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Peter_
neu an Bord!
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Mon, 25.Aug.03, 20:08 Medikament bei Panikattacken verschrieben - wirklich nötig? |
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Hallo Herr Fellner, hallo liebe Forummitglieder!
Heute hatte ich mein Erstgespräch. Der Therapeut ist sehr sympatisch und ich könnte mir vorstellen dass es gut klappen wird. Die Kosten für 1 Therapiesitzung kommen auf 90 Euro! Ist viel oder?
Nun aber nun kommt es, er hat mir Cipralex 10 mg verschrieben! Ein Anti Depressivum glaube ich. Er sagt dass ist dringend bei mir nötig da ich die Panikattacken immer öfters habe und offensichtlich unter einer Angstneurose leide. Er wird auch gerne mit mir die Therapie machen, aber er sagt es wäre besser unterstützend dieses Medikament zu nehmen.
Irgendwie hat er mir geholfen, aber irgendwie hat er mich noch unsicherer gemacht. Heißt das die Therapie alleine wird mir nicht helfen meine Panikattacken zu heilen? Er ist übrigens Psychiater/Neurologe und eben Therapeut.
Ich traue mich auf jeden FAll dieses Medikament nicht einzunehmen, die Nebenwirkungen die aufgelistet sind sind ein Wahnsinn!
Was denkt ihr darüber? Macht irgendjemand von Euch Therapie und nimmt zusätzlich was ein?
Herr Fellner, kann ich meine Panikattacken nicht nur durch therapie lösen?
Über Antworten würde ich mich sehr freuen.
Danke Euch!!
Anmerkung Admin: Betreffzeile zwecks besserer Übersichtlichkeit von "@Hr. Fellner und Forummitglieder! Medikament verschrieben!" auf obige geändert. Ich hoffe, das stört Sie nicht allzusehr. mfg,rlf
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r.l.fellner
Psychotherapeut
1589
Wien M
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Tue, 26.Aug.03, 6:12 Re: @Hr. Fellner und Forummitglieder! Medikament verschriebe |
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Lieber Peter,
Peter_ wrote: | Der Therapeut ist sehr sympatisch und ich könnte mir vorstellen dass es gut klappen wird. Die Kosten für 1 Therapiesitzung kommen auf 90 Euro! Ist viel oder? |
nun, der Richtwert liegt für Psychotherapie zwischen € 61,50 und € 123,- (Übersicht siehe http://www.psychotherapiepraxis.at/pt-praxisinfo.phtml ), allerdings schreiben Sie ja, daß Sie sich für einen Psychiater und Neurologen entschieden haben (warum eigentlich? Bei einer Angst- und Panikstörung handelt es sich um keine Psychose - auf die Psychiater spezialisiert sind) - bei Psychiatern und Neurologen aber liegen die üblichen Honorarsätze deutlich höher (€ 90,- würde ich hier als eher günstig einschätzen).
Für ganz wichtig halte ich aber in erster Linie, daß Sie ein Gefühl des Vertrauens und des gut Aufgehobenseins haben - das ist (aus meiner Sicht) wichtiger, als die "Billigkeit" der Stunde, da es die Therapiedauer (und somit auch die effektiven Gesamtkosten) entscheidend beeinflussen kann.
Peter_ wrote: | Nun aber nun kommt es, er hat mir Cipralex 10 mg verschrieben! Ein Anti Depressivum glaube ich. |
Cipralex (auch: Escitalopram) ist ein Antidepressivum, genauer gesagt ein SSRI (Serotonin-Wiederaufnahmehemmer).
In diesem Forum finden Sie bereits eine Vielzahl von Beiträgen rund um Cipralex (Tip: Suchfunktion nutzen!), z.B. auf http://psychotherapiepraxis.at/forum/viewtopic.php?p=7994 . Cipralex ist an sich (verglichen etwa mit Seropram) sogar verhältnismäßig arm an zu erwartenden Nebenwirkungen.
Peter_ wrote: | Er wird auch gerne mit mir die Therapie machen, aber er sagt es wäre besser unterstützend dieses Medikament zu nehmen. (..)
Heißt das die Therapie alleine wird mir nicht helfen meine Panikattacken zu heilen? Er ist übrigens Psychiater/Neurologe und eben Therapeut. (..) Herr Fellner, kann ich meine Panikattacken nicht nur durch therapie lösen? |
ich kann das aus der Ferne beim besten Willen nicht sagen, Peter, da ich die Umstände und Vehemenz Ihres Problems nicht kenne. Ich gehe davon aus, daß Ihr Psychiater oder Neurologe seine Einschätzung und Verordnung nach bestem Wissen vorgenommen hat und Ihnen damit helfen möchte.
Mit Ihrer persönlichen Frage an mich bringen Sie mich in ein gewisses Dilemma, da ich bei meinen eigenen Klienten eigentlich noch nie auf die Verschreibung von Psychopharmaka zurückgreifen mußte - und sich der therapeutische Erfolg trotzdem einstellte... Persönlich bin ich halt eher vom Prinzip geleitet: Medikamente nur dann, wenn's nicht anders geht oder es den Verlauf der Therapie (z.B. durch Entlastung der Symptome) entscheidend verbessern/vereinfachen könnte. Üblicherweise gehe ich so vor, daß ich (wenn ich mir aufgrund meiner Einschätzung des(der) jeweiligen Klienten(in) vorstellen kann, daß z.B. ein AD unterstützend sein könnte) dies dem Klienten sage und ihn auf Wunsch zu einem Psychiater zwecks Verschreibung weiterverweise. Es ist aber stets freiwillig, und war noch nie Voraussetzung für eine Therapie bei mir.
Soviel zu meiner Vorgangsweise - aber jeder Therapeut arbeitet anders. Prinzipiell greifen Psychiater und Neurologen natürlich "leichter" zur Verschreibung von Medikamenten, da dies einen wesentlichen Teil ihrer Ausbildung darstellt. Es ist, möglichst wertfrei gesagt, einfach ein anderer therapeutischer Zugang.
Empfehlen würde ich Ihnen, daß Sie Ihrem Psychiater/Neurologen gegenüber Ihre persönlichen Bedenken klar zum Ausdruck bringen und fragen, ob es nicht doch auch - wenigstens versuchsweise - ohne Cipralex geht. Er sollte definitiv Ihr erster Ansprechpartner für diese Frage sein. Wenn er verneint und Sie dennoch keinesfalls das Medikament nehmen möchten, können Sie ja immer noch überlegen, vielleicht doch einen ausgebildeten Psychotherapeuten aufzusuchen.
Beste Grüße und alles Gute
Richard L. Fellner
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Peter_
neu an Bord!
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Tue, 26.Aug.03, 7:44 @ Hr. Fellner |
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Lieber Herr Fellner,
danke für Ihre prompte und ausführliche Antwort.
Wichtig ist das es mir besser geht, egal was es mich kostet. Es ist halt nur so das ich auch nicht gerade viel verdiene, aber wenn Sie sagen das ist ein fairer Preis, dann bin auch schon beruhigt. (wußte nicht wieviel das kostet, weiß nur von einer Bekannten, sie zahlt 60 Euro und kriegt aber dann von der Krankenkasse ziemlich viel zurück).
Warum ich mich für einen Psychiater/Neurologen entschieden habe? In erster Linie habe ich mir seine Homepage angeschaut und gesehen er macht auch Psychotherapie.
Ich habe ihm auch gestern gesagt, dass ich die Medikamente nicht nehmen will da ich Angst vor Nebenwirkungen habe. Er hat nicht versucht mich zu überreden, hat mir aber gesagt dass sich mit einer Psychotherapie der Erfolg nur sehr langsam einstellen wird und das es mir dem Medikament schneller besser gehen wird. Ich werde das Medikament jedoch vorab nicht einnehmen. Die 1. Sitzung ist leider in 2 Wochen da er ziemlich voll ist. Ich gebe ihm einmal eine Chance.
Ich hoffe die Panikattacken werden nicht mehr so oft auftreten in der Zwischenzeit. Den die machen mich ganz schön fertig...
danke für Ihre Hilfe.
Peter
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r.l.fellner
Psychotherapeut
1589
Wien M
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Tue, 26.Aug.03, 7:58 Re: @ Hr. Fellner |
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Peter_ wrote: | weiß nur von einer Bekannten, sie zahlt 60 Euro |
sie geht dann vermutlich zu einem(r) Psychotherapeut(in), aber nicht zu einem Psychiater oder Neurologen. Siehe oben.
Peter_ wrote: | In erster Linie habe ich mir seine Homepage angeschaut und gesehen er macht auch Psychotherapie. |
nun ... ... die meisten Psychiater und Neurologen bieten "auch Psychotherapie" an, aber sie üben sie eben (siehe meine obige Antwort an Sie) meist "anders" aus als Psychotherapeuten. Es ist eben ein ganz anderer Zugang, den sie zu Psychotherapie haben.
Peter_ wrote: | dass sich mit einer Psychotherapie der Erfolg nur sehr langsam einstellen wird und das es mir dem Medikament schneller besser gehen wird. |
das deckt sich allerdings nicht mit meiner Erfahrung. Im übrigen können SSRI's wie Cipralex nur die psychischen Belastungen reduzieren, aber sie heilen nicht - reduzieren die Therapiedauer also bestenfalls über den Umweg, daß sie den Energiebedarf für das Aushalten der Symptome reduzieren und so mehr Konzentration für den eigentlichen therapeutischen Prozeß verbleibt.
Ich halte es aber für gut, daß Sie ihm gegenüber Ihre Bedenken angesprochen haben und erst mal eine gewisse Zeit hindurch schauen möchten, wie die Therapie bei diesem Arzt anspricht und verläuft. Gerade auch ohne Medikamente.
lg,
rlf
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nele
Forums-Gruftie
672
im Urlaub :-) W
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Hallo Peter,
bei mir waren vor einigen Jahren Panikattacken der Anlass eine Therapie anzufangen.
Da ich einige Jahre zuvor schon Mal (aus anderem Grund) in Behandlung bei einem Neurologen/Psychiater gewesen war und die Befürchtung hatte,
bei einem Neurologen/Psychiater nicht um Medikamente "herumzukommen", habe ich mich an einen privaten Psychotherapeuten gewendet.
Ich bekam innerhalb von wenigen Tagen einen Gesprächstermin und konnte gleich mit der Therapie beginnen.
In der ersten Woche hatte ich drei Termine auf einmal, "zur Probe", und es ging mir schon nach diesen drei Terminen erheblich besser. -
Medikamente standen dabei nicht zur Debatte.
Wenn der Neurologe/Psychiater sagt, (bei ihm?) würde ohne Medikamente eine Besserung deiner Symptome nur langsam eintreten und du nicht bereit bist, die Medikamente zu nehmen, musst du dich warscheinlich darauf einstellen, dass es dort nicht so ganz schnell besser werden wird.
Es ist halt die Frage, ob du, wenn du die Therapie, wie ich verstanden habe, sowieso selbst bezahlst und mit der Medikamenten-Lösung nicht glücklich bist, dich in der Zwischenzeit nach einer Alternative (Psychotherapeut) umschauen magst.
Es muss ja nicht für alle Therapeuten gelten, dass ohne Medikamente eine Besserung länger dauern würde.
Panikattacken, besonders wenn man sie noch nicht so lange hat und gleich zum Therapeuten geht, lassen sich nämlich, glaube ich, schon relativ schnell günstig beeinflussen!
Alles Gute
Nele
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ichbinich
Forums-InsiderIn
153
österreich W, 35
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hallo peter!
es ist DEINE entscheidung, ob du medikamente nimmst oder nicht. niemand soll dich zum einen oder anderen ÜBERREDEN.
deine bedenken in die eine oder andere richtung sind ernstzunehmen. es ist, denke ich, das beste, deinem gefühl nachzugeben. -zumindest, wie dir schon empfohlen wurde und du ja vorhast, noch abzuwarten, und nochmals mit deinem arzt darüber zu sprechen. über deine bedenken, deine ängste, deine hoffnung und alles andere, was damit verbunden ist.
es kann sein, daß eine mekikamentöse (zusatz)behandlung zu empfehlen oder angezeigt ist, aber ohne deine innere überzeugung ist das nur die halbe miete.
davon bin ich jedenfalls fest überzeugt.
mir selbst wurde vor mehr als einem jahr von meinem hausarzt nahegelegt, antidepressiva zu nehmen und eine psychotherapie zu beginnen (depression).
obwohl ich über lange zeit schwankte, lehnte ich medikamente ab. begann eine psychotherapie, wo mir ebenfalls zusätzliche medikamentation VORGESCHLAGEN wurde. ich lehnte ab.
vor etwa drei monaten habe ich mich letztendlich für zusätzliche medikamentation entschieden. es hilft mir sehr.
ich glaube, daß sowohl die damalige entscheidung DAGEGEN, als auch die vor kurzem erfolgte DAFÜR richtig war. eben jeweils dem zeitpunkt entsprechend.
höre dir die meinung der fachleute an. aber entscheide DU selber!
es kann auch schon sehr helfen, die medikamente einfach in der tasche zu haben. also zu wissen: ich kann jederzeit damit beginnen, wenn ich nicht mehr kann. vergiß allerdings nicht, daß es mindestens zwei wochen dauert, bis du mit wirkung rechnen kannst.
alles gute!
ichbinich
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