Angste und Zweifel in meiner Therapie

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Quercus
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Beitrag Mo., 14.09.2009, 12:47

sternregen hat geschrieben:

Noch eine Frage zu meinem Verständnis: Wer sagt sonst, dass der Fehler bei dir liegt?
Früher waren das, egal was vorgefallen war, meine Eltern, mein Bruder. Heute manchmal mein Partner, manche Freunde und in erster Linie ich selber.
Mein Thera hat das nie gesagt.
Willkommen im Club! Bei mir war es genauso ! Egal was vorgefallen war meine Eltern und mein Bruder haben mir erfolgreich eingeredet das ich anallem Schuld bin.
Ich habe lange, lange Therapie gebraucht, um mich daraus zu befreien.

Es gibt genug Leute, meist narzisstisch veranlagt, die Meister darin sind alle Schuld anderen zuzuweisen (dein Chef scheint so gestrickt zu sein). Und wenn man in der Kindheit der Sündenbock war, dann übernimmt man auch automatisch später sie Rolle.
Das dein Chef so ausrastet, wenn der "Sündenbock" sich plötzlich wehrt, ist völlig normal. Aber für uns "Sündenböcke" sehr angstbesetzt. Wahrscheinlich will dich dein Therapeut deshalb daraus holen und krankschreiben.

Aber ich denke du kannst ihm vertrauen, ich glaube auch nicht, dass er dich jetzt hängenlässt. Vielleicht ist es auch, dass du dir garnicht vorstellen kannst, dass der Therapeut, dir überhaupt keinen Schuld gibt und das in Ordnung ist.

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Elena
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Beitrag Mo., 14.09.2009, 18:06

SandyP. hat geschrieben:Ich denke, Elena hat recht, wenn sie schreibt, dass viele Therapeuten vor Berufsthemen davonrennen, v.a. solche Themen, in denen es um den Kontakt mit sehr vielen Menschen zur gleichen Zeit geht. WElcher Therapeut kann sich dazu schon aus eigener Erfahrung äußern?
Richtig, zumal sie ja von der Ausbildung und ihrem Tätigkeitsbereich her ein ganz anderes Arbeitsfeld haben. Es geht bei ihnen um die Person, aber nicht darum, wie sich diese im System zurechtfindet bzw. wie das System strukturiert ist, damit Mobbing einen guten Nährboden darstellt.
Sich selber als Mobbingopfer zu sehen ist erst mal eine Überwindung, da die althergebrachte Meinung noch immer in den Köpfen grasiert, dass der Betroffene die alleinige Schuld trägt. Dies stimmt jedoch nicht, Mobbing kann jeden treffen, egal, welche Persönlichkeitstruktur er mitbringt. Es spielen noch ganz viel andere Komponenten gravierende Rollen.

LG Elena

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sternregen
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Beitrag Mo., 14.09.2009, 18:44

Ich denke immer noch über Elenas Aussage nach, berufliche Dinge nicht in der Thera zu besprechen. Dabei frage ich mich, warum ich mir da so viele Gedanken machen. Vielleicht weil ich mir sowieso viele Gedanken mache, wie meine Thera abläuft, ob sie überhaupt richtig läuft. Unsere Beziehung war bisher jedenfalls noch nie Thema. Aber evtl. liegt es auch an der Form VT.
SandyP:
Auch ich hadere mit meiner beruflichen Situation …
Schön, nicht für dich, aber für mich, zu wissen, dass ich hier mit solchen Problemen nicht ganz alleine stehe.
SandyP
Interessant wäre es doch herauszufinden, ob du dich häufiger mit Liebesentzug und einem Gefühl des Ausgeschlossenseins bestraft fühlst, wenn es um Konflikte mit Menschen geht. Warum haut dich das so um?
Ja das ist allerdings interessant zu betrachten. Ich frage mich selber oft, warum mir das so Nahe geht. Meine Gedanken dazu sind, dass ich im Grunde konfliktscheu bin. Dabei kann ich durchaus ironisch oder sarkastisch sein. Aber nie so, dass ich ganz ehrlich auf den Punkt bringe was mich stört, weder beruflich noch privat. Hinter dieser Ironie steckt sehr viel Angst, vor dem Konflikt, möglicher Ablehnung und diese dann auch auszuhalten.
Quercus
Zunächst herzlichen Glückwunsch, dass du es geschafft hast dich gegen deinen Chef abzugrenzen !
Danke dafür, Quercus. Stimmt schon für einen Moment hat sich alles richtig angefühlt. Ich war selber stolz, dass ich trotz aller Abhängigkeit (er ist der Geldgeber) und Angst meinen Standpunkt vertreten habe. Es war neu für mich. Aber trotzdem hat dieses Gefühl nicht so lange angehalten. Ich neige dazu, schnell einzuknicken und mich immer wieder zu fragen, ob es nicht besser gewesen wäre, einfach nichts zu sagen. Denn Fakt ist, wäre ich ruhig geblieben, wäre ich jetzt nicht da, wo ich bin. Das könnte man auch positiv auslegen, von wegen Fortschritt in der Therapie und so, aber ich meine die andere Seite. Hätte ich nichts gesagt, hätte er sich nicht so massiv aufgeregt und ich wäre jetzt nicht an dem Punkt, mich zu fragen, wo ich hin will, wie ich weiter arbeiten werde und ob ich überhaupt dort weiter arbeiten darf. Ganz viel „HÄTTE“ – ich weiß.
Quercus
Deshalb verstehe ich auch die Reaktion deines Theras. Sich gegen Mobbing zu wehren braucht viel, viel Kraft auch für psychisch gesunde Menschen.
So ähnlich hatte es ja auch Stern formuliert. Das war für mich ein ganz neuer Gedankengang. Ich muss zu geben einer der mir gefällt. Ich weiß auch nicht, im Anschluss an meine Stunde habe ich mich immer wieder gefragt, warum mein Thera genau SO reagiert hat. Diese Reaktion war ganz neu und unerwartet. Aber das habe ich ja schon geschrieben.
Stern
Kopfmäßig scheint es dir ja klar zu sein...
Das stimmt, gefühlsmäßig liegt dafür einiges im Argen.
Stern
Aus meiner Erfahrung heraus sehe ich in einem Kompetenztraining nur einen eingeschränkten Nutzen …
Hm, allerdings da muss ich tatsächlich drüber nachdenken. Abgesehen davon, dass ich Rollenspiele jeglicher Art „hasse“, war ich tatsächlich am Überlegen, ob ich das mal probieren sollte. Ich frag einfach noch mal genauer nach … irgendwas bringen sollte das ganze ja schon. Ach, ich weiß auch nicht …
Quercus
Willkommen im Club! Bei mir war es genauso !
Und was für ein schöner Club. Ich könnte da auch noch viel zu schreiben. Zumindest hat dieser Club es geschafft, dass ich das ganze Thema rund um Schuld schön verinnerlicht habe und ich bei jedem auch noch so kleinem Konflikt, damit zu kämpfen habe.

Und daher hast du vollkommen recht damit, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass mein Therapeut mir (auch nicht im Geheimen) keine Schuld gibt. Es ist mir total fremd.

LG Sternregen

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stern
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Beitrag Mo., 14.09.2009, 19:10

sternregen hat geschrieben:Abgesehen davon, dass ich Rollenspiele jeglicher Art „hasse“, war ich tatsächlich am Überlegen, ob ich das mal probieren sollte. Ich frag einfach noch mal genauer nach … irgendwas bringen sollte das ganze ja schon. Ach, ich weiß auch nicht …
Na, bringen wird es schon etwas... wenn du es also probieren willst, dann nur Mut. Nur weiß ich von mir, dass mir manchmal ausgesprochen die Emotionen im Weg stehen, sprich: Wenn bspw. Schuldgefühle durchschlagen, kann mein Verhalten eine anderes sein als wenn ich mich z.B. ärgere (und wenn ich noch so sozial kompetent sein sollte). Und auf dem Tripp, ich habe etwas falsch gemacht, ist man umso eher, wenn einem das häufiger eingeimpft wurde. Insofern dürfte es allein nicht mit einem Kompetenztraining getan sein, vgl.:
Zumindest hat dieser Club es geschafft, dass ich das ganze Thema rund um Schuld schön verinnerlicht habe und ich bei jedem auch noch so kleinem Konflikt, damit zu kämpfen habe.
Denn wenn du dich schuldig fühlst, wirst du dich eh eher nicht zur Wehr setzen... außer du weißt zumindest kopfmäßig, dass dem nicht so ist... und der Kopf dann stärker ist.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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sternregen
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Beitrag Di., 22.09.2009, 09:10

Gestern hatte ich meine Stunde. Sie ist mehr wie seltsam verlaufen. Ich versuch das mal für mich zu sortieren.

Ich bin direkt von der Arbeit gekommen, da ich einen angenehmen Arbeitstag hatte, das Wochenende mit eine Freundin ganz relaxt im Schwarzwald verbracht habe, habe ich mich gut gelaunt zu ihm auf den Weg gemacht. Ja, ich war wirklich guter Stimmung, hab mich sogar ein wenig auf die Stunde gefreut und war gleichzeitig doch nervös, weil ich so gar nichts wusste, was ich ihm erzählen sollte. Also bin ich völlig unvorbereitet, ohne ein bestimmtes Thema in die Stunde.

Er mich also gefragt wie wir weiter machen. Ich sagte, dass es mir egal sei. Er: Ob er jetzt die Richtung bestimmen solle? Ja, ich wollte das er sagt, wie wir weiter arbeiten. Dabei hätte ich da schon hellhörig werden sollen. Immerhin sagte er mir schon mal, dass ich den Weg vorgäbe und nicht er.

Gut, ich habe ihn dann von einer Situation mit meiner Freundin erzählt. Ich hab da allerdings sehr lachen müssen, weil es mir peinlich war, weil es sich für mich lächerlich angefühlt hat, weil ich es irgendwie auch nicht als so wichtig erachtet habe.
Daraufhin haben wir dann versucht, mit einem in einer Situation vorherrschenden Gefühl und dem inneren Kind (was ich ganz heftig ablehne) zu arbeiten. Schon bei der ersten Frage meines Theras habe ich gesagt, dass es heute einfach nicht geht.

Tja, und dann ist alles irgendwie gekippt. Er sagte zu mir, dass ich ihn im Nebel stehen lassen würde. Das er keine Lust mehr hätte im Dunkeln zu stochern. Das er nicht mehr nachfragen wird, entweder ich hätte ein Anliegen, über das wir auch sprechen oder aber unsere Sitzung wäre nach fünf Minuten vorbei. Er hat vorgeschlagen unsere Treffen zeitlich weiter auseinander zu ziehen – z. B. nur noch alle vier Wochen.

Ich habe ihm geantwortet, dass es mir sehr schwer fällt zu sprechen. Dass ich oft wirklich nicht weiß, worüber ich sprechen soll. Ich habe ihm aber nicht gesagt, dass ich eben oft schon denke, dass ich dieses oder jenes gar nicht ansprechen muss, weil ich dazu eh nur abgefertig werde. Z. B. habe ich mal versucht ihm näher zubringen, wie schwer es mir fällt, mich an meine Kindheit zu erinnern. Ich habe gegenüber anderen immer alles so dargestellt, als hätte ich eine ganz tolle Familie, so viele Jahre, dass ich es fast schon selbst geglaubt habe. Damals meinte er zu mir, dass es wohl so wie bei jedem sei, es gäbe gute und schlechte Erinnerung. Ok, dass stimmt. Aber ich habe mich trotzdem total blöd gefühlt und gedacht, dass ich für diese schlaue Erkenntnis nicht kommen bräuchte. Gesagt habe ich aber nichts!

Jedenfalls war ich gestern nach der Stunde wie erschlagen. Ich habe mich wie rausgeschmissen gefühlt, entweder erzähl ich wie eine Wilde oder ich kann wegbleiben. Und irgendwie habe ich ganz heftig weinen müssen, von der guten Laune keine Spur. Ich möchte nicht nur alle vier Wochen kommen, aber ich möchte auch nicht den Druck haben, immer was erzählen zu müssen. Vielleicht bin ich ja tatsächlich zu gesund für eine Therapie.
Traurige Grüße …
sternregen

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estelle
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Beitrag Di., 22.09.2009, 09:17

Hallo sternregen,
das ist ja sehr schade, hört sich so an als wenn da irgendwelche Minderwertigkeitskomplexe des
Therapeuten durchkommen!
Grüße,
Violetta.

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stern
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Beitrag Di., 22.09.2009, 11:33

Das er keine Lust mehr hätte im Dunkeln zu stochern.
Hm, dass er dich damit aus der Reserve locken wollte?

Zumindest hörte ich (eher anfangs) ähnliches mal von meinem alten Thera, der mich dann auch darüber aufklärte, warum er so reagierte... vielleicht auch, weil mich das per se ziemlich mitnahm... und zunächst eher gegenteiliges bewirkte. Allerdings war Provokation auch eher ein Schritt nach manch anderen, die bei mir nicht so recht fruchteten. Danach wurde es auch besser, auch nachdem ich versuchte zu erklären, warum mir das so schwer gefallen ist/fällt. Er kam mir dann damit entgegen, dass er sich bemühe etwas geduldiger zu sein, was seinen Worten nach auch nicht immer seine Stärke sei. Und ich bemühte mich auch um Änderung. Aber natürlich lässt es sich nicht ohne weiteres von meinen auf deine Erfahrungen schließen!

Bei mir war es allerdings eher nicht so, dass ich nicht gewüsst hätte, was ich erzählen könnte... sondern eher so, dass ich mich nicht so recht traute mit manchem rauszurücken. Was schätzt du bei dir als den Grund ein? Mittlerweile habe ich damit eigentlich keine Schwierigkeiten mehr... vielleicht sogar im Gegenteil: Dass ich teils aufpassen muss nicht zu sehr in die Tiefe zu erzählen, was ich danach oder währenddessen nicht ohne weiteres "wegstecken" kann... womit ich schon einschlägige Erfahrungen machte ... und wobei ich auch den Eindruck habe, meine jetzige Thera achtet darauf auch etwas von sich aus (falls ich das [noch] nicht so recht merke), dass es too much (für mich) werden könnte.

Was es in dir auslöste würde ich versuchen an deiner Stelle nicht unter den Teppich zu kehren... und dass es darum geht, dass du zukünftig wie eine Wilde erzählst, gehst es vermutlich auch nicht. Sondern vermutlich eher darum, dass er nicht der Hauptinitiator und Hellseher sein will und kann. Bei mir war es damals zugegebenermaßen schon eher so, dass ich mich teils wirklich etwas um die heißen Breie schlich. Aber was soll's: Es ging damals eben noch nicht anders (was auch mein damaliger Thera anerkannte... insbes. auch dass ich mich dafür nicht nachträglich "fertig mache", sondern das mittlerweile so sehe).
Liebe Grüße
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Quercus
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Beitrag Di., 22.09.2009, 18:56

Hallo sternenregen,
Informiere dich doch mal genau über den Unterschied zwischen Verhaltenstherapie und tiefenpsychologischer Gesprächstherapie. Ich habe auch zuerste eine Vt gemacht, weil ich nicht wirklich in meiner Kindheit rumwühlen wollte. Mir kam es dann aber vor, dass ich irgendwie nur an der Oberfläsche kratze. Irgendwann habe ich spontan zu Hause eine kleine Geschichte über meine Mutter, wie ich sie als Kind erlebt habe, aufgeschrieben. Dann habe ich meinen ganzen Mut zusammengenommen und die Geschichte dem thera vorgelesen. Die Reaktion war gleich null. Ich dachte es interessiert ihn nicht. Heute weiß ich, das da nicht unbedingt der Schwerpunkt der VT liegt.
sternregen hat geschrieben:Ich habe ihm geantwortet, dass es mir sehr schwer fällt zu sprechen. Dass ich oft wirklich nicht weiß, worüber ich sprechen soll. Ich habe ihm aber nicht gesagt, dass ich eben oft schon denke, dass ich dieses oder jenes gar nicht ansprechen muss, weil ich dazu eh nur abgefertig werde. Z. B. habe ich mal versucht ihm näher zubringen, wie schwer es mir fällt, mich an meine Kindheit zu erinnern. Ich habe gegenüber anderen immer alles so dargestellt, als hätte ich eine ganz tolle Familie, so viele Jahre, dass ich es fast schon selbst geglaubt habe. Damals meinte er zu mir, dass es wohl so wie bei jedem sei, es gäbe gute und schlechte Erinnerung. Ok, dass stimmt. Aber ich habe mich trotzdem total blöd gefühlt und gedacht, dass ich für diese schlaue Erkenntnis nicht kommen bräuchte. Gesagt habe ich aber nichts!

Ich denke nicht, dass dein Thera dich abfertigen wollte, obwohl ich an deiner Stelle das früher auch gedacht hätte. Es ist einfach nicht Thema der Verhaltenstherapie. Deshalb weiß er auch nicht wo er ansetzen soll. Er will ein Verhalten im hier und jetzt mit dir besprechen und neue bessere Möglichkeiten des Verhaltens mit dir erarbeiten, so daß sich dann auch irgendwann deine Gefühle dazu positiv verändern.

Bei mir war es so, dass ich nach 25 Stunden VT wieder in eine Depression gerutscht bin. Der Thera meinte, das es eine endogenen Depression wäre, wenn das nach seiner Thera passiert und ich somit nicht therapierbar wäre. Zufällig hat mir eine Bekannte von ihrer tiefenpsychologischen Therapie erzählt. Ich habe es dann versucht und es hat mir wesentlich mehr zugesagt und ich bin nun meine Depressionen los.

Vielleicht bist du einfach in der falschen Therapie !!

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Medea
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Beitrag Di., 22.09.2009, 19:16

Ach du Ärmste...
das kann ich gut nachvollziehen - 2 Wochen sind ja schon ein sehr langer Abstand (wünscht du dir häufigere Sitzungen?), aber das dann auf 4 Wochen auszuweiten, klingt noch härter.

Vor allem, wenn man einfach das Gefühl hat, man braucht die Therapie aus irgendeinem Grund und dann bekommt man noch eins drauf, wird quasi rausgeschmissen.
Ist es bei dir so, dass du einerseits das Gefühl hast, eine Therapie zu brauchen, andererseits dich aber nicht so krank zu fühlen und dir selbst nicht sicher bist, ob du dort hingehen sollst?

Hättest du dir gewünscht, dass er dich ermuntert, weiterhin zu kommen und dich darin bestätigt?

Ich find dein Thema hier gerade sehr spannend - hatte letzte Woche eine sehr ähnliche Situation...

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stern
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Beitrag Di., 22.09.2009, 19:50

Es ist einfach nicht Thema der Verhaltenstherapie. Deshalb weiß er auch nicht wo er ansetzen soll. Er will ein Verhalten im hier und jetzt mit dir besprechen und neue bessere Möglichkeiten des Verhaltens mit dir erarbeiten, so daß sich dann auch irgendwann deine Gefühle dazu positiv verändern.
Hm, vielleicht war das bei dir so... pauschalisieren kann man das jedoch IMO nicht. Denn abgesehen davon, dass es auch therapeutenabhängig ist, wie starr bzw. übergreifend dieser arbeitet, kenne die VT auch anders als von dir beschrieben. Und gerade bei der Schematherapie (die sternenregen macht, und die eine von vielen möglichen Ausprägungen der VT ist, und die - wenn man so will - auch analytische Elemente in anderer Form integriert) kann ich mir gar nicht vorstellen, wie das gehen soll, wenn es NUR um das Verhalten (Denken, Fühlen, Handeln) im Hier und Jetzt gehen soll.
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Quercus
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Beitrag Di., 22.09.2009, 20:39

So genau weiß ich den Unterschied auch nicht. Sternregens therapeut scheint mit dem inneren Kind zuarbeiten, mein Therapeut hat mir damals empfohlen ein Buch zu kaufen, damit ich verstehenach mit welcher Methode er arbeitet. War irgendwas mit Möglichkeit ABC. Fand ich sehr einleuchtend. Hat bei mir aber nicht wirklich funktioniert, aber bei vielen anderen bestimmt.
stern hat geschrieben:kann ich mir gar nicht vorstellen, wie das gehen soll, wenn es NUR um das Verhalten (Denken, Fühlen, Handeln) im Hier und Jetzt gehen soll.
Natürlich nicht NUR, aber schwerpunktmäßig !

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stern
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Beitrag Di., 22.09.2009, 21:13

Sternregens therapeut scheint mit dem inneren Kind zuarbeiten
Da müsste ich nochmals nachlesen, ob sternenregen das erwähnte. Eine gewisse Ähnlichkeit zur Schematherapie besteht auch. Deswegen wirkt es vielleicht auf dich wie der Innere-Kind-Ansatz. Aber an sich ist der Innere-Kind-Ansatz ein anderer... oder wenn man so will: ähnliches wie der Innere-Kind-Ansatz ist mit anderem Namen ebenso wie analytische Elemente -eigentlich- in der Schematherapie auch integriert.
War irgendwas mit Möglichkeit ABC.
Das klingt nach einem rein kognitiven Ansatz (à la auch Gedanken können Gefühlen verändern), der mit der Schematherapie jetzt nicht wirklich vergleichbar ist (kognitive Ansätze können in die Schematherapie aber auch intergriert sein... je nach Schwierigkeiten des Patienten). Und ja
Fand ich sehr einleuchtend. Hat bei mir aber nicht wirklich funktioniert
das kann - je nachdem, wie die Schwierigkeiten eines Patienten gelagert sind - in der Tat zu kurz greifen. Als Anfang kann es sicher auch nützlich... aber wie gesagt: je nach Schwierigkeiten greift dieses ABC als alleiniger Ansatz evtl. zu kurz. Daher ist's gut, einen VTler zu erwischen, der nicht nur das auf dem Kasten hat (sondern z.B. auch eine Schematherapie anwenden, die sich Zugang von einer anderen Seite her verschafft)... und der Therapeut mithin die THerapie auf die Schwierigkeiten des Patienten abstimmen kann. Und nicht, dass der Patient zur eine starr angewandten Form (wie dieses ABC-Schema) passen muss.
Natürlich nicht NUR, aber schwerpunktmäßig !
Das kann ich aus meiner Erfahrung heraus auch nicht unbedingt bestätigen. Daher hat mich auch in bissi die Pauschalisierung gestört .
Liebe Grüße
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sternregen
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Beitrag Di., 22.09.2009, 21:27

Hallo Ihr,

schön von euch zu lesen. Tja, da werd ich mal dank eurer Beiträge weiter etwas Ordnung in mein Therapie-Chaos zu bringen. Das was ich hier zusammen gefasst habe, ist natürlich nur ein Auszug der letzten Sitzung.
stern hat geschrieben:Hm, dass er dich damit aus der Reserve locken wollte?
Zumindest hörte ich (eher anfangs) ähnliches mal von meinem alten Thera, der mich dann auch darüber aufklärte, warum er so reagierte...
Ja, es war bestimmt irgendwie auch ein Versuch an mich ranzukommen. Für mich allerdings ein Ausbruch, in dem er deutlich gezeigt hat, dass er so nicht mehr weiter arbeiten will oder kann. Es gibt eine Seite in mir, die ihn verstehen kann. In der Schematherapie geht es wohl auch darum, die einen "krank" machenden Schemata zu identifizieren - und um dort mit Verhaltenstraining zu arbeiten, müssen diese aktiviert werden. Dazu wird auch in die Vergangenheit geschaut, weil diese Schemata in der Kindheit zum "Überleben" ihre Berechtigung hatten, aber im hier und jetzt eher hinderlich sind. So, habe ich es zumindest verstanden. Nur in meinen Stunden wird eigentlich nichts davon aktiviert. Ich habe mich gut im Griff und zeige wenig Gefühl. Aber irgendwie fühle ich auch tatsächlich fast nichts, bin bei Fragen völlig sprachlos und kann noch nicht mal benennen, was für ein Gefühl gerade da ist. Einfach ist es sicher nicht mir und trotzdem ... Ich wünschte mir, er wäre etwas geduldiger und würde mir ein wenig mehr die Richtung vorgeben. Gestern sagte er mir, ich müsste nur WOLLEN. Und wovor ich denn so Angst hätte. Als ich ihm sagte, dass ich nicht vorgeführt werden möchte und mir anhören will, wie kindlich ich hier und da reagiere, war er total baff. Ich habe ihm aber nicht gesagt, dass ich mich schäme, dass ich grundsätzlich immer alles richtig machen möchte, unheimlich Angst habe zu versagen, mich zu blamieren. Die Situation war einfach nicht entsprechend.
Ich habe auch zuerste eine Vt gemacht, weil ich nicht wirklich in meiner Kindheit rumwühlen wollte. Mir kam es dann aber vor, dass ich irgendwie nur an der Oberfläsche kratze.
Hi Quercus, dass waren ganz genau meine Gedanken, als ich mich für eine VT entschieden habe. Ich wollte bloß nicht über früher reden, dass war tabu. Und jetzt habe ich das Bedürfnis, aber ich trau mich nicht mehr. Wir haben bisher mit einem einzigen Ereignis von früher gearbeitet und bei mir blieb das Gefühl zurück, dass müsste reichen. Wäre auch ein Thema, dass ich mir vieles zusammen reime, meine Schlüsse ziehe. Explizit hat er nie gesagt, dass ich meine Kindheit ausklammern soll. Aber bei meinen zaghaften Versuchen, empfinde es so wie du, dass es ihn nicht interessiert.
Vielleicht bin ich wirklich in der falschen Therapieform. Das habe ich ihm auch gesagt, dass ich mir nicht sicher bin, ob wir das zusammen hinbekommen. Er meinte es wäre völlig ok, wenn ich bei jemanden weiter machen möchte. Es wäre alles meine Entscheidung! Natürlich denke ich dass, aber ich habe es ihm auch absichtlich um die Ohren geknallt, in der Hoffnung ihn irgendwie zu treffen und auch in der Hoffnung, dass er sagt, wir können das schaffen.

Ach Madea ... deine Worte haben mich so berührt. Ja ich fühl mich wirklich so traurig. Heute habe ich den Tag wie betäubt erlebt ... gerade auch jetzt, wo ich im Grunde schon genug Problem-Baustellen habe. Du hast es ganz gut erkannt, statt noch mehr Zeit zwischen den Stunden, würde ich gerne öfter kommen. Aber da das Arbeiten mit mir ja so eine Qual ist, brauche ich ihm damit wohl nicht mehr zu kommen. Auf der einen Seite würde ich ihm gerne auf den AB quatschen, mal mit der Nachricht, dass ich NIE mehr komme und unsere Arbeit hiermit beendet ist (total bockig, ich weiß), mal möchte ich um einen extra Termin bitten (bin ich aber viel zu stolz), um diese beschi... Situation nicht erst in 14 Tage zu klären.
Ist es bei dir so, dass du einerseits das Gefühl hast, eine Therapie zu brauchen, andererseits dich aber nicht so krank zu fühlen und dir selbst nicht sicher bist, ob du dort hingehen sollst?
Das trifft es ganz genau. Ich habe ihm gestern auch gesagt, dass ich mich als nicht krank betrachte. Wie schon beschrieben, ich zeige ihm nicht viel von mir. Ich bekomme grad seine Reaktion dazu nicht mehr ganz zusammen, aber sowas wie, wenn ich doch so gesund bin, könnten wir die Therapie auch auslaufen lassen oder wir würden es in zwei Jahren noch mal probieren ... vielleicht auch so was, wie dann reicht es ja wenn wir uns nur noch alle vier Wochen sehen und er mir eine Art Supervision anbietet.

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sternregen
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Beitrag Di., 22.09.2009, 21:29

... und weiter gehts ... Beitrag war zu lang
Hättest du dir gewünscht, dass er dich ermuntert, weiterhin zu kommen und dich darin bestätigt?
Das wäre schön gewesen. Ich hätte mir in dem Moment das so sehr gewünscht. Statt das alles meine Entscheidung ist, hätte ich gerne gehört, dass ER möchte, dass ich weiterhin komme. So was hat er mir zu Anfang jede Stunde gesagt. Das er sich freut, wenn in die Stunde komme und er immer befürchtet, ich würde die Thera abbrechen. Davon ist allerdings nicht viel geblieben. Nun fühlt es sich für mich an, als hätte er meinen Platz gerne für einen interessanteren, immer sprechenden und mit spannenden Anliegen Klienten frei. Ich kann ja dann alle vier bis sechs Wochen antanzen.
Ach man, ich könnte schon wieder los flennen ...

Ist alles recht viel geworden. Sorry.
sternregen

PS. Bitte auch die Rechtschreibfehler nachsehen, hab jetzt nicht mehr korrekturgelesen ...

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stern
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Beitrag Mi., 23.09.2009, 06:08

Puh, in deiner Haut möchte ich auch nicht stecken...
Für mich allerdings ein Ausbruch, in dem er deutlich gezeigt hat, dass er so nicht mehr weiter arbeiten will oder kann.
Hm, nach Spaß hört es sich zumindest nicht an. Aber war es z.B. eine Provokation heißt es nicht unbedingt, dass er nicht mehr mit dir weiterarbeiten will oder kann... sondern dann wäre wohl eher ein notgeborener Versuch, einen anderen Zugang zu dir zu finden, UM mit dir daran weiterarbeiten zu können. Letzteres will heißen: Zumindest erlebte ich Provokationen (die insges. eher selten waren) nicht als ersten Schritt. Aber besser wäre natürlich, ihr würdet das nicht nur wie hier auf Spekukationsbasis klären können... wobei ich auch wichtig finde, dass du dann -so gut es eben möglich ist- versuchst zu schildern, was seine Ansage in dir auslöste. Letzteres hast du ja zumindest ansatzweise im Posting recht gut beschrieben... und mir erscheint das selbst als Laie nachvollziehbar. Und wenn
Ich habe mich gut im Griff und zeige wenig Gefühl. Aber irgendwie fühle ich auch tatsächlich fast nichts, bin bei Fragen völlig sprachlos und kann noch nicht mal benennen, was für ein Gefühl gerade da ist.
es dann das ist, dann benennst du eben das. Ich meine, auch eine Nicht-Fühlen hat seine Gründe. Teils scheinst du aber auch fühlen... traust es dich aber vielleicht nicht zu benennen, so zumindest mein Einduck... als Bsp. vgl. hier:
Ich habe ihm aber nicht gesagt, dass ich mich schäme, dass ich grundsätzlich immer alles richtig machen möchte, unheimlich Angst habe zu versagen, mich zu blamieren. Die Situation war einfach nicht entsprechend.
Scham... vielleicht sogar ein zentrales Gefühl für dich, das natürlich ungemein im Weg stehen kann (z.B. auch, dich zu öffnen). Puh... und ich erinnere mich gerade, dass mein alter Thera damals auch mit mir über Scham reden wollte als ich meinte, dass mir manches peinlich ist. Aber dieses Gespräch fruchtete damals bei mir auch nicht so recht. Aber dzt. erlebe ich es als hilfreich ein "hinderliches Gefühl" vorab anzusprechen.
Nur in meinen Stunden wird eigentlich nichts davon aktiviert.
Sicher? Vielleicht ist's dir auch in dem Moment "nur" nicht so bewusst? Vielleicht könnte man ja aus dem Beitrag hier ja sogar eine paar Schemata zusammensuchen? Wobei das wirklich nicht so leicht ist, weil manches nicht explizit auf dem Tisch liegt (was man aber in einer Therapie grds. ausfindig machen könnte)... und man mangels mancher Anhaltspunkte das konkrete Schema (im Forum) eher aus anderen Anhaltspunkten (z.B. wie reagierst du) ableiten müsste. Und spekulieren möchte ich besser nicht zu viel. Aber wie sieht es z.B. damit aus:
Aber da das Arbeiten mit mir ja so eine Qual ist, brauche ich ihm damit wohl nicht mehr zu kommen. Auf der einen Seite würde ich ihm gerne auf den AB quatschen, mal mit der Nachricht, dass ich NIE mehr komme und unsere Arbeit hiermit beendet ist (total bockig, ich weiß), mal möchte ich um einen extra Termin bitten (bin ich aber viel zu stolz), um diese beschi... Situation nicht erst in 14 Tage zu klären.

oder damit:
Wie schon beschrieben, ich zeige ihm nicht viel von mir.
?
Jedenfalls ist ein Auschleichen eine nicht ganz sooo unerwarte Konsequenz, wenn du das wirklich so sehen würdest, dass ja eigentlich alles i.O. ist:
Ich habe ihm gestern auch gesagt, dass ich mich als nicht krank betrachte. Wie schon beschrieben, ich zeige ihm nicht viel von mir.
Oder begründete er das (Auschleichen) damit, dass die Arbeit mit dir so eine Qual ist, dass er dich deswegen nur noch alle 4 Wochen sehen möchte... denn öfters möchte er sich das nicht antun?

Hm, vielleicht wäre dir schon damit geholfen, wenn du mit ihm darüber redest, ob er vielleicht etwas geduldiger sein könnte... und ihr vielleicht vorab mal genauer hinseht, warum es dir so schwer fällt, dich zu öffnen. Mir half das wie gesagt schon, vgl. oben. Denn an sich müsste auch er wissen, dass man manches nicht mit der Brechstange forcieren kann. Und dass du es so wahrnimmst kann ich nachvollziehen... ebenso wie ich ihn ansatzweise nachvollziehen kann. Was ich allerdings als bescheidenen Spruch erachte (den ich in einer Therapie noch nie hörte) ist der hier:
Gestern sagte er mir, ich müsste nur WOLLEN.
Klar... ohne Wille geht kaum was. Aber Wille allein reicht auch nicht unbedingt aus, etwas ändern zu können. Und ich vermute mal, bei dir steht (vielleicht wie bei mir damals) etwas anderes im Weg als mangelnder Wille, der es schwer macht sich anzuvertrauen.
Liebe Grüße
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