Ich Botschaften immer gut? Du Botschaften immer böse?

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Phönixia
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Beitrag Mo., 17.08.2009, 11:23

Das sehe ich anders. Aus meiner Sicht macht es sehr wohl einen nicht unwichtigen Unterschied.
"Du bist eine übergriffige Person" bedeutetet Zuschreibung eines grundlegenden "objektiven" Persönlichkeitsmerkmals.

"Ich empfinde Dich als übergriffig, . . ."
Der Sender taucht mit auf als Teil des Ganzen.
@Anastasius,
ich sehe diesen dezenten, nicht unerheblichen Unterschied sehr wohl.

Es wäre aber völlig falsch, die besagte "Dame" für ihre vorbildlich vorgebrachten "ich empfinde-Botschaften" auch noch zu bestätigen, so dass sie ihr Kommunikationsverhalten nie in Frage stellt.

Du hast recht, es kommt auf die Bereitschaft an mit sich reden zu lassen.
Aber es kann jemand genauso wenig mit sich reden lassen, und dies mit seiner unanfechtbaren subjektive Empfindungswelt begründen..... oder eben als objektive Wahrheit. In beiden Fällen gibt es so kein vorankommen.
Der Absolutheitsanspruch ist einfach von objektiv auf subjektiv verlagert worden.

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Beitrag Mo., 17.08.2009, 11:30

@ Phönixia,
Phönixia hat geschrieben:Der Absolutheitsanspruch ist einfach von objektiv auf subjektiv verlagert worden.
Bei einem Hardliner der "Subjektivitätsfraktion" würde ich dessen Wunsch nach Kommunikationsabbruch entsprechen.

Gruß
Anastasius

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Mia Maria
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Beitrag Mo., 17.08.2009, 11:46

Phönixia hat geschrieben:ich verstehe nicht so, was es mit dieser Ich-Du-Botschaften-Trennung auf sich hat.

Ist das wirklich so gemeint:
statt z.b: "Du gehst mir auf die Nerven" , "Ich empfinde Dich als nervend" zu sagen?

Ich empfinde das "Ich empfinde Dich als nervend" eher als Hintenrum-durch-die-Brust-ins-Auge-Du-Botschaft, nicht als Ich-Botschaft.

Ne gescheite Ich-Botschaft wäre eher sowas: Ich bin grad genervt und brauch mal nen Moment. Oder. Ich merk, dass ich grad genervt auf Dich reagiere.

Damit geb ich ne Auskunft über meine Befindlichkeiten, ohne ne Aussage über den anderen zu treffen. Das mit den Ich-Botschaften kommt auch irgendwie von alleine, in dem Moment wo man bereit ist, die Verantwortung für die eigenen Emotionen zu übernehmen. Dann ist das auch kein angestrengter Psychotalk mehr sondern natürlicher Ausdruck der inneren Haltung.
Man kann ein Problem nicht mit der Denkweise lösen, die es erschaffen hat. (Albert Einstein)

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Elena
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Beitrag Mo., 17.08.2009, 12:02

Hallo hungryheart,

interessantes Thema, dass Du da reinbringst.
Du hast ja in dem Thread von Klaro schon Dein Statement dazu abgegeben. Ich musste lachen, als ich Deine Auffassung der Ich-Botschaften gelesen habe.
Jedoch möchte ich dazu einiges schreiben:
Ich-Botschaften gehen ledigilich um die eigene Empfindungen, es geht nicht darum, zu sagen ich empfinde dich als.....
Dies ist ja im Endeffekt eine Du-Botschaft, und hat den gleichen Effekt wie, Du bist......
Da beißt die Maus keinen Faden ab.
Aber richtige Ich-Botschaften sehen anders aus, sie sind klare und ehrliche Aussagen, die nur die eigene Person betreffen.
Ich persönlich finde es gut, da sie dem Gegenüber zeigen, was man will bzw. nicht will.
Bspw. finde ich es besser zu sagen, mir sind die Auseinandersetzungen mit Dir zu anstrengend, deshalb ziehe ich mich zurück, als zu sagen, mit Dir gibt es immer Stress....
Dadurch zeige ich meinen Standpunkt und vermeide eher, dass es zur weiteren Eskalation kommt.
Logischerweise sind wir alle Menschen, mit teils heftigen Emotionen, da ist es ganz natürlich, dass man nicht immer auf Ich-Botschaften achten kann....
Cést la vie.
Aber für den alltäglichen Gebrauch finde ich es gut, darauf zu achten.

LG Elena

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Beitrag Mo., 17.08.2009, 12:05

Wie wäre es mit Kompromissbildungen, was die Botschaftskategorien angeht?
Etwa: "Meinem Empfinden nach bist du eine Nervensäge."

Gruß
A.

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candle
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Beitrag Mo., 17.08.2009, 12:07

Und doch sagt es alles das selber aus. "Man" ist ja nicht doof.

Letztlich würde mich jede dieser Aussagen treffen oder eben an mir abgleiten.

candle
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Elena
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Beitrag Mo., 17.08.2009, 12:15

Anastasius hat geschrieben:Wie wäre es mit Kompromissbildungen, was die Botschaftskategorien angeht?
Etwa: "Meinem Empfinden nach bist du eine Nervensäge."
Dann doch lieber aus dem Bauch raus Du Nervensäge, sonst wirkt das so pseudopsychologisch

LG Elena

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Phönixia
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Beitrag Mo., 17.08.2009, 12:22

Um mal eine Warnung vorauszuschicken. Man sollte sich vielleicht nicht wirklich soviel positiven Effekt beim Gegenüber durch "ich-Botschaften" erwarten.
Vielleicht hat man ja, einen liebevollen Partner, der die Bemühung hinter den Ich-botschaften zu schätzen weiß. Aber man stelle sich mal einen cholerischen Chef vor, dem man so Sätze anbietet wie:
"Ich merke das ich gerade genervt auf Sie reagiere"
"Mir ist die Ausseinandersetztung mit Ihnen zu anstrengend".

Das war dann wahrscheinlich, und man kann nur noch sagen: "Aber Chef, ich hab doch niemals Sie sind.... gesagt!"

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candle
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Beitrag Mo., 17.08.2009, 12:27

Arbeitgeber ist wieder eine völlig andere Ebene. Da kommt man vielleicht nur in Einzelfällen mit solchen Botschaften weiter- aber generell erlebe ich es so, dass Chefs das völlig egal ist wie es einem geht.

Das ist dann inklusive Gehalt zu verbuchen. Jedenfalls ist das mein Hilfsmittel.

candle
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Beitrag Mo., 17.08.2009, 13:05

Ich schrieb:
Anastasius hat geschrieben:Wie wäre es mit Kompromissbildungen, was die Botschaftskategorien angeht? . . .
Es gibt auch das "additive Verfahren". Ein Beispiel aus dem RL ganz im Kleide einer Ich-Botschaft.(Meine Ex war`s geraume Zeit nach der Trennung. Das zum Kontext. Aber eben nur ein Beispiel aus dem Leben).

"Ich erwarte von dir, dass du akzeptierst, dass sich meine Lebensverhältnissse geändert haben."

Die Du-Botschaft ist nicht zu überlesen. Besonders kreativ mit dem mehrdeutigen "akzeptieren", bei dem das "ICH" mangels Konkretheit wieder verschwindet.

Gruß
A.

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hawi
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Beitrag Mo., 17.08.2009, 13:12

Anastasius hat geschrieben:Wie wäre es mit Kompromissbildungen, was die Botschaftskategorien angeht?
Etwa: "Meinem Empfinden nach bist du eine Nervensäge."
Nett geschrieben!

Aber egal wie es formuliert ist, ist all das nun ein Kommunikationshindernis, das aus dem Weg geräumt werden kann oder etwas, das jedenfalls hier im Forum angeraten sein lässt, lieber nicht mehr zu kommunizieren, die Kommunikation wenigstens für eine Zeit zu unterbrechen?
Ich selber lasse es jedenfalls sehr schnell, weiter zu schreiben, wenn ich den Eindruck gewinne, ich nerve den Adressaten! Vielleicht versuche ich einmalig, das Hindernis zu beseitigen, aber nicht mehr. Warum? Weil ich den Genervten (zu seinem ursprünglichen Problem) nicht erreiche. Ich müsste erst mal mehrere Beiträge schreiben, die sich mit „Kommunikation“ auseinandersetzen. Das eigentliche Thema würde ich gar nicht mehr behandeln (können). Erkenne ich das, stelle ich das Schreiben ein, und zwar ohne das zu schreiben, zu begründen. Wenn ich Threads (kopfschüttelnd) lese, schreibe ich ja auch nicht, dass ich erst gar nicht anfange zu schreiben. Wenn ich umgekehrt lese, jemand schreibt, er schreibt nicht mehr, dann habe ich immer ein ungutes Gefühl dabei. Denn zu 99,99 % handelt es sich bei solchen Abschieden für mich um (unehrliche) Floskeln. Wer dies schreibt, schreibt meist weiter und zeigt spätestens in den dann folgenden Beiträgen, dass er selber sehr negative Gefühle beim Schreiben hat, dass er verletzt, zornig, enttäuscht ist, sich missverstanden fühlt, halt genervt ist. Dafür mag er gute Gründe haben, nur er dient dem Threaderöffner nicht, sollte im ein oder anderen Fall dann lieber selbst einen Thread eröffnen, seine negativen Schwingungen dort verarbeiten, aber nicht seine Genervtheit zum Thema eines Threads machen, in dem es ja eigentlich um etwas anderes geht.

Threads funktionieren aus meiner Sicht eher nicht nach „therapeutischen Kommunikationsregeln“, wer (meinen) Sichtweisen, Argumenten, etc genervt gegenüber steht, der nimmt das Geschriebene eben nicht, egal worin der Grund liegt. Jedes weiter Wort halte ich dann für zuviel, egal ob als ich oder du Botschaft formuliert.

LG hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell

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Phönixia
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Beitrag Mo., 17.08.2009, 13:19

@Anastasius
Ich erwarte von dir, dass du akzeptierst, dass sich meine Lebensverhältnissse geändert haben."
Wie hättest du den gerne diese Botschaft formuliert gesehen? Welche wäre die korrekte Ich-Botschaft ohne inhaltliche Veränderung der Aussage?

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Beitrag Mo., 17.08.2009, 13:57

@ Phönixia,

ich möchte nicht eingehender auf den Fall eingehen. Denn das Thema des Threads ist allgemein gehalten. Nur insoweit.
Phönixia hat geschrieben:Welche wäre die korrekte Ich-Botschaft . . .
Ich hätte es für klarer und deshalb besser in dem Sinne gefunden:
"Ich finde aufgrund deines Verhaltens (spezifisch benannt!). ggf. Eindrücke (ebenso thematisch benannt), dass du meine geänderten Lebensverhältnisse nicht akzeptierst, was ich allerdings von dir erwarte!"
. . . ohne inhaltliche Veränderung der Aussage?
Eben das wäre nicht möglich gewesen, weil eine Konkretisierung eine inhaltliche Veränderung bedeutet.


Gruß
Anastasius
Zuletzt geändert von Gast am Mo., 17.08.2009, 18:02, insgesamt 1-mal geändert.

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hungryheart
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Beitrag Mo., 17.08.2009, 18:00

hawi hat geschrieben: Überspitzt: „Du bist ein Depp“ ist, wenn es denn schon sein muss, wenigstens ein ehrliches Werturteil, da dann zu schreiben, „ich empfinde, du denkst nicht genügend nach und hast ein Problem, dich richtig und zutreffend einzuschätzen, ich wünschte, du könntest das“, ist für mich einfach eine Gemeinheit! Die wird noch schlimmer als Frage: „Kannst du dich eigentlich richtig und zutreffend einschätzen, dir selbst ein Urteil (über dich) bilden?“



genauso meinte ich das.

@ all :
natürlich finde ich das konzept, ich botschaften zu senden meist gut und sinnvoll und versuche, mich daran zu halten.
es kommt wohl, wie immer im leben drauf an, was man aus einer sache macht.
man kann ich botschaften wertschätzend und dem anderen spielraum lassend aber auch hochaggressiv meinen.
zucker hat geschrieben: Mir persönlich wirds immer ganz eng, wenn mir jemand sagt, "du bist so oder so". Da mag ich dann eigentlich gar nicht mehr reden.
"Ich empfinde dich als..." trifft mich zwar auch, aber lässt wenigstens die Möglichkeit zu, das Ganze etwas differenzierter zu betrachten.
bei mir ist es ganz unterschiedlich - daher ja auch meine ursprüngliche frage-
meist kann ich ich-botschaften auch besser annehmen, weil sie spielraum lassen, informativ gemeint sind und das entstehende gefühl beim anderen lassen (wie im beispiel: "ich reagiere grad genervt" anstatt "du bist nervig")
es kam aber auch schon vor, dass mir bei ich-botschaften eng wurde und ich das gefühl hatte, dass das gesagte eine bodenlose frechheit war und ich, indem ich widersprach auch noch als depp dastand, weil der andere ja "nur gesagt hatte, wie er/sie es empfand" und -mal plakativ formuliert - ich das gefühl hatte, ein doofer bauerntrampel zu sein, der nicht in der lage ist, de anderen seine empfindung zuzugestehen und diese stehen zu lassen.....
Nimm was du willst und zahl dafür.

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Beitrag Mo., 17.08.2009, 18:26

Dass Ich-/Du-Botschaften per se gut/schlecht seien ,würde ich nicht behaupten wollen.

Mir fallen zwei Beispiele ein, aus einem fiktiven Beziehungsalltag.

1. Ich habe das Gefühl, du verstehst Null von dem, worum es überhaupt geht.

2. Du bemühst dich in letzter Zeit viel mehr um ein gutes Verhältnis zueinander.
(Tipp: Das mürrische, Streit suchende Gegenüber könnte dann fragen: "Wie kommst du denn darauf?" )

Ich meine aber, besonders "wenn`s kritisch wird", ist es konstruktiver, auf den Unterschied zu achten.

Gruß
A.

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