Psychoanalyse: irgendwie anfangen?

Hier können Sie Ihre Fragen rund um die Rahmenbedingungen von Psychotherapie (Methoden, Ablauf usw.) anbringen.
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sandrin
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Beitrag Mo., 27.02.2012, 15:39

Oh, das weckt Erinnerungen. Das Problem hatte ich die ganze Analyse hindurch. Das war und ist z. B. ein Aspekt, der mir bei der PA nicht gefällt, weil ich einfach denke, dass einem Therapeuten auch kein Zacken aus der Krone fällt, wenn er das Gespräch mal beginnt. Und dass das dann dem Therapieerfolg abträglich sein soll, naja. Schon klar, wenn der Thera das ganze Gespräch dominiert, ist das nix. Aber die Anfänge waren bei mir immer der Horror. Das hatte sich sogar mal so zugespitzt, dass ich mal die Probe aufs Exempel gemacht habe und einfach konsequent nichts gesagt habe. Nach zehn Minuten kam dann der Satz "Was macht es Ihnen so schwer, etwas zu sagen?".
Ich beziehe mich hier ausdrücklich nicht darauf, dass der Thera das Thema vorgeben soll. Aber ein "Wie geht es Ihnen? Was geht/ging Ihnen durch den Kopf?" reicht als Warming up ja auch schon.
Aber ich würd es auf jeden Fall ansprechen.

Sandrin

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leberblümchen
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Beitrag Mo., 27.02.2012, 15:50

Und was hast du geantwortet, als er dich das gefragt hat? War es dir nicht möglich, das anzusprechen? Ich hätte dann vielleicht einfach gesagt: "Ich wollte nur mal gucken, was passiert". Ich hab heute auch gefragt: "Was würden Sie machen, wenn ich mal nichts sage? Würden Sie dann etwas fragen?" (wobei mir immer noch nicht klar ist, ob es sich überhaupt um so was wie eine Analyse handelt, aber das ist ein anderes Thema). Er meinte, dass er dann etwas ansprechen würde. Das hat mich erleichtert. Bei uns gibt es auch mal Pausen zwischendurch, aber ich glaube, das ist, damit ich überlegen kann, ob mir zu dem eben Besprochenen noch was einfällt. Im Alltag ist es ja oft so, dass Gesprächspausen als hinderlich gesehen werden und dann krampfhaft überbrückt werden müssen. Ich finde es in der Therapie ganz gut, dass das da nicht so ist, sondern dass wir beide überlegen können.

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schmetterling.1983
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Beitrag Mo., 27.02.2012, 15:56

titus2 hat geschrieben:Mein Ritual war / ist immer: "Ich weiß nicht, was ich sagen soll".
, das kenne ich und noch immer, weil zu beginn sofort an die "heißen Sachen" gehen kann ich oft nicht.
DU könntest wirklich mit etwas aus deinem Alltag beginnen, eine lustige oder schwierige Situation, ...? Manchmal hilft es anzukommen.
Ich finde aber schon, dass man sich eine Vorstellung machen kann was man in der Stunde thematisieren will. Du hast ja dann noch immer die "freie Wahl" dich intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen oder dem, was es in dem Moment schwerpunktmäßig überlagert Raum zu geben.

Vielleicht klingt freies Assoziieren so sehr nach "ich liege da und all die Probleme tauchen wie durch ein Wunder in einem geordnenen Gedankenstrang vor mir auf und ich kann davon berichten", aber ich finde so ist es gar nicht. Eher ein viell. erst mal unkoordiniertes "ich blicke in jedes Zimmer in mir uns schau mal wo es gerad am besten passt etwas anzugreifen, was mich anspricht in die Hand genommen zu werden um etwas zu ändern".
Schön ist eigentlich alles, wenn man es mit Liebe betrachtet.
Christian Morgenstern

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sandrin
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Beitrag Mo., 27.02.2012, 17:00

@ titus: Ich hatte das Problem ja bereits vorher angesprochen, aber sie war da einfach kompromisslos.
Geantwortet habe ich auf DIESE Frage überhaupt nicht, ich hab ihr nur gesagt, dass ich das als doch recht einseitige und unnatürliche Kommunikation empfinde, wenn es ein Gesetz sein soll, dass ich anfangen muss. Was soll ich sagen? Ich hatte auch 50 Minuten Schweigen durchgehalten
Achja, was die Schweigpausen zwischendrin anbelangt, da kam der Spruch, dass da völlig in Ordnung sei : Manchmal sprechen wir miteinander, manchmal schweigen wir miteinander. Das waren ihre Worte.

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leberblümchen
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Beitrag Mo., 27.02.2012, 17:01

"Ich hatte auch 50 Minuten Schweigen durchgehalten" hört sich nach einem Machtkampf an, finde ich. Bei mir ist es (noch?) so, dass ich über jede Sekunde Aufmerksamkeit froh bin

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sandrin
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Beitrag Mo., 27.02.2012, 17:44

Ja, war auch ein Machtkampf. Gebe ich offen und ehrlich zu. Aber gerade bei einer so vertrauensvollen Angelegenheit wie Therapie ist es mir schon wichtig, dass man mich als Kommunikationspartner behandelt und nicht irgendwelche Techniken an mir anwendet. So würde man doch nie mit einem Bekannten/Freund kommunizieren. Und gerade in meiner Therapie wurde auf den Übertragungsaspekt immer so rumgehackt. Die psychotherapeutische Beziehung wurde immer als der reale Spiegel meiner Beziehung dargestellt. Wenn aber einer am Anfang IMMER beharrlich schweigt, hat das schwerlich was mit einer realistischen Beziehung zu tun.
Insofern war der kleine Machtkampf durchaus gewollt und hatte auch die entsprechende Wirkung

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Tristezza
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Beitrag Mo., 27.02.2012, 18:40

Eine Möglichkeit in der Analyse anzufangen ist einfach zu sagen, wie man sich gerade fühlt. Habe ich schon öfter gemacht, z.B.: Ich bin gerade sehr nervös ... oder auch: Mein Körper fühlt sich gerade so kraftlos an. Das ist sicher leichter im Liegen, wo man sich besser auf sich und das momentane (Körper)Gefühl konzentrieren kann. Auf jeden Fall kommt man dann ziemlich schnell zur Sache, meine Analytikerin sagt dann auch meistens gleich was dazu.


leberblümchen
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Beitrag Mo., 27.02.2012, 19:01

Sandrin, wie meinst du das mit den Techniken? Ich meine, wenn man ehrlich ist, dann sind es doch durchaus die Techniken, die zum Gelingen der Therapie beitragen, oder? Das ist doch schon mehr als ein nettes gemeinsames Plauderstündchen, meine ich. Ich bin davon überzeugt, dass letztendlich alles, was wir dort besprechen und die Art und Weise, WIE wir es besprechen, irgendwie mit den Techniken zu tun hat.

Der Witz ist nur, dass ich das in der Stunde nicht so empfinden möchte, als würde an mir eine Technik angewendet werden Ich möchte, dass es sich so anfühlt wie ein 'richtiges' vertrautes Gespräch; was da sozusagen hinter den Kulissen passiert, will ich in dem Moment nicht wissen. Das ist theoretisch wahnsinnig interessant, aber ich will, wenn ich da sitze, nicht spüren, dass das, was er sagt, einen technischen Hintergrund hat. Und das gelingt ihm sehr gut!

Trotzdem weiß ich natürlich, dass alles irgendwie gesteuert wird, werden kann. So eine Beziehung hat ja immer zwei Seiten: Einerseits sitzen da zwei Menschen, und andererseits nehmen diese Menschen auch bestimmte Rollen ein.

In Bezug auf das Schweigen hieße das für mich, dass es schwierig wäre, wenn ich das Gefühl hätte, dass mein Therapeut mir mit diesem Schweigen irgendwas demonstrieren möchte.

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sandrin
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Beitrag Mo., 27.02.2012, 19:12

Mir ist schon auch klar, dass es eine gefakte Beziehung ist, wenn man so möchte. Aber es gibt für mich dennoch gewisse Kommunikationsmuster, die ich persönlich eingehalten haben möchte. Dazu gehört eben, dass ICH es als unangenehm empfinde, wenn ich mich nach einer bereits schweigsamen Begrüßung hinsetze und dann von meiner Therapeutin wartend und schweigend angestarrt werde.

Sie hat mir das dann schon erklärt, dass es ja meine Stunde sei und es wichtig wäre, dass ich das Thema bestimme. Aber in Wirklichkeit geht es doch nicht darum, dass jemand das Thema bestimmt. Man kann ja die Eröffnung eines Gespräches ja auch so gestalten, dass man den anderen nicht in einen Richtung lenkt. Machen wir in der Schule auch, wenn wir die Schüler zum freien Erarbeiten von Inhalten führen wollen. Da reicht oft schon ein Impuls oder manchmal sogar ein nonverbaler Ausdruck.


leberblümchen
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Beitrag Mo., 27.02.2012, 19:36

Glücklicherweise passiert das bei mir auch gerade, dass er mir die ersten Worte immer abnimmt. Dabei geht es gar nicht so sehr darum, das Thema vorzugeben, sondern vermutlich eher darum, dass ich nicht wieder mit meiner 'Standard-Eröffnung' anfange. Ich finde das sehr angenehm.

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Osa
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Beitrag Mo., 27.02.2012, 21:32

@Sandrin
sandrin hat geschrieben:[...] wenn ich mich nach einer bereits schweigsamen Begrüßung hinsetze und dann von meiner Therapeutin wartend und schweigend angestarrt werde.
Darf ich nachfragen, was du mit schweigsamer Begrüßung meinst?
Hat die Analytikerin dir bereits grußlos die Tür geöffnet?
Das hätte ich wohl auch als schwierig empfunden, wenn der Übergang von der Außenwelt in das Therapiesetting so abrupt abläuft.


pandas
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Beitrag Mi., 29.02.2012, 11:41

sandrin hat geschrieben:Aber ein "Wie geht es Ihnen? Was geht/ging Ihnen durch den Kopf?" reicht als Warming up ja auch schon.
Aber ich würd es auf jeden Fall ansprechen.
"Wie geht es Ihnen?" gerade am Anfang ist wahrscheinlich schwierig, weil es kulturell zu sehr eine Alltagsfloskel ist.

Zweiteres, "Was geht Ihnen durch den Kopf?" sagt mein Analytiker schon, wenn ich eher zu Beginn eine Schweigepause habe.
Oder auch später, "Welche Gefühle sind da?"

Insgesamt kann man doch auch ansprechen, wenn der Analytiker einem zu wenig sagt. Daraus kann sich ergeben, dass sich das ändert.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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carö
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Beitrag Mi., 29.02.2012, 12:09

biber hat geschrieben:"Wie geht es Ihnen?" gerade am Anfang ist wahrscheinlich schwierig, weil es kulturell zu sehr eine Alltagsfloskel ist.
ja also ich bin auf sowas ja ziemlich allergisch. da sieht man mal wieder wie extrem individuell das alles ist.
ich hatte auch immer probleme, in ein gepräch reinzukommen... hab das aber nicht so sehr an der fehlenden frage zu beginn festgemacht.

in meiner ersten therapie bei nem VT zB wurde immer mit einem "wie geht´s ihnen" von seiten des theras begonnen. DAS hab ich tatsächlich als floskel empfunden und es half mir nicht wirklich. hab dann meistens gesagt "naja geht so".. das wars dann wieder. doll. dann hat er mich auch immer mal wieder gefragt, wie denn meine woche war oder was seit der letzen sitzung passiert wäre, was letztlich dazu führte, dass ich oft eine art protokoll abgab über die woche aber nicht unbedingt erzählt hab, wie sehr es mich angekotzt hat, dass ich mal wieder warten musste, weil er die stunde überzogen hatte... nur als beispiel ..

insofern hat er mir persönlich zu stark gelenkt... mich also eher weggelenkt von mir. nur war mir das damals nicht so bewusst...
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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sandrin
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Beitrag Mi., 29.02.2012, 16:15

Vielleicht sollte ich noch ergänzen, dass ja auch die Mimik etwas dazu beigetragen hat, dass ich mich irgendwie verschaukelt fühlte. Ich kann z. B. auch schweigend vor jemanden sitzen und ihn aber anlächeln und dadurch signalisieren, dass ich gespannt bin, auf das, was er zu berichten hat. Wenn ich aber mit psychoanalytisch starrer Miene dasitze und darauf warte, dass der gestörte Patient endlich sein Innerstes nach außen kehrt und das Ganze dann noch als authentische Beziehung/Kommunikation verkaufe, wird es bei mir schwierig ...

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Thread-EröffnerIn
firstsight
sporadischer Gast
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Beitrag Fr., 02.03.2012, 13:25

freie Assoziation: ich glaube, ich weiß immer noch nicht GENAU was das ist. kann mir bitte jemand ein Beispiel geben?

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