Ohne Worte

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autumnflower
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Beiträge: 358

Beitrag Di., 21.09.2010, 21:27

Hallo hawi,
mal wieder so ein schöner Beitrag von Dir!

Als ich den Thread eröffnete, war ich mir gar nicht so bewusst über die vielen Facetten der Wortlosigkeit: Weil man jedes Wort für sinnlos hält, weil man des Redens müde ist, weil man sich missverstanden fühlt, weil man seine Gedanken für zu komplex hält, weil man nicht das passende Wort findet. Ich kenne all diese Varianten.
Das, weil ich hier gelesen habe und nicht recht weiß, ob es bei dir überhaupt darum geht, etwas ausdrücken zu wollen, ob es nicht eher umgekehrt ist: du möchtest gar keine Worte haben, schon gar nicht für andere, weil die sie dann nicht Wert schätzen, für nicht so wertvoll halten, wie du es gern hättest. Denn wenn das so wäre, wenn du deshalb ohne Worte bist, dann geht „Worte finden“ schon deshalb nicht, weil du eigentlich nicht willst, weil du lieber stumm bleiben möchtest.
Aus dieser Perspektive habe ich es bislang noch gar nicht betrachtet. Inwieweit ich Wertschätzung anderer erwarte, kann ich Dir auf Anhieb gar nicht beantworten. Darüber mache ich mir Gedanken. Erstmal würde ich sagen, dass ich diese Situation kenne in der Form, dass ich alles in meine Worte stecke und der andere mich trotzdem nicht versteht - ob das ein Grund für Wortlosigkeit ist, bestimmt, aber es ist eine andere Form, in anderen Situationen, aus anderen Gründen als die Wortlosigkeit mit der das Gefühl der Sinnlosigkeit einhergeht und die ich im ersten Beitrag beschrieb. (oder meintest Du das anders?) Das spielt sich natürlich alles „nur“ auf der Ebene meines Bewusstseins ab, so dass alles reine Spekulation ist und ich bin gut darin, solche Zustände, wenn ich nicht drin stecke, schnell zu vergessen und zu rationalisieren, vermutlich aus Angst, mal wieder, denn ich befürchte, dass es vielleicht Angst ist, die sich in Form dieser Wortlosigkeit bemerkbar oder sichtbar macht - sie tritt nämlich hauptsächlich in Erscheinung, wenn ich mich unter Druck fühle, etwas leisten muss, mich überfordert fühle und nicht ausweichen oder aufschieben kann. Vielleicht ist es eine Strategie, mit dem Druck umzugehen oder aufgrund von Reizüberflutung. Diese Dünnhäutigkeit, die Du, Blaubaum, angesprochen hast, passt gut dazu, so erlebe ich mich, als zu dünnhäutig.

Puuh, ganz schön viel Worte für das Thema Wortlos.

Grüße
autumnflower

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hawi
[nicht mehr wegzudenken]
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männlich/male, 61
Beiträge: 2679

Beitrag Mi., 22.09.2010, 11:57

Hallo autumnflower,

danke für die Blumen
autumnflower hat geschrieben: ... denn ich befürchte, dass es vielleicht Angst ist, die sich in Form dieser Wortlosigkeit bemerkbar oder sichtbar macht - sie tritt nämlich hauptsächlich in Erscheinung, wenn ich mich unter Druck fühle, etwas leisten muss, mich überfordert fühle und nicht ausweichen oder aufschieben kann. Vielleicht ist es eine Strategie, mit dem Druck umzugehen oder aufgrund von Reizüberflutung. Diese Dünnhäutigkeit, die Du, Blaubaum, angesprochen hast, passt gut dazu, so erlebe ich mich, als zu dünnhäutig.
Auch wenn ich das selbst so eher weniger kenne, bzw. bislang an mir bemerkt habe, Überforderung, Leistungsdruck, kann ich mir sehr gut als Grund für zumindest gefühlte, gedachte Wortlosigkeit vorstellen. Mindestens das Gefühl, wenn nicht die Tatsache, vor lauter Anforderungen, Leistungserwartungen, Stress irgendwie gar nichts mehr zu können, auf die Reihe zu kriegen, das dürften doch viele kennen. Diese Art Blockade, Ohnmacht, dieser hektische Stillstand, als Gefühl, aber auch als Tatsache. Ich stell mir das als ganz natürlichen Überlastungsschutz vor, diese innere Verweigerung, mindestens ja ein Runterschalten, wenn nicht gar ein völliges Ausschalten. Dünnhäutig?! Ja mag sein, trotzdem in diesem Fall eins, das denke ich ganz gut ist, weil es in diesem Fall was Schützendes ist, einen bewahrt, davor warnt, „kaputt zu gehen“, „sich kaputt zu machen“.

LG hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell

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