Berufsfähigkeit

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
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Lumpi
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Berufsfähigkeit

Beitrag Mi., 22.10.2008, 13:19

Hallo,

bin seit einigen Jahren in Berufsunfähigkeitspension aufgrund einer schweren Depression und späterer Diagnose einer bipolaren Störung.

Für die Pensionsversicherungsanstalt bin ich in jeder Hinsicht berufsunfähig und bekäme auch keine Umschulung bezahlt.

Seit Mai bin ich wieder geringfügig als IT-Systemingenieur beschäftigt. Konnte schon einiges lernen, musste aber feststellen, dass mich Jüngere links und rechts überholten.
Halte mich nicht für voll berufsfähig bräuchte aber mehr Geld zum Leben.

Wie denkt ihr darüber?

LG, Lumpi

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quovadis
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Beitrag So., 26.10.2008, 11:17

Hallo Lumpi,

also wenn man nicht gerade verbeamtet ist und als Ingenieur in der freien Wirtschaft mithalten möchte, dann muss man topfit sein. Das ist jedenfalls meine Erfahrung. Du schreibst ja selbst, dass die Jüngeren dich links und rechts überholen. Logisch, denn die sind alle heiss darauf, Karriere zu machen. Im IT-Bereich kenne ich mich nicht aus, aber in meiner Branche herrscht ein gnadenloser Verdrängungswettbewerb, der selbst „Gesunde“ an ihr Limit bringt. Da bleibt man als kranker Mensch automatisch auf der Strecke. Da fragt mich niemand, wie ich mich fühle, sondern es wird erwartet, dass ich Termine einhalte und die Leistung stimmt. Ich habe die letzten 4 Jahre versucht, einen Spagat auszuführen, zwischen dem, was ich aufgrund meiner gesundheitlichen Probleme noch zu leisten im Stande bin und dem, was unbedingt notwendig ist, um als Selbstständiger am Markt bestehen zu können. Auf Dauer funktioniert das leider überhaupt nicht. Diese Alles-oder-Nichts-Situation finde ich sehr traurig und frustrierend.

Wenn du es in deiner Lage geschafft hast, eine Stelle als IT-Systemingenieur zu finden, dann kann man dir nur gratulieren. Ob du mit den Anforderungen klarkommst, kannst eigentlich nur du selbst beantworten. Ich kenne die Verhältnisse in Österreich nicht. In welchem Umfang darfst du denn überhaupt noch arbeiten, um deinen Pensionsanspruch nicht zu verlieren?

Gruß
quovadis

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Lumpi
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Beitrag So., 26.10.2008, 13:12

Hallo quovadis,

danke für deinen Beitrag.

Ich glaube, dass ich mich irgendwo zwischen Arbeitsfähigkeit und Arbeitsunfähigkeit befinde.
Darf geringfügig beschäftigt werden - das sind 350€ im Monat.

Die Anforderungen haben sich während meiner Abwesenheit verändert - konnte zum Teil auch "nachlernen".

Ich kann ein bisschen arbeiten, aber zu einem vollen Job mit gutem Gehalt reicht es leider nicht.

Zum Glück haben sich auch meinen Anforderungen an mich verändert.

Was machst du beruflich als Selbstständiger?

LG, Lumpi

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quovadis
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Beitrag Mo., 27.10.2008, 12:42

Hallo Lumpi,

sorry, detaillierte Angaben zu meiner beruflichen Tätigkeit will ich hier im Internet nicht machen. Ich bin gerade dabei, den Beruf aufzugeben, weil ich’s nicht mehr schaffe. Ich hatte mich selbstständig gemacht, weil ich mir so die Zeit selbst einteilen und dann arbeiten konnte, wenn ich dazu in der Lage war. Aber wegen meiner Beschwerden hab’ ich einfach zu wenig verdient und die laufenden Kosten einer Selbstständigkeit müssen auch erstmal bezahlt werden. Deswegen sind inzwischen meine Ersparnisse aufgebraucht. Ich habe einen Rentenantrag gestellt und warte auf einen Bescheid. Ich empfinde das Ganze als totale Niederlage und wegen meiner miserablen finanziellen Situation stehe ich unter großem Druck.

Ich find’s posititv, dass du - ohne gleich deinen Pensionsanspruch zu gefährden - wieder in deinen Beruf reinschnuppern und deine Möglichkeiten austesten kannst. Ist sicher auch gut für das Selbstwertgefühl und vielleicht wird ja irgendwann mehr daraus. Du schreibst, dass sich deine Anforderungen an dich verändert haben. Also vermutlich geringer geworden sind. Mein Eindruck ist halt der, dass sich in der Berufswelt niemand dafür interessiert, ob man die eigenen Anforderungen verringern möchte. Es sei denn, man arbeitet in einem Bereich, der das zulässt. Ich persönlich kenne aber so gut wie keinen, auf den das zutrifft. Die meisten klagen regelmäßig über zu hohe Arbeitsbelastung, Konkurrenzkampf, Mobbing, zu viel Verantwortung, Zeitdruck, Überstunden, unsichere Fristverträge, schlechte Auftragslage, Kampf um Honorare usw. usw.

Gruß
quovadis

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Lumpi
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Beitrag Mo., 27.10.2008, 13:08

Hallo quovadis,

ich war aufgrund einer schweren Depression schon ganz "unten".

Aufstehen können, duschen, sich ins Kaffeehaus setzen ist schon einige Ebenen drüber.

Aus diesem Grund ist es für mich wie ein Wunder nur irgendetwas beruflich zu schaffen.
War auch schon Zettel verteilen.

In meinem Bereich hat sich das Arbeiten durch das Internet ziemlich verändert. Man kann sich praktisch alles ergoogeln.

Wünsche dir viel Glück beim Rentenantrag. Hoffentlich kannst du von der Höhe der Rente leben.
Bei mir würde es sich ausgehen, wenn ich sparsamer wäre.

Gruß, Lumpi

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Sunday
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Beitrag Do., 12.02.2009, 14:09

*hochschupf* hab die woche schon einen thread eröffnet, daher schreib ich hier.

BITTE UM INFO!!!

hab gerade nen mittleren schock. mein krankengeld läuft demnächst aus und der nächste schritt ist ein Antrag auf Pension AAHHHH... ich bin 25!!!

aber ich brauche das geld, die versicherung. also wird mir nichts anderes übrig bleiben.

was ich wissen will:

wie läuft so ein antrag ab? wie bloß werde ich gestellt? können die mich zu weiteren untersuchungen/psychotests zwingen?
welche nachteile wird das für mich in zukunft bringen?
wie kommt man dann aus so einer pension wieder raus, wenn man wieder arbeitsfähig ist? wer überprüft das dann?
wie soll ich das seelisch verkraften, wie das schon klingt?

ich will nicht krank sein, verdammt, ich will arbeiten... ich will nicht in pension geschickt werden!

und dann muss ich hier noch frust abladen (für jene von euch, die noch mehr lesen wollen):
in meinem brief von der KK steht so nett: Sie können von der PVA prüfen lassen, ob für Sie medizinische Rehabilitationsmaßnahmen in Betracht kommen... blabla... wir beraten Sie gerne ... blabla
Daraufhin hab ich bei allen möglichen Reha-Anstalten angerufen. Die haben eine Wartefrist von mehreren Monaten... Das heißt, ich hätte schon, bevor ich überhaupt krank wurde, einen Antrag auf Reha stellen müssen, um diese rechtzeitig antreten zu können, um die Pensionierung noch abwenden zu können!?!? FRECHHEIT!!!

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Lumpi
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Beitrag Do., 12.02.2009, 17:03

Hallo Sunday,

es erfolgt eine Untersuchung bei einem Arzt der PVA, der Befunde von deinem behandelnden Arzt benötigt.

Die Pension wäre ziemlich sicher befristet auf ein bis zwei Jahre.

Du darfst nebenbei geringfügig arbeiten.

Siehst du dich nicht als arbeitsunfähig?

LG, Lumpi

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Sunday
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Beitrag Do., 12.02.2009, 17:20

hi lumpi,
ja, ich bin definitiv arbeitsunfähig... teilw. sogar lebensunfähig.
geringfügig arbeiten kann ich gar nicht.

das mit der befristung ist mir schon klar...
trotzdem... was bedeutet das für meine zukunft? (rhetorische frage)

ich hasse das, wenn mich ein fremder arzt untersucht/befragt... komme mir dann so dumm und ausgeliefert und bloßgestellt vor.

einerseits will ich das alles nicht, andererseits geht es ganz einfach nicht anders. und was, wenn der antrag abgewiesen wird? dann steh ich vor dem nichts. ohne versicherung ohne einen cent.

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Lumpi
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Beitrag Do., 12.02.2009, 17:39

Hallo Sunday,

den Versicherungsschutz verliert man glaube ich nie, wenn man keinen groben Fehler macht.

Wenn dich dein Arzt als berufsunfähig sieht, wird das auch der PVA - Arzt akzeptieren.
Bei mir war es auch so, dass ich vom Krankenstand in die Pension wechselte.

Was bedeutet das für die Zukunft?

Natürlich ist der Lebenslauf nicht mehr lückenlos.
Ein Berufswiedereinstieg unter normale Bedingungen ist dann schwieriger.
Das sollte aber jetzt nicht deine Sorge sein.

Man kann sich auch in der Pension wohl fühlen - glaube mir.
Gib dir mal ein bisschen Zeit.

LG, Lumpi

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Sunday
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Beitrag Do., 12.02.2009, 19:35

ich krieg vor solchen amtlichen terminen immer schon wochen im vorhinein die krise.
schon als ich nur zur kontrolle beim amtsarzt musste... kaum war ein termin geschafft, hatte ich schon horror vorm nächsten.
ich komm ja praktisch nie raus... und da muss ich dann. und dann noch mit wildfremden über mein seelenleben reden... und dann noch die angst davor für immer einen stempel zu haben. was weiß ich, wo das dann alles aufgezeichnet wird. will nicht für immer die irre sein, oder die, die mal irre war - auch nicht am papier.
hab riesen panik dort was falsches zu sagen, zu tun... entweder dass ich komplett auszuck und dann irgendwo eingewiesen werd, oder dass ich vor lauter panik nicht das richtige sage und dann für arbeitsfähig gehalten werde.

jessas, ich bin dermaßen bescheuert. ich weiß, dass alles klingt so gestört. aber für mich isses echt so. ein verdammter termin und ich denk wochen drüber nach, wie ich was wann am besten sage oder auch nciht... und mach mich selber total fertig

ja die lücke im lebenslauf. einerseits schei*e. andererseits auch schon egal. habe im beruflich/finanziellen sinn eigentlich fast nichts mehr zu verlieren. so lang ich ein dach überm kopf hab und gesund bin (wenn ich es nur wär), passt es. werd sowieso nie wieder eine anspruchsvolle arbeit machen können.

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Lumpi
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Beitrag Do., 12.02.2009, 19:53

Hallo Sunday,

du kannst im Prinzip nichts falsch machen.

Niemand will dir etwas böses.

Man versucht nur herauszufinden ob du noch etwas Zeit für dich brauchst um wieder fit zu werden.

Hast du eigentlich schon eine Diagnose?

Bin übrigens schon mehrfach eingewiesen worden und habe es überlebt.
Ist natürlich nicht gerade "rühmlich", aber was soll ich tun?

LG, Lumpi

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Sunday
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Beitrag Do., 12.02.2009, 20:09

Lumpi hat geschrieben:Niemand will dir etwas böses.
ja, du hast schon recht... das ist immer meine große sorge

eingewiesen werden geht trotzdem gar nicht - das wär mein ende. das würd ich nervlich nicht aushalten können. wär auch idiotisch mich vom einzigen fleck, an dem ich halbwegs exisitieren kann (= daheim), fortzureissen.

diagnose? ja, diagnoseN
eine auswahl: somatische depre, angst/panikst., dissoz.st, konversionsst., somatisierungsst... von überall ein bissl, nix eindeutig, alles auf ungewöhnliche art und weise.

mich verstört deine stoische ruhe, die ich zwischen deinen zeilen lese. wie hast du's bis dahin geschafft?

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Lumpi
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Beitrag Do., 12.02.2009, 20:35

Hallo Sunday,

denke daran, dass die Ärzte und Therapeuten deine "Freunde" sind.
Sie haben Verständnis für unsere Leiden.

Zu meiner "stoischen" Ruhe:

Liegt wahrscheinlich zum Teil auch an den Medikamenten.
Aufgrund meiner Psychiatrie-Erfahrung müsste ich vielleicht traumatisiert sein.
Sie brachten mich aber immer ziemlich gut hin. Ein Hinweis, dass Psychiatrie funktioniert.

Natürlich bin ich auch viel länger mit meiner Erkrankung konfrontiert.
Man gewöhnt sich daran - gibt dazwischen auch Positives.

Auch du wirst lernen dich anzunehmen.

LG, Lumpi

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