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Do., 24.02.2011, 15:02
(Hab nicht alles gelesen)
Ich gehe - aus eigener Erfahrung - mit der Meinung konform, dass Kinder sehr deutlich zeigen was sie gerade für ihre Entwicklung brauchen, was nicht, und was sie wollen und was nicht. Man muss als Elternteil "lediglich" hinhören und zuschauen. Und ja, darauf kann man vertrauen. Definitiv. Worauf man allerdings nicht vertrauen kann, ist dass alle Eltern so nett sind und darauf Rücksicht nehmen! Nur deswegen geht es manchmal nach hinten los: wenn Eltern die klar gezeigten Signale ihres Kindes übersehen.
In dem Sinne glaube ich nicht, dass deine NACKTHEIT oder NICHT-Nacktheit entscheidend ist, ja, nahezu irrelevant wie oft und bis in welches Alter der Sohnemann dich nackt sieht. Das ist wirklich von Familie zu Familie unterschiedlich. Entscheidet ist nur, wie du bzw. ihr als Familie damit umgehst und dass du auf seine Signale hörst.
Und? Welche Signale hat er gegeben? Profane Neugierde! Und die ist wichtig für ein Kind, lässt sich aber auf unterschiedliche Art und Weise befriedigen. Das ist ganz frei deine Wahl.
Ich verstehe das Aufhebens nicht so wirklich, außer der Umstand, dass du verunsichert bist. Aber WARUM bist du das? Warum kannst du nicht ganz natürlich DEINE Grenzen aufzeigen, sanft, auf mütterliche Weise, deine Grenzen ihm vorleben, so wie man es in anderen Dingen auch tut?
Fernerhin kann man auch mit Kinder reden, aber der Gedanke driftet hier unverzüglich wieder in schwarz-weiß denken ab: ENTWEDER großes Thema draus machen, dazu ist das Kind zu jung. ODER gar nicht mit dem Kind drüber reden. Wo bleibt das Mittelmaß?
Ich traue mich zu ebenfalls zu wetten, und zwar, dass du in anderen Themen kein Problem damit hast, mal zu sagen: "Du, ich mag das nicht, das ist mir unangenehm". Ich traue dir definitiv zu, in anderen Punkten das Mittelmaß zwischen GAR NICHT mit dem Kind reden, alles hinnehmen oder Kind mit ZU ERNSTEN/ ZU VIEL Gespräch überfordern, durchaus findest.
Was ist also so schwer daran (allgemein und für dich speziell), wenn du einfach das nächste Mal sagst: "Hey, ich mag nicht, dass du mich so anschaust. Dann geniere ich mich."
Da lernt er auch noch gleich was für's Leben: Neugierig darf man sein, Mama darf man alles fragen, sollte dabei aber auch die Grenzen anderer respektieren.
Okay, was die simple Neugierde auf den weiblichen Körper betrifft, kann er diese auch im Fernseh in den Sexwerbungen, Bettszenen in Filmen befriedigen und in der frühen Pubertät in Sexheftchen, die ihm der große Bruder besorgt. Oder mit Doktorspielchen mit der kleinen Süßen, die beim Kindergartenfrühstück neben ihm sitzt in der Kuschelecke der Kita. Aber überleg mal, welche Schlüsse er dann daraus ableitet, wie man mit dem Anblick einer Nackten umzugehen hat, wenn er den weiblichen Körper niemals real und nur in diesem Zusammenhang sieht?
Diesen Prozess kann er nur durch dich lernen, indem du einerseits Vertraulichkeit und Sicherheit vermittelst und TROTZDEM und GLEICHZEITIG auf deine Grenzen hinweist, die du nach und nach ohnehin von alleine steigern wirst.
Mir ist es auch unangenehm, trotz gleichen Geschlechts, wenn meine Tochter mich unverholen mustert. Aber das kommunziere ich ihr auch, und sie lernt es zu respektieren. Es ist ein Prozess. Und meine Abgrenzung steigert sich exakt in dem Maß, wie sich IHR Schamgefühl entwickelt. Beispielsweise ist sie mit ihren 10 in der Wanne zu bequem, sich die Haare selbst zu waschen, dann ist Mama nur allzu recht. Wenn ich morgens (stets nur nach dem Anklopfen) ins Bad zu ihr gehe und sie sich gerade anzieht, dann tut sie fast so, als ob ich sie noch nie nackt gesehen habe und kreischt schon mal (mit einem Grinsen wohlgemerkt) wie ein Teenager in der Mädchenumkleidekabine, wenn ein Junge reinkommt, während es ihr keine 12 h noch ziemlich wurst war und sie nackig vor mir rumgetanzt ist "Kuck mal, Mama...". Ich respektiere das mit innerem Schmunzeln. Aber genau im selben Maß fordere ich den entsprechenden Respekt von ihr ein.
Was deinen Sohn angeht: Er hat noch gar kein Bewusstsein dafür, warum es für dich unangenehm sein könnte. Und wo bitte soll er auch lernen außer von dir, indem du ihm sanft darauf hinweist ohne ihn zu erschrecken?
Nicht zu vergessen, dass Kinder natürlich auch noch eine gewisse Freiheit brauchen um Reaktionen auszutesten: "Wie reagiert mein Gegenüber, wenn ich ihn nackt anstarre? Wie reagiert er, wenn ich die Schamgrenze überschreite und jetzt meinen nackigen Hintern zeigen? Respektiert mein Gegenüber, wenn ich etwas nicht möchte? Immer? Manchmal? Nie?" Und und und...
Mit wem sollen Kinder so etwas üben, wenn nicht mit den Eltern? Allerdings geht das natürlich völlig nach hinten los, wenn die Eltern ihre eigenen Grenzen nicht KINDGERECHT vertreten oder die Signale des Kindes ignorieren.