spirit-cologne hat geschrieben: Mi., 03.10.2018, 02:06
... Insofern finde ich dein Beispiel mit dem Missbrauch auch nicht ganz passend. Missbrauch ist klar definiert und eine objektiv feststellbare Tatsache, empfundene Wertschätzung ist dagegen ein höchst subjektives Gefühl, das häufig über einen längeren Zeitraum entsteht und nicht nur in einer konkreten Situation. Meine Vermutung ist daher, dass es dazu eine Vorgeschichte geben könnte, die wir hier aber von der TE - absichtlich oder auch nicht - vielleicht nicht erzählt bekommen haben.
So ganz objektiv feststellbar ist Missbrauch nicht, da auch da die Wahrnehmung des Opfers eine Rolle spielen könnte. Deshalb habe ich von Beweisen gesprochen. Wer definiert das? Wohl die Gesetzgebung und die braucht wiederum Beweise.
Wenn ich jemanden wertschätze, ihm dann mir gegenüber mangelnde Wertschätzung äußere, was ja hier die Therapeutin äußerte, dann ist das IHR subjektives Gefühl und auch nicht sehr wertschätzend der TE gegenüber.
Wenn die TE so handelt, aus welchen Gründen auch immer und die Therapeutin so antwortet, aus welchen Gründen auch immer, dann begegnen sie sich vielleicht nicht wirklich.
Es kann ja sein, dass die TE aufgrund eines empfundenen Drucks der Therapeutin, die ihr dadurch evtl. nur zeigen wollte, dass ihr die Therapie wichtig ist und diese der TE doch auch wichtig sein solle, für sich richtig reagiert.
Ich habe es so erlebt, dass mir mein Ex-Thera mangelnde Wertschätzung unterstellte, weil ich 2 x in x Jahren Termine rechtzeitig absagte.
Ich erlebe es jetzt so, dass auch nach x Jahren der jetzige Therapeut meine Wahrnehmung und so wie ich bin nicht in Frage stellt. Im Gegenteil bestätigt, dass ich eine sehr gute Wahrnehmung habe auch in Bezug auf seine Unzulänglichkeiten.
Solage hat geschrieben: Di., 02.10.2018, 20:59
Ich finde, dass man sich ansehen soll, was zu solchen Missverständnissen im gegenseitigen (intersubjektiven) Austausch auf beiden Seiten geführt hat, ohne dies einseitig zu pathologisieren auf Patientenseite.
]Das sehe ich im Prinzip genauso. Allerdings bin ich schon der Meinung, dass Therapeuten aufgrund ihrer Ausbildung, Selbsterfahrung, Supervision usw. doch meist (wenn auch bei weitem nicht immer!) tendenziell über etwas mehr Selbstreflexion und Mentalisierungsfähigkeit verfügen als ihre Patienten und dadurch vielleicht therapeutische Situationen weniger einseitig wahrnehmen bzw. ihre eigenen Anteile daran besser einschätzen können (sollte zumindest so sein, wenn sie ihr Handwerk verstehen). Und auch bei den Patienten gibt es da große Unterschiede. Es gibt bestimmte Störungen, die bestimmte unreife Abwehrmechanismen aufweisen, wie z.B. Spaltung, Idealisierung/Abwertung, Projektion, Verleugnung usw., durch die soziale Situationen häufig verzerrt wahrgenommen und/oder interpretiert werden. Es hat ja schließlich Gründe, warum diese Patienten häufig zwischenmenschliche Probleme oder Konflikte haben. Insofern kann die Art der Störung schon auch einen Art "Filter" für die Wahrnehmung bzw. die Verarbeitung derselben sein.
Wer bestimmt, dass der Patient so gestört ist, verzerrt wahrnimmt, spaltet, idealisiert, abwertet, projiziert, sogar den Therapeuten projektiv identifiziert mit seinem? Und wenn der Therapeut das für sich so denkt und vielleicht auch äußert, was macht das mit dem Patienten? Mag auch manche Therapeuten entlasten.?
Wenn der Therapeut das nicht sagt, aber so empfindet, spürt es auch der Patient und ich glaube nicht, dass sich das heilsam auswirkt.
Darüber was beide voneinander denken, vielleicht auch falsch denken und zu spüren glauben; darüber sollte ein echtes wertschätzendes Gespräch auf beiden Seiten zur Klarheit führen
Die Gründe, warum jemand leidend ist können genauso im Außen bestehen. Da gibt es vielleicht einen Arbeitgeber der unterdrückt, Mobbing, Übergriffe etc. Dann wehrt sich der Patient vielleicht erstmals in der Therapie und das kann durchaus gut sein.
Der jetzige Therapeut sagte mal: "An der Wahrnehmung des Patienten ist immer was dran." Als ich ihn fragte und wie ist das bei Psychotikern, Patienten die im Wahn sind?
Da antwortete er: "Bei denen genauso! Ich habe da etwas ausgelöst und hinterfrage MICH dann auch was ich (als Therapeut) dazu beigetragen habe."
Ich bin nicht wahnhaft, eher pragmatisch, bodenständig und trotzdem habe ich mich in den Wahn eines Therapeuten hineinziehen lassen.
Passiert in Sekten ja auch so, dass sich da Menschen beeinflussen und rekrutieren lassen.
Wenn ICH mir dann vorwerfe, dass ICH einen Knall habe, dann rehabilitiere ich den Knall solcher Personen.