Du wertest mit deinen Äußerungen meinen Austausch ab, den du nicht kennst.
Dazu müsste geschaut werden, was "der Austausch" eigentlich ist: Einmal ist da die menschliche Begegnung; einmal ist da die Frage, was analytisch / therapeutisch sinnvoll ist.
Die menschliche Ebene kann ich gar nicht entwerten, da ich nicht beurteilen kann, was dein Therapeut empfindet; ob er es als Floskel meint; ob er an dir als Person ein Interesse hat; ob ihm langweilig ist; ob er ein sehr freundlicher Mensch ist; ob du ihm irgendwas gibst, was er woanders nicht bekommt usw. - Ich kann das alles nicht wissen.
Was ich aber weiß, ist, dass es analytisch nicht funktioniert, dem Patienten zu sagen: "Ich freue mich immer, wenn Sie mir schreiben".
Spannend finde ich selbst die Frage, wie die beiden Ebenen zusammenhängen. Ich habe das selbst auch noch nicht herausgefunden, denn natürlich kenne ich das auch: Bemerkungen des Therapeuten, die "befriedigen". Es hat lange gedauert, bis ich wusste, wie er mich einschätzt, ohne dass er das
direkt gesagt hätte. Ich weiß, welche Eigenschaften er an mir schätzt; wo er meine Stärken sieht, und ein einziges Mal hat er es direkt als Bewunderung geäußert.
Was ich aber nach wie vor nicht einordnen kann, ist die Frage, ob er sich freut, mich zu sehen. Lange hab ich alles dafür gegeben, dass dieser Fall sowieso nicht eintritt; lange auch hat er es - wie er es häufig tut - indirekt formuliert ("Sie denken, ich freue mich nicht, Sie zu sehen" usw.). Inzwischen brauche ich diese Formulierungen nicht mehr, aber ich frage mich trotzdem, wie das ist mit dem "wirklichen Gefühl" seinerseits: Es gibt eben die professionelle Ebene und die menschliche. Und lange hat es mich gequält, nicht zu wissen, was er menschlich empfindet, und ich wollte es so sehr wissen.
Inzwischen habe ich sogar in etwa ein stimmiges Gefühl in dieser Hinsicht, und ich stelle sein Mich-Mögen gar nicht mehr infrage; aber es bleibt immer noch die Frage, wie das mit dem "Begehren" ist (und nichts anderes ist ja das Sich-Freuen über die Präsenz des Anderen; man könnte sich natürlich auch ohne Begehren am Anderen erfreuen, aber dann wäre es egal, wenn der Andere weg wäre). Wir kennen einander nun schon recht viele Jahre, und ich glaube, mittlerweile bin auch ich ihm irgendwie ans Herz gewachsen, und ich weiß nicht, ob ich Angst davor haben soll, dass er sich freut, wenn ich da bin - oder ob ich es mir wünschen soll. Jedenfalls wäre es kein wirkliches Freuen über die Gegenwart des Anderen, wenn es egal wäre, ob er weg wäre.
Einerseits ist die Indifferenz förderlich und wünschenswert, andererseits glaub auch ich nicht, dass sie in einer "nahrhaften" Therapie existiert.