Wutausbrüche in der Therapie...

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Landkärtchen
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Beitrag So., 07.02.2016, 10:33

Tränen-reich, ich habe immer noch permanent (auch ohne Wutanfälle) die Angst, dass sie grund- und wortlos mich von einem Tag zum nächsten vor die Tür setzt. Vielleicht ist ein Rausschmiss jetzt für mich leichter anzunehmen, da ich ja selber dafür sorgte. Verletzender und schwieriger wäre es für mich gewesen, wenn ich darauf keinen Einfluss gehabt hätte (achje, wieder so ein Kontrollthema).

Einen Satz wie den, den deine Therapeutin sagte, dass die Tür immer offen steht, würde meine nicht sagen. Ich glaube, dass würde bei mir auch nichts bringen. Da könnte sie noch so viele Worte sprechen. Ich glaube, ich müsste a) die Sicherheit, die sie mir gibt selber fühlen können und b) diese Sicherheit dürfte sich nicht bedrohlich anfühlen.

Die Grenzen die sie dir setzte finde ich sehr „liebevolle“ Grenzen und wenn das noch mit einer Vorbildfunktion verbunden ist … ja dann, dann bist du bestimmt in sicheren und guten Händen.

LG-Landkärtchen
Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren?

Vincent van Gogh

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Landkärtchen
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Beitrag Di., 09.02.2016, 17:37

Ich schwieg.
Jede Minute wurde es schlimmer.
Sie schwieg.

"Wir sind an die Grenzen der ambulante Therapie angekommen."
Schweigen.
Angst.
Innerer Kampf in mir. Bitte, fang endlich an zu reden. Was soll ich sagen? Keine Worte, keine Gedanken, nichts. Leere.

15 Minuten anschweigen.
Machtkampf? Bitte nicht. REDE!
Leise, stockend: können sie mich nicht etwas fragen?

Die Frage kommt ich antworte: zaghaft, müde, mit Scham ... ich weiß nicht mehr wer ich bin und war.
Die Auslöser für meine Wut?
Es sind ganz andere. Eine pure, vernichtende kindliche Angst.
Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren?

Vincent van Gogh


Tränen-reich
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Di., 09.02.2016, 17:45

Huch, hab ja jetzt erst gesehen, dass du hier noch was geschrieben hattest.
Landkärtchen hat geschrieben:Vielleicht ist ein Rausschmiss jetzt für mich leichter anzunehmen, da ich ja selber dafür sorgte.
Vielleicht dauert es noch, wenn du noch durch weitere Erfahrungen mit deiner Thera gehst, dass du eben NICHT rausgeschmissen wirst... dass du dich etwas sicherer fühlst in solchen Momenten.
Ich meine, ihr habt doch schon was ganz anderes hinter euch gebracht (wenn das immer noch die gleiche Thera ist)... Ich erinnere mich an eine schlimme Zeit, die du hattest. Und, hat se dich rausgeschmissen?
Ich kenne das, dass manchmal Worte auch nichts bringen... dann brauch ich über nen langen Zeitraum die Erfahrungen dazu und manchmal schubst sie mich an und lässt mich zurückschauen. Und dann denke ich, stimmt, war bisher noch nicht passiert.

Landkärtchen, zu heute: ich find es ziemlich gut, dass du dort hingegangen bist. Hab Geduld mit dir!


ziegenkind
[nicht mehr wegzudenken]
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Beiträge: 3503

Beitrag Di., 09.02.2016, 19:08

Landkärtchen hat geschrieben: können sie mich nicht etwas fragen?
landkärtchen, da glaube ich ganz fest dran: es sind diese sätze, gesprochen mit tonnenscherer zunge, die dinge in bewegung setzen und uns herausführen aus der ganzen alten sch.eisse. kopernikanische wende halt in einem koordinatensystem, in der hand ab, kopf ab, alles ab auf denjenigen wartet, der um hilfe bittet.

da darfst du mal stolz drauf sein.

und: es ist schwer, aber es ist gut, dass sie dich auf diesen satz hat hinwarten lassen mit klopfendem herzen und dröhnenden ohren. die chance DARF sie dir nicht kaputt machen.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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pivello
Helferlein
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Beiträge: 130

Beitrag Mi., 17.02.2016, 20:17

Ich weiß nicht, ziegenkind. Eine Therapeutin sollte wohl auch in der Lage sein, ihr entgegen zu kommen, wenn sie ihre Pat. schon anschreien muss. Ich finde das nicht richtig. Bei allem Menschsein. Ich finde eine Therapie hat Grenzen. Sie ist doch die Patientin. Ich wär an ihrer Stelle noch verzweifelter geworden. Gerade in solch Situationen, wenn Pat. die Fassung verlieren, dann ist es doch gerade wichtig, gleichmütig zu sein und nicht noch zu schreien. Ich lese das hier derzeit sehr oft. Ich will das nicht moralisch bewerten, aber ich finde da hätten sie sich beide verorten müssen, miteinander. Ich hätte das Schweigen nicht ausgehalten. Ich glaube auch, dass meiner Analytikerin das auch passieren könnte, sie ist ja auch nur ein Mensch. (Ich will es dennoch nicht hoffen). Aber ich denke auch, in Beziehung miteinander heißt, das miteinander zu klären. Und nicht, dass die Pat. die "auch" angeschrien wurde, noch um Hilfe betteln soll. Das Pat. es auch aus Abhängigkeit tun, steht auf einem anderen Blatt. Sie war doch auch abhängig von der Hilfe ihrer Analytikerin.

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