chrysokoll hat geschrieben: Fr., 08.09.2023, 10:06
Betti gäbe es für dich die Möglichkeit es auch ohne Antidepressiva zu versuchen?
So wie ich das lese suchst du seit 1,5 Jahren ein passendes Medikament und findest keines wegen der gravierenden Nebenwirkungen.
Gab es denn irgendwie positive Wirkungen?
Ich denke dass dieses heftige Schwitzen wie du es beschreibst nicht tragbar ist dauerhaft. Sich nicht mit einer Berufstätigkeit vereinbaren lässt. Psychiater winken da meiner Erfahrung nach mehrheitlich nur ab, finden Nebenwirkungen nicht so schlimm, meinen das sei halt so.
Ich war nicht bereit das hinzunehmen.
Könntest du einen Versuch starten OHNE Medikamente. Was hat sich verändert seit eineinhalb Jahren? Bist du in Therapie, gibt es weitere Behandlungsmöglichkeiten für dich?
Ich habe es in den 1,5 Jahren zweimal versucht ohne AD's. Letzten Sommer hielt ich die ganzen Nebenwirkungen nicht mehr aus und war dann 4 Monate ohne Medikamente. Ging voll nach hinten los. Die krassen Nebenwirkungen waren zwar weg, aber alle negativen Symptome sofort wieder da. Ich wollte es eigentlich unbedingt ohne schaffen. Aber die enormen Tiefs nahmen sofort wieder überhand. Und in diesem Frühjahr war ich auch mal ohne AD's. Aber da nur kurz, sprich das kann man sicher nicht so werten. Aber ich merkte auch sofort nach zwei, drei Wochen wie die depressive Symptomatik wieder auf Vormarsch war. Und ja, das Venlafab (Venlafaxin) war eigentlich das beste Medikament. Es wirkte wirklich sehr gut. Nach Jahren dachte ich "ah, so fühlt sich das Leben wieder mal richtig gut an". Es hatte aber eine nicht tragbare Nebenwirkung, daher wieder ausgeschlichen und das nächste versucht. Und das Milnacipran ist von der Wirkung her auch ganz gut. Nicht so wie das Venlafaxin, aber ich habe seit Wochen keine schlimmen Tiefs mehr. Wäre da nicht das Problem mit dem Schwitzen...
Und ja, da gebe ich dir Recht. Ich hatte manchmal das Gefühl meine Psychiaterin wird schon ungeduldig. Da ich immer mit anderen Nebenwirkungen daherkam. Sie wollte, dass endlich mal ein Med. passt und konnte es gefühlt nicht mehr hören, wenn ich sagte "ja aber...". Sie wollte mir auch einreden, dass diese oder jene Nebenwirkung ja nicht so schlimm sei. Das ging gar nicht. Hat sie aber dann eh gecheckt.
Ja ich bin in Therapie und meine Thera drängt mich keines Falls zu AD's. Aber sie hat es mir immer nahegelegt. Damit zumindest eine gewisse Grundstabilität erreicht werden kann. Und diese habe ich mit den Medikamenten definitiv. Ich muss mich nicht so sehr durch den Tag kämpfen. Ich finde es schrecklich, wenn ich vor lauter Antriebslosigkeit nicht mal weiß, wie ich es in die Arbeit schaffen soll. Auch die negativen Gedanken werden doch etwas in den Hintergrund gerückt. Also ja, eine positive Wirkung ist aktuell mit dem Milnacipran auf jeden Fall da. Bleibt die Frage was mehr wiegt. Die positive Wirkung und das Schwitzen durchstehen, oder die Hoffnung, dass es was gibt, das gut wirkt ohne diese krassen Nebenwirkungen.
@ lisbeth: Ich nahm vor 8/9 Jahren tatsächlich schon mal Fluoxetin für ca. ein Jahr. Das hat mir damals gut geholfen und hatte soweit ich mich erinnern kann, keine schlimmen Nebenwirkungen. Die Ärztin welche mir das damals verschrieben hat ging allerdings in Pension. Als ich meiner aktuellen Psychiaterin das mitteilte, wollte sie gar nichts davon wissen. Sie meinte eben auch, es gäbe schon viel bessere, neuere Medikamente. Ich habe sie mehrmals darauf angesprochen, zumindest anfangs nachdem die ersten beiden Versuche fehlgeschlagen sind. Aber für sie gab es diesbzgl. keine Diskussion. Irgendwann ließ ich es bleiben und versuchte eben alles von ihr Vorgeschlagene. Aber jetzt wo du das so schreibst, überlege ich echt ob ich das beim nächsten Termin nicht nochmals ansprechen sollte. Mir fällt sowas ehrlich gesagt immer sehr schwer. Ich sage schon mal was oder frage nach. Aber wenn dann mehrmals angedeutet wird, dass es eben bessere Medikamente gibt und aus, dann halte ich irgendwann meinen Mund.
