Therapeut und Klient

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Teatime 66
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Beitrag Mo., 02.01.2012, 19:46

Hallo!
Das mit dem Vertrauen ist so eine Sache, das geht bei mir nicht so schnell.
Ich erinner mich noch sehr gut an mein Erstgespräch. Das ist meine erste Therapie. Es war so das ich dringend jamanden brauchte. Als erstes stellte sich für mich mal die Frage, Frau oder Mann als Therapeut, kann ich mit einem männlichen Therapeuten auch klar kommen????? Dann hab ich erst mal herum telefoniert, wie gesagt auch bei männlichen Therapeuten, dort klappte es als erstes, die Stimme gefiel mir schon mal am Telefon, also ich dort hin. Nachdem sein äußeres Erscheinungsbild und das Gespräch doch sehr angenehm verlaufen war, bin ich dort hängen geblieben, wenn es nicht geht kann ich auch jeder Zeit wieder gehen.

Ich finde das Vertrauen muss sich erst entwickeln, das hat man beim Erstgespräch ja noch nicht, man muss sich ja erst mal kenne lernen. Das kann lange dauern. Ich kann mich nicht beschweren, von Anfang an freundlich nett und verständnisvoll, immer im Begriff mir helfen zu wollen. Was für mich schon schwierig war anzunehmen und klar zu kommen, mitlerweile geht es. Es gab auch bei ir in den ersten Stunden schon Situationen, wo ich dachte wir verstehen uns doch nicht und was soll der ganze blödsinn hier. zum Glück hat sich das wieder gelegt. Für mich zählt das ich mich dort wohl fühle, zuhört, mich so nimmt wie ich bin und nicht ständig an mir herum schraubt, das kann man doch auch Vertrauen nennen. Wie gesagt,es gibt auch stunden wo es nicht so gut läuft oder nicht gefällt. Das mit dem Reden fällt mir manchmal immer noch schwer, ich bin willig daran zu arbeiten und hoffe es wird besser.
Vertrauen ist für mich auch, wenn der andere auch etwas von sich selbst erzählen mag.Ich weis das,dass in einer Therapie nicht so üblich ist. Mir ist bewusst das es nur um mich geht. das finde ich so ein wenig unangenehm, das fühlt sich so kalt und leer an . manchmal würd ich schon gern wissen was mein Gegenüber für Vorlieben und Interessen hat , das bleibt wohl überwiegend verborgen
Gruss Teatime

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Beitrag Di., 03.01.2012, 02:53

Teatime 66 hat geschrieben:Nachdem sein äußeres Erscheinungsbild und das Gespräch doch sehr angenehm verlaufen war, bin ich dort hängen geblieben, wenn es nicht geht kann ich auch jeder Zeit wieder gehen.
Bei mir läuft es ähnlich ab, ich bleibe einfach mal hängen, solange es mir gefällt, sonst gehe ich weiter. Ich tue mir nichts an, ich bin lernbereit und wissbegierig, möchte meine Lebenssituation verbessern, neue Einsichten dazugewinnen, aber es gibt bei mir Grenzen, die niemand überschreiten darf. Wenn ja, bin ich weg. Deshalb weiß ich auch nicht, ob ich so lange Therapie machen werde, wie ich dürfte. Vielleicht werde ich wie ein Zigeuner immer wieder weiterziehen und nach Einzelgesprächen suchen bzw. ein paar angehängte. Keine Ahnung. Jedenfalls werde ich mir nichts aufdrücken lassen, sage das aber schon von Anfang an. Aber das steht sogar im Gutachten, dass ich so gestrickt bin.
Lieben Gruß
elana

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leberblümchen
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Beitrag Di., 03.01.2012, 10:52

***elana*** hat geschrieben:Vielleicht werde ich wie ein Zigeuner immer wieder weiterziehen und nach Einzelgesprächen suchen bzw. ein paar angehängte. Keine Ahnung. Jedenfalls werde ich mir nichts aufdrücken lassen, sage das aber schon von Anfang an. Aber das steht sogar im Gutachten, dass ich so gestrickt bin.
Das ist dann aber keine Psychotherapie, sondern das sind einzelne Beratungsgespräche. Eine Psychotherapie ist per definitionem etwas anderes, denn eine Heilung oder Linderung (= Therapie) tritt bei dieser Behandlung nicht nach einem oder wenigen Gesprächen ein. Psychotherapie läuft nicht so sehr über den Verstand, sondern vor allem über die Seele. Und wenn jemand niemand anderen an seine Seele heranlässt, dann kann diese Seele auch nicht behandelt werden.

Wenn es nicht nötig wäre, ins Innere des Patienten vorzudringen und ihn dazu zu bringen, sich zu öffnen, dann würden ja deine Fachbücher ausreichen. Das wäre so etwas die Gebrauchsanweisung für eine Schrankwand, die du dir dann aufbauen kannst. Deine Seele ist aber keine Schrankwand; da geht es um etwas ganz Anderes.

Und eine Psychotherapie funktioniert nicht ohne eine relativ enge Beziehung zum Therapeuten. Vielleicht spürt man das erst, wenn man es erlebt hat. Ich habe auch 20 Jahre meines Lebens immer gedacht, ich bräuchte eigentlich niemanden, der mich therapiert, weil ich ja schon so halbwegs wusste, worin mein Problem begründet ist. Fachbücher lesen kann ich auch. Bringen tut das aber nichts, weil ein Fachbuch keine Beziehung zu mir persönlich hat. Ein Fachbuch berührt dich nicht, gibt dir keinen Halt und mit einem Fachbuch kannst du nicht üben, wie sich die Beziehungen zu deinen Mitmenschen verändern lassen und ein Fachbuch sorgt auch nicht dafür, dass du mit deinen Schmerzen besser zurechtkommst. Das Buch liest du und fertig.

Im Übrigen finde ich persönlich es problematisch, wenn man mehr wissen möchte als der Arzt oder der Therapeut - die haben eine langjährige Ausbildung und können (idealiter) zuverlässig erkennen, was Sache ist; ein Laie kann, selbst wenn er alles versteht, was er liest, niemals in diesem Umfang begreifen, inwieweit sich die Fakten auf sein eigenes Leben übertragen lassen. Es ist sicher total spannend, Bücher über Psychologie und Psychotherapie zu lesen (ich tue das auch), aber das ist kein Ersatz für einen kompetenten Begleiter. Und begleiten kann dich nur jemand, der dich kennt, der dich womöglich besser kennt, als du selbst das tust. Und wenn du nicht bereit bist, dich darauf einzulassen, dann kann dir niemand wirklich helfen.

Es ist sicher so, dass das an deiner Störung liegt, aber wenn das so ist, dass du keine intensiven Beziehungen zu einem Therapeuten führen kannst, dann verstehe ich ehrlich gesagt nicht, wieso du hin und wieder von einer Analyse sprichst, die du evtl. machen möchtest, und davon, dass du dich fragst, wie du die Zeit bis zu deinem nächsten Termin überbrücken kannst, und dass du Leuten Tipps geben möchtest, die darunter leiden, wenn sie ihren Therapeuten ein paar Wochen nicht sehen können. Du MACHST doch gar keine Psychotherapie; du guckst dir alle Therapeuten an und stellst dich ihnen vor, und bevor sie dir zu nahe kommen können, bist du wieder weg.

Warum darf eigentlich niemand diese Grenzen überschreiten?

Mich würde interessieren, was du dir von den vielen Einzelgesprächen und Kurz-Kontakten versprichst. Hast du mal mit jemandem über deine persönlichen und konkreten Ziele gesprochen?

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Beitrag Di., 03.01.2012, 21:43

Hi Titus

Ich sehe das keineswegs so wie Du. Von den Fachbüchern lerne ich sogar sehr viel und setze das auch erfolgreich im Alltag um. Warum Du nicht?

Ich bin nicht der Meinung, dass ich mich einem Therapeuten in irgendeiner Weise überantworten muss, gerade weil ich weiß, wie abhängig eine solche Übertragung macht, siehe auf sehr anschauliche Weise die diesbezüglichen Beispiele in diesem Forum.

Ich bin schon genug abhängig durch meine Schmerzkrankheit, die sich im übrigen sowieso nicht mehr wegtherapieren lässt laut Gutachten. Es geht darum, noch 20% an Leistungsfähigkeit zusätzlich aus mir herauszuholen, damit ich den Alltag und meine Arbeit besser bewältigen kann.

Die Psychoanalyse wird in Fachbüchern zu meinen Fällen empfohlen, weil Persönlichkeiten wie ich sich eben auf keinen Fall herumdirigieren lassen oder sich vollends anvertrauen, sondern durch eigene Einsicht Fortschritte für sich verbuchen. Außerdem steht mir die Psychoanalyse auch so nahe und ich hatte sehr wohl schon ein paar Sitzungen bei einem Psychoanalytiker. Ich denke auch nicht, dass ich mit einem Psychoanalytiker Probleme haben werde, nur wenn würde ich eben wieder einen neuen Thera suchen. Wenn es passt, wär ich ja glücklich darüber, dann würde ich bleiben wollen, auch über Jahre. Es muss mir eben zusagen und ich möchte dabei nicht meine geistige Freiheit verlieren oder beschneiden lassen.

Wie sangen wir schon als Kinder in der Schule: Die Gedanken sind frei. Dieses Lied fand ich schon immer prima, weil es genau meinen Vorstellungen entspricht. Und nein, ich lasse mich nicht entmündigen und lese so viel, wie ich das für richtig halte, wär noch schöner, wenn mir dies der Thera vorschreiben würde.

Aber natürlich heißt das nicht, dass ich mit dem Thera über Fachliteratur diskutiere, es geht ja konkret um mich und meine Lebenssituation, das steht nirgendwo in einem Buch, da wird eben in meiner Seele gelesen, aber es bleibt natürlich einzig und allein MEINE Seele, da wird nichts gemacht, was ich nicht will. Auf keinen Fall werde ich riskante Übertragungsexperimente eingehen. Da ist der Thera, hier bin ich, zwei gleichberechtigte eigenständige Personen, er berät mich, mehr will ich ja auch gar nicht, und da bin ich mit Fragen und der Bereitschaft, neue Perspektiven zu entwickeln aufgrund dessen, was der Thera mir mit seinem Wissen vermittelt. Er kann mich so weit beeinflussen, wie ich es für richtig halte bzw. es als logisch und einsichtig betrachte, dann setze ich es auch um, nicht weil der Thera das gesagt hat, sondern weil ich es selbst aus der gewonnenen Einsicht für adäquat halte.

Aber bitte ausreichend Abstand und Respekt, das innere Kind bleibt schön in mir drin, so wie meine innere Mutter, ich will das nicht projizieren, deshalb will ich auch keine tiefenpsychologische Therapie. Ich hab darüber zwar auch viel gelesen und in den Büchern liest sich das sehr schön und bringt mir auf diesem indirekten Weg auch wertvolle Anregungen, aber dort wurde auch von den Risiken gewarnt, wenn man sich voll darauf einlässt.

Ich weiß, was ich will und werde diesen Weg weiterverfolgen, gerade weil meine Existenz durch eine ungesunde Abhängigkeit zerstört wurde und ich jetzt das lernen muss, was Therapeuten bei ihren Klienten machen müssen, nämlich Grenzen ziehen, erwachsene. Du siehst, ich lerne und nehme mein Gutachten sehr ernst, ich habe die Botschaft begriffen und setze es schon jetzt ohne Thera um, denn ich glaube sowieso nicht, dass dies ein Thera leisten kann. Es liegt immer an einem selber. Ein Thera kann nur begleiten, aufzeigen und beraten, mehr nicht. Er ist nicht mein Vater und auch nicht meine Mutter, die habe ich schon. Ich will auch nicht nachbeeltert werden. Das ist nicht nötig bei mir. Meine Eltern haben vieles wiedergutgemacht. Ich empfinde sehr viel Liebe für sie. Sie waren überfordert, haben aber am Ende auch dazugelernt. Ich kann ihnen deshalb nichts vorwerfen. Sie haben ihr Bestes gegeben in ihrem damals möglichen Wahrnehmungsradius und es korrigiert, als sie im Laufe der Jahre neue Perspektiven dazu entwickelten.

Ich will jetzt nur verstehen, weshalb, wie, warum und was ich jetzt verbessern kann in meinem Leben. Es ist keine Schuldfrage. Das war es nie. Ich finde das sowieso kindisch, immer jemandem die Schuld geben zu müssen. Ebenso unreif empfinde ich es, wenn jemand sich so abhängig macht von einer Person, die einem nach xy Sitzungen sowieso wieder den Laufpass gibt. Man sollte nicht zu viel erwarten, denn das kann kein Thera einhalten. Wer wenig erwartet, kann eher nur positiv überrascht werden. Deshalb kann ich jetzt auch sagen, dass mir jede Sitzung bisher etwas brachte. Dasselbe bei den Büchern, ich schöpfe sehr ergiebig daraus und nutze es für mich.
Lieben Gruß
elana

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leberblümchen
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Beitrag Di., 03.01.2012, 22:15

Aber eine Psychoanalyse arbeitet doch ganz extrem mit der Übertragung. Ohne das geht es doch gar nicht. Dass sich jemand diesen Prozess nicht zumuten möchte, kann ich absolut nachvollziehen. Aber wenn man sagt: "Psychoanalyse hört sich toll für mich an, werde ich ausprobieren", dann ist es doch geradezu unlogisch, sich dagegen zu wehren, die Übertragung zu erleben. So eine Analyse funktioniert ja nicht so, dass ihr da eine mathematische Kurvendiskussion unternehmt.

Du solltest frei assoziieren können, und das geht immer mit einem gewissen Kontrollverlust einher. Das lässt sich doch gar nicht mit einer Analyse vereinbaren, dass du nicht zulassen kannst, dieses "als ob"-Spiel mitzuspielen.

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Beitrag Di., 03.01.2012, 23:43

Sorry, Titus, aber das stimmt nicht. Lies doch mal Freud und Bücher über die Psychoanalyse! Dort steht deutlich, dass die Übertragung nicht erwünscht ist. Freudianer werden das berücksichtigen, mein Thera hielt sich daran, er ist auch Freudianer. Die Übertragung soll nur insoweit zugelassen werden, um daraus einen Erkenntnisgewinn zu holen und sie auflösen zu können, sie nicht unbewusst wirksam werden zu lassen, weil unerkannt. Aber erwünschtes Ziel ist es nicht bzw. nur deren Erkennen und Eliminieren.
Lieben Gruß
elana

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Beitrag Mi., 04.01.2012, 07:01

Ich möchte die Diskussion an dieser Stelle nicht vertiefen, denn ich denke, das führt zu nichts. Wenn du jemanden findest, der dir eine wirksame Psychoanalyse light anbietet und du meinst, dass dir das hilft, dann ist ja gut.

Mit einer 'richtigen' Analyse hat das jedenfalls nichts zu tun, und deshalb abstrahiere ich persönlich immer von dem, was du schreibst, denn deine Erlebnisse beziehen sich nicht auf das wirkliche Erfahren einer Psychotherapie. Du schreibst aber so, als sei das der Fall. Das ist für meinen Geschmack nicht ganz unproblematisch; deshalb wollte ich das erwähnen.

Nur eines noch: Dass du mit einem 'echten' Freudianer besonders viel Spaß hättest, wage ich zu bezweifeln - du, die du niemanden an dich ranlassen möchtest...

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Beitrag Mi., 04.01.2012, 07:10

@Titus: Ich persönlich sehe es eher so, dass Du selbst schon längst in einer Abhängigkeit zum Therapeuten steckst (ich denke da an Dein von Dir ziemlich schwärmerisch geschildertes Auf-den-Schoss-genommen-Bedürfnis in der Therapie) und aus dieser Position heraus meine Lage nicht wirklich sachlich beurteilen kannst. Ich möchte auch tatsächlich keinen "Spaß" in der Therapie haben, wie kommst Du darauf? Es geht um Arbeit an mir selbst, das ist eine ernste Sache, die viel Konzentration erfordert. Spaß kann ich anderswo finden, dafür braucht´s nun wahrlich keinen Therapeuten. - Aber wir müssen ja nicht der gleichen Ansicht sein.

Ich finde es aber ein bisschen befremdlich, dass Du meine Psychotherapeuten in ihrer Qualifikation anzweifelst, wie kommst Du dazu? Natürlich informiere ich mich vorher, welche Therapieform jemand vertritt und sogar an der Uni lehrt. Du nicht?
Lieben Gruß
elana

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Beitrag Mi., 04.01.2012, 08:09

Wie gesagt, elana, mir ging es eher darum, mal auszusprechen, was ich über dein Verhältnis zur Psychotherapie denke - und damit auch anzudeuten, dass es auf mich leicht irritierend wirkt, dass du über 22 Beiträge am Tag in einem Psychotherapieforum schreibst, ohne das tatsächliche 'Therapie-Feeling' überhaupt mal gehabt zu haben. Das alleine wäre nicht besonders bemerkenswert; seltsam wird es erst durch die Tatsache, dass du es immer wieder so darstellen möchtest, als seiest du therapiemäßig ein totaler Insider. Das bist du aber überhaupt nicht - vielmehr hast du um dich eine Armada aus Fachbüchern geschaffen, die allerdings genau das verhindert, was du vorgibst zu haben: Durchblick.

Da du nun aber so viel schreibst, ist es schwer, deine Beiträge völlig zu ignorieren. Mich stört es nur, dass du dabei so als Expertin auftrittst. Gerade zum Beispiel bei diesem Thema ist es doch so, dass du eine enge, vertrauensvolle Beziehung zu einem Therapeuten gar nicht kennst (wie du ja immer wieder betonst). Du schreibst aber so, als könne man sich an deinem Verhältnis zu Therapien und Therapeuten irgendwie orientieren - denn warum sonst würdest du jemandem antworten, der fragt, woran man merkt, dass man vertrauen kann?

Das soll es dann an dieser Stelle mal wieder von meiner Seite aus gewesen sein.

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Beitrag Mi., 04.01.2012, 09:07

Hi Titus

Im Gegensatz zu Dir orientiere ich mich eben nicht daran, was ein einzelner Therapeut mir sagt, sondern vertrete meine eigenständige Ansicht und lese Fachbücher, um mir selbst das nötige Wissen anzueignen, schließlich geht es um mich selbst und darin bin ich tatsächlich Expertin, wie ich mit Verlaub betone. Und doch, natürlich lerne ich aus diesen Fachbüchern (dies schon seit Jahren), das werde ich doch wohl besser wissen als Du. Wie kommst Du darauf, dies beurteilen zu können? Sogar der Gutachter fand meine auf diese Weise bereits geleistete Selbsttherapie bemerkenswert. Oder zweifelst Du auch dessen Qualifikationen an?

Wie Du habe ich nur wenige Monate Kontakt zu Therapeuten (seit August) und natürlich kann ich jetzt nicht von 10 Jahren Therapie-Erfahrung sprechen. Manche Langzeitpatienten wirken trotzdem nicht so begeistert, was mich durchaus auch nachdenklich stimmt und mich erst recht zu dem Schluss führt, dass es eben wirklich an mir liegt und ich diese Verantwortung nicht an einen Therapeuten übergeben sollte. Ich möchte nach 10 Jahren nicht zur gleichen ernüchternden Bilanz kommen wie manche nach unzähligen Therapie-Stunden, wo es größtenteils darum ging, sich selbst aus der Übertragung zum Therapeuten zu befreien. Wahrlich, auf diese Erfahrung verzichte ich gerne! Denk mal darüber nach, weshalb meine Ansicht Dich so stört, vielleicht trifft es gerade den wunden Punkt in Dir, wo Du fühlst, dass Du ihn lösen musst, eben diese Übertragung, die ich persönlich tendenziell eher als ungut einstufe. Also ich kann nur hoffen, dass ich nicht in diese Falle tappe.
Lieben Gruß
elana

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Lisa Lyon
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Beitrag Mi., 04.01.2012, 20:42

Hallo Elana,

eine der Voraussetzungen um Psychoanalytiker zu werden, ist eine sogenannte Lehranalyse.
Was meinst du, warum es wichtig ist, dass ein Therapeut eine eigene Therapie "erfahren" muß?
Warum ein Studium von Büchern nicht ausreicht?


Lisa

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Beitrag Mi., 04.01.2012, 21:05

Hey Lyon

Du hast da offenbar etwas überlesen. Ich besuche eine Therapie. Darum geht es nicht. Es ging um die Art und Weise des Verhältnisses zwischen Thera und Klient, siehe Titel. Titus ist PRO Übertragung, ich dagegen. Wir haben da einfach eine unterschiedliche Auffassung hinsichtlich dessen, was die Freudianer diesbezüglich praktizieren. Haben wohl nicht dasselbe gelesen. Darüber ließe sich ewig streiten; wenn sich schon die therapeutischen Schulen darin uneinig sind, wird es hier kaum einen Konsens geben. Aber danke für die Bemühungen. Aber es kann ja jeder so machen, wie er will.
Lieben Gruß
elana

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Mary-Lou
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Beitrag Sa., 07.01.2012, 16:35

Es gibt sicherlich einige hilfreiche Fachbücher und Ratgeber auf dem Markt. Ich habe auch schon das ein oder andere gelesen, aus Interesse, was mich denn so erwartet bzw. um das ein oder andere vielleicht verstehen zu können.

Allerdings sollte man eines nicht aus den Augen verlieren: Bücher sind auch nicht zwangsweise das Non-Plus-Ultra und unwiderlegbar Wahre. Sie wurden auch nur von einem Psychotherapeuten, einem Professor, einem, der die Erfahrung gemacht hat, o.ä. geschrieben. Meistens stammen sie auch nur von einer Person mit den jeweiligen Ansichten und individuellen Erfahrungen, die dieser Autor gemacht hat. Ein anderer mag dies vielleicht wieder ganz anders beschreiben. Wie gesagt, sie mögen hilfreich sein, aber letztendlich steckt hinter demjenigen, der die verfasst hat, auch nur ein Mensch, der seine Ansichten niedergeschrieben hat.

Für mich persönlich gilt - ich lerne lieber direkt mit einem Therapeuten mich selbst kennen und lasse mir von ihm helfen, wenn es darum geht, an mir zu arbeiten. Dennoch finde ich es nicht verkehrt, sich auch anderweitig zu informieren und vielleicht auch andere Sichtweisen kennenzulernen. Man kann dann immer noch kritisch abwägen, ob sie der eigenen entsprechen und für einen selbst hilfreich sind.
Frühling: „Eine echte Auferstehung, ein Stück Unsterblichkeit.” (Henry David Thoreau)

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