dinger hängen im Auto, am PC sodass Sie mich immer daran erinnern, dass ich für mich sorgen will!


Das hilft schon ein Stück weit aus der Gefühlsleere heraus.

Und eben dass, was mich an der alten Kernfamilie stört, mache ich in der Selbsthilfegruppe zum Thema.
Die Thera kann es nicht mehr hören.

Ja und die Traumberichte schreiben für die stat. Traumatherapie!

Ein Teil der hier vorgeschlagenen Dinge kann man aber sicher auch machen wenn man nen Job hat, vlt. nur nicht so intensiv.

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