Psychotherapiemethode in Diskussion

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Eiswürfel
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Beitrag Mi., 26.12.2012, 22:55

@ Marius: Nein. Habe ich bereits oft getan (und viele andere auch). Bei deinen Ansichten setzt du voraus, dass die genannten Therapien wirken und für unterschiedliche Krankheitsbilder zuständig sind (bsp endogene Depression mit Medis und VT, reaktive mit TFP).
Diese Voraussetzung ist so jedoch nicht gerechtfertigt, siehe o.g. Link. Therapie ist glaubenssache, unter anderem auch dadurch, dass die entstandenen Therapieverfahren aus der Weltanschauung des Begründers erklärt werden kann.

Lassen wir also die VT-PA-Diskussion, die ist so sinnlos und lächerlich. Ich frage mich, wieso dieser Thread eröffnet wurde, es gibt eh zahlreiche dazu.

Nur zur Info, ich bin selbst in therapeutischer Behandlung. Was mir hilft, ist das Ausreden und verstanden zu werden. Die Richtung ist mir egal, liegen kommt nicht in Frage und billige Tricks a la Wohnung putzen in depressiven Phasen braucht sie auch nicht aufzuzählen. Es geht also nur um den Zeitfaktor, der die Therapie von einem normalen Gespräch unter Freunden unterscheidet.

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Thread-EröffnerIn
candle.
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Beitrag Mi., 26.12.2012, 22:58

Eiswürfel hat geschrieben:
Nur zur Info, ich bin selbst in therapeutischer Behandlung. Was mir hilft, ist das Ausreden und verstanden zu werden. Die Richtung ist mir egal,
Nun und was sind deine Erfolge?

candle
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Marius.
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Beitrag Do., 27.12.2012, 14:38

Hallo Eiswürfel,
ich finde deine Ansichten interessant und dein verbitterter Ton klingt so als hättest du einige schlechte Erfahrungen mit Psychotherapie gemacht.
Nur widersprichst du dir selbst. Du sagst Psychotherapie sei Glaubenssache. Dabei hast du hier selbst Klaus Grawe zitiert, der in seinen Untersuchungen eindeutig zeigte, dass Psychotherapie weit über den Placebo-Effekt hinausgeht. Ich hoffe du findest doch noch Zeit mir diesen Sachverhalt zu erklären, auch wenn du es scheinbar schon so oft getan hast.

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FiLu
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Beitrag Do., 27.12.2012, 17:35

Hallo zusammen,
ich finde den Thread gar nicht unsinnig.
Ich habe lediglich Schwierigkeiten damit Methoden zur Diskussion zu stellen. Denn das suggeriert ja, dass es für die eine Schwierigkeit nur DIE eine Methode gibt, für eine andere wiederum nur DIE Methode. Wenn hier so eine Art "Auswertung" der Methoden dabei herauskommt - dann wird es für die schwierig, die nicht so genau wissen, an welchen der diversen Therapeuten er sich denn nun mit seinem Problem zu wenden hat. Denn manchmal, so ist es meine persönliche Erfahrung, liegt z.B. hinter einer Angst vorm Zahnarzt (z.B.) eine ganz andere Schwierigkeit. Also wenn hier geschrieben wird "Angst vorm Zahnarzt" = Verhaltenstherapeut, dann muss das nicht immer zwangsläufig die Lösung für das Problem bedeuten. Dann hat man die Angst vorm Zahnarzt überwunden und die heftet sich dann ganz prima an das nächstbeste das sich anbietet und plötzlich geht man lächelnd zum Zahnarzt, traut sich aber nicht mehr in den Fahrstuhl. m.E. kann man die Methoden nicht diskutieren, wenn man die Ursachen nicht kennt.

Ich habe einige Verhaltenstherapien hinter mir, ich war in tiefenpsychologischer Therapie in einer Klinik mit diversen Zusatztherapien und bin nun in Analyse. Von allem konnte ich etwas für mich mitnehmen - am hilfreichsten für mich persönlich war die Analyse und die Zusatztherapien in der Klinik. Mein "Verhalten" ist sicherlich manchmal etwas holperig - aber ich habe, für mich, nicht das Gefühl gehabt, dass es das war, was mir die größten Schwierigkeiten bereitet hat bzw. noch bereitet.

Ein guter und einfühlsamer Therapeut.....hat nicht EINE Methode. Wenn es die gäbe, wäre das ja wunderbar....und dieses Forum leer ;O)

LG
FiLu
PS: Wenn ich`s recht überlege........ich weiß gar nicht, ob ich in Analyse bin *lach*...... Ich habe immer den Eindruck wir unterhalten uns - ich glaube, mein Thera arbeitet. Ich glaube, wenn man sich mit jemandem unterhält und das Gespräch mit einem guten und nachdenklichen Gefühl verlässt, dann ist die Methode vollkommen wumpe. Wenn man bedenkt, dass die Psychologie seinen Ursprung in der Philosophie hat - dann sollten die Gespräche auch philosophisches beinhalten finde ich. Ich lese unheimlich gerne und viel von den Philosophen - und ich habe nie zuvor soviele Fragen an mich und die Welt gehabt. Das ist gut so und davon dürften, meinem Empfinden nach, einige Therapeuten mehr in ihren Stunden einfließen lassen als sie es tatsächlich tun.
"Und dann kam der Tag, an dem es mir größere Schmerzen bereitete, eine verschlossene Knospe zu bleiben, als zu wagen, mich zur vollen Blüte zu öffnen" (Anais Nin)

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Eiswürfel
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Beitrag Do., 27.12.2012, 22:40

@ Marius: Die Unterstellung, ich hätte schlechte Erfahrung gemacht, ist auch wieder typisch. Nein, ich nehme eine Psychotherapie lediglich als Plauderstunde war, also als Möglichkeit, mich trösten zu lassen (nicht bemitleiden). Nicht als Behandlung. Diese Einstellung kam jedoch nach mehreren Therapien. Von einzelnen außergewöhnlich blöden Exemplaren abgesehen waren es 0815-Theras, manche mit klugen Gedanken, andere eher nicht. Ich muss erwähnen, dass nicht alles Langzeittherapien waren. Also diese Schlechte-Erfahrungskeule sollte man nicht zu oft auspacken. Ich habe unheilbare Krankheiten, trotzdem käme ich nicht auf die Idee zu behaupten, die Medizin hätte keine Fortschritte gemacht und Menschen nur Leid zugefügt (Missbrauch im Krieg als Folterinstrument).

Damit etwas behandelt werden kann, muss man sich einig sein, was es überhaupt ist. Doch anscheinend hat jeder Therapeut seine Lieblingsdiagnose, andere retten sich aus dem Dilemma, indem sie Diagnosen als Unwichtig bezeichnen. Das Problem, dass diese Meinungsvielfalt eher als unseriös gelten muss, bleibt unberührt.

Und erst dann sollte man sich auf die Methoden konzentrieren, wobei bei einer seriösen Behandlung natürlich keine Methode das Allheilmittel sein kann.
Insofern sind diese Methodendiskussionen im Forum eher ein Hinweis auf die Wissenschaftlichkeit von den Therapien selbst - unter Fachleuten ist sie nicht viel besser, nur mit vielen Fremdwörtern geführt natürlich.

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Marius.
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Beitrag Fr., 28.12.2012, 12:50

@Eiswürfel: meine sogenannte "Unterstellung", dass du schlechte Erfahrungen mit Psychotherapie gemacht hast, entsprang lediglich dem Versuch eines Nachvollzugs deiner offenkundig schlechten Meinung von Psychotherapie. Aber ich möchte auch gar nicht weiter mit dir über deine Erfahrungen diskutieren.
Ich weiß nicht aus welcher Eiszeit dein Würfel entstammt, aber Diagnosen sind heute nicht nur in der Medizin sehr genau. Meinungsvielfalt herrscht hier schon lange nicht mehr. Wenn du heute von Therapeut zu Therapeut tingelst kommen wahrscheinlich alle zur gleichen Diagnose, sofern deine Therapeuten nicht eigentlich schon berentet sind oder hinterm Mond leben.

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Ramonakatze
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Beitrag Fr., 28.12.2012, 13:03

Genau Marius hat die Weisheit gefressen...
Ramonakatze

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Engel22
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Beitrag Fr., 28.12.2012, 13:14

Hallo,

also ich bin immer der Meinung das Ergebis ist das Ziel und viele Wege führen nach Rom!
Entscheident ist das ich eine vertrauensvolle Verbindung zum Therapeut habe.
Und ich denke auch nicht das ein Therapeut immer stur an seiner Methode oder seiner Vorgabe festhält. Also ich empfinde es nicht als ein langhangeln an Vorgaben einer Therapiemethode sondern auf ein eingehen der jeweiligen Situation. Und da kommt auch mal ein ganz plumper Satz, für den man nicht gerade einen Therapeut hätte aufsuchen müssen.

Den jeweiligen Wert der Methode überlasse ich anderen Köpfen z.B der Krankenkasse für Ihre abrechnung. Oder den Statistikern für Ihre wahrscheinlichkeitsrechnungen.....
Ich beurteile die Therapie nach dem Erfolg oder nicht Erfolg, dem helfen oder nicht helfen.

Lg Engel22


pandas
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Beitrag Fr., 28.12.2012, 13:14

Marius. hat geschrieben: Wenn du heute von Therapeut zu Therapeut tingelst kommen wahrscheinlich alle zur gleichen Diagnose, sofern deine Therapeuten nicht eigentlich schon berentet sind oder hinterm Mond leben.
Das kann ich nicht bestätigen.

Und meine (teils ehemaligen) Therapeut_innen liegen im Alter von 35 bis 45 Jahren, eher frisch aus (Zusatz)-Ausbildungen und Supervision.

Die neue Diagnose-Vielfalt wird teils auch wieder kritisch gesehen. Es gibt wohl über 100 verschiedene Möglichkeiten, aber die meisten Psy haben nur 10 im Kopf. Was nutzt das dann?

Liegt aber auch daran, dass Diagnosen immer, auch in der Biomedizin, Hilfsmittel sind, und somit sollen sie per se dynamisch sein.

Allein deshalb wird schon aus Grundsatz immer mindestens eine Zweitmeinung empfohlen.
Meinungsvielfalt ist hier wichtig und sollte nicht negativ konnotiert werden.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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sandrin
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Beitrag Fr., 28.12.2012, 13:21

Frag zehn Therapeuten und du kriegst zehn verschiedene Diagnosen, die von einer absolut harmlosen vorübergehenden Störung bis zu einer Persönlichkeitsstörung reichen. Hab ich selbst erlebt.


pandas
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Beitrag Fr., 28.12.2012, 13:27

Ach ja, ich hatte mal bei meinem letzten Vorgesprächelauf (vor anderthalb Jahren) einen TP-Therapeuten im Fahrwasser, der sagte, er möchte sich für den Antrag mit meiner ehemaligen Therapeutin (vor 8 Jahren) absprechen. Deshalb solle ich sie doch mal schnell schriftlich (ihn ausgehändigt) komplett von der Schweigepflicht befreien,
ich: Huch?
Er dann, ja, nun, die Anträge + Diagnosen werden ja immer so geschrieben, dass sie von der KK abgesegnet werden.
Er möchte mir ja (nach den üblichen 5 Vorgesprächen!) nicht "aus Versehen" eine andere Diagnose etc. geben als die Vor-Therapeutin. Würde ja dumm aussehen vor der KK. Und wäre ja mein Interesse, ich wolle doch eine neue Therapie bewilligt haben.
So geht das also, mit der neuen Einheitlichkeit der Diagnosen.
Ich habe dann das Fahrwasser dieses Therapeuten schockiert verlassen.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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sandrin
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Beitrag Fr., 28.12.2012, 13:43

Ohne Worte - echt.

Was ich aber schon sagen muss ist, dass ich es für fast ausgeschlossen halte, auf fünf Gespräche einen Patienten und seine Dynamik so zu durchdringen, dass es auch nur ansatzweise seiner gerecht wird. Insofern ist das ganze System Käse.


pandas
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Beitrag Fr., 28.12.2012, 13:56

In der Regel gibt es ja deshalb mittlerweile die Möglichkeit, eine Kurzzeittherapie von 25 Stdn durchzuführen, für die die KK eben keine exakte Diagnose und gar keinen Bio-Bericht möchte.
Es ist ja nur so, dass sich ein Teil der "großen" Kritik an dem Psychologie-Wesen auf der unterschiedlichen Diagnose-erstellung begründet hat (Bsp: heiß diskutiertes Rosenfeld-Experiment, heute noch ein Klassiker für jede Debatte).
Da ist es m.E. aber der falsche Weg, zu versuchen vorzugaukeln, dass "mittlerweile" fast jeder Therapeut beim selben Patient zu denselben Diagnosen kommt.
Diagnosen sind und bleiben Hilfsmittel, im Vordergrund steht doch der Leidensdruck etc.
Mit der Kurzzeittherapie hat das Versicherungswesen ja den Therapeuten die Hand gereicht, natürlich gibt es auch wieder auf anderen Weg, Versuche, zu beschneiden, z.B. am Höchstkontigent.
Das gefällt den Therapeuten natürlich nicht - dennoch sollten sie sehen, dass nur mehr Ehrlichkeit über die Stärken und Schwächen ihrer Fachkunst allen etwas bringen kann ....
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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Eiswürfel
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Beitrag Fr., 28.12.2012, 14:49

@ Marius: Wer behauptet, die Diagnosen seien einheitlich, der zeigt ohnehin nur, wie viel Ahnung er von der Materie hat, über die er zu diskutieren vorgibt.
@ Biber: Klar gibt es auch in der Biomedizin Scharlatane, Falschdiagnosen, uvm. Jedoch ist eine Unsicherheit etwas anderes als die Meinungsvielfalt, die ich meine. Die, wo jede Therapierichtung eine eigene Pathologie hat, eine eigene Auffassung von Traumata, etc.

@ Engel2: Halte ich für sehr vernünftig, den Therapieerfolg subjektiv zu messen. Nur ist das zu subjektiv, um darüber diskutieren zu können. Von daher finde ich schon, dass etwas Messbares da sein muss. Schließlich wird der Therapeut ja auch für Leistung bezahlt und nicht dafür, dass der Patient glaubt, es gehe ihm gut.


pandas
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Beitrag Fr., 28.12.2012, 14:54

@ Eiswürfel

Ich habe ja nicht gerade von Falschdiagnosen, Scharlatanen etc. gesprochen -

ich meinte, eine Meinungsvielfalt gehört zu Biomedizin und Psychologie wie das Salz zum Leben.

Das trifft m.e. ohnehin auf alle Bereiche des Lebens zu,
deswegen finde ich auch die gesetzliche Meinungsfreiheit toll, in der Hoffnung, dass sie Extremismus nicht nur zulässt, sondern ihm gleichzeitig auch wieder alle Kraft nimmt.

Deshalb ist es ja auch ein Weg aus Therapie-Dilemma, dass Therapie heute zu 95 % freiwillig ist - niemand muss sich einer Methode, Diagnose etc. ohne freien Willen aussetzen.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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