Angste und Zweifel in meiner Therapie

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sternregen
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Angste und Zweifel in meiner Therapie

Beitrag Do., 10.09.2009, 12:09

Ich lese hier jetzt schon einige Monate mit und nehme heute mal meinen Mut zusammen in einem eigenen Thread meine Zweifel, Ängste oder was auch immer bezüglich meiner Therapie zu formulieren.

In erster Linie geht es um meine letzte Stunde. Aber dazu muss ich vorweg sagen, dass ich "nur" alle 14 Tage, für 50 Minuten therapiert werde. An sich schon ein Punkt, den ich gerne ansprechen würde, mich nicht traue – aber das ist wieder ein eigenes Thema. Ich mache in D eine Verhaltenstherapie, genau nennt sie sich Schematherapie, leide in erster Linie an Depressionen.

In dieser letzten Stunde habe ich u.a. über meinen Job gesprochen, indem es momentan nicht gut für mich läuft. Bei dem Versuch mit meinem Chef die weitere Vorgehensweise für ein Projekt abzuklären, ist dieser wie ein HB-Männchen hochgegangen und hat mir direkt für alle Verzögerungen die alleinige Schuld und Verantwortung dafür gegeben. Im Gegensatz zu meinen sonstigen Reaktionen (Nicken, ja das stimmt und evtl. noch der verzweifelte Versuch bloß nicht zu heulen) hatte ich ihm dieses Mal ruhig und gelassen gekontert: Dass ich das so nicht stehen lassen kann und ich mir diesen Schuh nicht anziehen werden. Daraufhin ist es weiter eskaliert, in dem er noch mehr geschrien und mir mit Kündigung gedroht hat. So weit in Kürze.

Mein Therapeut hatte sich sehr gefreut, dass ich mich endlich mal gewehrt habe. Er war sehr nett, einfühlend und ich hatte zum ersten Mal das Erlebnis, dass ich nicht zu hören bekam, der Fehler liege bei mir oder ich hätte bloß nichts sagen dürfen, oder dem Chef wieder spricht man nicht, oder ich hätte provoziert, oder, oder, oder. Er sagte auch, dass er mich am liebsten aus der Situation herausholen würde. Für mich in dem Moment eine schöne Aussage.

Aber was mich irritiert, ist dieser bedingungslose Zuspruch. Ich bin ja wirklich kein Unschuldslämmchen. Hätte er nicht viel mehr nach Fehlern bei mir suchen müssen? Nach Dingen die ich in solchen Situationen ändern müsste?

Er bot mir auch noch an mich krank zuschreiben (was ich auf keinen Fall will) und erklärte mir dazu, dass ich in diesem Arbeitssystem, in dem ich stecke, keine Chance haben werde, mehr Sicherheit und Selbstbewusstsein zu entwickeln. Aber ist die Idee, meine Arbeit aufzugeben wirklich die Richtige?

Ich habe Angst bekommen, weil er mir erzählte, er hätte einen SuperV der in ähnlichen Situationen seinen Klienten vor die Wahl stellt, weiter Therapie zu machen, aber nur wenn sie bereit sind, z. B. ihre berufliche Situation zu ändern. Ich glaube nicht, dass er das bei mir anwenden wird, aber ich mache mir Sorgen, dass er nun versuchen wird Druck aufzubauen.

Ok, alles ziemlich lang geworden. Aber vielleicht versteht ja jemand was ich meine. Bin grad sehr verunsichert. Natürlich weiß ich, dass ich das mit ihm besprechen sollte, aber das geht grad nicht, darum bin ich hier.
LG sternregen

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metropolis
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Beitrag Do., 10.09.2009, 14:58

Aber was mich irritiert, ist dieser bedingungslose Zuspruch. Ich bin ja wirklich kein Unschuldslämmchen. Hätte er nicht viel mehr nach Fehlern bei mir suchen müssen? Nach Dingen die ich in solchen Situationen ändern müsste?
Stört es dich, dass er es immer so macht oder stört es dich nur in dieser speziellen Situation?

Vielleicht gibt er dir momentan bedingungslosen Zuspruch, weil er glaubt, dass du das jetzt brauchst. Du hast ja schließlich schon genug Kritik am Arbeitsplatz. Da will er dir bestimmt Halt und Unterstützung geben.

Was ist so falsch daran?

LG

metropolis
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

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sternregen
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Beitrag Do., 10.09.2009, 19:42

Schöne Frage, Metropolis.
Ich weiß es ja selber nicht genau. Vielleicht irritiert mich, weil ich ihn so bisher nicht erlebt habe. Er hat mich damit überrascht, da ich eine andere Reaktion erwartet habe. Sowas wie: Da müssen wir mal schauen, warum Sie in diese Situation geraten sind.
Keine Ahnung ...

Und dann ist da noch diese Angst, dass er möglicherweise Druck aufbaut, dass ich mir einen anderen Job suchen soll/muss.

Ich war noch nicht so häufig bei ihm, habe mich anfänglich echt schwer getan und bin äußerst unbedarft und unvorbereitet in diese Therapie gegangen. Er ist ganz anders, wie viele hier ihre Therapeuten beschreiben. Eher ein sehr direkter Typ, nicht gerade immer geduldig.

Was falsch daran ist? Vielleicht ist garnichts falsch. Vielleicht sind meine Gefühle "falsch". Ich fand es in der Stunde auch ok, nur später habe ich mich immer wieder gefragt, ob wir das Thema nicht hätten anders bearbeiten sollen.

LG

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Elena
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Beitrag Do., 10.09.2009, 22:09

Hallo Sternregen,

ich finde es halt schwierig, berufliche Themen in der Therapie anzusprechen, da sie dann auch immer im therapeutischen Kontext bearbeitet werden. Das, was Du aber meiner Meinung nach bräuchtest, wäre ein Coaching, da dabei nicht nur Du, sondern auch das ganze System Deiner Firma im Mittelpunkt steht.
Es ist meiner Meinung nach wenig sinnvoll, Dein Problem losgelöst von den ganzen Rahmenbedingungen zu bearbeiten.
sternregen hat geschrieben:Aber was mich irritiert, ist dieser bedingungslose Zuspruch. Ich bin ja wirklich kein Unschuldslämmchen. Hätte er nicht viel mehr nach Fehlern bei mir suchen müssen? Nach Dingen die ich in solchen Situationen ändern müsste?
Ich kann Deine Bedenken verstehen, da Deine Probleme ja im Zusammenhang mit Deinem Vorgesetzten bearbeitet werden müssten.
Es wäre schon interessant, zu sehen, was dazu führt, dass Dein Chef solche Ausraster bekommt, ist es das System, was ihn jähzornig werden lässt, da er unter Erfolgsdruck steht etc. Welche Rolle nimmst Du in dieser Konstellation ein. Ich würde jetzt nicht von Fehler sprechen, die Du bei Dir suchen müsstest, sondern welche Anteile möglicherweise von Dir mit einfliessen, dass es eskaliert.
Damit meine ich nicht, dass es um eine Schuldfrage geht, die es zu klären gibt.
Vielleicht wäre es in Zukunft besser, Deine beruflichen Probleme nicht mehr in der Therapie zu besprechen. Suche Dir bei dringendem Bedarf einen Coach/Supervisor, der Dich in Deiner beruflichen Rolle berät.

LG Elena

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stern
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Beitrag Do., 10.09.2009, 23:50

Ich mache in D eine Verhaltenstherapie, genau nennt sie sich Schematherapie
Sagt mir, so meine ich, ganz grob etwas.
Mein Therapeut hatte sich sehr gefreut, dass ich mich endlich mal gewehrt habe. Er war sehr nett, einfühlend und ich hatte zum ersten Mal das Erlebnis, dass ich nicht zu hören bekam, der Fehler liege bei mir oder ich hätte bloß nichts sagen dürfen, oder dem Chef wieder spricht man nicht, oder ich hätte provoziert, oder, oder, oder. Er sagte auch, dass er mich am liebsten aus der Situation herausholen würde. Für mich in dem Moment eine schöne Aussage.

Aber was mich irritiert, ist dieser bedingungslose Zuspruch.
Vielleicht weil du aus einem Schema (hast du eine Ahnung welches?) ausgebrochen bist?

Deine Zeilen verstehe ich jedenfall so, dass er Freude darüber zum Ausdruck brachte, dass du dich gewehrt hast. Also darum, ob du evtl. eine Mitverantwortung gehabt haben könntest ging es (ihm) gar nicht. Sondern darum, dass du dich gewehrt hast. Und wieso sollte der Zuspruch für dein Wehren nicht bedingslos sein?

Noch eine Frage zu meinem Verständnis: Wer sagt sonst, dass der Fehler bei dir liegt, etc.? Dein Therapeut oder dein Chef?
Ich bin ja wirklich kein Unschuldslämmchen.
Wie meinst du das? Dass du für die Verzögerungen des Projekts zumindest eine Mitverantwortung hattest? Aber wie dem auch sei: Dein Chef verhält sich unter aller Kanone . Das musst du dir wirklich nicht bieten lassen... insbes. auch den Tonfall und die Drohungen mit Kündigungen nicht. Insofern habe ich (auch) höchsten Respekt vor deiner Reaktion!
und erklärte mir dazu, dass ich in diesem Arbeitssystem, in dem ich stecke, keine Chance haben werde, mehr Sicherheit und Selbstbewusstsein zu entwickeln. Aber ist die Idee, meine Arbeit aufzugeben wirklich die Richtige?
Und das kann ich auch nachvollziehen, dass ein solches Arbeitsklima selbst das Selbstbewusstsein eines selbstbewussten Menschen untergraben kann. Ich meine, dass du in einem solch angsteinflössenden Klima wenig Selbstbewusstsein aufbauen kannst, dürfte dir vermutlich auch halbwegs klar sein. Die Frage ist nur, was du nun für Konsequenzen ziehen könntest:

Bist du sicher, dass dein Thera die Aufgabe deiner Arbeit meinte? Vielleicht wäre auch ein Stellenwechsel ein Möglichkeit. Oder habt ihr einen (vertrauenswürdigen) Betriebsrat. Dass dein Therapeut Druck aufbauen wird, dass du kündigst, davon gehe ich nicht aus... denn die Frage ist ja auch, inwieweit es für dich gesundheitsförderlich wäre, wenn du schlagartig deine Arbeit aufgeben würdest, und dann vielleicht gar arbeitslos wärst. Förderlich fürs Selbstwertgefühl ist das jedefalls auch nicht. Aber vielleicht dass ihr schaut, was du evtl. an der Situation ändern könntest, das könnte ich mir schon vorstellen (zwei Möglichkeiten nannte ich ja schon, z.B. Stellenwechsel).

Oder meinst du es gibt irgendeinen realistischen (!) Spielraum, was du anders machen könntest, dass dein Chef nicht (permanent?) ausrastet? Dass dein Chef eine abrupte Wesensänderung erfährt, und sich fortan nicht mehr daneben cholerisch und aggressiv verhält, würde ich eher als unrealistisch einschätzen. Und wieviel Anteile du an seinen Wesenszügen hast, ist auch mehr als fraglich. Insofern verbleibt realistisch gesehen als Änderungsspielraum vielleicht hauptsächlich eine Situationsänderung. Aber wie gesagt: Wenn du andere Ideen hast, was DU anders machen kannst, dann kannst du Sie hier gerne schreiben.
Vielleicht sind meine Gefühle "falsch".
Welche wären den deiner Ansicht nach "richtig" gewesen? Z.B. Schuld- oder Versagensgefühle, (die dir ja massivst durch deinen Chef eingeimpft werden)? So dass es in der Tat unangemessen gewesen wäre, dass du dich nicht gewehrt hättest... denn du warst ja schuld daran und hast versagt?
nur später habe ich mich immer wieder gefragt, ob wir das Thema nicht hätten anders bearbeiten sollen.
Was wäre deine Vorstellung gewesen? Das Herausfiltern deiner Verantwortlichkeit für die Projektverzögerung und warum du auch dafür verantworlich sein könntest, dass dein Chef ein furchtbarer Choleriker ist? ... So dass dein Bild von dir wieder lupenrein ins Schema passt, z.B. dass du wirklich versagt hast ? Sprich: So dass du allmählich wieder ins Schema zurückspringen kannst (aus dem du kurzzeitig ausgebrochen bist), z.B. weil sich das bekannter anfühlt?

Außen vor würde ich das Thema in der Therapie nicht lassen... denn dazu ist es zu belastend für dich.
Liebe Grüße
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sternregen
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Beitrag Fr., 11.09.2009, 10:45

Hallo Elena und Stern,

da ist ja einiges zum Nachdenken für mich.
Vielleicht wäre es in Zukunft besser, Deine beruflichen Probleme nicht mehr in der Therapie zu besprechen.
Ich glaube das kann ich nicht. Es ist ja nicht so, dass ich in einer Tour immer nur berufliche Probleme bespreche. Eher war es in der Vergangenheit so, dass ich direkt dicht gemacht habe, wenn mich mein Thera irgendwas zur beruflichen Situation gefragt hat. Dieses Thema wollte ich nicht ansprechen und ich wollte auch nicht hinsehen, obwohl ich im Nachhinein sagen muss, dass ein Teil meiner Depressionen durch den Beruf ausgelöst wurden.

Elena: Ist es bei dir wirklich so, dass du diesen Lebensbereich in deiner Therapie völlig außen vor lässt? Oder lässt du ihn vielleicht deshalb außen vor, weil du keine Probleme damit hast?

Übrigens zu einem sozialen Kompetenztraining hat er mir auch geraten – ähnlich wie du.
Vielleicht weil du aus einem Schema (hast du eine Ahnung welches?) ausgebrochen bist?
Ja, hab ich .
Im Grunde habe ich immer versucht, den Kontakt zu meinem Chef so gering wie möglich zu halten. Ich weiß, dass er keine Lust hat mit "Problemen belästigt" zu werden. Er hat keine Geduld zuzuhören und ist unheimlich schnell auf 180. Ja, ich habe Angst vor ihm und vermeide in der Regel mich mit irgendetwas an ihn zu wenden, wenn es denn nicht unbedingt sein muss. Er kennt mich in den letzten Jahren auch nur eher verschreckt, so dass ihn meine "Widerworte" anscheinend noch mehr aufgeregt haben. Denke ich jedenfalls mal.
Bist du sicher, dass dein Thera die Aufgabe deiner Arbeit meinte?
Irgendwie schon … . Er hat mir ja angeboten mich krank zu schreiben, was mich auch verwundert hatte. Für mich wäre dieser Weg aber, als ob ich weglaufen oder aufgeben würde. Über einen Stellenwechsel denke ich allerdings schon nach und überlege, was und wo ich denn hin möchte. Noch relativ ergebnislos.
Oder meinst du es gibt irgendeinen realistischen (!) Spielraum, was du anders machen könntest, dass dein Chef nicht (permanent?) ausrastet? Dass dein Chef eine abrupte Wesensänderung erfährt, und sich fortan nicht mehr daneben cholerisch und aggressiv verhält, würde ich eher als unrealistisch einschätzen.
Vom Kopf her weiß ich, dass es wohl auch zukünftig keine Möglichkeiten geben wird, mit meinem Chef einen vernünftigen, angstfreien Umgang zu haben. Ich habe aber auch Angst vor den Veränderungen. In meinem Umfeld bekomme ich oft zu hören, dass es in jeder Firma "Blödmänner" gibt und es nirgends nur friedlich usw. abläuft. Das stimmt ja auch irgendwie.
Die Vorstellung meinen Job zu wechseln, ist für mich sehr angstbesetzt. Angst das es noch schrecklicher wird, ich die Aufgaben nicht erfüllen kann, die Probezeit nicht überstehe und und und. Übrigens das Wort Betriebsrat darf nicht mal in den Mund genommen werden, heißt es gibt auch keinen!
Noch eine Frage zu meinem Verständnis: Wer sagt sonst, dass der Fehler bei dir liegt?
Früher waren das, egal was vorgefallen war, meine Eltern, mein Bruder. Heute manchmal mein Partner, manche Freunde und in erster Linie ich selber.
Mein Thera hat das nie gesagt.
Das Herausfiltern deiner Verantwortlichkeit für die Projektverzögerung und warum du auch dafür verantwortlich sein könntest? ... So dass dein Bild von dir wieder lupenrein ins Schema passt, z.B. dass du wirklich versagt hast?

Hm, doch genau so!

LG Sternregen

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Elena
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Beitrag Fr., 11.09.2009, 14:41

Hallo Sternregen,
sternregen hat geschrieben:Ist es bei dir wirklich so, dass du diesen Lebensbereich in deiner Therapie völlig außen vor lässt? Oder lässt du ihn vielleicht deshalb außen vor, weil du keine Probleme damit hast?
Naja, wenn ich behaupten würde, ich hätte keine beruflichen Probleme, würde ich schlichtweg lügen. Sagen wir mal so, es hält sich in Grenzen und beeinflusst in der Regel nicht meine Freiziet. Damit meine ich, sie belasten mich nicht.
Es ist immer so, dass ich direkt nach der Arbeit zur Therapie fahre und dann zu Beginn schon mal loslasse, dass ich z.b. meine Chefin am liebsten erwürgen würde, weil sie mich total genervt hat. Aber ich hab ihr auch gesagt, dass ich dies nicht zum Thema der Sitzungen machen möchte.
Meine Therapeutin fragt da auch garnicht weiter. Wir haben noch nie über die berufliche Situation gesprochen. Ganz zu Beginn wollte sie Details darüber wissen. Es sind aber definitiv die privaten Themen, die mich belasten, daher arbeiten wir auch nur daran.
Hoffe, Du findest einen geeigneten Rahmen, der Dich weiter bringt, an Deinen berufsbedingten Problemen zu arbeiten.

LG Elena

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sternregen
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Beitrag Fr., 11.09.2009, 16:55

Hallo Elena,
ich fahre auch direkt von der Arbeit zur Therapie. Aber im Gegensatz zu dir, erzähle ich i. d. R. nie was über den Job. Ich denke deine Reaktion zu sagen, die hat mich genervt, ist auf jeden Fall die gesündere. Im Grunde habe ich nie wahr haben wollen, dass meine Gefühlslage sehr wohl auch mit der Arbeit zu tun haben könnte. Ich leide da schon länger, aber so ein Erlebnis hatte ich vorher auch noch nie mit meinem Chef. Aber ich habe vorher auch nie gewagt, auf meine Ansicht/Meinung zu bestehen. Ich war eher wie ein verschrecktes Kind.

Zur Zeit belastet mich die Situation schon sehr. Es ist auch kein wirkliches Ende abzusehen, weil mein Chef es nicht schafft oder nicht schaffen will, dass wir halbwegs normal miteinander umgehen. Er schneidet mich oder strafft mit "Liebesentzug" k. A.. Z.B. bringt er den anderen Kollegen in meinem Zimmer Melone mit, mit den Worten Frau SoundSo ich habe hier ganz köstliche Melone, nur für sie. Natürlich weiß ich wie blöde sein Verhalten ist, von einer guten Führungskraft weit entfernt. Und trotzdem bin ich total verletzt, komme mir so dämlich vor, nehme alles mit nach Hause, kann kaum abschalten und bereue im Grunde, dass ich überhaupt was gesagt habe. Ich ziehe aus der Situation, Klappe halten, abnicken - und gut.
Hoffe, Du findest einen geeigneten Rahmen, der Dich weiter bringt, an Deinen berufsbedingten Problemen zu arbeiten.
Danke Elena, dass hoffe ich auch.

LG sternregen

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SamuelZ.
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Beitrag Sa., 12.09.2009, 11:36

Hallo sternregen:

Auch ich hadere mit meiner beruflichen Situation, so dass auch mein Privatleben negativ davon beeinflusst wird, insb. an den Rand meiner Existenz gedrängt wird. Mein Thera hat mich kürzlich wissen lassen, dass bestimmte berufliche Probleme eher mit einem Coach bearbeitet werden könnten. Fand ich ziemlich sch**** diese Bemerkung und so verlief die ganze Sitzung. Später entschuldigte er sich dafür.
Er schneidet mich oder strafft mit "Liebesentzug" k. A.. Z.B. bringt er den anderen Kollegen in meinem Zimmer Melone mit, mit den Worten Frau SoundSo ich habe hier ganz köstliche Melone, nur für sie.
Mal ganz konkret: Das ist DEINE Wahrnehmung. Es kann natürlich stimmen - er will dich bestrafen - aber es könnte auch sein, dass du dich als "Anlass" seines Handelns siehst, obwohl er dich dabei gar nicht im Sinn hatte. Klar, wenn man mit jemandem nicht kann, dann deutet man jede Äußerung dieser Person sofort gegen sich.

Ich finde, dies ist durchaus ein Thema für deine Therapie, auch wenn diese Situation sich nun zufälligerweise im Beruf abgespielt hat. Interessant wäre es doch herauszufinden, ob du dich häufiger mit Liebesentzug und einem Gefühl des Ausgeschlossenseins bestraft fühlst, wenn es um Konflikte mit Menschen geht. Warum haut dich das so um?

Das habe ich meinem Thera auch gesagt. Im beruflichen Bereich (der leider sehr viel Raum in meinem LEben beansprucht) spiegeln sich diesselben Probleme wider, die du auch im Privaten haben würdest (hättest du ein Privatleben).

LG
Sandy

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Elena
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Beitrag Sa., 12.09.2009, 17:50

Hallo Sternregen,
sternregen hat geschrieben:Zur Zeit belastet mich die Situation schon sehr. Es ist auch kein wirkliches Ende abzusehen, weil mein Chef es nicht schafft oder nicht schaffen will, dass wir halbwegs normal miteinander umgehen. Er schneidet mich oder strafft mit "Liebesentzug" k. A.. Z.B. bringt er den anderen Kollegen in meinem Zimmer Melone mit, mit den Worten Frau SoundSo ich habe hier ganz köstliche Melone, nur für sie. Natürlich weiß ich wie blöde sein Verhalten ist, von einer guten Führungskraft weit entfernt. Und trotzdem bin ich total verletzt, komme mir so dämlich vor, nehme alles mit nach Hause, kann kaum abschalten und bereue im Grunde, dass ich überhaupt was gesagt habe. Ich ziehe aus der Situation, Klappe halten, abnicken - und gut.
Meines Erachtens leidest Du unter Mobbing! Und das kann jeden treffen, es muss (kann aber) nichts mit Dir als Person zu tun haben. Suche Dir jemanden in Deiner Umgebung, der hauptberuflich Mobbingberatung durchführt. Manchmal können schon wenige Sitzungen ausreichen, um dir zu helfen, mit diesem Problem umzugehen. Leider haben Therapeuten oft zu wenig Ahnung über dieses Phänomen und können nicht wirklich weiterhelfen.

LG Elena

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Quercus
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Beitrag Sa., 12.09.2009, 19:31

Hallo sternenregen,
habe mit Interesse diesen Thread verfolgt. Zunächst herzlichen Glückwunsch, dass du es geschafft hast dich gegen deinen Chef abzugrenzen !! Das ist sehr mutig und zeigt doch, dass die Therapie dich weiter gebracht hat! Die heftige Reaktion deines Chefs zeigt für mich wie verunsichert er durch deine Verhaltensänderung ist. Leider hat er aber durch seine Position Macht über dich.

Bin der selben Meinung wie Elena, dass du eindeutig gemobbt wirst. Gerade die Melonengeschichte ist so typisch ! Man wird auf eine subtile Art fertiggemacht und traut seiner eigenen Wahrnehmung nicht und sucht dann die Fehler bei sich selbst !

Deshalb verstehe ich auch die Reaktion deines Theras. Sich gegen Mobbing zu wehren braucht viel, viel Kraft auch für psychisch gesunde Menschen. Vielleicht ist es tatsächlich einfacher den Job zu wechseln und in der Thera daran zu arbeiten, sich und seinen eigenen Wahrnehmungen zu trauen.

Ich kann auch gut verstehen, dass ihr die jetztige Situation Angst macht. Ich finde du solltest mit deinem Thera darüber reden!

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stern
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Beitrag So., 13.09.2009, 04:35

sternregen hat geschrieben:Für mich wäre dieser Weg aber, als ob ich weglaufen oder aufgeben würde.
Darüber hatte ich es (in anderen Zusammenhängen) in der Therapie auch ab und an... worauf meine Thera so sinngem. meinte, dass sehr wohl zu unterscheiden ist ob etwas Weglaufen, Aufgabe/Resignation bzw. Vermeidungsverhalten ist oder angemessenes Schutzverhalten (auch mal indem man sich der Situation entzieht). Dass es sich anders anfühlen kann ich nachvollziehen , aber kopfmäßig kannst du das vielleicht ebenfalls auch als Schutz einordnen.
Über einen Stellenwechsel denke ich allerdings schon nach und überlege, was und wo ich denn hin möchte. Noch relativ ergebnislos.
Mit Stellenwechsel meinte ich erstmal eine Versetzung innerhalb des Unternehmens (wobei ich natürlich nicht weiß, ob die Unternehmensgröße das hergibt). Aber Bewerbungen nach außerhalb (während du noch bei diesem Unternehmen angestellt bist) sind eine weitere Option.
In meinem Umfeld bekomme ich oft zu hören, dass es in jeder Firma "Blödmänner" gibt und es nirgends nur friedlich usw. abläuft. Das stimmt ja auch irgendwie.
Sicher kann man vielleicht vom Regen in die Traufe kommen... aber bleibt es wie es ist, bleibst du vielleicht in einem Gewitter gefangen.
Übrigens das Wort Betriebsrat darf nicht mal in den Mund genommen werden, heißt es gibt auch keinen!
Das allein spricht schon Bände...
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Mein Thera hat das nie gesagt.
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Hm, doch genau so!
Kopfmäßig scheint es dir ja klar zu sein... und jetzt gilt es wohl, dass du es auch gefühlmäßig begreifst, dass der Fehler nicht bei dir liegt, wie dir von anderen (verstärkt auch von deinen Chef) eingeimpft wurde/wird. Und das dürfte umso schwerer sein, wenn man immer wieder aufs Neue solchen Bedingungen ausgesetzt ist . Gut, mit Mobbing kenne ich mich nicht sooo aus... aber ich meine, wichtig ist dann, dass du gut einzelne Vorfälle protokollierst. Vielleicht kannst du das auch mal bei deinem Therapeuten ansprechen.

@ SandyP:
Mein Thera hat mich kürzlich wissen lassen, dass bestimmte berufliche Probleme eher mit einem Coach bearbeitet werden könnten. Fand ich ziemlich sch**** diese Bemerkung und so verlief die ganze Sitzung. Später entschuldigte er sich dafür.
Kann ich (auch) nicht nachvollziehen, wieso manche Theras anscheinend meinen, dass sie gleich mal ganze, zentrale Lebensbereiche ausgrenzen zu müssen, denen sich ein Patient nicht gewachsen fühlt. Na ja, er scheint es wenigstens eingesehen zu haben, dass das so nicht in jedem Fall funktionieren kann.
Liebe Grüße
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Beitrag So., 13.09.2009, 10:56

Mobbing heißt, soviel ich weiß, dass sich Schikanen gegen einen Kollegen über längere Zeit beobachten lassen. Sollte es bei dir so sein, sternregen, würde ich dir empfehlen, mit einem sog. Mobbing-Tagebuch anzufangen und wie stern schon meinte, Auffälligkeiten im Verhalten deines Chefs zu protokollieren. Im Gespräch mit eurer Personalvertretung wird es dir gute Dienste leisten.

Im Falle von Schikanen von oben spricht man von bossing. Hierzu gibt es viele Links im Internet, z.B. http://www.business-best-practice.de/se ... ag_id=2267

@stern:
So habe ich es auch empfunden. Ich fragte ihn, warum soziale Phobie, die sich am Arbeitsplatz bemerkbar macht, nicht in einer PT behandelt werden könne. Da hatte er plötzlich Tränen in den Augen und schwieg.
Ich denke, Elena hat recht, wenn sie schreibt, dass viele Therapeuten vor Berufsthemen davonrennen, v.a. solche Themen, in denen es um den Kontakt mit sehr vielen Menschen zur gleichen Zeit geht. WElcher Therapeut kann sich dazu schon aus eigener Erfahrung äußern?

Gruß
Sandy

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sternregen
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Beitrag So., 13.09.2009, 20:14

Hallo ihr,
danke erstmal für die interessanten und aufschlussreichen Beiträge. Da habe ich viel neuen Stoff bekommen, der mich beschäftigt, mir aber auch bei manchen Gedankengängen eine gute Hilfe sein wird.

Als Mobbing-Opfer hatte ich mich bisher noch nicht gefühlt. Bin jetzt fast etwas überfordert, mit dieser Vorstellung, vielleicht weil ich das einfach nicht sein möchte.

Ich will nun auch nicht zu sehr ins Detail gehen über meinen Job, aber ein interner Stellenwechsel wird kaum möglich sein. Nur so viel, mein Chef gehört zu den Gründer des Unternehmens und ist die Unternehmensleitung! Mein Arbeitsbereich ist ihm direkt unterstellt. (An meinem Standort arbeiten ungefähr 150 Mitarbeiter).

Aufjedenfall melde ich mich wieder. Heute abend kann ich mich leider kaum konzentrieren ... und mir graut es bereits vor morgen ...

LG Sternregen

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stern
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Beitrag Mo., 14.09.2009, 07:32

Noch ein Nachtrag evt. zum Nachdenken:
Übrigens zu einem sozialen Kompetenztraining hat er mir auch geraten – ähnlich wie du.
Aus meiner Erfahrung heraus sehe ich in einem Kompetenztraining nur einen eingeschränkten Nutzen, wenn Hund darin begraben ist, dass z.B. Altes, das hochflasht oder best. Schemata oder Gefühle konterkarieren, dass man sich zur Wehr setzt.

Anders sähe es aus, wenn in der Situation kognitiv und emotional klar ist, dass ich mir das nicht gefallen muss... es aber die Stolperfalle dann darin liegt, dass ich nicht weiß, wie ich das sozial kompentent kommuniziere. Und wie du das trotz der Stresssituation geäußerst hast ("Dass ich das so nicht stehen lassen kann und ich mir diesen Schuh nicht anziehen werden.") spricht IMO sogar für eine eher hohe soziale Kompetenz.

Klar, ein Komeptenztraining kann nicht schaden (wobei ich es für meinen Teil sogar eher so sehe, dass es vielleicht besser gewesen wäre, wenn ich mich in dem einen oder anderen Rollenspiel nicht [unerwartet] so emotional überfordert hätte, dass alles mögliche losballert). Aber der Nutzen hängt schon auch entscheidend davon ab, ob der Hund wirklich im wesentlichen in fehlenden bzw. ausbaufähigen sozialen Fähigkeit begraben liegt. Denn das soll man ja in einem solchen Training lernen... nicht mehr und nicht weniger. Nicht mehr heißt: Um die "emotionalen Fähigkeiten" geht es in einem Training der sozialen Fähigkeiten bestenfalls nur am Rande.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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