Wie unbewusst ist das Unbewusste?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Chumani
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Beitrag Sa., 15.06.2013, 23:25

Liebe Titus,

ich glaube, wenn man an den Punkt kommt einzusehen, dass es im Leben diese Sicherheit, die wir gern wollen, nie geben wird, ist man auf dem richtigen Weg. Denn das Leben ist nun einmal lebensgefährlich. Daran werden unsere Scheinsicherheiten auch nichts ändern und das weiss das Unterbewußtsein, daher auch die kläglichen Kontrollversuche des Verstandes.
titus2 hat geschrieben:Kein Handy dieser Welt und kein Therapeuten-Mantra dieser Welt können meine Angst besiegen; ich kann das nur selbst.
Ja, und ich wünsche Dir auf diesem Weg an jenen Punkt zu kommen, dass Du erkennst, welch ein kostbarer Mensch mit vielen schönen Eigenschaften in Dir wartet, entdeckt zu werden. Denn das steht noch aus.
Auch bei Widow. Auch, wenn Dich das jetzt sauer macht, liebe Widow, sehe dennoch durch alle Verzweiflung hindurch Deinen liebenswürdigen Kern, der aus Liebe nicht anders konnte als er tat. Und das weiss Er auch, nur Du noch nicht! Und wie heißt es so schön: Liebe verzeiht alles.

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Widow
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Beitrag Sa., 15.06.2013, 23:32

Meine Erzeugerin hat mich fast immer zur Schule gebracht und von der Schule abgeholt, bis ich aufs Gymnasium kam (in Berlin also ab der 7. Klasse nicht mehr) ... - was ich sagen will:
Völlig andere situative Gegebenheiten, doch genau die gleiche Panik.
(Früher hätte ich das interessant gefunden.)

Ob Du so ptf-Analyseerfahrensberichts-resistent bist, wie Du es soeben geschildert hast, wage ich zu bezweifeln. Aber das is meins, höhö.

Was ich zu Deiner ursprünglichen Thread-Frage anzumerken hatte, habe ich angemerkt. Ich mag von Deinem Anliegen nicht ablenken.

tanti auguri per il futuro analitico!


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leberblümchen
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Beitrag Sa., 15.06.2013, 23:35

grazie!


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leberblümchen
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Beitrag So., 16.06.2013, 00:16

Oh, Mann, danke, ihr beiden!

Ihr ahnt gar nicht, wie sehr mir das geholfen hat. Ich glaube, ich weiß jetzt, dass das Heilsame wirklich die Erfahrung sein wird, zu erleben, wie er mich aushält mit dieser Angst. Mich nicht mehr verstecken und verstellen zu müssen wie früher. Sehen zu können, dass ich ihn nicht zerstöre und - wie meine Mutter immer sagte - krank mache mit meiner Angst. Nein, er wird es überleben. Und ich werde es auch überleben.

Und seitdem ich das weiß, geht es mir richtig gut. Ich fühle mich wieder als Mensch.

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Chumani
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Beitrag So., 16.06.2013, 00:43

Prego! È già!

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Feigling001
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Beitrag So., 16.06.2013, 13:09

@ Titus: Habe ich nicht behauptet. Unter der Annahme, dass das Verdrängungspostulat stimmt und man sich nicht erinnern kann, würde ich es allerdings nicht zwanghaft heraufholen. Und nur die Dinge besprechen, die ich auch benennen kann. Worüber man nicht sprechen kann, darüber soll man schweigen.
Mir kommt das so absurd vor, dass es beim Therapeuten immer Übertragung und Gegenübertragung sein soll, während es sonst etwas angenehmes oder unangenehmes ist. Also sexuelles Interesse, Liebe, Abneigung etc. Man müsste demnach alle Beziehungen mit Übertragung und Gegenübertragung beschreiben können.
Aber darum ging es hier ja nicht. Wie unbewusst ist das Unbewusste ist mindestens so interessant wie die Frage, wie blau das Blau ist. Oder wie korrekt das Korrekte. Oder, um es nicht so banal zu machen, wie recht das Rechte.
Also vermutlich suchst du für dein warum auch immer verkorkstes Leben einen Grund. Und reitest möglicherweise das falsche Pferd.

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Miss_Understood
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Beitrag So., 16.06.2013, 17:40

Muss gerade grinsen - weil: diese unordentliche Gefühl, waas viele Liebe nennen - das IST doch in Form seines ersten Auftauchens - Ver-Liebtheit - die umfassendeste Übertragung überhaupt, finde (nicht nur) ich.

Jedenfalls - zurück zu deinem Thema titus:
Wurde ja schon gesagt; wie das Wort sagt: Unbewusst ist nicht bewusst.

Kann bewusst gemacht werden.
Kann es sein, dass du die Vorannahme hast, dass dieser Prozess der Bewusstwerdung meistens in Form einer recht reinen intellektuellen Leistung vollzogen wird?

(Sonst würdest du dich an dieser deinen Fragestelle ja nicht mal grad so wundern, weil du es ja jetzt wohl erstmals (?) erst mal ERLEBST? Sprich das Gefühl bei dir da ist BEVOR du darüber nachgedacht hast?

Du hast da öfter auch so schöne Beispiele in deinem Blog - und ja, manchmal funktioniert es ja auch so rum: man hat da so ein Ziel in sich manifestiert (durch Nachdenken oder durch ersehen) - Stichwort dein blauer Text da vor sehr kurzem - und wenn du denn dann mal da ankommen wirst, wird es ja nicht mehr SO extrem überraschend (wenngleich hoffentlich auch noch schön) sein, als wenn dich eine feste Überzeugung (wie in Form eines Gefühls jetzt) überkommt worüber du ja noch so direkt nicht nachgedacht hast.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Beitrag So., 16.06.2013, 19:39

Stimmt, es kann sein, dass bisher zu viel über das Kognitive gelaufen ist - nein, es KANN nicht nur so sein: Es IST so. Gemessen an dem wie ich mich fühle, wenn es mir wirklich schlecht geht, ist dieses "das und das ist passiert und deswegen fühle ich mich nun schuldig" vergleichsweise banal. So was wie eben passiert mir nun zum ersten Mal, und ich bin immer noch beunruhigt und habe regelrechte 'Anfälle', in denen ich in Panik gerate.

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Chumani
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Beitrag So., 16.06.2013, 19:53

Titus, wie wahrscheinlichl ist denn Deine Panik, dass er stirbt oder Dich rausschmeißt, wenn Du Deine Ängste zeigst? Warum sollte er ausgerechnet diesen Beruf gewählt haben und diesen auch noch ausüben, wenn er ausgerechnet DAMIT nicht umgehen könnte und es ihn überfordern könnte, wo er darauf hingearbeitet hat, dass ihr an diesen Punkt kommt! Ausserdem darfst du nicht vergessen, dass er keine private Person aus deinem Leben ist so wie Deine Mutter, sondern jemand, der gelernt hat damit umzugehen, gerade damit, sonst hätte er seinen Beruf schon längst an den Haken gehängt und würde nun Coachings geben (hey, nichts gegen Coachings!)! Ausserdem will er ja daran teilhaben und das versucht er Dir immer wieder zu sagen!


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Beitrag So., 16.06.2013, 20:16

Vermutlich kommt da halt auch mein Schuldgefühl zur Geltung, das in meinen Träumen immer vorkommt? Gestern fiel es mir wieder ein, wie meine Mutter hysterisch gebrüllt hat, wenn ich sagte, dass ich Angst habe: Es war eigentlich immer dasselbe, fast täglich: Wenn meine Mutter oder mein Opa sagten, sie wären um 19 Uhr zu Hause, dann war ich glücklich bis um zehn vor sieben. Dann wurde ich unruhig. Um fünf vor sieben brach die Panik aus. Ich lief unruhig in der Wohnung umher und fing an, mir die Haare auszureißen. Um eine Minute vor sieben war ich sicher: "Sie ist tot oder entführt". Und wenn es dann sieben Uhr war, dann ließ sich gar nichts mehr vor Anderen verbergen. Sie waren fast immer pünktlich; das war nicht das Problem. Aber sie kamen eben auch nie vor meinem Panikanfall. Als ich alt genug war, kam dann immer noch ein Orgasmus, was besonders prickelnd war...

Im Grunde - nur ohne Orgasmus - läuft es bis heute so.

Also, wenn ich dann in diesem unruhig-panischen Ton sagte: "Wann kommt Opa?", dann ging es los: "Jetzt hör aber auf! Du bist doch verrückt! Plemplem! So was wie du gehört in die Irrenanstalt! Hier oben hast du sie nicht mehr alle! Du machst mich wahnsinnig, verstehst du? Krank! Ich halte das nicht mehr aus mit dir!"

Also hab ich versucht, diese Angst zu unterdrücken. Die Zeichen hätte man natürlich sehen können. Aber wir haben geschwiegen, so gut es eben ging. Die Mutter meiner Freundin meinte mal zu ihr: "Du solltest mit Klein-Titus zum Psychologen gehen" - ich dachte: "Oh, prima, endlich!" - aber passiert ist natürlich nichts. Kein Psychologe, wie auch sonst kein Arzt. Weil meine Mutter panische Angst vor Ärzten hatte. Ich hätte regelmäßig zum Orthopäden gemusst und sie ist nicht gegangen. Wenn es sich dann doch mal nicht vermeiden ließ, meinte meine Mutter zu mir: "Der ist böse, der schimpft immer" - ja klar, kein Wunder...

So was kommt jetzt alles hoch, und v.a. sehe ich ihre hysterischen Augen, höre ihre überdrehte Stimme, fühle meine Unruhe. Das Gefühl dazu ist neu und richtig heftig. Und manchmal vermischt sich dieses Gefühl mit der Ahnung, wie wohl mein Therapeut reagiert, wenn ich in der Stunde unruhig werde und sage: "Ich hab Angst. Geh nicht weg" - dabei ist er dabei immer ganz lieb. Er würde sicher nicht sagen: "Sie machen mich wahnsinnig" - aber ich kann es nicht gut trennen von der Reaktion meiner Mutter.

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Chumani
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Beitrag So., 16.06.2013, 20:34

Puh, das klingt schlimm.
Ängste, die man in der Kindheit unterdrücken mußte, und als Erwachsener weiterhin versucht unter Schach zu halten, was ja auch eine lange Zeit ganz gut klappt, weil man sie irgendwie kompensieren kann, brechen dann irgendwann als Panikattacken hervor, wenn man sie zuvor nicht anders gelöst bekommen hat. Weil sie eben nach oben kommen wollen. Die ganzen irrealen Assoziationen kommen samt ihnen. Plemplem bist du nicht! Das was Du als Kind gelernt hast, das ist plemplem und das wurde auf Dich projiziert. Deine jetzige Reaktion ist also völlig normal. Sogar für mich als Nicht-Psychoanalyitkerin.


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Beitrag So., 16.06.2013, 20:43

Ich weiß nicht - so schlimm fand ich das damals gar nicht. Also, die Situation war schlimm. Aber ich fand meine Mutter eigentlich ganz 'normal'. Das hab ich jetzt erst herausgefunden, dass das eben NICHT normal ist, so zu reagieren, wenn ein Kind Angst hat. Ganz zu schweigen von der Frage, woher diese Angst überhaupt kommt.

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Chumani
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Beitrag So., 16.06.2013, 20:53

Ich glaube, man findet als Kind seine Mutter immer ganz normal, sich selbst dafür aber unnormal.
Die Rollen werden vertauscht. Die Ängste wirst Du von deiner Mutter übernommen haben.

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