Therapeut hat mir meine Diagnose bis zum Ende verschwiegen
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Thread-EröffnerIn - sporadischer Gast
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Therapeut hat mir meine Diagnose bis zum Ende verschwiegen
Liebes Forum,
ich habe eine mehrjährige Psychoanalyse hinter mir.
Mir geht es sehr gut, nachdem ich während der Therapie die Kraft gefunden habe, mich von meinem
gewalttätigen Partner zu trennen.
Als ich während der Therapie nach meiner Diagnose fragte, meinte mein Therapeut, er wolle sie mir erst
am Ende mitteilen.
Das tat er auf mein Nachfragen nur sehr unwillig.
"Was nützt Ihnen das denn?"
Er hat mir eine schwere Persönlichkeitsstörung diagnostiziert.
Nicht weiter spezifiziert.
Ich möchte so gerne genau verstehen, was nach seinem Urteil an meinem Fühlen, Denken und Handeln so weit außerhalb der Norm liegt.
Aber er weigert sich, mir mehr dazu zu erklären.
Ich verstehe, dass ich zu lange in einer schlechten Beziehung geblieben bin.
Aber jetzt habe ich einen neuen Weg eingeschlagen. Ich lebe seit schon fast zwei Jahren ohne Partner.
Anscheinend liege ich seiner Meinung nach vollkommen falsch, zu schlimm als dass man es mir erklären könnte.
Grüße ins Forum,
Fächervogel
ich habe eine mehrjährige Psychoanalyse hinter mir.
Mir geht es sehr gut, nachdem ich während der Therapie die Kraft gefunden habe, mich von meinem
gewalttätigen Partner zu trennen.
Als ich während der Therapie nach meiner Diagnose fragte, meinte mein Therapeut, er wolle sie mir erst
am Ende mitteilen.
Das tat er auf mein Nachfragen nur sehr unwillig.
"Was nützt Ihnen das denn?"
Er hat mir eine schwere Persönlichkeitsstörung diagnostiziert.
Nicht weiter spezifiziert.
Ich möchte so gerne genau verstehen, was nach seinem Urteil an meinem Fühlen, Denken und Handeln so weit außerhalb der Norm liegt.
Aber er weigert sich, mir mehr dazu zu erklären.
Ich verstehe, dass ich zu lange in einer schlechten Beziehung geblieben bin.
Aber jetzt habe ich einen neuen Weg eingeschlagen. Ich lebe seit schon fast zwei Jahren ohne Partner.
Anscheinend liege ich seiner Meinung nach vollkommen falsch, zu schlimm als dass man es mir erklären könnte.
Grüße ins Forum,
Fächervogel
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Aber ist die Diagnose denn jetzt nach der Therapie und vor allem nachdem es dir doch anscheinend jetzt gut und stabil geht, überhaupt noch relevant?
Damals war sie ja „die Rechtfertigung vor der Kasse“ für die Therapie.
Damals war sie ja „die Rechtfertigung vor der Kasse“ für die Therapie.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)
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Naja, die Therapie ist zu Ende, was der Mann denkt ist also für deine Zukunft egal.
Ausserdem müssen Diagnosen nicht stimmen. Ich habe erheblich mehr Fehldiagnosen bekommen als richtige, am Anfang hat mich das aufgeregt, heute nicht mehr. Mir doch egal wassich andere Leute für seltsame Vorstellungen über meine Person zusammenhirnen.
Ausserdem müssen Diagnosen nicht stimmen. Ich habe erheblich mehr Fehldiagnosen bekommen als richtige, am Anfang hat mich das aufgeregt, heute nicht mehr. Mir doch egal wassich andere Leute für seltsame Vorstellungen über meine Person zusammenhirnen.
Er hat sich vermutlich nicht die Mühe einer Diagnostik gemacht. Dann kann er auch nichts genaueres sagen.
Wichtig könnte es im Nachhinein durchaus mal werden. Je nachdem, was in den nächsten Jahren passiert und ob da irgendwelche Anträge gestellt werden. Kann man jetzt ja noch nicht wissen, was in z.B. neun Jahren ist. Aber dann wird evtl. ein Befundbericht angefordert.
Wichtig könnte es im Nachhinein durchaus mal werden. Je nachdem, was in den nächsten Jahren passiert und ob da irgendwelche Anträge gestellt werden. Kann man jetzt ja noch nicht wissen, was in z.B. neun Jahren ist. Aber dann wird evtl. ein Befundbericht angefordert.
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Thread-EröffnerIn - sporadischer Gast
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Du hast Recht.
Ich möchte aber auch verstehen, wie ich in diese Situation geraten konnte. Damit mir das nicht nochmal passiert.
Ich möchte aber auch verstehen, wie ich in diese Situation geraten konnte. Damit mir das nicht nochmal passiert.
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- Forums-Insider
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In welche Situation bist du denn geraten? Und was soll dir nicht mehr passieren? Was für eine Diagnose hast du denn "erwartet"?Fächervogel hat geschrieben: Mi., 13.07.2022, 17:04 Du hast Recht.
Ich möchte aber auch verstehen, wie ich in diese Situation geraten konnte. Damit mir das nicht nochmal passiert.
Lg Mathilda
??
Wenn dir die Psychotherapie geholfen hat und es dir jetzt "sehr gut geht", vermute ich mal, dass du nicht vorhast, nochmal eine Psychoanalyse zu machen? Oder was meinst du damit?
Keine Ahnung wie dein Analytiker arbeitet und diagnostiziert, aber Analytiker betrachten "Störungen" auch mal gerne aus einer anderen Perspektive als das die gängigen Diagnose-Kriterien tun.
Du wirkst auf mich sehr gekränkt. Als hättest du etwas 'anderes' erwartet?
Warum hängst du dich jetzt an dieser Diagnose auf und nicht an eurer Arbeitsbeziehung (= deine Erfahrung), die ja offensichtlich gut (genug) war? Und Diagnosen sind ja nicht in Stein gemeißelt, das verändert sich, genauso wie du dich während deiner Therapie verändert hast und immer noch veränderst.
Vielleicht hat der Analytiker deine gekränkte Reaktion auch vorhergesehen und wollte es euch beiden ersparen, dass ihr euch endlos viele Stunden in Diagnose-Diskussionen im Kreis dreht, anstatt dass ihr euch um deine eigentlichen Themen (inhaltlich) kümmern könnt?
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott
― Anne Lamott
Anders als oft bei Laien werden von guten Ärzten/Therapeuten Diagnosen einer Persönlichkeitsstörung nicht im Sinne einer (Ab)Wertung der Person, Verurteilung oder ähnliches gestellt, sondern es wird damit eine gravierende Strukturschwäche dargestellt, die ähnlich wenig aufgeladen ist, wie, wenn z. B. an einem Knochen die "Strukturschwäche" Osteoporose festgestellt wird, ziemlich nüchtern also. Ich denke, die Kränkung rührt vom Laienverständnis her, ist ja auch kein Wunder, wie oft mit diesem Begriff der Persönlichkeitsstörung (oder narzisstische Störung u. a.) umgegangen wird. Wenn allerdings vom Therapeuten so ein Geheimnis gemacht wird darum, ist das nicht unbedingt förderlich.
Ich versteh dich total gut.
Wenn mir meine Therapeutin sagen würde sie sagt mir die Diagnose am Ende, vertraue ich auf diese Absprache. Das dann nicht zu besprechen fände ich befremdlich.
Ehrlich gesagt würde ich es aber zu Beginn wissen wollen, welche Hypothesen aus dem einfachen Grund das sich die Behandlung daran orientiert und weil es um mich geht. Für mich hat das was mit Selbstermächtigung zu tun.
Und klar willst du wissen wo er dich einordnet und was zb dazu geführt hat das du in eine gewalttätige Beziehung geraten bist und dort ausgehalten hast...
Ich finds vertrauensvoll wenn sowas auf Augenhöhe besprochen wird und du informiert wirst. Transparenz gehört für mich zu einer Therapie dazu.
Die Diagnose am Ende sagen klingt wie, hoffentlich hat die Klientin bis dahin ihre Frage vergessen und ich muss ihr nicht auf Augenhöhe begegnen.
Du kannst deine Unterlagen einsehen, auch die Anträge an die gutachter. Das steht dir rechtlich zu.
Wenn mir meine Therapeutin sagen würde sie sagt mir die Diagnose am Ende, vertraue ich auf diese Absprache. Das dann nicht zu besprechen fände ich befremdlich.
Ehrlich gesagt würde ich es aber zu Beginn wissen wollen, welche Hypothesen aus dem einfachen Grund das sich die Behandlung daran orientiert und weil es um mich geht. Für mich hat das was mit Selbstermächtigung zu tun.
Und klar willst du wissen wo er dich einordnet und was zb dazu geführt hat das du in eine gewalttätige Beziehung geraten bist und dort ausgehalten hast...
Ich finds vertrauensvoll wenn sowas auf Augenhöhe besprochen wird und du informiert wirst. Transparenz gehört für mich zu einer Therapie dazu.
Die Diagnose am Ende sagen klingt wie, hoffentlich hat die Klientin bis dahin ihre Frage vergessen und ich muss ihr nicht auf Augenhöhe begegnen.
Du kannst deine Unterlagen einsehen, auch die Anträge an die gutachter. Das steht dir rechtlich zu.
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Ich kann beide Seiten gut verstehen. Und ich denke wenn es dem Patienten wichtig ist, die Diagnose zu wissen, dann sollte darüber auch gesprochen werden.
Ich selbst halte nicht so viel von Diagnosen. Ehrlich gesagt sehe ich die Diagnose nur als Mittel zum Zweck um die Stunden bewilligt zu bekommen.
Aber die Diagnose interessiert mich ansonsten nicht.
Mich interessiert nur, wie es mir besser gehen kann.
Das ist meine persönliche Meinung.
Ich selbst halte nicht so viel von Diagnosen. Ehrlich gesagt sehe ich die Diagnose nur als Mittel zum Zweck um die Stunden bewilligt zu bekommen.
Aber die Diagnose interessiert mich ansonsten nicht.
Mich interessiert nur, wie es mir besser gehen kann.
Das ist meine persönliche Meinung.
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Fächervogel hat geschrieben: Mi., 13.07.2022, 17:04 Du hast Recht.
Ich möchte aber auch verstehen, wie ich in diese Situation geraten konnte. Damit mir das nicht nochmal passiert.
Okay, jetzt geht es dir evtl zu gut dazu, aber du könntest zB ernsthaft eine Diagnostik machen lassen in der du dich dann auch wiederfindest. Und dann in eine neue Therapie gleich mit der Prämisse hingehen.
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- [nicht mehr wegzudenken]
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So wie ich es schon des Öfteren gelesen habe, wird eine Persönlichkeitsstörung nicht näher spezifiziert oft als Diagnose attestiert, wenn der/die Analytiker*in selbst nicht sooo genau wissen, woran es „krankt“, quasi wie eine Verlegensheitsdiagnose.
Vielleicht konnte er dich tatsächlich nicht exakt einordnen?
Und ja, Analytiker ordnen psychische Erkrankungen sehr viel häufiger als andere Therapeuten als Persönlichlichkeitsstörung ein. So habe ich hier im Forum z. B. schon User gelesen, bei denen eine kPTBS in der Analyse als eine BL-PS diagnostiziert wird.
Mich wundert aber euer Verhältnis zueinander. Einerseits schreibst du davon, dass es dir jetzt sehr gut geht. Andererseits schreibst du von der Reaktion deines Therapeuten, die mMn nicht zu „sehr gut“ passt. Wie kannst du ein sehr gutes Resultat in einer Therpie erreichen, wenn du die Beziehung bereits bei so einer Bagatelle (natürlich meine Sicht) wie der Diagnoseklärung anzweifelst, bzw. glaubst er habe eine so schlechte Meinung von dir? Und wieso behandelt er dich am Ende der Therapie wie eine unmündige Person, mit der man nicht sachlich über ihre (Ex-?)Diagnose reden kann?
Das sind Dinge, die mir bei einer gelungenen Therapie fragwürdig erscheinen.
Vielleicht konnte er dich tatsächlich nicht exakt einordnen?
Und ja, Analytiker ordnen psychische Erkrankungen sehr viel häufiger als andere Therapeuten als Persönlichlichkeitsstörung ein. So habe ich hier im Forum z. B. schon User gelesen, bei denen eine kPTBS in der Analyse als eine BL-PS diagnostiziert wird.
Mich wundert aber euer Verhältnis zueinander. Einerseits schreibst du davon, dass es dir jetzt sehr gut geht. Andererseits schreibst du von der Reaktion deines Therapeuten, die mMn nicht zu „sehr gut“ passt. Wie kannst du ein sehr gutes Resultat in einer Therpie erreichen, wenn du die Beziehung bereits bei so einer Bagatelle (natürlich meine Sicht) wie der Diagnoseklärung anzweifelst, bzw. glaubst er habe eine so schlechte Meinung von dir? Und wieso behandelt er dich am Ende der Therapie wie eine unmündige Person, mit der man nicht sachlich über ihre (Ex-?)Diagnose reden kann?
Das sind Dinge, die mir bei einer gelungenen Therapie fragwürdig erscheinen.
Es scheint die (therapeutischr9 Haltung mancher PT zu sein, die Diagnose nicht mitzuteilen bzw. mitteilen zu wollen. Sollte dann aber mindestens erklärt werden. Aber aus rechtlicher Sicht unterliegen Behandler zumndest in D einer gesetzlich festgeschriebenen Aufklärungspflicht. Demnach ist es nicht so vorgesehen, aus diagnostischen Aspekten ein Geheimnis zu machen. Bzw. als Patent könnte man eh Akteneinsicht verlangen. Inwieweit dass den Therapieprozess schaden könnte, ist so eine Sache. Besser also, wenn das besprechbar ist.
Liebe Grüße
stern

stern
»Die Dummheit hat aufgehört sich zu schämen«
(Heidi Kastner)
(Heidi Kastner)
Diese Diagnose wird verwendet, wenn nicht das Vollbild einer bestimmten Persönlichkeitsstörung erfüllt ist, sehr wohl aber ausgeprägte strukturelle Defizite über die gesamte Persönlichkeit bestehen, hat nichts mit Verlegenheit zu tun.peppermint patty hat geschrieben: Mi., 13.07.2022, 20:39 So wie ich es schon des Öfteren gelesen habe, wird eine Persönlichkeitsstörung nicht näher spezifiziert oft als Diagnose attestiert, wenn der/die Analytiker*in selbst nicht sooo genau wissen, woran es „krankt“, quasi wie eine Verlegensheitsdiagnose.
Das kommt daher, dass sich analytisch orientierte Therapeuten eben mit der Struktur beschäftigen und nicht nur mit Konflikten oder "Oberflächendiagnosen".peppermint patty hat geschrieben: Mi., 13.07.2022, 20:39 Und ja, Analytiker ordnen psychische Erkrankungen sehr viel häufiger als andere Therapeuten als Persönlichkeitsstörung ein.
Das könnte tatsächlich ein Defizit sein, weil viele (analytische) Therapeuten sich kaum mit schweren Traumafolgestörungen auskennen.peppermint patty hat geschrieben: Mi., 13.07.2022, 20:39 So habe ich hier im Forum z. B. schon User gelesen, bei denen eine kPTBS in der Analyse als eine BL-PS diagnostiziert wird.
Denke nicht, dass das etwas mit schlechter Meinung zu tun hat. Das wäre eine laienhafte moralische Kategorie, in der ein guter Therapeut nicht denkt.peppermint patty hat geschrieben: Mi., 13.07.2022, 20:39 glaubst er habe eine so schlechte Meinung von dir?
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das KÖNNTE nicht nur ein Defizit sein, das ist eines und es ist eigentlich ein Kunstfehler.alatan hat geschrieben: Do., 14.07.2022, 05:48 Das könnte tatsächlich ein Defizit sein, weil viele (analytische) Therapeuten sich kaum mit schweren Traumafolgestörungen auskennen.
Nicht ordentlich diagnostizieren und sich nicht "auskennen", also nicht informieren schadet Patientinnen massiv.
Und dann Analytiker die in ihrer Überheblichkeit meinen sie könnten ja alles behandeln und wenns schief läuft ist halt der Patient schuld.
Ein guter Therapeut, egal welcher Schule, diagnostiziert erst einmal ordentlich
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