Hallo Jacksonpollock, deine Frage liegt ja schon eine Weile zurück und ich weiß nicht, ob du hier überhaupt noch einmal hereinschaust. Über eines bin ich in deinem Thread gestolpert, worauf ich gerne eingehen möchte.
jacksonpollock hat geschrieben:
Dass er nur mit mir zusammen ist, weil es einfach ist mit mir eine Beziehung zu führen. Als ich ihn einmal fragte, was er an mir schätzen/ lieben würde, sagte er meine Zuverlässigkeit und dass ich ihn liebte. Das fand ich ein bisschen mau. Ich glaube, wenn man älter ist und schon viele Erfahrungen gemacht hat, stumpft man etwas ab und es rücken wirklich andere Ideale in den Vordergrund bei der Partnerwahl. Ich bin da noch romantischer und könnte tausend Dinge aufzählen, die ich an ihm liebe und ich denke ich hätte gerne eine ähnliche Reaktion von ihm.
Dazu möchte ich gerne etwas von mir erzählen. Als ich meinen Mann kennenlernte war ich "eigentlich 100 % Lesbe", hatte etliche Jahre in der Gayszene gelebt und auch gearbeitet und war - bis auf ein paar kürzere Beziehungen - eine, die sich gerne mal für eine Nacht oder ein paar Stunden verliebt hat, Dauerhaftigkeit war nicht so mein Ding.
Als ich meinen jetzigen Mann dann kennen- und lieben lernte, hatten wir vielleicht eine ähnliche Ausgangslage wie du und dein Freund (ok - wir leben nun in einer Heten-Beziehung, war nicht so mein Lebensziel, aber wo die Liebe eben hinfällt...) - er ist 10 Jahre jünger als ich und hatte, bevor wir uns kennenlernten, gerade eine mehrjährige Beziehung hinter sich, weitergehende Erfahrungen hatte er keine. Er ist nun kein Mensch, der sonderlich zu Verunsicherungen neigt, aber natürlich stellte sich für ihn schon auch die Frage, was zum Geier ich von ihm wollte - sein Bedürfnis nach Monogamie, Beständigkeit und einem "konservativen" Lebensstil widersprach meiner bisherigen Lebensführung doch sehr. Und ich konnte und kann ihm bis heute eigentlich nur vermitteln: seine Beständigkeit, seine Loyalität, seine Treue - das sind Qualitäten, die ich an ihm schätze und liebe, das kann man vielleicht einem Menschen, der nicht so durch's Leben 'gewirbelt' ist, nicht so vermitteln. Ich empfinde gerade das als unglaublich wertvoll und erlebe dadurch eine Stabilität und Tiefe, die ich in all den "wilden Jahren" zuvor nie erlebt habe.
Nicht "mau", ganz und gar nicht!
Du hast geschrieben, daß das Leben und die Vergangenheit deines Freundes nicht ganz unbelastet war. Nun, ich kenne die Hintergründe zwar nicht, weiß aber von mir, daß mein gesamtes Leben alles andere als stabil, von Dauerhaftigkeit und Beständigkeit geprägt war. So sehr ich meine "wilden Zeiten" auch genossen habe - diese tiefe Sehnsucht, einen Menschen zu finden, mit dem man zur Ruhe finden und sich auf Zweisamkeit einlassen kann, ist etwas Besonderes. Nicht mau, nicht langweilig, sondern wirklich besonders.
Weiß nicht, ob dir das ein wenig Zuversicht für deine Beziehung geben kann - gut möglich, daß dein Freund kein "einfacher" Partner sein wird und kann, aber es wäre schön, wenn du deine "Rolle" in eurer Beziehung als wertvoller und wichtiger sehen könntest, als es aus deinem Postings hervorging.