Schade, dass ...

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Lilly111
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Beitrag Do., 04.08.2011, 13:24

krabath hat geschrieben:Ich überdenke ja gerne meine Handlungen und Sichtweisen, aber dieses "schade" zeigt mir unmissverständlich, dass ich auf dem falschen Weg bin und der andere weiß wo es lang geht.
Das verstehe ich nicht. Das würde in letzter Konsequenz bedeuten, dass du jeden anderen Menschen (der dich mit diesem schade kritisiert) von vornherin für intelligenter hälst. Dem ist sicher nicht so.

Ich denke das Thema hat auch was mit Abgrenzung zu tun.
Du hast deine Meinung, ich habe meine. Wenn sie verschieden sind, was soll's? Jede Meinung für sich kann doch so stehenbleiben.

Ich würde es als Zumutung empfinden, wenn jemand zu mir sagen würde "Schade, dass du so denkst." 'Äh sorry, vielleicht solltest du dir einen Gesprächspartner suchen, der für dich passend denkt?' Und Tschüß!

Lilly
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krabath
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Beitrag Do., 04.08.2011, 17:49

Lilly111 hat geschrieben: Das würde in letzter Konsequenz bedeuten, dass du jeden anderen Menschen (der dich mit diesem schade kritisiert) von vornherin für intelligenter hälst.

Bingo. Mein Riesenproblem. Mein Verstand sagt, dass das ein Blödsinn ist (habe ja auch eine Menge erfolgreicher Ausbildung hinter mir, ebenso einen guten Job), mein Gefühl jedoch macht mir einen Strich durch die Rechnung.
Dem ist sicher nicht so.
Vielleicht bin ich auch zu selbstkritisch, ich weiß es nicht.
Ich denke das Thema hat auch was mit Abgrenzung zu tun.
Du hast deine Meinung, ich habe meine. Wenn sie verschieden sind, was soll's? Jede Meinung für sich kann doch so stehenbleiben.
Sicher. Nur dass ich eher an meiner Meinung zweifle. Das seltsame: früher war ich ein ziemlicher Sturkopf, ich habe erreicht was ich wollte und war erfolgreich damit. Da konnte ich auch schwer andere Meinungen akzeptieren, ich wollte Recht haben. Dieses Verhalten finde ich jetzt sehr negativ.

Zwei Meinungen nebeneinander stehen lassen ist gut, aber auch oft nicht machbar (wenn z.B. Entscheidungen anstehen).
Ich würde es als Zumutung empfinden, wenn jemand zu mir sagen würde "Schade, dass du so denkst." 'Äh sorry, vielleicht solltest du dir einen Gesprächspartner suchen, der für dich passend denkt?' Und Tschüß!
Bei mir löst das ein kleines Erdbeben aus.
Das, worauf es im Leben ankommt, können wir nicht vorausberechnen. Die schönste Freude erlebt man immer da, wo man sie am wenigsten erwartet hat. - Antoine de Saint-Exupéry

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Beitrag Do., 04.08.2011, 17:52

sofa-held hat geschrieben:In der Psychologie gibt es für diese Phrasen den Ausdruck der "Du-Anklage".
Ja, und als ich das das erste Mal gehört habe, ging ich dazu über, möglichst in Ich-Form zu reden und zu denken. Rausgekommen ist ein Extrem, das mir nicht mehr gut tut. Ich akzeptiere das "Du" des anderen, bleibe bein "Ich" und nehme so alles auf mich.
So kann das nicht gehen.
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Beitrag Do., 04.08.2011, 17:59

bittersweet hat geschrieben:... wehrt man sich dagegen, bestätigt man damit automatisch den angeblichen "charakterfehler". tut man es nicht, erreicht der sprecher schnell sein ziel und schädigt gleichzeitig noch das selbstvertrauen.
Ja, das ist ein Dilemma.
lediglich ungeschickt wären für mich so äußerungen wie "du verstehst das nicht" oder "du machst alles falsch", "alle anderen machen das so und so", "du bist komisch". sowas kann ich eher wegstecken und sachlich hinterfragen.
bei einer forumulierung wie "schade, dass du...." unterstelle ich (ich glaube auch meistens zurecht) unlautere absichten. den anderen schon gleich mal verunsichern um sich eine bessere postion zu verschaffen, den anderen ab- und sich selbst aufwerten.

rückfrage "schade für wen?" finde ich auch gut - nimmt gleich den wind aus den segeln. wenn ich aber schon gar keine lust mehr habe, mich mit der jeweiligen person auseinanderzusetzen, sage ich dann ganz gern sowas wie "ich hab dich auch lieb" und breche ab. das verunsichert ungemein.
Ich werde es versuchen. Und lieb haben tu ich mein Gegenüber auch meistens .
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Ishtar
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Beitrag Do., 04.08.2011, 18:05

Bekommst Du das öfters von verschiedenen Menschen zu hören oder immer von einer bestimmten Person?

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krabath
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Beitrag Do., 04.08.2011, 18:09

Konkret sind es zwei Personen.
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Ishtar
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Beitrag Do., 04.08.2011, 18:15

Wie ist der Umgang mit diesen beiden Menschen (männlich?) ansonsten?

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Füchsin
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Beitrag Do., 04.08.2011, 18:30

bittersweet hat geschrieben:bei einer forumulierung wie "schade, dass du...." unterstelle ich (ich glaube auch meistens zurecht) unlautere absichten. den anderen schon gleich mal verunsichern um sich eine bessere postion zu verschaffen, den anderen ab- und sich selbst aufwerten.
Oh ja, ganz genau so sehe ich das auch. Mir fiel übrigens beim Lesen auf, dass meine Schwester auch ganz genau so tickt. Berechnend, aber nie konfrontativ. Abwertend, aber nie angreifend. Immer aus der "überlegenen" Position und mit der Interpretationsmacht über die Äußerungen des anderen... Das ist anstrengend, sehr bitter und verletzend, zumal man sich nicht auf herkömmlichem Wege wehren kann, weil der andere ja immer behaupten kann, "sachlich" geblieben zu sein, und das auch noch auf so herrlich "bedauernde" Weise. Im Grunde sagt es aber nichts anderes als "Schade, dass Du nicht bist wie ich!", und das wiederum sagt eine Menge über den Schade-Sager.

Lilly111 hat geschrieben:Du hast deine Meinung, ich habe meine. Wenn sie verschieden sind, was soll's? Jede Meinung für sich kann doch so stehenbleiben.
Das Gegenüber zeigt aber gerade durch seine Schade-Aussage, dass das nicht geht, sondern dass der andere unbedingt auf dieselbe Linie getrimmt werden muss, ansonsten... Naja, ansonsten ist er eben unzurechnungsfähig, verrückt oder was auch immer. Auch das erinnert mich an eine Situation mit meiner Schwester. Ich habe sie einmal für ihr zickiges Verhalten auf einer Geburtstagsfeier kritisiert, woraufhin sie mir irgendwann um die Ohren haute, nicht sie habe ein Problem, sondern ich habe eines, das ich ganz dringend mit einem Profi aufarbeiten solle. Wenn jemand kommt und einen anderen in die Beklopptenecke stellt anstatt sich einer Kritik zu stellen, ist das eine Herablassung sondergleichen. Sofort wird deutlich: "Einzig was ich sage und denke, gilt, alles andere ist Käse!" Man wird dieser Sache erst dann Herr, wenn man die Unsicherheit erkennen kann, die hinter einer solchen Haltung steht. Und das kann man nicht, wenn man selbst dadurch verletzt ist.
Lilly111 hat geschrieben:'Äh sorry, vielleicht solltest du dir einen Gesprächspartner suchen, der für dich passend denkt?'
Ach, wenn nur jeder so gelassen wäre, so etwas entgegnen zu können. Ich glaube, der Selbstzweifel ist in dieser Sache unser schärfster Gegner, und der ist nicht so leicht zu überwinden. Aber auch was das betrifft finde ich den Satz "Schade für wen?" wirklich gut, weil er uns dazu animiert, anzunehmen, dass die Maßstäbe des Gegenüber nicht für uns gelten müssen.

Die Füchsin (die uns allen wünscht, dass uns sowas weniger umhaut)

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Cyrusol
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Beitrag Fr., 05.08.2011, 11:04

Füchsin hat geschrieben:Das Gegenüber zeigt aber gerade durch seine Schade-Aussage, dass das nicht geht, sondern dass der andere unbedingt auf dieselbe Linie getrimmt werden muss, ansonsten...
Gerade weil man "schade" sagt, zeigt man, dass einen diese andere Meinung zwar berührt, aber dass man sie akzeptiert. Anderenfalls würde man sagen, "nein, das kannst du doch nicht ernsthaft denken!?".

Wobei ich allerdings auch nur für mich sprechen kann und nicht für die Menschen, mit denen ihr euch unterhaltet.

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Füchsin
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Beitrag Fr., 05.08.2011, 11:27

Cyrusol hat geschrieben:Gerade weil man "schade" sagt, zeigt man, dass einen diese andere Meinung zwar berührt, aber dass man sie akzeptiert.
Hm, ich denke, da hängt ganz viel am Tonfall. Außerdem glaube ich, wer es tatsächlich akzeptierend meint, kann die Meinung des anderen einfach stehen lassen. Denn warum sollte es dann schade sein? Wenn man es tatsächlich akzeptiert (und nicht nur toleriert), dass der andere anders ist, braucht man das ja nicht schade zu finden, sondern kann sich solcher Kommentare enthalten oder die Andersartigkeit sogar als Bereicherung empfinden.

Ich sehe es so, dass die "Schade..."-Äußerung eine Funktion erfüllt, und zwar auf sehr subtile Art. Denn wer erst einmal was bedauert, kommt ja vordergründig sehr zwischenmenschlich interessiert rüber, und das ist ein Fallstrick, der in solchen Äußerungen spürbar vorhanden ist. Manche Menschen beherrschen die Kunst, sich niemals greifbar mies zu verhalten, bis zur Perfektion, sind deswegen aber im Kern nicht weniger gehässig, im Gegenteil.

Natürlich kann man auch äußern, dass man etwas schade findet, ohne gleich menschlich gesehen ein Miesepeter zu sein. Aber es ist schon etwas anderes, wenn immer wieder dieses "Schade, dass Du so bist!" durchschimmert. Ich glaube, das ist sehr oft der Fall.

Die Füchsin

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krabath
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Beitrag Fr., 05.08.2011, 12:55

Danke für eure Antworten! Ich kann damit sehr viel anfangen. Für mich stellt sich mittlerweile die Frage: Analysiere ich zu Recht oder zu Unrecht denjenigen, der den Schade-Sager macht? Ist es nicht vielleicht einfach mein wunder Punkt, den der andere erwischt hat und weshalb ich so getroffen werde, auf eine gewisse Weise unfähig, angemessen zu reagieren?
Vielleicht hat der/die andere ja nur zu hohe Erwartungen gesetzt, die ich nicht erfüllt habe?
Hm, ich weiß nicht.

Bin für eine Woche offline. Ihr könnt natürlich gerne weiter diskutieren, bin gespannt wenn ich zurückkomme.

lg krabi
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krabath
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Beitrag Fr., 05.08.2011, 12:57

Cyrusol hat geschrieben:Gerade weil man "schade" sagt, zeigt man, dass einen diese andere Meinung zwar berührt, aber dass man sie akzeptiert. Anderenfalls würde man sagen, "nein, das kannst du doch nicht ernsthaft denken!?".
Ja, ich denke schon dass man dadurch die Meinung des anderen akzeptiert, aber ist das nicht auch gleichzeitig eine Abwertung? Ich akzeptiere deine Meinung, aber meine ist die bessere.
Man könnte ja auch die eigene Meinung als "schade" empfinden.
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Beitrag Fr., 05.08.2011, 14:30

krabath hat geschrieben:Ist es nicht vielleicht einfach mein wunder Punkt, den der andere erwischt hat und weshalb ich so getroffen werde, auf eine gewisse Weise unfähig, angemessen zu reagieren?
Klar, sowas funktioniert immer nur, wenn der Schade-Sager auch einen hat, zu dem er "schade" sagen kann. Wir fühlen uns ja auch mies, wenn es uns gesagt wird, und ich schätze, das ist für so jemanden auch spürbar. Von Vorteil ist, dass wenn man diesen wunden Punkt erkannt hat, man auch daran arbeiten kann. Sei es, dass man sich nur innerlich ganz für sich sagt: "Tja, ich kann mir denken, dass das für Dich schade ist, aber das ist es für mich nicht!" Manche Leute haben ein sehr großes Talent, die richtigen Knöpfe zu drücken. Spannend wird es, wenn man beobachtet, was passiert wenn nach dem Drücken des entsprechenden Knopfes eben nichts mehr geschieht. Wenn man dem anderen durch sein Verhalten zu verstehen gibt: "Ich spiele das Spiel nicht mehr mit!" Dass das einiges an Gelassenheit und Selbstbewusstsein erfordert ist klar, aber das heißt ja nicht, dass man das nicht ausprobieren und üben kann.

Dir eine schöne Woche! Und eine möglichst "schade"-freie...

Die Füchsin

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Elfchen
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Beitrag Fr., 05.08.2011, 16:51

ich bin halt irgendwie der meinung, dass man dem anderen einfach zuviel macht einräumt. eigentlich ist es doch SEIN problem, was er schade findet.
kann es sein, dass alles doch mit dem eigenen selbstwert zusammenhängt?
ich merke es bei leuten, die mir gleichgültig sind. ist mir doch egal, was die schade finden täten, oder was ich in ihren augen falsch machen täte.
nur bei menschen, die auf irgendeine art- positiv oder negativ- macht über mich haben, berührt es mich.

manchmal muss man sich aus zwängen und schraubstöcken befreien...
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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Affenzahn
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Beitrag Fr., 05.08.2011, 18:17

Elfchen hat geschrieben:nur bei menschen, die auf irgendeine art- positiv oder negativ- macht über mich haben, berührt es mich.
Ja, so denke ich auch - @ krabath: mich würde interessieren, warum die erwähnten zwei Personen Macht über dich haben. Oder stell dir mal vor, das seien Personen, die in Amerika wohnen, und mit welchen du nie mehr etwas zu tun haben würdest. Würden dich diese Aussagen "Schade ..." im wesentlichen ebenso sehr verunsichern?

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