Schuldgefühle zulassen?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.

Waldschratin
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Beitrag So., 23.04.2017, 08:32

werve hat geschrieben:@Waldschratin:
Was du meinst, sind bewusste Schuldgefühle auf reale Schuld (etwas "verbockt" haben), die man zumindest theoretisch wieder gut machen kann.
Ich meinte gar nix "Konkretes", sondern wollte nur nen "Anknüpfpunkt" suchen helfen.
Es geht ja bei Prinzessin auch nicht um "real Verbocktes", also um "Schuld" oder "Mit-Schuld" an sich.
Sondern um die Schuldgefühle, die da sind.
Siehe hier:
Prinzessin27 hat geschrieben:Vom Verstand her weiß ich ja, dass ich nicht schuld bin, sondern der Täter. "Gefühlt" bin doch ich irgendwie "schuld",[...]Ich gebe mir teilweise "gefühlsmäßig" komplett die Schuld.
Es geht mir also nicht um den "Beweis", ob diese Schuldgefühle "zurecht" vorhanden sind oder nicht, sondern um die vorhandenen Gefühle an sich und dem Umgang damit.
Übrigens : "Wiedergutmachen" kann man so oder so nix mehr, wenn man jemandem wehgetan hat.
Man kann nur dazu stehen, die Verantwortung dafür übernehmen, um Entschuldigung bitten und es ansonsten dem Verletzten überlassen, ob er sich wieder auf einen zubewegen will oder nicht.

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Ayla
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Beitrag So., 23.04.2017, 08:47

Vom Verstand her ist es klar, der Täter hat die Schuld. Denn ich habe es nicht gewollt.
Welchen "Vorteil" verschaffen einem denn die Schuldgefühle. Bestätigen sie ein geringes Selbstwertgefühl, weil ich mich nicht wehren konnte oder kann ich die Schuld nicht beim Täter lassen, wenn es so ist, aus welchem Grund? Ich glaube, dass sind Fragen die ich mir stellen würde um mir näher zu kommen und ich denke, letzendlich geht es nicht um dieses Gefühl, dass steht nur stellvertretend und damit kann man dann fühlen, wenn man die Ursache findet, damit es sich auflöst.
Zuletzt geändert von Ayla am So., 23.04.2017, 08:51, insgesamt 1-mal geändert.
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isabe
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Beitrag So., 23.04.2017, 08:50

Aber Prinzessin macht doch eine Analyse - geht es in ihrer / deiner Therapie wirklich vor allem um die Bewältigung eines singuläres Ereignisses? Oder nicht doch um tief verwurzelte Gefühle der Minderwertigkeit ("...und DESHALB bin ich schuld")?

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Ayla
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Beitrag So., 23.04.2017, 08:52

Sie schreibt, sie hat nicht verstanden wie sie dieses Gefühl erstmal annehmen kann um es dann loszulassen.
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werve
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Beitrag So., 23.04.2017, 09:16

Waldschratin hat geschrieben: So., 23.04.2017, 08:32 Es geht ja bei Prinzessin auch nicht um "real Verbocktes", also um "Schuld" oder "Mit-Schuld" an sich.
Sondern um die Schuldgefühle, die da sind.
Eben.
Waldschratin hat geschrieben: So., 23.04.2017, 08:32 Übrigens : "Wiedergutmachen" kann man so oder so nix mehr, wenn man jemandem wehgetan hat.
Man kann nur dazu stehen, die Verantwortung dafür übernehmen, um Entschuldigung bitten
Nochmal genau lesen, was ich geschrieben habe.


mio
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Beitrag So., 23.04.2017, 09:39

Vielleicht hilft es Dir, wenn Du mitbedenkst dass "Schuld" auch "Macht" ist? Wenn Du schuld bist, dann hast Du es im "Griff". Du musst Dich nicht so an Dein eigenes "Ohnmachtserleben" rantasten, solange Du der Überzeugung "anhängst", dass Du es hättest verhindern können.


Waldschratin
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Beitrag So., 23.04.2017, 11:05

werve hat geschrieben:Nochmal genau lesen, was ich geschrieben habe.
Gleichfalls. (Mann, der "Kicher"- Smilie geht nicht.... :-(( ... Nehm ich halt den hier: :-P :-D )

Was mir auch noch zum Thema Schuldgefühle eingefallen ist : Manchmal "versteckt" sich hinter so irrationalen Gefühlen ja auch was anderes, z.B. eher Scham.
Einfach mal als Gedanke dazu - "Anlaß" hab ich jetzt keinen rausgelesen aus deinen Posts, Prinzessin.

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Prinzessin27
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Beitrag So., 23.04.2017, 17:08

Hey alle, danke für eure Antworten. Da sind gute Gedanken und fragen dabei. Ich kann nicht so lange antworten da ich nur am Handy bin und gestern schon mitten im Beitrag raus flog.
Scham und "macht" sinx zwei gute Gedanken, die damit einhergehen. Vor allem letzteres.
Und natürlich geht es in der Analyse um mehr und nicht nur das eine Ereignis. Nur kommt es immer wieder auf und wurde nie bearbeitet. So richtig. Mein Therapeut deutete an dass ich hierbei wohl zwangsgedanken habe um damit zurecht zu kommen. Hat mich super verunsichert. Und das Thema schuld ist auch gerade sehr belastend fü mich

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Prinzessin27
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Beitrag So., 23.04.2017, 17:14

Hätte ich mich nicht ansprechen lassen, hätte ich mich nicht einladen lassen...obwohl ich ein komisches Gefühl hatte, wäre es nicht passiert.
Ich wäre nie mit ihm mitgegangen. ......nüchtern. nur war ich nach kurzer Zeit alkoholisiert und habe dann einen filmriss mit kleinen Unterbrechungen von mind. 12 Stunden. Sowas hatte ich vorher und danach nie. Deshalb komme ich auf Drogen oder ähnliches. Ich weiß weder wie ich in seine Wohnung kam...sonst noch was?
Und dafür gebe ich mir die schuld. .es ging alles wahnsinnig schnell und dann ist da das große nichts mit keiner Erinnerung außer schmerzen und wehren. Dann war es wieder schwarz. Der maximale kontrollverlust.
Ich muss das Thema irgendwie mal für mich abschließen und weiß nicht wie....


shesmovedon
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Beitrag So., 23.04.2017, 17:20

Ich kenne das auch mit den Schuldgefühlen. Meist kann ich sie gut abspalten, aber manchmal überkommen sie mich. Ich kann mir auch - wie von Candle glaube ich schon mal angesprochen - vorstellen, dass man das mit EMDR sehr gut behandeln kann. Bei den Schuldgefühlen handelt es sich ja nicht um etwas konkretes, wo man sagen kann: ich habe den Fehler gemacht, ich bereue es. Manchmal geht es ja soweit, dass man sich schuldig fühlt, dass man überhaupt existiert hat und es dazu überhaupt erst durch die Existenz kommen konnte.
Ich glaube, würde ich irgendwann diese Gefühle mal bearbeiten wollen, würde ich es mit EMDR probieren.


mio
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Beitrag So., 23.04.2017, 17:27

Meine Thera hat mir mal gesagt, dass Menschen oft den Fehler machen, dass sie Situationen "rückwirkend" betrachten. Also eben in Form von "...hätte ich" wie Du es auch tust.

Das Problem bei dieser Art der Betrachtung ist, dass Du von einem Wissen ausgehst, dass Du heute hast, was Du vorher aber unmöglich haben konntest. Du konntest nicht vorhersehen, was passieren wird! Hättest Du es gewusst, dann hättest Du Dich nämlich anders verhalten und es wäre nicht passiert. Also die Tatsache, dass es passiert ist, belegt, dass Du nicht gewusst hast, dass es passiert. Ich hoffe ich hab es einigermassen verständlich ausgedrückt, was damit gemeint ist.

Vielleicht bringt Dir der Gedanke was?

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Hoeselboesel
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Beitrag So., 23.04.2017, 19:22

Hallo Prinzessin 27
Ein verflixte Thema mit der Schuld...Das stellt sich immer wieder unterschwellig auch die Scham das es überhaupt möglich wurde...
Das kann einen regelrecht die Worte im Hals stecken lassen
Es sind einige hier , auch ich die damit hin und wieder mal mehr mal weniger damit kämpfen.

Nun zu dir.... es gehören zwei dazu
Egal wieviel du getrunken hast geraucht oder nackig rum hüpftest ( bildlich )
heisst das nicht für den anderen Freifahrtsschein.
Er ist demzufolge auch schuld sich nicht unter Kontrolle gehabt zu haben. ... und das ist nicht deine Verantwortung
Glaubst du er fühlt sich schuldig ?
Das tun sie fast immer nicht im Gegenteil das laden Sie bei dir ab....
Wenn du diesbezüglich keine Schuld gefühle hast, dann lass dir auch keine einreden.....
Wenn du dich schuldig fühlst gib sie denen die dafür verantwortlich sind.
Leichter gesagt als getan...Ich weiss..
Ist der Alkohol schuld für dich dann überlege mal warum du ihn getrunken hast.
Wolltest du nur Spass haben, weil alle was trinken oder um lockerer zu sein oder oder....

Schuld als solches soll es nicht geben nur Verantwortung. ..Also bitte überlege was in deiner Verantwortung stand....Doch nur was getrunken zu haben

LG
Aus Steinen die einen in den Weg gelegt werden kann man immer noch was schönes bauen.

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Prinzessin27
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Beitrag Mi., 26.04.2017, 08:13

Hallo,
danke euch für eure Antworten und Gedanken dazu. Jetzt kann ich ausführlicher antworten. Ich war die letzten Tag viel verreist.

Das Thema "Schuld" ist wohl für viele, die schlimme Erfahrungen gemacht haben relevant. Vielleicht sogar ein Knackpunkt. In Verbindung mit Scham. Warum ist das gefühlsmäßig so belastend, wenn der Kopf doch eigentlich weiß, dass man dazu nichts kann. Oder es gar nicht wollte, oder in Zukunft anders handeln würde und und und....

Danke Mio!
mio hat geschrieben: So., 23.04.2017, 17:27 Meine Thera hat mir mal gesagt, dass Menschen oft den Fehler machen, dass sie Situationen "rückwirkend" betrachten. Also eben in Form von "...hätte ich" wie Du es auch tust.

Das Problem bei dieser Art der Betrachtung ist, dass Du von einem Wissen ausgehst, dass Du heute hast, was Du vorher aber unmöglich haben konntest. Du konntest nicht vorhersehen, was passieren wird! Hättest Du es gewusst, dann hättest Du Dich nämlich anders verhalten und es wäre nicht passiert. Also die Tatsache, dass es passiert ist, belegt, dass Du nicht gewusst hast, dass es passiert. Ich hoffe ich hab es einigermassen verständlich ausgedrückt, was damit gemeint ist.

Vielleicht bringt Dir der Gedanke was?
Das trifft total zu! Die Zeilen haben mir geholfen. Danke dafür.
Hoeselboesel hat geschrieben: So., 23.04.2017, 19:22 Nun zu dir.... es gehören zwei dazu
Egal wieviel du getrunken hast geraucht oder nackig rum hüpftest ( bildlich )
heisst das nicht für den anderen Freifahrtsschein.
Er ist demzufolge auch schuld sich nicht unter Kontrolle gehabt zu haben. ... und das ist nicht deine Verantwortung
Glaubst du er fühlt sich schuldig ?
LG
Danke Hoeselboesel. Komischerweise glaube ich nicht, dass er sich schuldig fühlt. Ich glaube er hat es längst vergessen. Aber das weiß ich nicht, weil es ein "Unbekannter" war. natürlich hätte er meine "schutzlose "Situation nicht ausnutzen dürfen....und trotzdem....

Ich denke ich werde da heute nochmal mit in die Sitzung nehmen. Puh...da graut mir jetzt schon davor.

Irgendjemand hat mich noch gefragt, warum ich eigentlich getrunken habe? Weiß gerade nicht mehr wer es war. Gute Frage. Eigentlich habe ich nur aus Höflichkeit getrunken. Da er mich einlud und mir den Drink spendierte. (Obwohl er mir unsympatisch war, wollte ich diese Geste der "Höflichkeit" damals im Ausland nicht ablehnen. Heute weiß ich das besser. Man muss nicht Dinge annehmen, die man eigentlich nicht will - nur weil jemand einem etwas spendiert/ausgibt. Danach nahmen die Dinge viel zu schnell und und unkontrollierbar seinen Lauf).

Danke euch und einen schönen Tag.

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Prinzessin27
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Beitrag Sa., 29.04.2017, 08:06

Frage: Kann das Hineinsteigern in Schuldgefühle (so quälend diese sein mögen) auch eine Form der Ablenkung sein?

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werve
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Beitrag Sa., 29.04.2017, 08:52

Klar. Um die eigentlichen (unbewussten) Gefühle nicht aufkommen zu lassen.

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