Im Notfall Therapeutin anrufen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

StatueOfFreedom
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 30
Beiträge: 120

Beitrag Fr., 30.09.2016, 12:46

Ich finde es interessant, wie unterschiedlich die Therapeuten das handhaben. Die einen bekommen sofort private Handynummern, die anderen nicht einmal das Gefühl, außerhalb der Stunde Ansprechpartner zu sein. Insofern gibt es da bestimmt auch unterschiedliche Sichtweisen auf die Problematik, je nachdem, welches Extrem man selbst erlebt hat.

Werbung


mio
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 9268

Beitrag Fr., 30.09.2016, 14:11

lisbeth hat geschrieben:ich finde schon, dass mit einem Angebot außerhalb der Praxiszeiten oder über Mobiltelefon die Grenzen verwischt werden. Denn das geht dann für mich in den Bereich "Freizeit" hinein, und den betrachte ich als privat. Sicher, es ist die Entscheidung der Therapeutin, ein solches Angebot zu machen. Aber auch Therapeuten können nicht vorwegsehen, wie oft/intensiv ein Patient dieses Angebot dann annimmt und nutzt. Da kann es dann auch mal passieren, dass die Grenzen dann nachträglich wieder strikter gezogen werden, und das wäre glaube ich nicht so günstig für die Beziehung zwischen Therapeut und Patient.
Und ich sehe das eben anders. Ich wende mich an meine Therapeutin, nicht an den Privatmenschen. Es ist ihre Angelegenheit, ob sie das anbieten kann und will, nicht meine. Sie bestimmt über ihre "Arbeitszeiten". Wenn es ausgenutzt wird, dann werden sicher striktere Grenzen gezogen werden bzw. es würde wahrscheinlich über eine mögliche intensivere Form der Begleitung wie zB. Klinik nachgedacht werden. Das kann je nach Patient die Beziehung belasten, das sehe ich auch so. Aber dann hat man auch gleichzeitig "einen Teil des Problems" (des Patienten) mit am "Wickel" und erkannt.
lisbeth hat geschrieben:Das mit dem in der Nacht anrufen - da war doch hier im Thread auch schon die Rede davon... Muss man mit rechnen als Therapeut, wenn man seine Mobilnummer/Privatnummer rausgibt, dass es dann auch Patienten gibt, die das auch zu ungewöhnlichen Zeiten nutzen. Egal, wo der Denkfehler liegt oder was auf welcher Seite die Erwartungen sind.
Man kann Telefone auch ausschalten. Oder auf lautlos stellen.
lisbeth hat geschrieben:Ich persönlich habe ein Problem damit, für mich klare Grenzen zu setzen. Von daher wünsche ich mir auch eine Therapeutin, die das in einem guten und gesunden Rahmen vorlebt: Dass es ok sein kann Grenzen zu haben und dass man die auch sozialverträglich kommunizieren kann und dass man trotzdem eine gute Beziehung miteinander haben kann.
Ja, wenn Du ein Problem mit Grenzen hast, dann ist das nachvollziehbar. Wie gesagt: Es ist sicher individuell verschieden, was da hilfreich ist und was nicht.

Benutzeravatar

Broken Wing
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 2978

Beitrag Fr., 30.09.2016, 15:55

@ StatueOfFreedom: Es kommt auch auf eigene Vorlieben an. Ich bin ein Freund von Abmachungen und Verlässlichkeit. Beginnt meine Stunde um 08:00, dann verzeihe ich keine dauerhaften Verspätungen von auch nur 2-3 Minuten. Daher würde mir die Unzuverlässigkeit im Urlaub zu schaffen machen.
Das heißt nicht, dass alles abgemacht sein muss, aber was abgemacht wurde, ist unbedingt so einzuhalten. Meine Therapeutin bräuchte bei mir gar nicht mit Entschuldigungen kommen, ich verzeihe nicht und erwarte das auch nicht von ihr. Dann trifft man auch automatisch Menschen, die es nicht nötig haben, sich zu entschuldigen oder sich auf dieses vermeintliche Menschenrecht berufen.

Solche Menschen geben natürlich auch keine windigen Versprechen ab
Und ich terrorisiere meine Therapeutin auch nicht in ihrer Praxis. Es versteht sich von selbst, nur dann anzurufen, wenn es sein muss. Das ist keine Besonderheit von privaten Nummern. Dort allerdings perfide, weil man als Pat. plötzlich in die Zwangslage gebracht wird, sich um den Therapeuten zu sorgen:
- Kann ich ihn an diesem letzten Sommertag mit meinen Sorgen belästigen?
- Jetzt kommt er sicher müde vom Ausflug nach Hause und Mami ruft zum Essen.
- Jetzt ist es zu spät. Um 8 Uhr müssen Kinder und Therapeuten ins Bett.

Ich nehme euch nicht ab, dass ihr euch vor dem Anrufen keine solchen oder ähnlichen Gedanken macht und unbesorgt zum Telefon greift. Jeder Überzeugungsversuch diesbezüglich wäre reine Zeitverschwendung, besser einen Kaffee trinken oder Eis essen. Mache ich jetzt.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

Benutzeravatar

StatueOfFreedom
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 30
Beiträge: 120

Beitrag Fr., 30.09.2016, 16:30

Ach, ich denke schon, dass es Leute gibt, die sich darüber keine Gedanken machen. Habe gerade hier im Forum schon einige getroffen, die nicht differenzieren zwischen dem Therapeuten als Mensch und als Therapeut an sich, der auch nur einen Job macht und irgendwann Abstand braucht zu seinem Beruf um zu leben. Aber wie gesagt, ich denke, wenn ein Therapeut seine Nummer rausgibt, dann ist es nicht die Aufgabe des Patienten ihn vor sich selbst zu schützen (hier habe ich meine Meinung aufgrund der Diskussion tatsächlich geändert).

Werbung


isabe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 39
Beiträge: 3066

Beitrag Fr., 30.09.2016, 17:21

Es ist nicht die Aufgabe des Patienten, den Therapeuten zu schützen - aber es ist u.U. die Aufgabe des Patienten, sich selbst zu schützen: vor einem Therapeuten, der sich nicht abgrenzen kann, denn das bekommt der Patient womöglich deutlicher zu spüren, als ihm lieb ist. Andersherum: Es kann auch therapeutisch wertvoll sein zu spüren: "Ich bin wichtig, obwohl sich der Andere abgrenzt. Und: Ich darf mich selbst auch abgrenzen, z.B. wenn die Kollegen mich nach Feierabend noch anrufen". Wer von seinem Therapeuten gesagt bekommt (überspitzt): "Bitte ruf mich an!", der wird auch weiterhin denken, dass man das in Beziehungen so macht: immer auf Abruf sein für den Anderen.

Das sind dann vermutlich dieselben Therapeuten, die unpünktlich und unorganisiert sind ("wurde aufgehalten" - ja, warum wohl...) - worüber man sich dann selbst ärgert...


mio
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 9268

Beitrag Fr., 30.09.2016, 17:47

isabe hat geschrieben: "Bitte ruf mich an!", der wird auch weiterhin denken, dass man das in Beziehungen so macht: immer auf Abruf sein für den Anderen.
Und wer vorher so nicht gedacht hat, wird nicht damit anfangen deshalb. Abgesehen davon "betteln" die Therapeuten ja nicht um einen Anruf, sondern sie sagen, dass es im Notfall ok ist sich zu melden.

Wer dann aufgrund dessen dreimal die Woche einen Notfall hat - überspitzt gesagt - dürfte in einer Klinik besser aufgehoben sein. Es sei denn der Notfall ist gar kein Notfall sondern etwas das durchaus auch alleine gehandelt werden kann. Da ist es dann sicher angezeigt, dass das dann gelernt und erfahren wird.

Einem Therapeuten der ein solches Angebot macht mangelnde Abgrenzung vorzuwerfen halte ich für unsinnig, denn es ist ja nicht der Therapeut der einen ständig anrufen würde, weil er sich eventuell Sorgen um einen macht oder so...das wäre für mich mangelnde Abgrenzung und das würde ich mir verbitten. Ein Angebot ist einfach nur ein Angebot und hat mit mangelnder Abgrenzung nichts zu tun.

Benutzeravatar

Broken Wing
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 2978

Beitrag Fr., 30.09.2016, 18:13

@ Mio: Na dein Thera dürfte mit dir ganz super dran sein: Du hilfst dir selbst, bist voll analytisch und in allem so vorbildlich wie es sonst nur bei mir der Fall wäre, aber auch nur, weil ich die Miss Perfect bin.

Bei allen anderen, also von uns zwei Perfekten abgesehen, äußern sich gravierendere Störungen in zwischenmenschlichen Problemen. Das ist nicht nur bei psychisch kranken so, auch andere Auffälligkeiten wirken sich zwischenmenschlich aus.
Natürlich auch bei gehämmten, die eigentlich am liebsten 24 Stunden anrufen würden, sich das aber verbieten.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]


mio
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 9268

Beitrag Fr., 30.09.2016, 19:04

Broken Wing hat geschrieben:äußern sich gravierendere Störungen in zwischenmenschlichen Problemen. Das ist nicht nur bei psychisch kranken so, auch andere Auffälligkeiten wirken sich zwischenmenschlich aus.
Du gehst davon aus, dass jeder "gestörte Mensch" Persönlichkeitsgestört ist, das ist so aber nicht richtig. Es gibt noch weitere Störungsbilder. Dissoziative Störungen haben - für sich genommen, so keine weiteren komorbiden Störungen vorliegen - einen völlig anderen Charakter als Persönlichkeitsstörungen. Was eventuell auch das unterschiedliche Vorgehen erklären könnte.

Eine "einfache" Patientin bin ich wohl trotzdem nicht, nach allem was ich so wahrnehme. Nur dass das mehr was mit der Komplexität meiner "Person" zu tun haben dürfte und damit, dass vieles im Verborgenen lag und teils noch liegt, als mit sozialen Auffälligkeiten oder einem Mangel an Selbstreflexion. Da bin ich in der Tat sehr pflegeleicht.

Benutzeravatar

Broken Wing
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 2978

Beitrag Fr., 30.09.2016, 19:30

Ufff. Ich habe eine ganz einfache Persönlichkeit und selbst die ist gestört. Wie schaffst du das eigentlich, dass deine komplexe Persönlichkeit so wunderbar zusammenbleibt?
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]


isabe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 39
Beiträge: 3066

Beitrag Fr., 30.09.2016, 19:38

Mio:
Du scheinst ein seltsames Verständnis von Persönlichkeitsstörungen zu haben... Nach dem Motto: "Schlecht sind immer nur die Anderen - ich bin einfach nur komplex". Menschen mit Persönlichkeitsstörungen sind nicht minder komplex, und vor allem sind sie nicht per definitionem verhaltensauffällig in dem Sinne, wie du das Wort zu verwenden scheinst, von wegen: "...können sich nicht angemessen benehmen" - während du selbst das immer kannst?

Benutzeravatar

Broken Wing
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 2978

Beitrag Fr., 30.09.2016, 19:50

Es ist natürlich auch sonst ein Schinken, denn für Probleme reicht manchmal schon eine schiefe Nase.

Zwischenmenschlich gibt es bei schwereren Störungen ausnahmslos immer Probleme. Man kann sie zwar unterdrücken und überspielen, dies erfordert jedoch Energie, die wiederum in anderen Bereichen fehlen und sich nachteilig auswirken kann. Oder man merkt es und zieht sich zurück, um keine Schwierigkeiten zu haben. zB bei schweren Depressionen.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]


mio
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 9268

Beitrag Fr., 30.09.2016, 19:53

Es ging darum, dass ich ja so eine "therapeutisch einfache" Patientin bin - im Sinne der Behandlung.

Ansonsten wird mir das hier gerade schon wieder zu OT. Ich bin es leid ständig aufgrund irgendwelcher Unterstellungen durch andere ins OT gezerrt zu werden.

Glaubt von mir was ihr wollt und kommt zurück zum Thema. Bei Bedarf könnt ihr gerne einen Thread dazu eröffnen, eventuell würde ich mich da dann beteiligen. Hier aber nicht. Danke.


isabe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 39
Beiträge: 3066

Beitrag Fr., 30.09.2016, 20:11

Nun, so OT ist das gar nicht, denn du selbst hast ja unterschieden zwischen einer "bösen" Persönlichkeitsstörung und einer "guten" dissoziativen Störung und hast vermutet, dass das der Grund dafür sei, dass die Einen eine Telefonnummer bekommen und die Anderen nicht. Womit du implizierst: "Die Persönlichkeitsgestörten könnten mit einer Telefonnummer nicht so gut umgehen wie ich".

Das erweckt in mir den Verdacht, dass dein Verständnis von Persönlichkeitsstörungen nicht fundiert ist (was sich auch an dem Beitrag im "Narzissten-Thread" ablesen lässt, als du deine Therapeutin zitiert hast, die meinte: "Narzissten machen keine Therapie, denn sie sehen die Störung ja beim Anderen". Ich weiß nicht, ob du deine Therapeutin falsch verstanden hast, aber eine Narzisstische PS ist nicht deckungsgleich mit dem von dir zitierten Narzissten).

Also, wenn du den Begriff der PS hier in diesem Thread einbringst, dann muss abgeglichen werden, ob du ihn richtig verwendest (ansonsten lieber keine Begriffe benutzen...). Es gibt auch unter den Persönlichkeitsgestörten sehr viele pflegeleichte Patienten; die lässt du aber unter den Tisch fallen, vermutlich weil dir das nicht bekannt ist.


nudels
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 30
Beiträge: 95

Beitrag Fr., 30.09.2016, 20:16

ned streiten damen
Bitte um Nachsicht wegen meiner Rechtschreibprobs. Habe Legasthenie, wenn man was nicht lesen kann, einfach nachfragen.

Benutzeravatar

Broken Wing
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 2978

Beitrag Fr., 30.09.2016, 21:01

Komm, seit wann haste denn Probleme damit, Threads zu Schreddern? Auffällig dieser häufige Verweis auf OT.

Klar werde ich mal zur Sache kommen, wenn du dich ständig als reflektiert, sozial umgänglich, gut abgegrenzt und nur nebenbei unauffällig (schwer) traumatisiert/dissoziativ darstellst.

Da wird man wohl höflich fragen dürfen, wozu denn überhaupt eine Therapie / Notfallnummer gebraucht wird. Du wirst mir jetzt nicht etwa erzählen, dass es bei dir Notfälle gibt? Ach nein, sorry. Steht doch oben. dein Thera bettelt dich drum.

Nuja wurst. Habe jetzt keine Lust auf 'ne Verwarnung, so kurz nach den Semesterferien und dem Therapiebeginn.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag